Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Der Bundespräsident hat es "gut" gemeint...?

Innenpolitik Der Bundespräsident hat es "gut" gemeint...?

Lenova46
Lenova46
Mitglied

RE: Der Bundespräsident hat es "gut" gemeint...?
geschrieben von Lenova46
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 19.06.2022, 11:57:50

Ich zitiere dich:

"Im Gegensatz zu den Studenten, die direkt von der Schule kamen, hatten wir bereits einen anderen Überblick. So ähnlich wäre es wahrscheinlich nach einem Pflichtjahr."

Was du schreibst, kann ich sehr gut nachvollziehen.

Ich hätte mir gewünscht "rechtzeitig" eine Firma, einen Betrieb, überhaupt eine Einrichtung gründlich von innen kennenzulernen.
Mir wäre wahrscheinlich manches - auch negative Erkenntnisse" erspart geblieben.
Weder in der Schule noch im Studium lassen sich konkrete Erkenntnisse über einen Beruf vermitteln. Neben dem Studium zu arbeiten, ist nicht immer einfach.
Jedenfalls sollte doch die reine Theorie mit der Praxis Schritt halten. 

RE: Der Bundespräsident hat es "gut" gemeint...?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Lenova46 vom 19.06.2022, 15:37:04

Mir wäre wahrscheinlich manches - auch negative Erkenntnisse" erspart geblieben.
 
Ach, weißt du, ohne negative Erlebnisse wären wir nicht das, was wir jetzt sind. Das gehört leider auch zum Leben, und je eher das die jungen Leute erfahren, um so besser ist es für ihre Entwicklung. Wenn sie immer nur in Watte gepackt werden, erkälten sie sich beim ersten Luftzug.
Mein alter Bio-Lehrer schrieb mir ins Poesiealbum: "Ein Blick ins Buch und zwei ins Leben, das wird die rechte Form dem Geiste geben. (Goethe)"

Simiya
Heidrun11
Heidrun11
Mitglied

RE: Der Bundespräsident hat es "gut" gemeint...?
geschrieben von Heidrun11
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 19.06.2022, 11:57:50

So eine Pflichtzeit würde den Heranwachsenden zeigen, wo es wirklich lang geht. Später im Beruf steht doch auch das Muss an erster Stelle, die persönlichen Belange kommen weiter hinten. Habt ihr es etwa anders erlebt?

 


Nicht jeder Jugendliche studiert nach der Schule. Vielleicht haben das die meisten hier im Forum getan. Ich nicht, ich habe eine Lehre begonnen. Mein Mann und auch mein Schwiegersohn haben nach dem Abitur erst einmal einen Beruf erlernt und dann erst studiert, das hat ihnen später sehr geholfen und sie haben das Berufsleben gleich kennengelernt. Das ist in manchen Berufen kein schlechter Weg 😊Deshalb verstehe ich nicht warum Jugendliche erst eine Pflichtzeit absolvieren müssen, um das Berufsleben kennen zu lernen 😏. Die Pflichtzeit sollte doch wohl eher dazu beitragen sich sozial einzubringen. Etwas für den Nächsten / die Gesellschaft zu tun.

 
Übrigens, wir waren früher nicht ganz so unbelastet aus der Schule gekommen. Wir hatten das Unterrichtsfach UTP in der 9. und 10. Klasse: Unterrichtstag in der Produktion.
 


Es gibt „weiterführende Schulen“  (also ab 9. oder 10. Klasse), auf denen die Schüler auch an praktische Berufe herangeführt werden.  

 
Es gibt viele, die eine zweite oder dritte Lehre beginnen. Das ist auch nicht Sinn der Sache und verursacht unnötige Kosten.
geschrieben von Simiya

Würden diese Jugendlichen ihre Pflichtzeit gewissenhaft und mit Begeisterung absolvieren, wenn sie etwas arbeiten müssten, was ihnen absolut nicht gefällt? 😏


Versteh mich nicht falsch, ich will deinen Beitrag nicht schlecht reden 😊  es gibt immer zwei Seiten. Ich versuche beide Seiten zu sehen. Ich bin noch "mittendrin" und sehe es vielleicht auch deshalb etwas anders. 😊

Meine Überlegung geht dahin, das in den Schulen vielleicht mehr über solche sozialen Einsätze hingewiesen werden sollte. Es gibt das Fach Arbeitslehre, vielleicht könnte man es dort besprechen. Vielleicht auch Jugendliche, die bereits so eine Zeit absolviert haben, vor der Klasse berichten lassen.

