Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Der Bundespräsident hat es "gut" gemeint...?

Innenpolitik Der Bundespräsident hat es "gut" gemeint...?

Xalli
Xalli
Mitglied

RE: Der Bundespräsident hat es "gut" gemeint...?
geschrieben von Xalli
als Antwort auf Syka vom 17.06.2022, 21:30:54
Mal sehen, ob es uns vergönnt ist, am Wochenende sinnvoll weiter das eigentliche Thema zu diskutieren. 
Ich hatte Steinmeier schon so verstanden, dass er die jungen Leute direkt ansprach und nicht die Rentner. Muss morgen mal sehen, ob ich die direkte Wortwahl finde.
geschrieben von Syka
kurz gefasst @Syka.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat einen solchen Pflichtdienst in sozialen Einrichtungen oder bei der Bundeswehr vorgeschlagen. Die Menschen sollten sich "in den Dienst der Gesellschaft stellen" und "aus der eigenen Blase rauskommen". Quelle Zeit online

Der soziale Gedanke war für Steinmeier mM. nach vorrangig und er hat nicht nur Zustimmeung dazu bekommen.

Völlig am eigentlichen Thema vorbei gehen die Beiträge von Rentnerinnen, die sich mit ihrer Tätigkeit als "au pair Mädchen" in diesem Thread äußern, das waren Beschäftigungen die
ausschließlich der eigenen Person nutzen sollten, ergo keinesfalls im Sinne von Steinmeiers
Überlegungen sich für die Allgemeinheit einzubringen.

Ich finde den Vorschlag von Steinmeier bedenklich, zum einen kann man soziale Hilfe
nicht erzwingen, so wenig wie man soziales Denken bei allen Jugendlichen voraussetzen kann.

Eine praktikable Lösung die sozialen Dienste mit mehr Helfern zu unterstützen, habe ich leider
auch nicht, ich kann nur hoffen, dass der Egoismus, der in den letzten Jahren meiner
Beobachtung nach zugenommen hat, bei vielen jungen Leuten zumindest abgemildert wird.

Gruß Xalli

PS. recht interessant zu dem Thema finde ich den Beitrag im "Deutschlandfunk Kultur"

soziale Pflichtjahr
werderanerin
werderanerin
Mitglied

RE: Der Bundespräsident hat es "gut" gemeint...?
geschrieben von werderanerin
als Antwort auf Xalli vom 18.06.2022, 01:15:06

Ich persönlich habe nichts gegen einen sogenannten "Dienst" für die Gesellschaft. Meine Überschrift war ja ja auch deshalb genau so gewählt..."gut" gemeint ?"...

Ich denke, dass es in unserer Gesellschaft schon sehr viele, positive Beispiele gibt...siehe all die Ehrenämtler, um nur eines zu benennen, wohl manches in der Gesellschaft garnicht klappen würde. 

Herr Steinmeier hatte einen Denkanstoß geben wollen, hat auch ganz sicherlich mit dem Ausdruck "Menschen" nicht das Rentnerklientel gemeint, da bin ich mir sehr sicher.
Die meisten haben ihr wohlverdientes Rentnerdasein redlich verdient, im wahrsten Sinne des Wortes und sehr viele müssen sogar noch neben her arbeiten, damit sie überhaupt über die Runden kommen und all das wird sich noch verschärfen . 

Er meinte (okay Spekulation...) aber sicherlich eben die jungen Menschen, die sich einbringen könnten, der Gesellschaft helfen , viel hinzu lernen und somit auch zurück bekommen würden..., also  "ihre Blase" verlassen. 

Das alles ist richtig und gut aber KEINE Pflicht !

Kristine

Syka
Syka
Mitglied

RE: Der Bundespräsident hat es "gut" gemeint...?
geschrieben von Syka
als Antwort auf werderanerin vom 18.06.2022, 10:48:37

Nirgends konnte ich das Originalinterview von Steinmeier finden, aber in der Presse ist fast überall zu lesen, dass er von "jungen Menschen" sprach.

