Innenpolitik Der Bundespräsident hat es "gut" gemeint...?

Herr Steinmeier meint mit seinem Vorstoß/Anstoß..., wenn junge Menschen sich eine bestimmte Zeit in den Dienst der Gesellschaft stellen würden, das täte allen gut, man würde neues kennenlernen, aus seiner kleinen Blase heraus kommen und sogar noch viel nützliches tun, nämlich anderen  helfen.

Für mich erstmal eine gute Idee aber ein sogenanntes Pflichtjahr o.ä. wirkt auf mich nicht anspornend und somit ist es keine gute Idee.

Kann es gut sein, jemanden zu zwingen, Monate im Dienste der Gesellschaft zu sein..., es ist ein Eingriff in die Freiheit. Dafür würde es einen unabweisbaren Grund geben, wie z.B. die Wehrpflicht im Kalten Krieg.

Wenn man dann noch berücksichtigt, dass gerade die jungen Menschen in der Pandemiezeit auf fast alles verzichten mussten und dies fast lautlos, haben sie es verdient, ihr Leben frei zu gestalten und selbst zu entscheiden, was, wann und wie gemacht wird. Es ist ihr Leben.

Lebenserfahrungen kann man immer sammeln und es ist um so wertvoller, wenn es freiwillig geschieht., nicht als Zwang ! Es sollte nämlich auch Freude machen. Nur so kann man aus einer Arbeit immer auch etwas gutes für das Leben mitnehmen und es ist dann sogar noch nachhaltig und richtig.

Dies, im übrigen machen sehr viele junge Menschen schon immer, dazu braucht es keines "Pflichtjahres" !

Eigentlich hat Herr Steinmeire bisher immer auch ein gutes Händchen, wenn er sich einbrachte, ja..., er wollte eine Debatte anstoßen, was richtig ist aber nicht so.

Würden andere Bevölkerungsgruppen hurra schreien, wenn man eine Dienstpflicht für rüstige und fitte Rentner beispielsweise einführen würde...


Kristine

 

Ja, gut gemeint, aber....Freiwilligkeit ist vorzuziehen! Meine beiden Enkel haben jeweils nach dem Abitur ein freiwilliges soziales Jahr gemacht, der eine beim Christlichen Verein Junger Menschen, der andere im Bereich Medienkompetenz bei der Arbeit mit Kindern. Es hat ihnen viel gebracht - sie lernten verschiedene soziale Schichten kennen und erkennen, dass es nicht allen so gut geht wie ihnen selbst. Schon mein Sohn machte Wehrersatzdienst bei der Deutschen Friedensgesellschaft - hat nichts geschadet!

Gibt es zu wenig Freiwillige? Wie könnte man diesen Dienst den Jugendlichen näher bringen?

LG barbarakary

Steinmeier will eine Diskussion in unserer Gesellschaft anstoßen, so in etwa hat er sich ausgedrückt!
Daraus muss man schließen, dass er persönlich diesem Gedanken positiv gegenüber steht ... und da befindet er sich in zahlreicher Gesellschaft!

Will man einen Bundespräsidenten nicht komplett zum "Grüß Gott August" machen, dann darf er das selbstverständlich! Ich bin mir sicher, das er sich mit weiteren Stellungnahmen in einer "präsidialer Zurückhaltung" bewegen wird ...

Es gibt gute Argumente dafür, ebenso auch gute dagegen!

Unsere eifrigen Journalisten halten nun gleich jedem Politiker ein Mikrophon unter die Nase, wollen sofort eine Stellungnahme dazu, wie aus der Pistole geschossen, am besten ja oder nein, bevor der Gesellschaftliche Diskurs überhaupt Fahrt aufgenommen hat! Die Antworten werden dann gleich dokumentiert, und wenn dann im Laufe der Meinungsbildung jemand seine Auffassung dazu ändert, dann ist das gleich ein Umfaller, ein unsicherer Kantonist!

Zeiten der Abwägung, des Nachdenkens und der Meinungsfindung sind offensichtlich nicht erforderlich, werden Politikern und anderen Teilen der Gesellschaft nicht mehr zugestanden!

Das ist eine sehr schlechte Entwicklung, aber leider keinesfalls eine neu!
MarkusXP





 

Darf ich daran erinnern, dass etliche Politiker diese Forderung schon seit Jahren stellen? Wenn jetzt so ein Aufhebens um Steinmeiers Gedanken gemacht wird, kann ich nur den Kopf schütteln.

