Innenpolitik Bücherverbrennung vor 80 Jahren Beispiel Hamburg
Re: Bücherverbrennung vor 80 Jahren
Danke dir Dutch, deine Worte haben mich sehr erfreut - trotz des Themas, welches mich heute so sehr bedrückt...
Für dich nun ein Gedicht, welches mich immer wieder nachdenklich stimmt:
Erich Fried
Ça ira?
(für Peter Weiß)
Die Verbrechen von gestern
haben
die Gedenktage
an die Verbrechen von vorgestern
abgeschafft
Angesichts
der Verbrechen von heute
machen wir uns zu schaffen
mit den Gedenktagen
an die Verbrechen von gestern
Die Verbrechen von morgen
werden uns Heutige
abschaffen
ohne Gedenktage
wenn wir sie nicht verhindern.
(Aus Es ist was es ist
Liebesgedichte, Angstgedichte, Zorngedichte. Berlin 1983.)
Miriam
Für dich nun ein Gedicht, welches mich immer wieder nachdenklich stimmt:
Erich Fried
Ça ira?
(für Peter Weiß)
Die Verbrechen von gestern
haben
die Gedenktage
an die Verbrechen von vorgestern
abgeschafft
Angesichts
der Verbrechen von heute
machen wir uns zu schaffen
mit den Gedenktagen
an die Verbrechen von gestern
Die Verbrechen von morgen
werden uns Heutige
abschaffen
ohne Gedenktage
wenn wir sie nicht verhindern.
(Aus Es ist was es ist
Liebesgedichte, Angstgedichte, Zorngedichte. Berlin 1983.)
Miriam
@netarip
Ich finde es gut und wichtig, dass Du dieses Thema eingestellt hast.
Der 10.05. ist nun wieder Vergangenheit. Und ich danke Dir dafür.
Die Resonanz darauf stimmt mich allerdings sehr nachdenklich und keineswegs nur bezogen auf den ST.
@miriam
Du schreibst "Wenn diese Texte vergessen werden sollten - und mit ihnen auch die vielen Zeremonien des Grauens, dann ist zu befürchten, dass diese sich wiederholen werden."
Ich sehe es genauso.
Dir möchte ich für das Gedicht von Erich Fried bedanken. Ich habe letztens danach gesucht und leider nicht gefunden.
bukamary
Ich finde es gut und wichtig, dass Du dieses Thema eingestellt hast.
Der 10.05. ist nun wieder Vergangenheit. Und ich danke Dir dafür.
Die Resonanz darauf stimmt mich allerdings sehr nachdenklich und keineswegs nur bezogen auf den ST.
@miriam
Du schreibst "Wenn diese Texte vergessen werden sollten - und mit ihnen auch die vielen Zeremonien des Grauens, dann ist zu befürchten, dass diese sich wiederholen werden."
Ich sehe es genauso.
Dir möchte ich für das Gedicht von Erich Fried bedanken. Ich habe letztens danach gesucht und leider nicht gefunden.
bukamary
Mich stimmt an dem thread auch manches nachdenklich:
*Wieso werden jetzt, nach vielen vergangenen Jahrzehnte solche Aktionen durchgeführt, wo doch der eigentliche Skandal der ist, dass damals so viele Deutsche entweder mitgemacht haben, toleriert haben oder verdient haben an all den Schrecklichkeiten, wie KZ-Errichtung, Massenvernichtung, Denunziationen und vieles vieles mehr.
Die Aktionen kommen alle zu spät, sie sind alle von dem Gedanken beseelt, dass man durch ständiges Erinnern noch was lernen könnte.
Das hätte man vor 20, vor 30, vor 50 Jahren machen müssen.
Ich finde es in der Tat auch läppisch und inhuman, wenn man heute Greise, die Entsetzliches angerichtet hatten, zwischen 22 und 45, noch vor Kadis zerrt.
Unser Problem ist nicht, an all das jetzt, verspätet daran erinnern zu müssen, sondern dass damals Justiz, die Mediziner, andere Wissenschaftler, auch Kirchen, versagt, ja mitgemacht haben, in Massen.
Nicht wir, sondern andere Völker können aus unserem Desaster damals was lernen, bei uns kommt eine Wiederholung sicher nie mehr vor.
Andere Völker sind gefährdet, ähnliche Entwicklungen zu starten, sich zu überschätzen, wie das damals das deutsche Volk zustande brachte.
*Wieso werden jetzt, nach vielen vergangenen Jahrzehnte solche Aktionen durchgeführt, wo doch der eigentliche Skandal der ist, dass damals so viele Deutsche entweder mitgemacht haben, toleriert haben oder verdient haben an all den Schrecklichkeiten, wie KZ-Errichtung, Massenvernichtung, Denunziationen und vieles vieles mehr.
