Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik armuts- und reichtumsbericht der bundesregierung

Innenpolitik armuts- und reichtumsbericht der bundesregierung

Karl
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Re: armuts- und reichtumsbericht der bundesregierung
geschrieben von Karl
als Antwort auf neutron14 vom 07.03.2013, 23:11:30
Glaube nur einer Statistik die du selbst gefälscht hast!!!!!!!!!


So einfach können nicht alle Statistiken pauschal als falsch oder unwichtig abgetan werden. Richtig interpretierte, auf echten Daten basierende Statistiken sind eine absolut notwendige Quelle der Information. Ohne deren Kenntnis würden sonst Fehlentscheidungen getroffen und Politik würde einzig aufgrund von Bauchgefühlen und eventuell noch eigenen Vorteilsvermutungen entsprechend abgewickelt.

Die Interpretation von Statistiken setzt allerdings einiges Wissen voraus und da dieses oft nicht vorhanden ist, kann eine Bevölkerung mit Statistiken schon ziemlich belogen werden.

Als Beispiel: Die Aussage, die Bundesbürger hätten im Schnitt 60000.- Euro auf der hohen Kante und deshalb ginge es ihnen so gut wie noch nie, ist eine ziemlich dämliche Aussage, weil im Durchschnittswert nichts über die Verteilung des Geldes ausgesagt ist.

Würde die Bevölkerung aus 1000 Personen bestehen, könnte dieser Durchschnitt sowohl bedeuten, dass alle 60000.- Euro besitzen, es könnte aber auch sein, dass 999 nichts und einer 60.000.000 EURO besitzt.

Ein Albrecht mit 15.000.000.000 EURO würde einer Großstadt mit 249.999 besitzlosen Einwohnern zum Durchschnittsbesitz von 60.000 EURO verhelfen. Der Durchschnittsbürger würde also 60.000 Euro unter dem Durchschnitt besitzen

Aus diesem Gründe sind Durchschnittswerte in der Sozialpolitik Unsinn. Es kommt auf die Verteilung an! Aussagekräftiger sind deshalb Aussagen wie "1% der Bevölkerung besitzen 60% des Barvermögens" usw.

Karl
ehemaligesMitglied31
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Re: armuts- und reichtumsbericht der bundesregierung
geschrieben von ehemaligesMitglied31
als Antwort auf Karl vom 08.03.2013, 07:16:07
Glaube nur einer Statistik die du selbst gefälscht hast!!!!!!!!!
geschrieben von karl

... Ein Albrecht mit 15.000.000.000 EURO würde einer Großstadt mit 249.999 besitzlosen Einwohnern zum Durchschnittsbesitz von 60.000 EURO verhelfen. Der Durchschnittsbürger würde also 60.000 Euro unter dem Durchschnitt besitzen ...
Karl
… genau das tut man mit diesem Armutsbericht aber, man berechnet das „mittlere Einkommen/Vermögen“ über den Median.
Wenn Du also den Herren Albrecht in die Schweiz abschiebst, hast Du das mittlere Einkommen und damit die Armutsgrenze gesenkt und wir haben einige tausend „Arme“ weniger!
Oder, wenn ich endlich Bill Gates beerbe, hebe ich das mittlere Einkommen damit an, damit die Armutsgrenze und ich habe viele tausend „Arme“ geschaffen!
Karl
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Re: armuts- und reichtumsbericht der bundesregierung
geschrieben von Karl
als Antwort auf ehemaligesMitglied31 vom 08.03.2013, 07:46:49
genau das tut man mit diesem Armutsbericht aber, man berechnet das »mittlere Einkommen/Vermögen« über den Median.
geschrieben von WhiteFang
Der Median ist nicht der Durchschnitt.

Beim Durchschnitt wird gefragt nach der Summe der Ersparnisse aller geteilt durch die Zahl der Personen.

Beim Median ist die Fragestellung anders, hier spielt die Verteilung schon hinein. Der Median ist der Mittelwert einer Verteilung. Wenn der Median des Körpergewichtes einer Schulklasse 45 kg wäre, dann wären genauso viele der Schüler leichter wie schwerer. Der Mittelwert kann vom Median abweichen. Z. B. würde ein extrem fettleibiger Schüler mit 90 kg den Mittelwert stark nach oben ziehen, der Median bliebe aber konstant.

