Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Alltäglicher Antisemitismus und Rassismus

Innenpolitik Alltäglicher Antisemitismus und Rassismus

Karl
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Administrator

RE: Alltäglicher Antisemitismus und Rassismus
geschrieben von Karl
als Antwort auf adam vom 25.10.2019, 13:09:47

@adam,

lass Rena doch erst einmal erklären, worin sie die einmalige historische Situation sieht. Von Schuld der Juden daran, habe ich bei ihr nichts gelesen und es ist nicht korrekt, ihr das nun zu unterstellen.

Karl

 
Karl
Karl
Administrator

RE: Alltäglicher Antisemitismus und Rassismus
geschrieben von Karl
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 25.10.2019, 13:30:14

Danke @marina,


ich verstehe jetzt, wie das Missverständnisse entstehen konnte und möchte es aufklären. In der Tat ist die Sachlage komplex. Auch Rassismus, wie wir ihn verabscheuen, kann sich nur deshalb in menschlichen Gesellschaften so festsetzen, weil es eine biologische Grundlage gibt. Vorsicht gegenüber Fremdem ist tatsächlich eine tief in unserer Biologie verankerte, sinnvolle Verhaltenstendenz, ebenso wie Neugier. 

Gerade deshalb ist die Angst vor Fremden vor allem dort am ausgeprägtesten, wo wenig Fremde auf der Straße sind. Aber auch in diesen Landstrichen schlägt die Vorsicht vor Fremden ja keineswegs bei jedem in Rassismus um. Niemand wird als Rassist geboren. 

Fremdenangst würde ich nicht mit Rassismus gleichsetzen. Rassisten geben dem Kennen- und Schätzenlernen keine Chance, Menschen, die Fremden gegenüber zunächst vorsichtig sind, sind nicht automatisch gleich Rassisten, das zeigt sich erst bei weiterem Kontakt.

Die Sonne scheint und wir wollen das noch nutzen, deshalb muss dies zunächst einmal genügen.

Karl

RE: Alltäglicher Antisemitismus und Rassismus
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 25.10.2019, 12:25:52

mein Beitrag bezog sich ausschliesslich auf Juden, marina - aber ich bin fest davon überzeugt, dass es beim Hass auf Sinti und Roma in vergangenen Zeiten auch viel mit Neid zu tun hatte - ihre Lebensweise wurde einerseits romantisiert, andererseits neidete man ihnen ihre Ungebundenheit und Lebensfreude, ohne wahrscheinlich auch nur annähernd zu wissen, wie streng die Clan-Hierarchie und Gesetze gerade die Frauen einschränkt und wie schwer es für dies "fahrende Volk" war, den Lebensunterhalt zu verdienen.

Wie neidisch muss so manch Handwerker oder Fuhrmann auf die menschen gewesen sein, die ganz andere Wertvorstellungen als sie hatten und die sich um Konventionen der herrschenden Gesellschaftsordnung wenig kümmerten - Nikolaus Lenaus Lied drückt es so wunderbar aus ,,, und bitte nicht gleich wieder über das Wort "Zigeuner" aufregen - es gehörte in den Zeitgeist des Dichters


Drei Zigeuner fand ich einmal
liegen an einer Weide
als mein Fuhrwerk mit müder Qual
schlich durch die sandige Heide

Hielt der eine für sich allein
in den Händen die Fiedel
spielt umglüht vom Abendschein
sich ein feuriges Liedel

Hielt der zweite die Pfeif im Mund
blickte nach seinem Rauche
als ob er vom Erdenrund
nichts zum Glück mehr brauche

Und der dritte behaglich schlief
und seine Harfe am Baum hing
über die Saiten ein Windhauch lief
über sein Herze ein Traum ging

An den Kleidern trugen die drei
Löcher und bunte Flicken
aber sie boten trotzig und frei
Spott den Erdengeschicken

Dreifach haben sie mir gezeigt
wenn uns das Leben umnachtet
wie man’s verraucht, verschläft und vergeigt
und wie man´s dreimal verachtet

Nach den Zigeunern lange noch schau´n
mußt ich im Weiterfahren
nach den Gesichtern dunkelbraun
nach den schwarzlockigen Haaren
Text: Nikolaus Lenau (1838)
Musik Th. Meyer-Steineg (1911)

 


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adam
adam
Mitglied

RE: Alltäglicher Antisemitismus und Rassismus
geschrieben von adam
als Antwort auf Karl vom 25.10.2019, 13:36:00
@adam,

lass Rena doch erst einmal erklären, worin sie die einmalige historische Situation sieht. Von Schuld der Juden daran, habe ich bei ihr nichts gelesen und es ist nicht korrekt, ihr das nun zu unterstellen.