Für soziales Engagement gibt es ja mehrere Möglichkeiten, vor allem das FSJ oder man kann sich als Bufdi bewerben. Die Honorierung ist eher bescheiden, Euro 423,- im Monat. Das wird vermutlich nicht einmal dem gesetzlichen Mindestlohn entsprechen. Ich weiß nun nicht, was früher einem Zivi bezahlt wurde, aber damals gabs ja keinen Mindestlohn in der derzeitigen Höhe und es war sicher an den Sold der Wehrpflichtigen angepasst.

Interessant fand ich das Angebot für einen internationalen Jugendfreiwilligendienst im Ausland. Allerdings ist da noch nicht einmal ein Betrag vergleichbar eines Bufdi zu erhalten, sondern man muss noch Geld mitbringen, zuvörderst wird empfohlen, sich Förderer in Familie ö.ä. zu suchen.

Link

Das Taschengeld dürfte die tägliche Tafel Schokolade nicht überschreiten😉

Also alles nicht so prickelnd, so dass man nur Idealisten und Idealistinnen dafür gewinnen kann. Für Rentner ist eine Teilnahme am Bufdi-Programm noch am erstrebenswertesten, um damit die Rente aufzustocken. Statt Zeitungen oder Werbeblätter auszutragen sicher überlegenswert. Diese Grundausstattung vergleichbar einer Rente ist für junge Menschen nicht gegeben und für Eltern, die das evtl. nachfolgende Studium des Nachwuchses finanzieren müssen, bedeutet es ein Jahr mehr Unterstützung der Kinder. Gut, wenn sie noch daheim wohnen und essen dann reichen die Euro 423 als Taschengeld.


Anzeige

RE: Der Bundespräsident hat es "gut" gemeint...?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Ein solches Jahr fände ich nicht schlecht. Über eine entsprechende Vergütung müsste es noch Regeln geben, aber ansonsten ist die Idee grandios.
Natürlich, wer die Möglichkeit hat, ein Auslandsjahr zu machen, der sollte nicht noch zu einem sozialen Jahr hier herangezogen werden. Doch so viele Jugendliche sind das nicht.

Warum bin ich dafür? Es ist gut für die Persönlichkeitsentwicklung! Bisher haben die Jugendlichen nur die Schule und vielleicht den Sportclub gehabt. Vieles, was im Leben auf einen zukommen kann, wurde von ihnen durch die Eltern und durch die Schule fern gehalten. Sie wurden auch oft mit Samthandschuhen angefasst. Ein soziales Jahr (oder vielleicht wieder ein Jahr Wehrpflicht) noch vor Beginn der Lehre oder des Studiums würde mit Sicherheit den Horizont der jungen Leute erweitern.
Die Pflegeheime z.B. würden sich freuen, wenn sie Personal zur Unterstützung bekämen. Oder wer später auf Lehramt studieren möchte, könnte in Kindereinrichtungen eingesetzt werden. Es gäbe sicher auch die Möglichkeit, verpflichtende Praktika in Betrieben der Region zu machen. Einfach nur, damit unsere Jugend ein wenig in die Praxis schnuppern und sich so besser auf das künftige Berufsleben vorbereiten kann. Vielleicht würde das auch bei der Berufswahl der Unentschlossenen helfen.

Ich glaube nicht, dass dadurch jemand Schaden am Seelchen nehmen würde!

Simiya

 
Heidrun11
Heidrun11
Mitglied

RE: Der Bundespräsident hat es "gut" gemeint...?
geschrieben von Heidrun11
als Antwort auf Syka vom 18.06.2022, 12:52:27
Nirgends konnte ich das Originalinterview von Steinmeier finden, aber in der Presse ist fast überall zu lesen, dass er von "jungen Menschen" sprach.

Ich habe da etwas gefunden, wie gut diese Seite ist, weiß ich nicht und ob es das ganze Gespräch war, weiß ich auch nicht.

https://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Reden/DE/Frank-Walter-Steinmeier/Interviews/2022/220612-Interview-BamS.html

Da spricht er nicht von Jugendlichen, sondern allgemein.


