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Innenpolitik Darf in Deutschland der Judenhass öffentlich Flagge zeigen?

luchs35
luchs35
Mitglied

RE: Darf in Deutschland der Judenhass öffentlich Flagge zeigen?
geschrieben von luchs35
als Antwort auf aixois vom 22.05.2021, 13:39:05

Wie sollen zwischen Israel und der Hamas  trotz der derzeitigen Waffenruhe die Spannungen abgebaut werden, wenn keine für beide Seiten tragbare Lösung eine Chance bekommt? Und wie realistisch ist die Zweistaatenlösung, die auch den Palästinensern einen eigenen Staat gewähren würde? Dieser Gedanke ist im Moment die einzige Zukunftslösung, denn welche Alternative dazu könnte es sonst geben? 
Ich glaube kaum, dass in den nächsten 10 Jahren ein tragbarer Kompromiss gefunden wird ,denn  der andauernde Nahostkonflikt ist zur Normalität geworden, das ist das Schlimme daran. Die Flickwerke werden weitergehen, und die Führungsriegen werden daran festhalten wollen, weil es ihnen den Verbleib an der Macht gewährleistet. Auch der israelische Regierungschef Netanjahu hat von der neuen Eskalation profitiert, ebenso wie Palästinenserpräsident Abbas, der nun kurzfristig die Wahlen verschieben ließ.  So haben beide ihr sinkendes Ansehen aufpoliert, und das derzeitige Flickwerk gefestigt. 
Das mag zynisch klingen, aber es kommt beiden Seiten gelegen. 
Die Mehrzahl der Palästinenser, die auch eine Lösung ohne eigenen Staat akzeptieren würde, wenn dann die Schikanen durch die Israelis  beendet würden, stoßen in Israel auf Widerstand, das keinesfalls   gleiche Rechte der Palästinenser wie jene der Israelis  einräumen würde. 
Weder Deutschland noch die Schweiz haben bislang die Hamas aus guten Gründen als "Terrororganisation" bezeichnet, um die Gespräche aufrecht zu erhalten, denn um die Hamas wird in Zukunft keiner mehr herumkommen, und sie einfach nur als Terroristen zu bezeichnen, würde da bestimmt nicht weiterhelfen. 
Das Furchtbare aber ist, dass dieser Nahostkonflikt längst als Normalität gilt.
Luchs35 



 

Edita
Edita
Mitglied

RE: Darf in Deutschland der Judenhass öffentlich Flagge zeigen?
geschrieben von Edita

Habe vor ein paar Tagen einen interessanten Satz gelesen, der die ganze derzeitige Situation höchst passend umschreibt, er ging in etwa so:

" Während viele jüdische Israelis und viele Palästinenser in Nahost sich darum abmühen, darum kämpfen daß ihnen nicht das letzte Miteinander kaputt geht, kaputt gemacht wird, übt sich der Rest der Welt im eindeutigen Gegeneinander - viele, die weit weg vom Geschehen sitzen, üben sich derzeit aber eher darin, ein weiteres Vertiefen der Gräben zu etablieren, zu ermöglichen."

Ähnlich sehe ich das hier auch beim Lesen mancher Beiträge ........

Edita

 

Tina1
Tina1
Mitglied

RE: Darf in Deutschland der Judenhass öffentlich Flagge zeigen?
geschrieben von Tina1
"Aber hier sehen wir sozusagen einen unter dem Vorwand der Israelkritik ausgelebten Antisemitismus“, meint die Studentin und Präsidentin der Jüdischen Studierendenunion Deutschland Anna Staroleski. Für sie sei es ganz klar zu betrachten, dass es im Konflikt des Nahen Ostens natürlich auch um Glaubensfragen geht, aber in Deutschland und anderswo diese Situation genutzt wird, um einen wirklich Judenhass wieder zu entfachen.

