Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Alltäglicher Antisemitismus und Rassismus

Innenpolitik Alltäglicher Antisemitismus und Rassismus

Alexs
Alexs
Administrator

RE: Alltäglicher Antisemitismus und Rassismus
geschrieben von Alexs
als Antwort auf margit vom 20.10.2019, 09:32:59

Liebe Margit,
wie soll ich das beschriebene kommentieren?
Was muss ich klarstellen?
Als Kind war mir das relativ egal. In den 90ern hegte ich deshalb auch keinen Hass. Gefragt habe ich mich damals aber schon, ob es diese Zahlungen damals noch gab oder nicht. Was jetzt nicht heißen soll, wenn es so war, dies ein Grund für Antisemitismus gewesen wäre! (Das muss man hier ja immer dazu schreiben.) Deshalb auch das „was ist den überhaupt richtig“.

Natürlich kann man bei der Ursachenforschung weit in der Geschichte zurück gehen. Wir sollten uns deshalb darauf beschränken, zu eruieren wie aktuelle Generation antisemitisch geworden sind, um mindestens nachfolgende Generationen davor zu bewahren, so zu werden.

Anfeindungen und nicht eindeutige Beiträge zu anderen Beiträgen, anstatt zum Thema, von anderen hier, helfen da recht wenig - im Gegenteil.

Alexs
Alexs
Administrator

RE: Alltäglicher Antisemitismus und Rassismus
geschrieben von Alexs
als Antwort auf adam vom 20.10.2019, 09:44:10

So hart wollte ich jetzt nicht sein 😉

Karl
Karl
Administrator

RE: Alltäglicher Antisemitismus und Rassismus
geschrieben von Karl
als Antwort auf JuergenS vom 20.10.2019, 09:23:14
Es ist ein schillerndes Mosaik, das wir hier abgeben, was wollen wir mehr?
Also @heigl, ich fände es gut, wenn wir Vorurteile bewusst machen und damit durchbrechen könnten. Wir sollten die Latte nicht immer so tief legen. Es geht auch nicht nur um die Diskutanten, sondern auch um die Leser.

Da ich evangelisch-pietistisch erzogen wurde, kannte ich die wörtlichen Auszüge aus dem katholischen Gebetsbuch, die Margit zitiert hat, bis heute nicht. Ich bin erschüttert, dies in so schriftlicher Form festgehalten lesen zu müssen.

Das bedeutet aber keineswegs, dass die evangelisch-pietistische Denkrichtung in Bezug auf die Juden besser gewesen wäre. Ich stamme aus dem Siegerland und ich weiß aus Chroniken, dass Siegen ein Hotspot nicht nur des Pietismus, sondern auch des Nationalsozialismus war.

Aufgewachsen bin ich auf einem inzwischen eingemeindeten Dorf nahe Siegen, in Eisern. Auch wenn mein eigenes Elternhaus keine mir bekannte Schuld trägt und zuhause bei uns auch keine antijüdische Stimmung herrschte, habe ich bei Gesprächen von Verwandten, Nachbarn und Bekannten solche Floskeln wie "Die wohnten in den schönsten Häusern" und "fast alle Frauenärzte waren Juden" etc. gehört. Inzwischen weiß ich aus seinen Feldpostbriefen, dass ein im Krieg gefallener Onkel sich von einem nicht Nazi Paulus in einen für den "Führer" glühenden Saules verwandelte. Mit dem Erwachsenwerden stellte ich zunehmend fest, dass meines Vaters Version, Hitler sei der "Antichrist" gewesen und sei an allem schuld, so nicht stimmen konnte. Hitler war nicht der Alleinschuldige, sondern er war nur möglich als das Ergebnis einer Seuche, die die Gehirne der Mehrheit der Menschen infiziert hatte.

Als kleine Kinder benutzten wir unbedarft und noch unreflektiert z.B. für kleine Böller judenbezogene Bezeichnungen.  "Den sollte man vergasen" war ein durchaus üblicher Spruch, bei dem man sich als Kind nichts dachte. Aber auch andere Völker bekamen ihr "sprachliches" Fett weg. Wenn irgendwo Unordnung herrschte, dann war das eine "polnische Misswirtschaft". Wenn fahrendes Volk ("Zigeuner") auf einem Dorfplatz lagerten, hatten wir Ausgehverbot etc.

