Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik armuts- und reichtumsbericht der bundesregierung

Innenpolitik armuts- und reichtumsbericht der bundesregierung

clara
clara
Mitglied

Re: Das Triumvirat denkt
geschrieben von clara
als Antwort auf Medea vom 25.12.2012, 09:01:08
@ Marina

Wie recht Du hast!
Heute hörte, besser genoss ich ein Weihnachtsgedicht von Erich Kästner, hab's auch bei YouTube gefunden: "Dem Revolutionär Jesus zum Geburtstag". Es enthält auch etwas über die Besinnung.



Einen Weihnachtsgruß schickt Dir

Clara
Re: Das Triumvirat denkt
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf clara vom 25.12.2012, 13:36:54
Danke Clara, für das Gedicht, das nach wie vor aktuell und absolut zutreffend ist. Außerdem ist es sehr schön rezitiert.
Ich schicke dir dafür einen Link mit einer für meinen Geschmack besonders schönen Aufnahme aus dem Weihnachtsortorium von Bach, das ich schon oft mitgesungen habe. Hier singt es die Gächinger Kantorei unter Helmut Rilling, wunderbar leicht und fast tänzerisch.
Dir auch alles Gute für Weihnachten und zum nächsten Jahr - mit viel schöner Musik, die du ja auch sehr liebst.

Ein Weihnachtsgruß von Marina
Re: Das Triumvirat denkt
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 25.12.2012, 15:27:58
Für besinnliche Stunden zum Schmunzeln: Hörspiel von Gisbert Haefe, 1985.

Sehr frei nach Wiki: Parrer Bargmann (Katholik), Arzt Korff (pedantischer Rationalist) und Oberst Albrecht (Atheist und Militarist) leben in einer unbedeutenden Kleinstadt
("...eine Autostunde vom Düsseldorfer Flughafen...").

Einmal pro Woche treffen sie sich die Kleinstadt-Promis in einer Kneipe.
Bei erlesener Musik, Bier und profanem Skat,
ergehen sich die drei Akademiker in Überlegungen über Morde,
alle geschehen in ihrer eher unbedeutenden, namenlosen Kleinstadt,
die aber eine Autostunde vom Düsseldorfer Flughafen entfernt ist.

Interessant ist dabei vor allem der hochgeschraubte, verbale Schlagabtausch.
Die Dialoge sind auf sehr hohem sprachlichem Niveau angesiedelt.
Sie entbehren nicht einer gewissen Komik.
Von Vorteil wären Kenntnisse der griechischen Mythologie und der lateinischen Sprache.




LG MargArit
.

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Medea
Medea
Mitglied

Re: Das Triumvirat denkt
geschrieben von Medea
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 26.12.2012, 08:22:44
Das Leben ist voller Rätsel
stellen die drei skatspielenden Herren
fest, als sie sich über das Verschwinden
eines soliden katholischen Frömmlers unterhalten,
der in der kleinen Gemeinde seit vier Monaten
nicht mehr gesichtet wurde.

Ihrer Unterhaltung zu lauschen war ein Genuß
der besonderen Art bis hin zur auf der Hand
liegenden Lösung des "Falles". Besonders im
Verständnis darüber, daß es sich um eine
Notwehrmaßnahme seitens der Familie
gehandelt
hat, waren sich die Herren einig.

Margarit, danke für dieses morgendliche Vergnügen,
den Ohrenschmaus und die geistige Labsal, in der
auch Ironie, kleine Bosheiten, Nadelstiche und
Seitenhiebe nicht zu kurz kamen serviert auf
silbernem Tablett. Eine Kunst, die leider nur
sehr wenige beherrschen.

Medea.
diogenes
diogenes
Mitglied

Re: Das Triumvirat denkt
geschrieben von diogenes
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 25.12.2012, 10:49:49
sei herzlich gegrüßt, liebe Marina, und alle in der Runde!

Das Weihnachtsspiel der drei Gestalten habe ich auch amüsiert und neugierig verfolgt. Allein zahlenmystisch paßt die Dreiheit bestens in die Zeit, da sind Maria, Joseph, das Kind in der Grippe – dann kommen die drei Weisen aus dem Morgenland ...,
und so auch das Dreigestirn im ST.