Das führe zu zwei Dingen: Die Jüdinnen und Juden in Deutschland haben nicht nur erneute Angst auf offener Straße angegriffen zu werden, sondern müssen sich auch für das, was in Israel passiert, rechtfertigen, obwohl sie mit den Geschehnissen dort nichts zu tun haben. Diese Unsicherheit und Ohnmacht führe zu einem geschwundenen Sicherheitsgefühl in Deutschland, obwohl die Jüdinnen und Juden heute grundlegend gerne ein Teil der deutschen Gesellschaft seien. Diese Differenzierung zwischen politischer Kritik und jüdischem Glauben in Israel vertritt auch der Grünen-Politiker Omid Nouripour. Er betrachtet die Situation sehr angespannt und verfolgt das politische Agieren Europas. Für ihn sei ein Schritt jetzt ganz wichtig: Die europäischen Staaten soll-ten sich beherzt daran setzen und in das Krisengebiet fahren, damit die Lage vor Ort geregelt wird.

Der stellvertretende SPD-Parteichef und ehemaliger Vorsitzender des Jusos Kevin Kühnert analysiert einen weiteren Punkt in dem Nahost-Konflikt: Er sieht die große Gefahr des muslimischen Extremismus, der sich willkürlich gegen alle Gruppierungen und Menschen richtet, die nicht sich diesem Glauben unterwerfen. Damit relativiert er nicht, dass jeder Muslime terroristisch oder extremistisch sei, sondern solche Gruppierungen - wie die Hamas - keinen Halt vor Verlusten machen. Und in dieser Zeit sind es die israelischen Jüdinnen und Juden, die dieser Gefahr ausgeliefert sind, genau so die eigene palästinensische Bevölkerung. "

 



"Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hat zu Solidarität gegen Antisemitismus und Hass aufgerufen. Er beklagte am Freitag in einem Grußwort zum FDP-Bundesparteitag massive Hetze gegen Juden in Deutschland. «Die Ablehnung, der Protest richten sich nicht gegen die palästinensische Terrorgruppe Hamas und deren Raketen, sondern gegen uns, gegen Juden», sagte er in seiner Videobotschaft.

«Wir sehen brennende israelische Flaggen vor Synagogen. Wir hören Parolen voller Judenhass auf den Straßen.» Schuster sagte: «Es reicht!» Er rief dazu auf, nicht wegzuschauen. «Wir erwarten, dass die Bürger sich gegen diesen Antisemitismus stellen! Und zwar lautstark und öffentlich», so Schuster. «Wir erwarten auch Solidarität in den sozialen Medien. Sie können sich gar nicht vorstellen, mit welcher Menge an übelsten Kommentaren wir es gerade auf Facebook, Twitter und Instagram zu tun haben.» Er bat die FDP, diesen Appell mit in den Parteitag und in den Wahlkampf zu nehmen. "



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Bias
Bias
Mitglied

RE: Darf in Deutschland der Judenhass öffentlich Flagge zeigen?
geschrieben von Bias
als Antwort auf Tina1 vom 22.05.2021, 17:57:04

"Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hat zu Solidarität gegen Antisemitismus und Hass aufgerufen. Er beklagte am Freitag in einem Grußwort zum FDP-Bundesparteitag massive Hetze gegen Juden in Deutschland. «Die Ablehnung, der Protest richten sich nicht gegen die palästinensische Terrorgruppe Hamas und deren Raketen, sondern gegen uns, gegen Juden», sagte er in seiner Videobotschaft.

«Wir sehen brennende israelische Flaggen vor Synagogen. Wir hören Parolen voller Judenhass auf den Straßen.» Schuster sagte: «Es reicht!» Er rief dazu auf, nicht wegzuschauen. «Wir erwarten, dass die Bürger sich gegen diesen Antisemitismus stellen! Und zwar lautstark und öffentlich», so Schuster. «Wir erwarten auch Solidarität in den sozialen Medien. Sie können sich gar nicht vorstellen, mit welcher Menge an übelsten Kommentaren wir es gerade auf Facebook, Twitter und Instagram zu tun haben.» Er bat die FDP, diesen Appell mit in den Parteitag und in den Wahlkampf zu nehmen. "
geschrieben von Tina1
Das beantwortet die Frage, Tina, ob der Judenhass in Deutschland öffentlich Flagge zeigen darf:
Er tuts ganz offensichtlich;
weil er es anscheinend unter derzeitigen Bedingungen relativ gefahrlos tun kann.
 