Die Aktionen kommen alle zu spät, sie sind alle von dem Gedanken beseelt, dass man durch ständiges Erinnern noch was lernen könnte.
Das hätte man vor 20, vor 30, vor 50 Jahren machen müssen.
Ich finde es in der Tat auch läppisch und inhuman, wenn man heute Greise, die Entsetzliches angerichtet hatten, zwischen 22 und 45, noch vor Kadis zerrt.
Unser Problem ist nicht, an all das jetzt, verspätet daran erinnern zu müssen, sondern dass damals Justiz, die Mediziner, andere Wissenschaftler, auch Kirchen, versagt, ja mitgemacht haben, in Massen.
Nicht wir, sondern andere Völker können aus unserem Desaster damals was lernen, bei uns kommt eine Wiederholung sicher nie mehr vor.
Andere Völker sind gefährdet, ähnliche Entwicklungen zu starten, sich zu überschätzen, wie das damals das deutsche Volk zustande brachte.
Vielen Dank an alle die meinen Beitrag wohlwollend bewertet haben. In Hamburg ist ja vieles immer etwas später und so habe ich die Hoffnung dass zu dem Mittwoch Termin einige Interessierte mehr kommen als zum Campus. Campus erweckt bei vielen Menschen immer noch ein elitäres Schaudern. Und am Mittwoch sind ja die anderen Ablenkungen rund um den Hafen Geburtstag vorbei. Und wichtig sind ja auch die Interessierten und nicht die Neugierigen.
Mittwoch, 15. Mai 2013, 11-18 Uhr
13. Marathonlesung aus den verbrannten Büchern
Mit Schülerinnen und Schülern, Studentinnen und Studenten und vielen Hamburgerinnen und Hamburgern. Genau dort, wo am 15. Mai 1933 NS-Studentenorganisationen und Burschenschaftler Bücher verbrannten.
Eröffnung durch Esther Bejarano, Vorsitzende des Auschwitz-Komitees
Ort: Platz der Bücherverbrennung, Kaiser-Friedrich-Ufer/Bundesstraße
auf der Wiese, Ecke Heymannstraße am Isebekkanal (Metrobus 4)
Wir rufen die Hamburgerinnen und Hamburger auf:
Machen Sie mit! Kommen Sie im Mai 2013 auf die Straßen und Plätze und zum Platz der Bücherverbrennungen am Isebek-Kanal.
Lesen Sie selbst vor: Ein Gedicht oder einen Text aus einem der verbrannten Bücher. Für Kurzentschlossene liegen ausgewählte Lesetexte bereit.
Einfach nur zuhören ist natürlich auch ausdrücklich erwünscht.
Gerade zu prophetisch dieser Satzes von Tucholsky 1930 aus seinen Glossen und Essays.
Der Portier, dem Sie da gekündigt haben«, sagte neulich ein Beisitzer zu dem Vertreter des Café Josty, »hat immerhin dreißig Jahre vor Ihrer Tür gestanden ... « – Der Vertreter: »Ist es nicht bereits ein Plus, dreißig Jahre vor dem Café Josty stehen zu dürfen?« Und wenn er den ganzen Satz nicht gesagt hat: » ... zu dürfen« hat er bestimmt gesagt. Die einen haben das ›Recht‹, für das Vaterland sterben zu dürfen, andre ›dürfen‹ zu Hungerlöhnen arbeiten – wobei denn wieder andre die saure Pflicht haben, vierundzwanzig Aufsichtsratsposten bekleiden zu müssen.
Heute wird nicht mehr verbrannt, da gibt es eine Gegendarstellung.
Mittwoch, 15. Mai 2013, 11-18 Uhr
13. Marathonlesung aus den verbrannten Büchern
Mit Schülerinnen und Schülern, Studentinnen und Studenten und vielen Hamburgerinnen und Hamburgern. Genau dort, wo am 15. Mai 1933 NS-Studentenorganisationen und Burschenschaftler Bücher verbrannten.
Eröffnung durch Esther Bejarano, Vorsitzende des Auschwitz-Komitees
Ort: Platz der Bücherverbrennung, Kaiser-Friedrich-Ufer/Bundesstraße
auf der Wiese, Ecke Heymannstraße am Isebekkanal (Metrobus 4)
Wir rufen die Hamburgerinnen und Hamburger auf:
Machen Sie mit! Kommen Sie im Mai 2013 auf die Straßen und Plätze und zum Platz der Bücherverbrennungen am Isebek-Kanal.