Es sind nicht immer die Eltern Schuld. Wenn meine Enkelin z.B. nach Hause kommt und berichtet, das die Lehrerin ein Soziales Jahr für eine "verlorene Zeit" hält   .    .    .    😏
Wir haben darüber geredet und sie steht wieder zu ihrer Idee im Ausland sich sozial einzusetzen (aber bis dahin ist noch viel Zeit). Aber wie viele Jugendliche tun das 😏

 

Anzeige

olga64
olga64
Mitglied

RE: Der Bundespräsident hat es "gut" gemeint...?
geschrieben von olga64
als Antwort auf Heidrun11 vom 19.06.2022, 21:02:56

Danke, dass Sie uns wieder schildern, wie das berufs- und ausbildungstechnisch bei Ihnen vor Jahrzehnten so gelaufen ist - heute ist das etwas anders, wenn mehr als 55% der jungen Menschen studieren wollen und zudem immer weniger junge Menschen nachkommen, aber dafür die Anzahl der Älteren kontinuierlich steigt.
Und unter denen sind immer mehr - was ja eine sehr erfreuliche Angelegenheit ist - die fit und aktiv sind und sich noch gerne länger "einbringen" wollen. Viele sind auch im Alter allein (muss nicht unbedingt einsam bedeuten), weil sie sich von Partnern trennten oder diese verstorben sind oder was auch immer.

Mir gefallen z.B. so Modelle wie "Oma-Au-Pair". Da verpflichten sich ältere, lebendige Damen für einige Monate z.B. nach Australien, Kanada oder andere Länder - beaufsichtigen dort die Kinder, lehren diese die deutsche Sprache und entlasten die jungen Familienmütter und -väter.
Ich denke,das kann für alle Beteiligten eine sehr gute Sache sein - .

Wir haben z.B. in unserer Bücherei eine Gruppe SeniorInnen, die kleineren Kindern vorliest. Das haben wir während der Lockdowns sehr vermisst - jetzt geht es seit einiger Zeit wieder los.
Die Mütter und Väter dieser kleinen Kinder geben diese in der Bücherei ab und haben etwas Zeit für sich. Dann wird mit den Kleinen demokratisch abgestimmt, welches Buch gelesen wird. Es ist ein schönes Gefühl, wenn sich die Kinder dann voller Vorfreude und Spannung aneinanderkuscheln und zuhören, aber auch die Lust zum Lesen dadurch angeregt wird.
Am Schluss darf sich jedes Kind ein Gummibärchen nehmen und wird aufgefordert, bis zum nächsten Mal zu überlegen, welches Buch vorgelesen werden soll.
Olga

RE: Der Bundespräsident hat es "gut" gemeint...?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Heidrun11 vom 19.06.2022, 21:02:56
Was du schreibst, ist doch völlig in Ordnung. Jeder hat eine andere Sichtweise auf die Dinge. Und so soll das ja auch sein.
Meine Erfahrung hat mich aber gelehrt, dass ein großer Teil der Menschheit - und dazu gehören auch unsere jungen Leutchen - weit davon entfernt ist, etwas freiwillig zu tun. Außer es geht um das eigene Hobby. Dann natürlich.

Wenn in der Schule durch Vorträge, Exkursionen und ähnliches eine solche Zeit schmackhaft gemacht werden würde, wäre das noch keine Garantie, dass alle mitmachen würden.