Karl
Karl
Administrator

RE: Darf in Deutschland der Judenhass öffentlich Flagge zeigen?
geschrieben von Karl
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 22.05.2021, 12:02:04
woschi2:
"... Aber Stand der DInge ist, dass ein  palästinensischer Staat  keinem Juden , keinem Israeli, ein Bleiberecht einräumen will.  ..."
@woschi2

Das immer wieder zu betonen, um die Gräben tief zu lassen, halte ich für einen großen Fehler, denn selbstverständlich müsste und würde ein palästinensischer Staat das Existenzrecht Israels in seinen Statuten verankern.

Beide Staaten müssten sich gegenseitig ihrer Existenz versichern.  Und das würde auch geschehen. Es ist doch auch jedem Araber klar, dass Israel ein Faktum geworden ist, das bleiben wird. Israel müsste aber eben auch den Palästinensern ein Existenzrecht in einem eigenen Staat in der Region einräumen.

Karl

 
aixois
aixois
Mitglied

RE: Darf in Deutschland der Judenhass öffentlich Flagge zeigen?
geschrieben von aixois
als Antwort auf Michiko vom 22.05.2021, 14:10:02

Über den Scharon Plan, den Scharon selbst als gegen die Oslo Vereinbarungen gerichtet verstand, könnte  man lange diskutieren.
Die einseitige Abkoppelung (die ja keine "Freigabe" von Gebieten wär, bestenfalls eine 'Rückgabe') führte dazu, dass die Hamas fortan ihr Unwesen in dem allein von ihr beherrschten Gazastreifen ausüber konnte. Als 'Kompensation' für Gaza (wo die Sicherheit der Siedler ohnehin nur mit hohem Aufwand aufrecht erhalten werden konnte und die ohnehin hätten geräumt werden müssen) führte der Sharon Plan zur endgültigen Annektion von größeren Siedlungsgebieten im Westjordanland und einem verstärkten Ausbau der Sperranlagen, d.h. der Plan missachtete ganz bewusst die 'grüne Linie'  (1949).
Sharon legte einseitig nach seinem Gutdünken die Grenzen fest, ohne sich um einen Kompromiss mit den Palestinensern zu bemühen und auch ohne eine Legitimation im Rahmen der Oslo Partner / UN zu suchen.

Das unilaterale Vorgehen  Sharons und mit der Flucht aus der Verantwortung für die über eine Million Palästinenser, wurde der Zwiespalt unter den Palästinensern und das Erstarken der Hamas erst recht gefördert, was wiederum die Palästinenser als kompromissfähige Verhandlungspartner schwächte. 
Ein gezieltes 'divide et impera' dessen Folgen bis heute anhalten.

Die blutigen Auseindersetzung und Mordanschläage (auch von Israelis auf Palästinenser) hätten durch einen gemeinsam verhandelten schrittweisen Abzug, statt einen "Hals-über-Kopf-"Abzug innerhalb von ein paar Stunden, weitgehend vermieden werden können.

Sharons Plan hat wesentlich dazu beigetragen, dass die Palästinenser Gebiete abgeschottet, eingemauert und zunhemend in Enklaven im eigenen Land aufgesplittert sind, was de facto  ein normal funktionierendes palästinensisches Staatswesen wenn nicht unmöglich, so doch sehr schwer machen würde.

Die (ja nicht ganz neue) Idee einer Konförderation könnte als Konzeption ganz ohne die Ultras von einer Art (unpolitischem ! ) Experten-Rat (unter der Ägide der UN oder mit deren - und anderer Staaten -  Beistand) vorbereitet, und öffentlich breit diskutiert werden.
Es sollte doch  möglich sein, mehr als nur  einen 'Barenboim' ausfindig zu machen  ...

Wenn dann noch die ohnehin dringend benötigten Hilfen von aussen sich 'erkenntlich' zeigen würden, um eine akeptable Lösung voran zu bringen, sollte so ein Prozess nicht weniger erfolgreich sein als das was jetzt blockiert wird.