Als Biologe weiß ich um die Macht der frühkindlichen Eindrücke. Es ist mir klar, dass es sehr schwer ist, frühkindlichen Sprachgebrauch und eingeimpfte Denkweisen zu hinterfragen und zu überwinden. Der erste Schritt dazu ist immer die Bewusstmachung, d.h. man muss darüber reden. Ich hatte einen Jugendfreund seit Kindergartentagen, mit dem ich über Gott und die Welt reden konnte. Diese Gespräche waren sehr wichtig. Im Alter von 15-17 Jahren habe ich Tagebuch geschrieben und ein Kapitel daraus lautete "Vom Schuldbewusstsein zum Selbstbewusstsein". Darin habe ich meine pietistisch-christliche Erziehung abgeschüttelt und begonnen, mich bewusst mit Geschichte und Politik auseinanderzusetzen. Auch die Schule war wichtig, besonders zwei Lehrer, Dr. Rombeck, mein Biologielehrer, und Dr. Hofius mein Religionslehrer. Beide regten zum kritischen Denken und zum Philosophieren an. Diskussionen im Klassenverband über die Nazizeit waren häufig und ernsthaft.

M.E. kann der Teufelskreis der tradierten Vorurteile nur durch Aufklärung durchbrochen werden. Wir müssen darüber reden, die Geschichte studieren und analysieren. Was sind die Denkmuster und Instinkte, die immer wieder überall auf der Welt zur Ausgrenzung von Minderheiten führen? Warum funktioniert die Sündenbocktheorie so gut? Was kann man tun, um sich ehrlich zu machen und die Schuld bei sich, seiner eigenen Gruppe und der eigenen Erziehung zu suchen? Und schließlich: Wie kann man das selber besser machen?

Karl

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Karl
Karl
Administrator

RE: Alltäglicher Antisemitismus und Rassismus
geschrieben von Karl
als Antwort auf adam vom 20.10.2019, 09:44:10

@adam,

wir sollten auch nicht mit falschen Zahlen hantieren und damit rassistische Denkweisen stützen. Es ist einfach ärgerlich, wie Du die Fakten, hier eine Verbrechensstatistik, durch falsche Rechnungen ins Gegenteil verkehren willst. 

Bildschirmfoto 2019-10-20 um 10.33.05.png

Wenn 90% der antisemitischen Straftaten (keinesfalls nur "Armheben") von Rechten erfolgt sind, dann bedeutet dies noch lange nicht, dass die übrigen 10% alle von Migranten erfolgt sein müssen. Es gibt so etwas auch von Links und aus der "unbescholtenen" Mitte der Gesellschaft.

Karl

sammy
sammy
Mitglied

RE: Alltäglicher Antisemitismus und Rassismus
geschrieben von sammy
als Antwort auf hobbyradler vom 19.10.2019, 19:32:19
 
Ich kann mir das nicht vorstellen, dass Adam das Gewaltmonopol des Staates durch persönliche Gewalt ersetzen möchte.

Vermutlich meint er, dass sich unser Rechtsstaat intensiver um Probleme zu kümmern hat.
nun hobbyradler, was er meint kann er ja auch so schreiben, tut er aber nicht...Aber vielleicht befindet er sich ja momentan in einer "Persönlichkeitsfindung" und alles wird gut...😉

sammy
adam
adam
Mitglied

RE: Alltäglicher Antisemitismus und Rassismus
geschrieben von adam
als Antwort auf Alexs vom 20.10.2019, 10:00:33
So hart wollte ich jetzt nicht sein 😉

Warum hart, wenn es wahr ist? Wenn wir der Sache dienen wollen, auch in der Diskussion, muß die Wahrheit auf den Tisch. Wenn eine Seite dabei erwischt wird, wie sie durch Unwahrheit punkten will ist das kontraproduktiv, es schadet, macht mißtrauisch und man stellt sich die Frage nach der Ehrlichkeit.

Weil ich mein eigentliches Studium mit Grundlagen in Jura flankiert hatte, saß ich oft in Verhandlungen beim Amtsgericht. Von einer Staatsanwältin lernte ich dabei, daß das oberste Gebot bei deutschen Gerichten die Wahrheitsfindung ist. Wahrheit ist das Elixier der Gerechtigkeit.😉

--

adam

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adam
adam
Mitglied

RE: Alltäglicher Antisemitismus und Rassismus
geschrieben von adam
als Antwort auf Karl vom 20.10.2019, 10:34:36
@adam,

wir sollten auch nicht mit falschen Zahlen hantieren und damit rassistische Denkweisen stützen. Es ist einfach ärgerlich, wie Du die Fakten, hier eine Verbrechensstatistik, durch falsche Re

Karl
geschrieben von karl
Du hast die Zahlen Falsches suggerieren lassen, nicht ich. Und hör endlich auf mit deinen Beleidigungen und der Verbreitung von Unwahrheiten über mich. Ich betone noch mal: Du hast die Zahlen falsche Fakten suggerieren lassen. Ich habe lediglich Möglichkeiten der Auslegung beschrieben. Mit dir geht es nur im Streit.

