Innenpolitik Bildungspaket floppt

W a r u m ?
Das von der Arbeitsministerin Ursula von der Leyen auf den Weg gebrachte Bildungspaket kommt nicht in die Gänge, wie ich gestern in den Meldungen hörte. Berechtigte wie Hartz IV – Empfänger oder andere Geringverdiener geben nur in geringem Umfang Anträge ab und, Zitat, "Die Qualität vieler Anträge ist bescheiden". Obwohl Kindern aus bedürftigen Familien die Zuschüsse für ein warmes Mittagessen in der Schule, Musikunterricht und Sportverein schon seit Januar 2011 rückwirkend zustehen.

Eventuelle Gründe listet der Spiegel auf, wobei auch Versäumnisse der Kommunen erwähnt werden.

Bildungspaket floppt

Clara

"W a r u m ? "

Berechtigte Frage !

Bislang haben gerade einmal zwei Prozent der Berechtigten einen Antrag gestellt.
Monatlich stehen jedem Kind 26 Euro für ein Mittagessen in der Schule oder in der Tagesstätte und zehn Euro für Vereinsbeiträge zu.
Bei mehreren Kindern kommen da schon zusätzliche Monats-Beträge im kleinen dreistelligen Bereich zusammen.

Das war allerdings zu erwarten - wenn auch nicht in der "Größenordnung".
Es ist eigentlich immer so, dass besonders die "Betroffenen" am Uninteressiertesten sind - und - obwohl z.B. über 60% der Bezieher mit Kindern - Computer mit Internetzugang haben- scheint das Interesse zur Information nicht besonders hoch zu sein.

Ich kenne das Problem auch aus meiner Stadt, in der zwar die Antragsquote deutlich höher ist, aber immer noch weit unter den Möglichkeiten.
Viele Eltern wurden Anfang April angesprochen- einige sogar angeschrieben, was nichts änderte an der "Interessenlosigkeit".
Es gab sogar einige, die in den Gesprächen sagten, dass es ihnen lieber wäre, wenn das Geld bar ausgezahlt werden würde.

Wenn ich dann lese, was der Erwerbslosenverein gestern dazu sagte:
"Viele Eltern wissen überhaupt nicht, dass sie einen Anspruch haben." - ist das bei der Medienaktivität( Fernsehen, Presse, Internet) zu diesem Thema beschämend.

Sicher gibt es auch in einigen Kommunen Schwierigkeiten bei den "Problemfällen". Das allerdings sollte sich in den nächsten Wochen ändern.
Ich bin gespannt, wenn 100% der Berechtigten das Bildungspaket nutzen.
Da ich zu diesem Thema persönlich "unterwegs" bin, werde ich später noch mal berichten, falls es sich anbietet.

Was meint ihr,wie viele Anträge stellen würden,wenn sie das Geld bar in die Hand bekämen.
G.fische

Das Bildungspaket gibt es ja erst seit April, zwar rückwirkend ab Januar, aber es muss erst mal richtig in die Köpfe der Menschen. Wir haben in unserem Stadtteil jetzt erst mal Flyer mit Infos dazu erstellt und die an Eltern verteilt und in sozialen Einrichtungen ausgehangen..

Ich meine, man kann jetzt über Annahme oder Ablehnung noch kein Urteil bilden. Warten wir ab, wie es in einem Jahr aussieht.

Myrja

Rückwirkend ist ja ein schönes Schlagwort, aber wie soll das gehen?
Jetzt in einen Sportverein eintreten und schon seit Januar mitmachen?
Mittagessen, sofern es das an der Schule überhaupt gibt, für die vergangenen Monate nachessen?

Ich könnte mir denken, dass die Familien rückwirkend für die drei Monate tatsächlich Geldleistungen erhalten - anders ist es ja nicht möglich.
Nun wurde gerade beschlossen, die Antragsfrist bis Juni zu verlängern, ob dies was bringt, wird sich zeigen.
Leider tendiere ich auch zu der Meinung von Klaus und fische, dass Sachleistung in bestimmten Familien nicht attraktiv ist. Bei Geldleistung ist zu befürchten, dass oft die Kinder nichts davon hätten, das Geld eben für andere Dinge ausgegeben wird, notwendig oder nicht.

Es kann auch sein, dass die Zweckbindung (Sportverein, Musikunterricht, Nachhilfe, warme Schulmahlzeit) von vielen Betroffenen nicht als so dringlich oder wichtig angesehen wird.

Mehr, als Vermutungen sind dies alles nicht, aber auch Erfahrungswerte. Es gibt sicher viele Berechtigte, die schlicht und einfach nichts von den ihnen zustehenden Leistungen wissen. Es wurde auch nicht allzu viel in den Medien darauf hin gewiesen. So werden arme Kinder weiter benachteiligt und "abgehängt".

Clara

Schön wäre es ja, aber daran glaube ich nicht.
Es gilt doch bei allen Sozialleistungen, vor Antragstellung keine Leistung.
Warum soll es diesmal, dazu noch bei leeren Kassen, anders sein.
ES war doch bei der Planung schon einkalkuliert, daß die versprochenen Leistungen nicht voll abgerufen werden. Hauptsache es klingt gut, was können die Leistungsträger denn dafür, wenn das dumme Volk die Leistungen nicht abruft?
Warum schicken sie ihre Kinder bspw. nicht auf Ganztagsschulen, an denen es Mittagessen gibt?
Warum wohnen sie so weit vom Sportverein weg, daß der Beitrag nicht einmal für die Busfahrt reicht, geschweige denn für den Beitrag?

Es ist vor allen Dingen schwer zu begreifen,
was warmes Mitagessen und Beiträge zu Vereinen denn nun zur BILDUNG beitragen.

Die Frage kann man auch erweitern:
Was hat das Bildungspaket mit ALG-II zu tun.
Bildung ist für alle wichtig, nicht nur für ALG-II-Empfänger.
Aber so konnte man so tun als ob, ohne die ALG-II-Sätze für Kinder wirklich neu zu berechnen, einfach einen Teil auslagern und dem Kind einen wohlklingenden Namen geben.

Es ist vor allen Dingen schwer zu begreifen,
was warmes Mitagessen und Beiträge zu Vereinen denn nun zur BILDUNG beitragen.

Noch nie gehört, dass ein leerer Magen schlecht lernt? ()