In meinem Beispiel mit Albrecht und der Großstadt wäre der Median des Besitzes der Bürger 0 EURO, damit entspricht der Median wesentlich besser der gelebten Realität der Bürger als der Durchschnitt von 60.000 EURO.

Würde man Albrecht in die Schweiz verfrachten, wäre der Median weiterhin 0 EURO, diesmal jedoch auch der Durchschnitt.

Karl

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ehemaligesMitglied31
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Re: armuts- und reichtumsbericht der bundesregierung
geschrieben von ehemaligesMitglied31
als Antwort auf Karl vom 08.03.2013, 08:04:35
... Du hast Recht, ich muss das Wort "Median" durch "arithmetisches Mittel" ersetzen!

Es ändert allerdings nichts daran, dass eine solche Berechnung nicht für soziale Beurteilungen taugt!
Das war übrigens auch Thema bei diesem angesprochenen „Phoenix-Talk“ und ich hatte dieses Thema schon gestern angesprochen.
Karl
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Re: armuts- und reichtumsbericht der bundesregierung
geschrieben von Karl
als Antwort auf ehemaligesMitglied31 vom 08.03.2013, 08:23:58
Sag ich doch auch, deshalb habe ich das einmal vorgerechnet. Durchschnittswerte schönen solche Berichte. Karl
sittingbull
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Re: armuts- und reichtumsbericht der bundesregierung
geschrieben von sittingbull
warum das mit der armut alles nicht so schlimm ist ...
warum der reichtum eines besonderen schutzes bedarf und
wie man tatsachen ad absurdum führen kann ...

erklärt uns dorothea siems , die neoliberale gouvernante des bürgerlichen "qualitätsjournalismus" , in der "welt" vom 06.03.13

" Dass trotz der abnehmenden Zahl von Hartz-IV-Empfängern stetig neue Tafeln eröffnet werden, ist kein Beleg für eine wachsende Bedürftigkeit, sondern ein Indiz dafür, dass auch die Sozialindustrie auf Wachstum aus ist. "

dorothea siems

sitting bull

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Re: armuts- und reichtumsbericht der bundesregierung
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 08.03.2013, 07:16:07
"Aus diesem Gründe sind Durchschnittswerte in der Sozialpolitik Unsinn. Es kommt auf die Verteilung an! Aussagekräftiger sind deshalb Aussagen wie "1% der Bevölkerung besitzen 60% des Barvermögens" usw."
geschrieben von karl


Völlig richtig ist, dass man mit Statistiken und dabei ganz speziell mit dem sog. Durschnittswerten viel Unsinn machen kann.
Statistiken - einseitig beleuchtet - lassen sich in jede politische Richtung "schieben".

Nun gehen aber beim Thema Armut Statistiken meist v. der relativen Armut aus.
Da gibt es die bekannte Festlegung : "Die EU-Statistiker definieren Personen, die vom Median des Netto-Äquivalenzeinkommens weniger als 60 Prozent zur Verfügung haben, als armutsgefährdet"
Also wird der Einkommens-Durchschnittswert benötigt.

Schon hier beginnen die unterschiedlichen Auslegungsvarianten.
Nur mal 1 Beispiel.

a. Durchschschittsverdienst EU-Land Tschechien ( 2012) : 895 €/davon 60% = 537€
Jeder, der unter 537 € Einkommen hat, würde als armutsgefährdet gelten.
b. Durchschnittsverdienst BRD ( 2012): 1507 € / davon 60% = 904 €.
Jeder der unter 904 € Einkommen hat, würde als armutsgefährdet gelten.

Der statistisch festgestellte Anteil( Eu- Erfassung Februar 2013) an Armutsgefährdeten liegt in Deutschland bei knapp 16%, in Tschechien bei NUR rund 9%!
Pauschale Aussagen:
Aussage 1 : Da die Lebenshaltungskosten inzwischen für vergleichbare Produkte ( Konsumgüter, Mieten...)in Tschechien nur wenig niedriger liegen, als in Deutschland, ist die Armutsgefährdung in Deutschland fast doppelt so hoch, wie in Tschechien.

Aussage 2: Der armutsgefährdete Deutsche hat aber knapp doppelt so viel Einkommen, wie der armutsgefährdete Tscheche.