Aber wir sind alle viel zu weit weg von der Materie, um unsere Meinung kümmert sich eh keiner, der was zu sagen hat. 😊

Simiya
olga64
olga64
Mitglied

RE: Der Bundespräsident hat es "gut" gemeint...?
geschrieben von olga64
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 20.06.2022, 16:55:09

Aber wir sind alle viel zu weit weg von der Materie, um unsere Meinung kümmert sich eh keiner, der was zu sagen hat. 😊

Simiya
Von welcher Materie sind Sie weit weg? Es geht um den Alltag und gesellschaftliche Regeln und auch Verpflichtungen - . Wenn Sie nicht Augen und Ohren verschliessen und sich weigern, etwas mitbekommen zu wollen, kann das natürlich so sein, wie anscheinend bei Ihnen.
Ansonsten haben Sie in Deutschland doch eine Auwahl an Parteien, die Sie wählen können. Vermutlich "kümmern" sich dann Grüne und FDP nicht so sehr um das Wohl von alten Menschen - aber die grösseren Parteien wie SPD, CDU/CSU und evtl. sogar die Linke schon. Das finden gerade junge Menschen oft nicht so gut, wenn deren Belange weniger berücksichtigt werden als das der alten Leute (weil einige Parteien bei denen die treuesten Wähler vermuten). Olga

Anzeige

RE: Der Bundespräsident hat es "gut" gemeint...?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf olga64 vom 20.06.2022, 17:03:25
Ich freue mich, wieder von Ihnen einen netten Beitrag zu lesen! Danke!

Simiya
Bias
Bias
Mitglied

RE: Der Bundespräsident hat es "gut" gemeint...?
geschrieben von Bias
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 20.06.2022, 17:07:25
Ich freue mich, wieder von Ihnen einen netten Beitrag zu lesen! Danke!
Ja - von der Olga lernen, heißt die Welt und das Leben verstehen lernen.
Xalli
Xalli
Mitglied

RE: Der Bundespräsident hat es "gut" gemeint...?
geschrieben von Xalli
als Antwort auf olga64 vom 20.06.2022, 16:54:58

 Wir haben z.B. in unserer Bücherei eine Gruppe SeniorInnen, die kleineren Kindern vorliest. Das haben wir während der Lockdowns sehr vermisst - jetzt geht es seit einiger Zeit wieder los.
Die Mütter und Väter dieser kleinen Kinder geben diese in der Bücherei ab und haben etwas Zeit für sich. Dann wird mit den Kleinen demokratisch abgestimmt, welches Buch gelesen wird. Es ist ein schönes Gefühl, wenn sich die Kinder dann voller Vorfreude und Spannung aneinanderkuscheln und zuhören, aber auch die Lust zum Lesen dadurch angeregt wird.
Am Schluss darf sich jedes Kind ein Gummibärchen nehmen und wird aufgefordert, bis zum nächsten Mal zu überlegen, welches Buch vorgelesen werden soll.
(olga)

...dieser Beitrag @olga, macht mir richtig Freude, so genau wie du den Vorgang des Vorlesens
beschreibst, gehörst du der Gruppe älterer Frauen an die vorliest.
Wie schön auch für dich, sind doch solche `Glücksmomente´ mit eigenen Kindern für dich
nicht erlebbar gewesen.
Xalli

olga64
olga64
Mitglied

RE: Der Bundespräsident hat es "gut" gemeint...?
geschrieben von olga64
als Antwort auf Xalli vom 20.06.2022, 18:00:05

Das stimmt - aber da ich mich selbst aus freien Stücken und nur mir bekannten Gründen gegen eigene Kinder entschieden habe und einen anderen Lebensweg eingeschlagen hatte, habe ich hier auch nie etwas vermisst. So unter dem Motto: was man nicht kennt, kann man auch nicht vermissen.
Bei Ihnen war es wohl anders, aber ich nehme jetzt mal an, dass auch Ihre eigenen Kinder aus dem Gröbsten raus sind und sie ihnen nicht mehr vorlesen müssen (oder das schon umgekehrt läuft?).

Hoffe, dass Ihnen auch hierzu eine Ihrer bekannten Bösartigkeiten einfällt - lassen Sie sich Zeit, damit was wirklich Prägnantes daraus entsteht. Olga


Anzeige