Die EU wäre  als Impulsgeber dafür eigentlich prädestiniert, selbst die ehemalige Mandatsmacht UK (die sich ja in dieser Funktion nicht gerade mit Ruhm bekleckert hatte) könnte mit von der Partie sein.
Nur setzte dies mal wieder Einigkeit über die Ziele voraus ...
und so werden es mal wieder in erster Linie die USA sein, besser Biden (so er denn mehr Vor-als Nachteile in einem aktiv -diplomatischen Aktivwerden ausmachen kann), die wegen der ihnen zur Verfügung stghenden Einflussmöglichkeiten, Bewegung in die Sache bringen könnten, die Gelegenheit isst gegeben, und sei es nur im Rahmen der 'Aufräumarbeiten' Trump'scher Hinterlassenschaften...


 


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Mitglied_6d29e9d
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RE: Darf in Deutschland der Judenhass öffentlich Flagge zeigen?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 22.05.2021, 18:28:24

Ich wüsste gerne, woher Du das weisst .  Die Schilder stehen vor den Orten.  Es gab vor ca 10 Jahren eine palästinensische 
Friedensbewgung, die hatte diese Schilder gegen selbst gemachte ausgetauschr. Auf denen stand: Wir wollen Frieden so wie Ihr und begrüssen jeden friedvollen Israeli herzlich in unserem Ort  ...  die waren schnelle weg als man de nkt. 


Beseitigung erfolgte nicht durch die Israelis. 
Sicherheit wird erst dann kommen, und 
Auch das schrieb ich hier bereirs, wenn auf beiden Seiten die ultraradikalen  Gruppen entmachtet sind und das sind die Ultraorthodoxen auf der einen und Hamas und co auf der anderen Seite 

 

Karl
Karl
Administrator

RE: Darf in Deutschland der Judenhass öffentlich Flagge zeigen?
geschrieben von Karl
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 22.05.2021, 18:44:39

@woschi2,

die Machtverhältnisse im Nahen Osten sind klar und die Israelis würden selbstverständlich darauf bestehen, dass ihr Existenzrecht anerkannt wird und die palästinensische Seite würde dies nicht ablehnen können, falls sie einen eigenen Staat wollen.

Karl

Mitglied_6d29e9d
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RE: Darf in Deutschland der Judenhass öffentlich Flagge zeigen?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 22.05.2021, 18:46:51

Aber genau das verweigern sie vehement. Man kann ihnen nicht erst einen eigenen Staat geben und d
nn verhandeln und glauben, man liesse sich  dann noch 
auf 
so etwas ein

aixois
aixois
Mitglied

RE: Darf in Deutschland der Judenhass öffentlich Flagge zeigen?
geschrieben von aixois
als Antwort auf luchs35 vom 22.05.2021, 15:24:55

Das Furchtbare aber ist, dass dieser Nahostkonflikt längst als Normalität gilt.

Da kann ich nur zustimmen. Aus einer "Normalität", d.h. einem vor sich hinglimmenden Feuerchen, kann, wenn Wind aufkommt, eine große Flamme werden.

Jugendliche, die um ihre Jugend, ihren Wunsch auf ein normales Leben betrogen werden, die Kraft haben, die sie nicht in sinnvolle Arbeitsleitung umsetzen können, sind prädestinierte Zielgruppen von radikalen Elementen, die andere Absichten hegen. 

Die Idee des IS ist ja noch virulent und hat an Attraktiviät bei solchen Jugendlichen nicht sehr viel verloren. In vielen  Ländern nicht nur des Nahen Ostens, auch im südlichen Mittelmeer (was machen z.B. die jungen, in Lagern aufwachsenden Sahraouis ?), gibt es in Ländern des Maghreb und des Machrik großes Potential an leicht aufzustachelnden No-Future- Jugendlichen.

Der ungelöste Palästinakonflikt ist ein Kristallisationspunkt, wo es sich 'mobilisieren' lässt für den Kampf um  'Gerechtigkeit', aufstehen lässt im Glauben an vermeintlich religiöse Ziele.

Die aktuelle Normalität ist trügerisch. Deshalb meine ich, muss der Palästinakonflikt eher heute als morgen 'entschärft' werden, auch im Interesse Israels, das es sich auf Dauer nicht leisten können wird , 20 % aufmüpfige, zu Sabotageakten bereite, Mitbewohner im Land im Zaum zu halten.

 

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