Lesen Sie selbst vor: Ein Gedicht oder einen Text aus einem der verbrannten Bücher. Für Kurzentschlossene liegen ausgewählte Lesetexte bereit.
Einfach nur zuhören ist natürlich auch ausdrücklich erwünscht.
Gerade zu prophetisch dieser Satzes von Tucholsky 1930 aus seinen Glossen und Essays.
Der Portier, dem Sie da gekündigt haben«, sagte neulich ein Beisitzer zu dem Vertreter des Café Josty, »hat immerhin dreißig Jahre vor Ihrer Tür gestanden ... « – Der Vertreter: »Ist es nicht bereits ein Plus, dreißig Jahre vor dem Café Josty stehen zu dürfen?« Und wenn er den ganzen Satz nicht gesagt hat: » ... zu dürfen« hat er bestimmt gesagt. Die einen haben das ›Recht‹, für das Vaterland sterben zu dürfen, andre ›dürfen‹ zu Hungerlöhnen arbeiten – wobei denn wieder andre die saure Pflicht haben, vierundzwanzig Aufsichtsratsposten bekleiden zu müssen.
Heute wird nicht mehr verbrannt, da gibt es eine Gegendarstellung.
Re: Bücherverbrennung vor 80 Jahren Beispiel Hamburg
Heigl, ich glaube nicht, dass diese grauenhaften Geschehnissen, eine Lektion gewesen sind - an dessen Ende deutlich zu vernehmen wäre: "Nie wieder!"
All die unglaublichen Fakten die sich Rund um die NSU zugetragen haben bzw. weiterhin auf kafkaeskerweise stattfinden - das gleiche gillt auch für den NSU-Prozess - erinnern mich sehr an jene Zeiten.
Das ganze formalistische Gedöns, welches ja sich eher mit lächerlichen Formalien befasst, als mit dem Drama der NSU-Morde bzw. mit der NSU selbst, dies alles sollte man richtig interpretieren - und im richtigen Kontext sehen.
(Siehe u.a. wie sehr man sich bemüht die Paragraphen zu finden laut denen unsere Justiz beweisen kann, dass sie keine andere Möglichkeit hat, einen anderen Saal für die Presse zu bestellen)
Dies nur als ein ganz aktuelles Beispiel.
Miriam
All die unglaublichen Fakten die sich Rund um die NSU zugetragen haben bzw. weiterhin auf kafkaeskerweise stattfinden - das gleiche gillt auch für den NSU-Prozess - erinnern mich sehr an jene Zeiten.
Das ganze formalistische Gedöns, welches ja sich eher mit lächerlichen Formalien befasst, als mit dem Drama der NSU-Morde bzw. mit der NSU selbst, dies alles sollte man richtig interpretieren - und im richtigen Kontext sehen.
(Siehe u.a. wie sehr man sich bemüht die Paragraphen zu finden laut denen unsere Justiz beweisen kann, dass sie keine andere Möglichkeit hat, einen anderen Saal für die Presse zu bestellen)
Dies nur als ein ganz aktuelles Beispiel.
Miriam
Liebe Miriam, ich verstehe dich.
Das ist ja genau, was ich anklage, das Nie Wieder wäre ein Muss vor 30, 40 Jahren gewesen.
Jetzt leben ja nur noch wenige, die unmittelbare "Erlebnisse" 33/45 hatten.
Das mit dem NSU-Prozess ist verheerend, da gebe ich dir recht.
Das ist ja genau, was ich anklage, das Nie Wieder wäre ein Muss vor 30, 40 Jahren gewesen.
Jetzt leben ja nur noch wenige, die unmittelbare "Erlebnisse" 33/45 hatten.
Das mit dem NSU-Prozess ist verheerend, da gebe ich dir recht.
Nicht wir, sondern andere Völker können aus unserem Desaster damals was lernen, bei uns kommt eine Wiederholung sicher nie mehr vor.
Andere Völker sind gefährdet, ähnliche Entwicklungen zu starten, sich zu überschätzen, wie das damals das deutsche Volk zustande brachte.
@heigl
Woher nimmst Du die Gewissheit, dass so etwas bei uns nie mehr vorkommen wird? Dafür passiert bei uns zuviel. Gerade weil auch Weltweit ähnliche Entwicklungen vorkommen. Und weil die, die dagegen aufstehen oft genug keine Unterstützung erfahren, zunehmend frustriert sind. Und weil ich befürchte, dass es z.B. in Sachen NSU kaum mehr eine sachliche Berichterstattung möglich sein wird.
Ich stelle mir schon länger die Frage, was passiert, wenn die Hauptangeklagte mangels entsprechender Beweise nur zu einer deutlich geringeren Strafe, wie gefordert, Verurteilt wird? Was dann?