Karl
 
geschrieben von karl
Rena hat sich eindeutig erklärt. Es ist schon seltsam. Immer wenn Aussagen klar sind, soll ich was nicht verstanden haben, muß eine Erklärung nach geschoben werden, war etwas ganz anders.

Du Karl, bist also auch Renas Meinung, daß es eine historische Situation gibt, die den Antisemitismus von 1880 bis 1945 begründet? Und mit dem Verschwinden dieser Situation verschwand auch dieser Antisemitismus?

Der Meinungskorridor, der nicht meiner ist, wird immer enger, Karl. In ihm wird immer enger zusammen gerückt und ich sehe immer klarer.

--

adam
RE: Alltäglicher Antisemitismus und Rassismus
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 25.10.2019, 13:36:00

Hallo Karl,  bei dem mir von adam Unterstellten handelt es sich um ein Zitat des jüdischen Psychologen Rolf Verleger.

  Zitat:

Daher möchte ich im Folgenden einige Dinge klarstellen, und zwar:
  • Der deutsche Antisemitismus von 1880-1945 war die (zuerst "nur" diskriminierende, dann mörderische) rassistische Reaktion auf eine konkrete historische Situation. Diese historische Situation ist vorbei, und so ist auch dieser Antisemitismus vorbei.
     
  • Demgemäß gehen antisemitische Einstellungen in der Bevölkerung kontinuierlich zurück. Negative Meinungen finden sich dagegen gehäuft zu Immigranten, Roma und Muslimen (aufgrund ähnlicher sozialer Gegebenheiten wie vor 100 Jahren bei Juden).
Wer den verlinkten Artikel insgesamt liest, wird die dazu gehörige Erklärung von R. V. finden und verstehen, was gemeint ist.
 
LG
RE: Alltäglicher Antisemitismus und Rassismus
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf adam vom 25.10.2019, 13:09:47
Hallöle lieber Mensch, lies nochmal ganz in Ruhe bei einem Tässchen Tee, was ich geschrieben habe und achte bitte darauf, was von mir ist und was der jüdische Psychologe R. Verleger geschrieben hat.

. Zitat:
Daher möchte ich im Folgenden einige Dinge klarstellen, und zwar:
  • Der deutsche Antisemitismus von 1880-1945 war die (zuerst "nur" diskriminierende, dann mörderische) rassistische Reaktion auf eine konkrete historische Situation. Diese historische Situation ist vorbei, und so ist auch dieser Antisemitismus vorbei.
     
  • Demgemäß gehen antisemitische Einstellungen in der Bevölkerung kontinuierlich zurück. Negative Meinungen finden sich dagegen gehäuft zu Immigranten, Roma und Muslimen (aufgrund ähnlicher sozialer Gegebenheiten wie vor 100 Jahren bei Juden)


Da dich das Thema Judentum so sehr interessiert wird es dich sicher interessieren, wie R. V. das erklärt. Du müsstest dazu den Link öffnen und rein gucken und ihn mit Muse lesen. Falls du etwas nicht verstehst, einfach googeln oder ein paar ergänzende Bücher dazu lesen.

Leider habe ich keine Zeit und Lust dir diese Arbeit abzunehmen. Ich mache gerade etwas sehr sehr Schönes, womit ich Geld verdiene. Außerdem habe ich einen pflegebedürftigen sehr lieben Angehörigen, dem ich gerne  meine Zeit widmen möchte. 

Das verstehts du doch bestimmt. Danke.

Wäre nett, wenn du (auch im Interesse des Themas, an dem dir so viel liegt) aufhörst zu versuchen mich durch völlig sinnlose und intrigante Unterstellungen zu beleidigen.

So bald es mir möglich ist und ich Lust habe, schreibe ich selbst einen ausführlichen Beitrag zum Thema Judentum. Bis dann. LG

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Nick42
Nick42
Mitglied

RE: Alltäglicher Antisemitismus und Rassismus
geschrieben von Nick42
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 25.10.2019, 13:01:46
In dieser Diskussion um Judentum und Antisemitismus auch mMn wissenswert: Das HIER: .....

....Sorry leute, ich will euch ja nicht mit Worten erschlagen, aber das musste - nachdem, was ich hier gelesen habe - sein. Denn: Worüber reden wir hier eigentlich?

geschrieben von Rena


Nach der Überschrift reden wir hier über den alltäglichen Antisemitismus in Deutschland.. Ich will mal meine persönliche Sicht dazu sagen.