Wer ist denn nun wirklich ärmer?
Derjenige, der weniger Einkommen zur Verfügung hat, aber lt. Statistik der EU NICHT armutsgefährdet ist?

Viel wichtiger ist tatsächlich die Verteilung des Einkommens und die daraus resultierenden Fragen einer gerechteren Verteilung, wie du es ja auch andeutest.
Das allerdings lässt sich meines Erachtens nicht so einfach mit dem Begriff "Umverteilung" oder mit den so schön klingenden Sätzen " Den Reichen nehmen - den Armen geben" klären.
Gerechtigkeit hängt auch mit Arbeitsleistung oder Lebensleistung zusammen.
Die Frage der Niedriglöhne muss geklärt werden. Es kann nicht sein, dass man mit einer Vollarbeitsstelle seinen Lebensunterhalt nicht begreichen kann.
Ob da allerdings ein gesetzlicher flächendeckender Mindestlohn von 8,50 € die Ideallösung ist, wage ich zu bezweifeln, da bestimmte Dienstleistungsbereiche in einigen Regionen Deutschlands diese Löhne nicht zahlen könnten und wieder ein staatlicher Ausgleich nötig würde.
ehemaligesMitglied31
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Re: armuts- und reichtumsbericht der bundesregierung
geschrieben von ehemaligesMitglied31
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 08.03.2013, 10:51:18
… und auch das wäre nur, aus einer Tasche hervorgeholtes Geld in die andere Tasche gesteckt!

Arbeitsleistung als, für den Hightech-Standort Deutschland einzig noch verkaufbare, Ware zu Geld zu machen ist wohl der einzige Weg!
Womit wir sehr schnell bei, dem von @Sitting zur Verfügung gestellten, Artikel der „Welt“ wären.
Auch bezweifele ich, dass dies strittig ist!
Investitionen in Bildung ist ja, solange es nicht nur Worte sind, ein Weg.

Das Armutsproblem, das ja nicht bestritten wird, unabhängig davon, wie wir es definieren, ist langfristig, so meine ich, nur so zu lösen.
Mitglied_17db832
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Administrator

Re: armuts- und reichtumsbericht der bundesregierung
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 08.03.2013, 10:51:18
Da gibt es die bekannte Festlegung : "Die EU-Statistiker definieren Personen, die vom Median des Netto-Äquivalenzeinkommens weniger als 60 Prozent zur Verfügung haben, als armutsgefährdet"
Also wird der Einkommens-Durchschnittswert benötigt.


Nein, eben nicht der Durchschnittswert, sondern der Median. Ich habe mir doch gerade oben erst Mühe gegeben den Unterschied zu erläutern, dieser ist ganz entscheidend.

Der Median ist sinnvoll, der Durchschnitt nicht.

Karl
Mitglied_bed8151
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Re: armuts- und reichtumsbericht der bundesregierung
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 08.03.2013, 10:51:18
8,50 eur pro stunde mindestlohn verhindert nicht armut, sondern zementiert sie. die linke fordert, was ich für sinnvoll halte, 10 eur pro stunde mindestlohn (der zudem jahr für jahr mindestens in dem maße wachsen soll, wie die lebenshaltungskosten steigen). -> http://www.die-linke.de/politik/themen/ablage/themenaz/io/mindestlohn/

noch etwas zur rolle des staates dabei... der staat hat sich fernzuhalten von förderungen notleidender branchen. er soll armut abbauen bzw. verhindern. er soll keine unternehmen bzw. branchen stützen, die nur mittels armutslöhnen existieren können. dagegen verstößt derzeit massiv das schwarz-gelbe regime und fördert den irrsinn von armutslöhnen und brüstet sich auch noch damit, per niedriglohnsektor die arbeitslosigkeit gesenkt zu haben.

besser wäre es, zusätzlich zum mindestlohn von 10 eur pro stunde in allen arbeitsverhältnissen ein mindesteinkommen für arbeitslose in höhe von 10 eur x anzahl der im letzten arbeitsverhältnis durchschnittlich geleisteten stunden (ohne überstunden) pro woche zu zahlen. denn auch arbeitslose müssen vor armut geschützt werden. ihnen die sozialen kosten aufgrund von strukturwandel, rationalisierungen und insolvenzen aufzuladen ist unredlich.

---
w.

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