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Innenpolitik Alltäglicher Antisemitismus und Rassismus

Tina1
Tina1
Mitglied

RE: Alltäglicher Antisemitismus und Rassismus
geschrieben von Tina1

Grußwort von Dr. Josef Schuster beim Fachgespräch Antisemitismus in Deutschland
 


https://www.zentralratderjuden.de/aktuelle-meldung/artikel/news/15-jahre-bergische-synagoge-in-wuppertal/

15 Jahre Bergische Synagoge in Wuppertal 
Grußwort des Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dr. Josef Schuster, beim Festakt zum 15-jährigen Bestehen der Bergischen Synagoge, 10.12.2017,

"Wo ich eben von Wundern sprach: Ist nicht alleine diese Tatsache eine wunder-bare Entwicklung?
Noch wunderbarer war dann die große Unterstützung, die die Gemeinde erfuhr: die Evangelische Kirche im Rheinland stellte das Grundstück zur Verfügung. Die Stadt Wuppertal sowie mehrere Städte der Umgebung beteiligten sich ebenfalls finanziell am Neubau der Bergischen Synagoge.
Jetzt steht sie in unmittelbarer Nachbarschaft zur Gemarker Kirche. Dies ist ein schöner Ausdruck des guten Miteinanders der Religionen, das hier in Wuppertal gepflegt wird.

Umso trauriger hat es mich gestimmt, als ich 2014 vom Brandanschlag auf die Bergische Synagoge hörte. Es war gut, dass die Täter schnell gefasst wurden. Aber ich muss ehrlich sagen, geradezu wütend bin ich bis heute über das Urteil und seine Begründung.

Eigentlich, meine Damen und Herren, hätte ich das Kapitel heute bei diesem Festakt, gerne ausgelassen. Doch es treibt mich nach wie vor zu sehr um, um darüber zu schweigen.
Die Täter erhielten Bewährungsstrafen. Doch dass Richter verschiedener Gerichte in Deutschland einhellig zu der Meinung kommen können, ein Brandanschlag auf eine Synagoge sei ein Zeichen politischen Protests, aber kein Antisemitismus – das macht mich fassungslos."
 
olga64
olga64
Mitglied

RE: Alltäglicher Antisemitismus und Rassismus
geschrieben von olga64
als Antwort auf wandersmann vom 22.10.2019, 21:49:48
@olga64

Wenn die AfD bundesweit bei rund 14%, im Osten zwischen 20% und 30% liegt, und das über einen vergleichsweise langen Zeitraum schon, dann sollte die Reaktion darauf nicht aufgeschreckte Erschrockenheit sein, sondern vielmehr die Frage aufs Tapet bringen, ob dies nicht auch eine folgerichtige Entwicklung ist. Und ob das nicht vielleicht sogar erforderlich war, um jenen Teil der Bürger, der sich nirgendwo in der Parteienlandschaft wirklich wiederfindet, eine politische Heimat zu geben, die sich rechts von der CDU befindet? Die Existenz der AfD begründet sich zu einem Großteil auch in der Vermufft- und Verstaubtheit, in der Ignoranz und der Bürgerfremde der Berliner Republik, die für das Aufreißen der Gräben zwischen Oben und Unten innerhalb unserer Gesellschaft die Hauptverantwortung trägt.
Wandersmann - die Frage nach der "politischen Heimat" wurde z.B. im Osten früher schon gestellt, als dort in viel grösserem Umfang "die Linke" als Partei gewählt wurde und führend diese Landschaft bestimmte.
Ich frage mich deshalb seit längerem, was diese ostdeutsche Hauspartei versäumt und falsch gemacht hatte, dass sich hier so eine drastische Änderung ergab.
Waren die nicht mal jahrelang für die "Gräben zwischen Oben und Unten" verantwortlich und sind oder waren es teilweise bis heute, wenn sie in den einzelnen, ostdeutschen Ländern mitregieren?
Dann frage ich mich natürlich auch ,was Wähler eigentlich von den Politikern erwarten, zumal die Unterschiede im Wahlaufkommen bei der AfD ja gravierend sind (wie Sie selbst anführen). Im Westen, wo bedeutend mehr Deutsche leben und wählen als im Osten. VErlangen also ostdeutsche Wähler ,dass sich alles nach ihnen zu richten hat? Bzw. was diese Leute selbst "als Vermufftheit" sehen, bestimmend sein soll?
Ich bin als Westdeutsche halt nicht Ihrer Meinung und denke, ich habe und hatte das Glück in einem der erfolgreichsten, demokratischen LÄnder dieser Welt leben zu dürfen und werde mir das sicherlich nicht durch dauer-frustrierte Ostdeutsche kaputtmachen lassen, die anscheinend immer noch als die Verantwortlichen für die eigene Lebensgestaltung in einem kostenlosen Lieferservice der Politiker sehen.
Mir ist das zu weltfremd. Diese Leute sollen einfach mal ihren Blickwinkel über den Tellerrand lenken und beobachten, was anderswo geschieht und auch überlegen ,warum so viele zu uns kommen wollen. Weil bei uns alles so vermufft, verstraubt, bürgerfremd usw. ist?
Jeder hat das Recht, diese Strukturen zu ändern (gewaltfrei), bzw. wenn ihm alles zu unerträglich erscheint, dieses Land zu verlassen und anderswo sein Glück zu suchen und evtl. zu finden. Olga
Alexs
Alexs
Administrator