Übrigens, wen es interessiert: Morgen 11.15 Uhr auf Phönix wird die Sendung "Im Dialog wiederholt". Michael Krons im Gespräch mit Thomas Kuban (Pseudonym), der seit Jahren in der entsprechenden Szene recherchiert.
bukamary
"Verbrennt die Bücher!" wurde nicht befohlen,
auch wenn man dieses immer wieder sagt.
Es brachte sicher das Regime zum Johlen
das Volk, das machte auch die Bücher jagt.
Studenten waren´s, die aus freien Stücken
solch unheilvolles Tun beschlossen haben.
D.h. das Volk, das tat es ohne den Befehl,
warf in das Feuer die geschriebnen Gaben.
Es fehlt das Wort: „Wir konnten nur gehorchen.“
„Wir mussten tun, was man uns strikt befahl“
Nein, hier war es allein der freie Wille
und das bereitet mir weit größ´re Qual.
Das Volk, das heute liebt und ist begeistert,
schlägt blitzschnell um in abgrundtiefen Hass.
Denkt man Guttenberg, gar an die Wulffens,
dann lacht man noch danach und hat viel Spaß.
Die grauenhaften NSU Verbrechen,
die sind wie damals nicht mehr umkehrbar.
Das ist es, was mir große Angst bereitet.
Das ist das heute – nicht was gestern war.
Drum hoff ich auch, der Richter macht auf „sicher“,
damit ihm nur keine Fehler unterläuft,
damit man ihn nach dem gesproch´nen Urteil
nicht mit Verfahrensfehlern überhäuft.
Drum besser, sich im Vorweg Ärger machen,
auch wenn es hart und unverständlich scheint,
Der Richter, der spricht Recht, nicht nach dem Munde,
auch wenn das Volk es besser wissend meint.
auch wenn man dieses immer wieder sagt.
Es brachte sicher das Regime zum Johlen
das Volk, das machte auch die Bücher jagt.
Studenten waren´s, die aus freien Stücken
solch unheilvolles Tun beschlossen haben.
D.h. das Volk, das tat es ohne den Befehl,
warf in das Feuer die geschriebnen Gaben.
Es fehlt das Wort: „Wir konnten nur gehorchen.“
„Wir mussten tun, was man uns strikt befahl“
Nein, hier war es allein der freie Wille
und das bereitet mir weit größ´re Qual.
Das Volk, das heute liebt und ist begeistert,
schlägt blitzschnell um in abgrundtiefen Hass.
Denkt man Guttenberg, gar an die Wulffens,
dann lacht man noch danach und hat viel Spaß.
Die grauenhaften NSU Verbrechen,
die sind wie damals nicht mehr umkehrbar.
Das ist es, was mir große Angst bereitet.
Das ist das heute – nicht was gestern war.
Drum hoff ich auch, der Richter macht auf „sicher“,
damit ihm nur keine Fehler unterläuft,
damit man ihn nach dem gesproch´nen Urteil
nicht mit Verfahrensfehlern überhäuft.
Drum besser, sich im Vorweg Ärger machen,
auch wenn es hart und unverständlich scheint,
Der Richter, der spricht Recht, nicht nach dem Munde,
auch wenn das Volk es besser wissend meint.
Danke dir lieber Roland - meine Gedanken fasse ich nur ganz kurz:
Autodafé
Es waren nicht, wie einst bei Heinrich Heine,
Die welken Veilchen die man da verbrannte –
Auch waren’s nicht der Märchen - tausend-eine,
Unwiderruflich sind Gedanken, die man so verbannte...
Miriam
Autodafé
Es waren nicht, wie einst bei Heinrich Heine,
Die welken Veilchen die man da verbrannte –
Auch waren’s nicht der Märchen - tausend-eine,
Unwiderruflich sind Gedanken, die man so verbannte...
Miriam
Vor 80 Jahren wurden von SA-Schergen am Kaiser-Friedrich-Ufer Bücher jüdischer und anderer verfemter Autoren verbrannt. Kurt Tucholsky, Carl von Ossietzky, Heinrich und Thomas Mann, Erich Maria Remarque, Lion Feuchtwanger, Heinrich Heine, Bertold Brecht, Carl Zuckmayer, Franz Kafka – die Liste der berühmten Namen, die auf dem Index des Regimes standen.
in diesem furchtbaren zusammenhang , sollten wir die werke von karl marx , friedrich engels
und wladimir iljitsch uljanow ... um die und ihre geisteshaltung ging es schliesslich ...
nicht vergessen .
sitting bull