Wie könnte die aussehen?
Das sollte ja Gegenstand der Debatte sein. Ich habe auch bewusst Pflichtzeit gesagt, denn es muss kein Jahr sein. Da kann man auch einen anderen Zeitraum wählen. Es geht um die Frage, ob es unserem Land nicht guttun würde, wenn sich Frauen und Männer für einen gewissen Zeitraum in den Dienst der Gesellschaft stellen.


Die allgemeine Diskussion, Talk Show usw geht aber hauptsächlich über Pflichtzeit von Jugendlichen (was ich so mitgekriegt habe). Die Fachleute sagen da auch immer wieder, dass es bei Erwachsenen und vor allem Rentnern nicht durchführbar sei.

 
Interessant fand ich das Angebot für einen internationalen Jugendfreiwilligendienst im Ausland. Allerdings ist da noch nicht einmal ein Betrag vergleichbar eines Bufdi zu erhalten, sondern man muss noch Geld mitbringen, zuvörderst wird empfohlen, sich Förderer in Familie ö.ä. zu suchen.

Link

Das Taschengeld dürfte die tägliche Tafel Schokolade nicht überschreiten😉
geschrieben von Syka

Ich habe aber auch schon Seiten gefunden wo es heißt, das die Jugendlichen ein Entgeld bekommen. Nur gibt es dort nicht genug Plätze, weil die Nachfrage zu hoch ist. 😏

LG Heidrun

 
Bias
Bias
Mitglied

RE: Der Bundespräsident hat es "gut" gemeint...?
geschrieben von Bias
als Antwort auf Heidrun11 vom 18.06.2022, 18:52:05

Es ist ein wenig zu heiß, um zu allem, was das die Mitarbeiter des Bundespräsidialamtes und deren Unternehmensberater dem Chef mit auf den Weg geben, Stellung zu nehmen.

Ich überlege gerade, ob Gustav Walter Heinemann seinerzeit ähnlich unterwegs gewesen ist wie Kollege Frank-Walter Steinmeier.


Anzeige

Syka
Syka
Mitglied

RE: Der Bundespräsident hat es "gut" gemeint...?
geschrieben von Syka
als Antwort auf Heidrun11 vom 18.06.2022, 18:52:05

Danke für den  Link zum Gespräch, vermutlich ist es schon komplett und von Steinmeier autorisiert.
Der Bezug zu "jungen Menschen" ergibt sich aus dem Gesprächsverlauf, der zuvor den allgemeinen Wehrdienst zum Thema hatte, den er nicht befürwortet.

Wenn die Zeit nicht auf ein Jahr festgelegt wird, also etwa Semesterlänge hätte, kann ich einer Pflichtzeit schon zustimmen. Und wenn die Wahl des Einsatzortes, also auch z.B. Ausland möglich ist, dann spricht wenig dagegen. Viele Jugendliche nehmen sich nach Schulabschluss eine kleine Auszeit, dann halt als soziale Pflichtzeit.

Nur müssen dann auch Möglichkeiten geschaffen werden - so z.B. Einsatzmöglichkleiten, die jetzt, wie du schreibst, immer gleich besetzt sind und nur in ungenügender Anzahl zur Verfügung stehen.

 

Syka
Syka
Mitglied

RE: Der Bundespräsident hat es "gut" gemeint...?
geschrieben von Syka
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 18.06.2022, 17:26:59

Bei unserer Diskussion in diesem Faden gibt es, so meine ich es zu verstehen, keine Differenzen über die Möglichkeit/Notwendigkeit, soziale Arbeit zu leisten. Nur das Wort "Pflichtzeit" ist strittig.
Die Argumente sind auf beiden Seiten gut, entscheiden muss schlußendlich die Politik.

Bist du für Pflichtzeit?

werderanerin
werderanerin
Mitglied

RE: Der Bundespräsident hat es "gut" gemeint...?
geschrieben von werderanerin
als Antwort auf Syka vom 18.06.2022, 19:19:05
Konsens gibt es über Möglichkeiten, sich als Jugendlicher oder wer auch immer es ist, in die Gesellschaft einzubringen und dabei wäre es für mich nicht wichtig, ob es sich um einen festen Begriff, wie "soziales Jahr/Monat/Zeit" o.ä. handeln würde. 