MargArit ist an das Triumvirat erinnert, kann ich nachvollziehen, doch eine Drei-Männer-Herrschaft ist hier nicht gegeben, zwei der Protagonisten sind weiblich, und es ist eher ein Gauklerspiel auf dem bunten ST-Weihnachtsmarkt. Freilich will ich geschlechtsspezifische Überlegungen auch nicht überstrapazieren. Das war dieser Tage schon zu erleben, als Gott geschrödert wurde und eher ein Trauerspiel. Von einer Dreieinigkeit jedoch kann man schon ausgehen, sind sich unsere Drei doch bemerkenswert einig.

Klostermaus initiiert ihre feiertägliche Tischlesung noch mit Beethovens sinfonischem Grundakkord.
(Klugerweise greift sie zu vier Farben, sonst wäre ich auch noch an Gebäude mit derer drei erinnert.)
Und erwartungvoll fiebert man dem ‚Freude! schöner Götterfunken‘ entgegen.
Doch dann folgt keine weihnächtliche Frohbotschaft, eher schon eine düstere Fastenpredigt.

Was Wunder, Marina, daß Dir dabei unversehens Benn in den Sinn kommt,
Du nihilistisch übermannt, respektive überfraut bist:
‚nichts, als Leere‘ ..., und das ICH!.

Andererseits ist es wiederum nicht einfach, nachdem man sich in den vergangenen Monaten so ausgiebig dem Weltuntergangsthema hingegeben hat, nach dem Stichtag das Segel hart auf hoffnungsvolles Gott- und Weltvertrauen herum zuwerfen, allzu leicht kann dies in Schlagseite oder auf einer Klippe enden. Bei Klostermaus et. al. ist gar von einer gewissen Enttäuschung ob des bisher ausgebliebenen Untergangs zu lesen,

- fand er wirklich nicht statt?

Nebenan war zu lesen, in der ersten Reihe sei absolut nichts zu sehen gewesen. Das indes war auch keinesfalls zu erwarten, wenn wir unter der ersten Reihe unsere Naturwissenschaftler, Astronomen ..., verstehen.
Die winkten schon frühzeitig ab, alles in festen Bahnen,
nix grande spectaculum!.

Auf den hinteren Rängen, wo ich lag, war das Getümmel nicht so groß, dafür die Aufführung umso eindrucksvoller: die unzähligen Artikel in den Onlinemagazinen, die Umtriebe in dem Pyrenäendörfchen Bugarach und andernorts, das Bereitstellen von Schutzräumen, um dem Desaster möglicherweise zu entkommen... – da hat der Weltuntergang tatsächlich wieder einmal stattgefunden, in einer langen Tradition, die apokalyptischen Visionen des Johannes nur als ein Beispiel.

In besonderer Weise scheint das menschliche Innenleben für das Phänomen ‚Weltuntergang‘ offen zu sein, warum wohl?

Ist es die unmittelbar sinnliche Erfahrung der Vergänglichkeit alles Seienden, in Form eines unausweichlichen Weltgesetzes, damit verbunden auch das Wissen um das eigene Ende?

Ist es die Erfahrung des konstruktivistischen Prozesses,
die Welt selbst ist gar nicht unmittelbar faßbar,
in der erlebten Weise erst in unserem Inneren stetig neu gestaltet,
in radikaler Fortführung dieses Eindrucks selbst überhaupt nicht vorhanden,
und am Ende bleibt bestenfalls gerade mal noch
‚die Leere .. und das ICH!‘?

Ist es auch Ausdruck einer geheimen Hoffnung, die bei unserem Dreigestirn auch schon angesprochen wurde,
dort nur in der resignativen Formulierung eines absoluten Endes aller existentiell erfahrenen Widrigkeiten, Bedrohungen und Vergänglichkeiten?
Diese freilich kann uns auch gepaart mit ihrer positiven Schwester entgegentreten, der Hoffnung auf ein Wiederentstehen der Welt,
gleichsam Phönix aus der Asche mit einem geläuterten, positiveren Wesen.