Ja, liebe Barbarakary...auch mein Sohn hatte damals einen sogenannten Zivildienst (DDR Zeit), arbeitete in einer Einrichtung für geistig behinderte Frauen und ich weiß heute noch, dass er oft sehr nachdenklich war aber immer auch sagte, er hat es gerne gemacht und so liebe Menschen kennengelernt und hatte somit mal einen ganz anderen Blick auf Menschen unserer Gesellschaft, denen es vielleicht nicht so gut geht. Es hat ihn u.a. geformt zu dem Menschen, der er heute ist..., obwohl es nicht einfach war für einen jungen Menschen.

Ich muss aber dazu sagen, dass es eben nicht ganz freiwillig war, da ja Ersatzdienst. Dennoch meine ich, dass eine Pflicht immer auch Gegenwehr auslösen kann, weil man gezwungen wird.


Kristine

Ganz abgesehen davon, was man den jungen Leuten nach 2 Jahren Pandemie noch alles aufbürden will,  halte ich auch berufspolitisch davon nicht viel. Ich fürchte, dass es so sein wird wie bei den früheren "Zivildienstleistenden": Die wurden nach kurzer Einarbeitung wie normales Personal eingeteilt, und die Arbeitgeber können sich Neueinstellungen sparen. Ich weiß, wovon ich rede, ich habe die meiste Zeit meines beruflichen Lebens im Sozialbereich gearbeitet, und mit den Zivis habe die Träger "Stellen eingespart". In allen Abteilungen und Gruppen waren je 1-2 Zivis, die eine ganze Stelle ersetzten. Natürlich wurde das offiziell nicht so bezeichnet, aber in den Personalplänen gab es dafür schon interessante Abkürzungen...

Das Land hat gravierende Probleme mit dem Mangel an Krankenpflegern, Altenpflegern, Erziehern und Sozialpädagogen. Und das gerade jetzt wieder einmal so ein Vorschlag kommt, dieses Mal von höchster Stelle, irritiert mich, obwohl ich unseren Bundespräsidenten durchaus schätze...

DW

Ich denke, lieber ingo, dass dieser Denkanstoß durchaus gerechtfertigt ist. Mir kam eben nur der Gedanke und das schrieb ich auch, dass es sehr viele Jugendliche gibt, die sehr wohl solche Wege gehen und noch gehen werden und zwar sehr bewußt um zu helfen, wo auch immer. Das alles ist nichts neues.

Wir sehen ja seit Jahren, dass überall in den Pflegbereichen u.a. Kräfte gesucht werden aber wir ahnen auch, dass diese Menschen eben auch eine Ausbildung benötigen, um in den Bereichen zu arbeiten und der Einsatz eben nicht so einfach umgesetzt werden könnte..., denn zum Kaffeekochen sollten sie nicht eingesetzt werden...

Kristine

Hallo
Ich finde, frei entscheiden kann man sich erst für etwas, was man kennengelernt hat. Da gibt es viele eindrucksvolle Beispiele. Muho Nölke zum Beispiel. Er hat sich lange der Zen-Meditation verweigert, bis er es ein einziges Mal probierte und am Ende Abt in einem japanischen Kloster wurde. Ich selber hätte mir auch nie träumen lassen, irgendwann mal zu unterrichten, hätte man mich nicht liebevoll "gedrängt", mal vor einer Klasse zu stehen und das Lampenfieber auszuhalten. Inzwischen ist das 25 Jahre her und ich weiss gar nicht, was aus mir geworden wäre, hätte es jenen Impuls damals nicht gegeben.
Meiner Meinung nach sollte jede:r die Freiheit haben, jederzeit aufzuhören und seinen Kurs im Leben zu ändern. Das Leben ist wie eine Wanderung; man entdeckt auf seinem Weg plötzlich ein neues Tal oder einen neuen Gipfel. Und wieso sollte man nicht die Freiheit haben abzubiegen oder umzukehren, wenn man das möchte? Aber manchmal ist ein kleiner Schubser eben doch ganz hilfreich, um sich erstmal auf den Weg zu machen.
Liebe Grüsse
Sandra

Was ich interessant fand..., Markus, kaum hatte Herr Steinmeier seinen Anstoß öffentlich gemacht, machten bekannte Politiker sofort die Gegenrechnung auf.

Wollte man garnicht drüber nachdenken und erstmal diskutieren und vielleicht auch noch andere, gute Gedanken einbringen ?

Haken dran und gut...

Kristine

@werderanerin: da kommt noch eine andere Komponente hinzu: Ein Soziales Jahr im Lebenslauf wird bei vielen Arbeitgebern ein Pluspunkt im Lebenslauf sein.