--

adam

 
adam
adam
Mitglied

RE: Alltäglicher Antisemitismus und Rassismus
geschrieben von adam
als Antwort auf sammy vom 20.10.2019, 10:44:55
 
Ich kann mir das nicht vorstellen, dass Adam das Gewaltmonopol des Staates durch persönliche Gewalt ersetzen möchte.

Vermutlich meint er, dass sich unser Rechtsstaat intensiver um Probleme zu kümmern hat.
nun hobbyradler, was er meint kann er ja auch so schreiben, tut er aber nicht...Aber vielleicht befindet er sich ja momentan in einer "Persönlichkeitsfindung" und alles wird gut...😉

sammy


sammy, such du deine Persönlichkeit. ich kümmer mich um meine. Soweit klar?

--

adam
margit
margit
Administrator

RE: Alltäglicher Antisemitismus und Rassismus
geschrieben von margit
als Antwort auf JuergenS vom 20.10.2019, 09:54:44

Lieber @heigl,

wenn Du schreibst:

Zitat heigl:
"diese Gesellschaft sind wir alle, entgegentreten wird nicht viel nützen, auch ständiges Erinnern nicht.
Die Beschäftigung erfolgt 50 Jahre zu spät, die junge Generation fühlt sich oft unberührt von dem, was unsere Generation nicht aufgegriffen hatte, und unsere Eltern fast verschweigen wollten."

möchte ich Dir widersprechen.

Die Gesellschaft setzt sich aus Individuen zusammen, von denen jedes Verantwortung zum Gelingen oder Misslingen trägt und seinen Beitrag leisten muss. Und dieser kann eben in einer deutlichen Stellungnahme bestehen oder im Erinnern, z.B. im  Gespräch mit den Enkeln oder Jugendlichen. Das Interesse bei jungen Menschen ist groß und auch die Verunsicherung darüber, was sie im Internet so alles finden und nicht einordnen können.

Wenn ein Großteil der Generation der Zeitzeugen versucht hat, den Mantel des Schweigens und Verdrängens über die Herrschaft des Nationalsozialismus und seiner Verbrechen zu legen, so wurden diesen Verbrechen  doch in meiner Generation offen ausgesprochen und auch in allen Medien thematisiert. In der Generation, die ich seit 1974 unterrichtet habe, war der Holocaust nicht nur im Geschichts-, sondern auch im Deutsch- und Religionsunterricht ein wichtiges Thema. Und das auch an allen Schulen und bei allen Kollegen, die ich kenne. Es kann sich keiner damit herausreden, in der Schule nie etwas davon gehört oder aus den verschiedensten Medien wie Zeitungen, Fernsehen, Rundfunk erfahren zu haben.

Ich habe bei meinen Schülern nie erlebt, dass sie vom Schicksal der Juden in Deutschland "unberührt" waren.

Margit

 
RE: Alltäglicher Antisemitismus und Rassismus
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Alexs vom 20.10.2019, 07:32:01

Du hast geschrieben:

Migranten leben Antisemitismus teils sehr viel offener aus als Einheimische.

Und:

Wie wäre es zur Abwechslung mal wirklich nach der Ursache zu suchen?!

Was sagst du ist die Ursache für Antisemitismus von Migranten aus der MENA-Region (Mittlerer und Naher Osten und Nord-Afrika) ?

Dazu gibt es z.B. diese interessante, differenzierende Studie:

Zitat:

 

Der Studie zufolge ist die judenfeindliche Haltung in der Gruppe der Muslime allerdings begrenzt. Auch sei der Antisemitismus nicht pauschal. So habe eine 2014 bis 2015 durchgeführte Studie ergeben, dass zwar viele junge Muslime - rund 66 Prozent - eine negative Haltung gegenüber Zionisten haben, also gegenüber jenen, die sich für die Bewahrung Israels als jüdischen Nationalstaat in Palästina einsetzen. Deutlich weniger (12 Prozent) äußerten sich aber feindlich gegenüber Juden selbst. 
...
Letztlich kommt die Studie zu einem komplexen Ergebnis, dessen einzelne Aspekte sich zu einem ganzen Bild nur schwer zusammenfügen: "Einige Daten deuten darauf hin, dass antisemitische Einstellungen unter MENA-Flüchtlingen weit verbreitet sind, genau wie positive Einstellungen zu Demokratie, Gleichberechtigung und friedlichem Zusammenleben zwischen Muslimen, Christen und Juden." Es gebe keinerlei Hinweise darauf, dass Migranten aus Nordafrika und dem Nahen Osten auf gesellschaftlicher Ebene bedeutend zum Antisemitismus in Europa beitragen.


Siehst du Unterschiede zwischen diesem Antisemitismus und Antisemitismus im Dritten Reich bzw. dem Antisemitismus von Nazis heute?

 

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