Nachdem ich nun schon mal bei der Psychologie gelandet bin,
noch eine Bemerkung, Marina, zu Deinem Wunsch nach entsprechenden Studien zu dem von Dir angesprochenen Phänomen – die gibt es zuhauf.
Nur gibt es in dem Zirkus dort so viele verschiedene Artisten, daß sie selber kaum noch den Überblick haben.
Vornehmlich die Sozial- und Entwicklungspsychologen benützen hier das Konstrukt der ‚Rolle‘, angelehnt an die schauspielerische Rolle, wenn ein menschliches Individuum in mehreren, unterschiedlichen ‚Masken‘ agiert, zu verstehen als eine der zahlreichen Ausdrucksmöglichkeiten der menschlichen Phantasie und Kreativität.
Freilich kann es bei einem Beobachter auch mal Mißstimmung auslösen, weil es dort wiederum gegen das Bedürfnis nach Eindeutigkeit und Identität verstoßen kann.
Doch selbstverständlich werden wir hier dem erwähnten, künstlerischen Aspekt den absoluten Vorzug geben.

Die Küchenpsychologie ist hier wieder mal so abschätzig erwähnt, zu Unrecht:
sehr viele Vorgänge im menschlichen Innern und in der Küche weisen erstaunliche Gemeinsamkeiten auf. Ist sie doch der Ort, wo das was von Natur und Markt hereinkommt, erst geputzt, sortiert, gedünstet, gebraten wird, schließlich auch angerichtet, um zu einem bekömmlichen Arrangement zu werden.
Ganz ähnlich werkelt unser Innenleben, wenn aus all den Eindrücken und Erfahrungen letztlich eine reizvolle Persönlichkeit heraus kommt.

Unsachgemäß behandelt kann auch mal was faulen, zu sehr überhitzt auch mal anbrennen und Brände auslösen, nicht sorgfältig angerichtet, Würgreize provozieren.
Gute, bewährte Vorgehensweisen werden als Rezepte in Kochbüchern aufbewahrt, entspricht dem menschlichen Lernen.
Freilich treffen wir auch immer auf den Unterschied zwischen haute cuisine und fast food.

Für Weihnachtswünsche ist es inzwischen zu spät,
die Lichterbräuche werden uns noch einige Tage begleiten.
Die Ängste und Entbehrungen, die unseren Vorfahren die Wintermonate bereitet haben,
können wir heute kaum noch erahnen.
Doch das wohlige Behagen beim Anzünden einer Kerze ist uns bis heute erhalten.
In diesem Sinne wünsche ich für das neue Jahr allen, mit herzlichen Zwinkern freilich,
daß ihnen stets ein neues Licht aufgehen möge,
das die Sinne erleuchtet und die Seele erwärmt

diogenes
ehemaligesMitglied31
ehemaligesMitglied31
Mitglied

Re: Das Triumvirat denkt
geschrieben von ehemaligesMitglied31
als Antwort auf diogenes vom 26.12.2012, 16:10:15
Großer Gott, was drei solche durchfressen und durchsoffene Tage bewirken.

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Medea
Medea
Mitglied

Mann in de Tünn .....
geschrieben von Medea
als Antwort auf diogenes vom 26.12.2012, 16:10:15
Mann in de Tünn.

Diogenes wird auch hier seinem Ruf gerecht.
Ein Beitrag, bei dem einmal mehr der Schalk aus den
Augen lächelt, besonnen und zwinkernd, nicht
böswillig, sondern amüsant und weise.

Ich wünsche Dir ein rundum gutes neues Jahr 2013.