Notwendig ist , dass durch "die Politik" entspr. Rahmenbedingungen geschaffen werden, die dann auch nach "unten" hin in den Ländern durchaus variabel umgesetzt werden könnten. 

Pflicht jedoch ist für mich keine Option aber das sehen ja sehr viele so. 

Nun aber wäre ja die Frage u.a., WIE kann man Jugendliche oder auch andere interessierte Gruppen erreichen ... und müsste es nicht auch so sein, dass es eine Entlohnung geben müsste?

Ich denke ja, nur so kann man Interesse wecken, Anreize schaffen einmal zu helfen und das freiwillig...,  eine gute Entlohnung spornt nicht nur an und somit wäre allen geholfen..., viele Jugendliche o.a. benötigen ganz einfach das Geld, sonst funktioniert es nicht.

Kristine
RE: Der Bundespräsident hat es "gut" gemeint...?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Syka vom 18.06.2022, 19:19:05
Pflichtzeit? Ja. Denn:
Die Jugendlichen würden in diesem Pflichtjahr höchstwahrscheinlich einen persönlichen Reifeprozess durchmachen, der ihnen im weiteren Leben hilft.

Sind wir doch mal ehrlich zu uns selbst: Als wir noch Kindlein waren oder später, als unsere Kindlein zur Schule gingen, das Wort PFLICHT gab es doch nur in abgeschwächter Form. Oder? Bis auf wenige Ausnahmen - nämlich da, wo es superstrenge Eltern gab - war doch alles ganz locker. Im Gegenteil, die Eltern nehmen ihre Sprösslinge gegen die Schule in Schutz. Das Wörtchen MUSS ist für viele Schüler ein Fremdwort. Papa und Mama können alles abbremsen.

So eine Pflichtzeit würde den Heranwachsenden zeigen, wo es wirklich lang geht. Später im Beruf steht doch auch das Muss an erster Stelle, die persönlichen Belange kommen weiter hinten. Habt ihr es etwa anders erlebt?

Ich war auf keinem Gymnasium, sondern habe nach der 10. Klasse einen Beruf gelernt und gleichzeitig das Abitur abgelegt. Die Ausbildung dauerte dafür ein Jahr länger, geschadet hat es uns aber damals nicht. Im Gegensatz zu den Studenten, die direkt von der Schule kamen, hatten wir bereits einen anderen Überblick. So ähnlich wäre es wahrscheinlich nach einem Pflichtjahr.
Übrigens, wir waren früher nicht ganz so unbelastet aus der Schule gekommen. Wir hatten das Unterrichtsfach UTP in der 9. und 10. Klasse: Unterrichtstag in der Produktion.
Vor allem in der 10. hat mir das viel gebracht, denn ich war beim Produktionselektriker, wo ich Honmaschinen verdrahten musste, und später beim Betriebselektriker, bei dem ich lernte, die anfallenden Werkzeuge und Strippen zu reparieren. Das war erstens cool und zweitens habe ich echt was gelernt damals. Lampen anschließen und Steckdosen reparieren - kein Problem mehr!

Ein mir bekannter Jugendlicher hat die Lehre abgebrochen mit der Begründung: Ich musste so früh aufstehen!!! Jetzt lernt er in einem Reisbüro. Die beginnen später... Vermutlich ist er nicht der einzige, der/die sich mit den Gepflogenheiten auf einer Arbeitsstelle nicht abfinden kann. Es gibt viele, die eine zweite oder dritte Lehre beginnen. Das ist auch nicht Sinn der Sache und verursacht unnötige Kosten.

Also noch mal: Ja, ich bin für ein Pflichtjahr. In welcher Form, das wäre noch zu überlegen.
Aber das ist meine höchst unmaßgebliche Meinung. Herr Steinmeier wird seine Leute haben, die das bis in alle Einzelheiten auskaspern und dann eine fertige Strategie vorlegen werden. Falls es überhaupt dazu kommen sollte.

Sorry, das sollte kein Roman werden. Jetzt gehe ich kochen.

Simiya


 

Anzeige