Ich bin im schwäbischen Pietismus aufgewachsen. Das ist eine besonders strenge fundamentale Form innerhalb des Protestantismus, wo das alltägliche lesen der Bibel Tradition ist. Auch das alte Testament das für Juden bekanntlich auch eine heilige Schrift ist, wie für die Christen..

Dazu gehört auch, dass Juden etwas besonderes vor Gott sind, sein auserwähltes Volk, so steht es im im alten Testament und das gilt für den gläubigen Pietisten und so wurde es in meiner Kindheit im Altag gelehrt.

Aber: Ich bin auch damit aufgewachsen, dass Juden das Schlimmste getan haben, was Menschen überhaupt tun können: sie haben den Heiland der Frommen ans Kreuz genagelt. Und sie haben  Jesus, den Messias des AT nie als Messias erkannt. Schlimmer geht’s nicht. Und das nicht nur bei mir, das war auch 2000 Jahre die die Lehre der Kirche, die das "christliche" Abenland entscheident geprägt und beeinflußt hat.

Später, als ich erwachsen wurde, hab ich angefangen, mich mit den Dingen auseinander zu setzen.
Und erkannt, dass es gar nicht die Juden waren, sonder die römische Besatzngsmach, die Jesus ans Kreuz genagelt haben. Aber historische Erkenntnisse sind für den Glauben nicht wichtig. Was zählt ist das, was im Wort Gottes steht oder wie es im Zweifel von Autoritäten interpretiert wird.

Ich war schon über 40 als ich mal in Prag als Tourist einen jüdischen Friedhof besucht habe. Und am mir bemerkt, dass ich immer ein beklemmendes Gefühl habe, wenn ich jüdische Einrichtungen besuche. Und mir plötzlich in den Sinn kam, die Juden sind es, die den Heiland ans Kreuz genagelt haben. Mir, der ich immer davon überzeugt bin, dass ich keine Vorurteile habe, schon gar keine antisemitischen, weltoffen und tolerant bin. Aber auch , dass das die Prägung meiner Kindheit war, die immer noch in mir ist, solange ich mich nicht damit auseinander setze.

Ich weiß, dass viel den Christlichen Glauben nicht so erlebt haben, wie ich in der Kindheit. Aber jeder ist gut beraten, sich mit dem zu beschäftigen, was ihn als Kind, bewusst und unbewusst, geprägt hat.

Nick42




 
RE: Alltäglicher Antisemitismus und Rassismus
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Nick42 vom 25.10.2019, 15:41:19

Du weisst aber schon, dass es die RÖMER waren, die Jesus gekreúzigt haben, oder?
Hätten die Juden ihn getötet, so wäre er gesteinigt worden ...

Kleine Petitesse der Geschichte ..

pippa
pippa
Mitglied

RE: Alltäglicher Antisemitismus und Rassismus
geschrieben von pippa
als Antwort auf Nick42 vom 25.10.2019, 15:41:19

Ich weiß, dass viel den Christlichen Glauben nicht so erlebt haben, wie ich in der Kindheit. Aber jeder ist gut beraten, sich mit dem zu beschäftigen, was ihn als Kind, bewusst und unbewusst, geprägt hat.

Nick42
 

Da scheint was dran zu sein.
Ich bin nämlich   n i c h t   im christlichen Glauben erzogen worden. Weder meine Eltern noch Großeltern wollten mit den christlichen Kirchen was zu tun haben. Vielleicht habe ich von daher bereits als Kind keinerlei Verständnis für die abfälligen Äußerungen in meiner Umwelt gehabt und stets meine Eltern mit der Frage gelöchert, woran man denn einen Juden erkennen könne. Ihre Antwort war immer, dass es überhaupt keinen Unterschied gäbe und Juden nur eine andere Religion als unsere Nachbarn hätten.

Jetzt bin ich alt und habe tatsächlich noch immer nicht verstanden, warum die Juden so viel Hass auf sich ziehen. 
Pippa
schorsch
schorsch
Mitglied

RE: Alltäglicher Antisemitismus und Rassismus
geschrieben von schorsch
als Antwort auf pippa vom 25.10.2019, 16:20:06
.....
Jetzt bin ich alt und habe tatsächlich noch immer nicht verstanden, warum die Juden so viel Hass auf sich ziehen. 
Pippa
Ich erlaube mir, deine Worte so zu "berichtigen": "Jetzt bin ich alt und habe tatsächlich noch immer nicht verstanden, warum den Juden so viel Hass entgegen gebracht wird"!

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