Medea.
Re: Das Triumvirat denkt
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaligesMitglied31 vom 27.12.2012, 07:12:32
Großer Gott, was drei solche durchfressen und durchsoffene Tage bewirken.
geschrieben von WhiteFang


Um-Gottes-Willen, White Fang,
war's bei Dir so schlimm ???
"Musse nich tun",

mahnt MargArit
Re: Das Triumvirat denkt
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf diogenes vom 26.12.2012, 16:10:15

Vornehmlich die Sozial- und Entwicklungspsychologen benützen hier das Konstrukt der ‚Rolle‘, angelehnt an die schauspielerische Rolle, wenn ein menschliches Individuum in mehreren, unterschiedlichen ‚Masken‘ agiert, zu verstehen als eine der zahlreichen Ausdrucksmöglichkeiten der menschlichen Phantasie und Kreativität.
Freilich kann es bei einem Beobachter auch mal Mißstimmung auslösen, weil es dort wiederum gegen das Bedürfnis nach Eindeutigkeit und Identität verstoßen kann.
Doch selbstverständlich werden wir hier dem erwähnten, künstlerischen Aspekt den absoluten Vorzug geben.
diogenes

Danke, Diogenes, für deinen langen Beitrag, den ich erst mal geistig (und zeitlich) verarbeiten musste, das war ja eine halbe Doktorarbeit. Deshalb nur kurz zu diesem Absatz:

Das ganze Leben ist ein Spiel, und jede/ spielt seine/ihre Rolle auf dieser Bühne, schon klar. Und was die von dir erwähnte „schauspielerische Rolle“ und die „Masken als Ausdrucksmöglichkeiten der menschlichen Phantasie und Kreativität“ betrifft, so haben die durchaus ihren Stellenwert, und ich weiß sie sehr zu schätzen.
Allerdings nicht immer und grundsätzlich.
Denn: Es ist ein Unterschied, ob ich ins Schauspielhaus gehe oder einen tollen Film sehe und vorher darüber informiert bin, dass hier Schauspieler ihre Kunst ausüben, die ich goutieren kann, oder ob jemand im realen bzw. fiktiven Leben in mehrere Rollen schlüpft mit dem Ziel, den geneigten Leser/die geneigte Leserin hinters Licht zu führen. Und wenn jemand es dann auch noch so ungeschickt anstellt, dass er bzw. sie in regelmäßigen Abständen alle drei Puppen gleichzeitig tanzen läßt, nicht nur mit fast identischen Inhalten, sondern auch mit gleichem Sprachstil und gleichen Bildungsversatzstücken, dann fühlt besagte geneigte Leserin sich irgendwann in ihrer Intelligenz beleidigt. Klar, es gibt welche, die drauf reinfallen und nichts durchschauen, aber man muss doch immerhin damit rechnen, dass nicht alle blöd sind. . Und deshalb hätte ich dieser sich sehr intellektuell und gebildet gebenden Protagonistin der Rolle etwas mehr Schläue in der Vorgehensweise zugetraut. Nun denn, jede/r wie er/sie kann! Das walte Bertha.

Ich wünsche Dir und allen Mimen für das neue Jahr weiter viel Spaß auf der Lebensbühne und alles Gute.
diogenes
diogenes
Mitglied

Re: Das Triumvirat denkt
geschrieben von diogenes
freut mich sehr, Medea,
daß Dir mein schnell zusammengekneteter Stollen geschmeckt hat.
War wohl ein Schuß zuviel Rum drin – Befürchtungen derart wurden geäußert.

Ein gesundes und unbeschwertes Neues Jahr wünsche ich Dir!

Herzlichen Dank, Marina, für Deine Zeilen und Grüße.

Ob nun Maus in Oberbayern oder Fluß im Unterlauf, die Begründung für Deine Verstimmung kann ich verstehen. Du erwähnst eine gemeinsame Bekannte aus früheren Jahren, die sich seinerzeit sehr engagiert hat. Da fällt mir die Eidechse ein, die, wenn sich das alte Kostüm abgetragen hat, es auch mal abstreift.

Höchst bedenklich freilich, daß Du meine launigen Einwürfe in die Nähe einer Doktorarbeit rückst – glücklicherweise nur einer halben. Nachdem ich jegliche Fußnoten vernachlässigt habe, besteht wohl unmittelbar Gefahr, daß ich schavanzt werde.

Immer mal einen lockeren Rollenwechsel im neuen Jahr darf ich Dir hier wohl gerade nicht wünschen, umso mehr gesunde und erfüllte Tage,
und stets ein frischer Bach, der die Kehle weitet und das Herz beglückt

diogenes

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