RE: Alltäglicher Antisemitismus und Rassismus
geschrieben von Alexs

Mal wieder was zum Thema. Eben gefunden:

Jeder vierte Deutsche denkt antisemitisch

So, oder so ähnlich wird es wohl sein.


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RE: Alltäglicher Antisemitismus und Rassismus
geschrieben von ehemaliges Mitglied

hallo an alle...

ich habe dieses Thema von Beginn an aufmerksam mitgelesen...für mich ist es ein wichtiges Thema!

manches hat in mir Freude ausgelöst, anderes hat mich bestürzt vor meinem PC sitzen lassen...was kein Wunder ist, denn einige der Beiträge zeigen auch die Gefühle und Betroffenheit in unterschiedlichen Zusammenhängen

gestern Abend hatte das Thema 5500 Zugriffe
heute abend sind es bereits rund 1300 mehr.
Ich schließe daraus, dass es ein brisantes Thema ist, das viele Menschen im ST beschäftigt, und vermutlich gibt es auch Mitleser, die nicht registriert sind.

Heute Nachmittag habe ich die gesamten posts nochmal durchforstet. Ich war auf der Suche nach konkreten Ansatzpunkten, wie wir mit Rassismus und Antisemitismus umgehen können/könnten...

Ich habe herausgefunden, dass es viel mehr zu finden gibt, als es für mich beim Mitlesen den Anschein hatte.
Es ist vermutlich nicht üblich, aber ich habe alle Beiträge, die solche Ansätze oder Beispiel beinhalten
herauskopiert...
ich habe bestimmt auch welche übersehen, ich bitte die Schreiber, diese dann zu ergänzen, 
alle Beiträge sind mehr oder weniger krass gekürzt ( die Zusammenhänge kann ja jeder nachblättern)

ich habe die Ansätze und Ideen nur zusammengefasst, und will sie hier nicht bewerten, sondern vielmehr wertschätzen...sie sind durchaus auch kontrovers, aber viel weniger widersprüchlich als ich zuerst angenommen hätte...

ich bin so frei und stelle sie noch einmal ein...

Warum stelle ich sie ein:
Sie könnten als Grundlage dienen um an diesem Thema weiter zu kommen, und sie könnten denen, die vlt. mitlesen als "praktische Zusammenfassung" dienen.

liebe Grüße
WurzelFlügel

RE: Alltäglicher Antisemitismus und Rassismus
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 23.10.2019, 20:53:17
Hier also die Beiträge. Sie sind chronologisch gereiht.

Ich habe mir inzwischen angewöhnt, immer nachzufragen, wie das denn zu verstehen sei. Oft ist damit schon einiges klargestellt. Zivilcourage ist nötig. Nicht nur bei den - in meinem Umkreis - sehr seltenen antisemitischen, sondern auch bei den viel häufigeren rassistischen oder antimuslimischen Bemerkungen. Wichtig ist in meinen Augen, dass auch diese nicht unkommentiert hingenommen werden. Wenn ich in einem Geschäft solche Äußeungen hinterfrage, mich distanziere und u. U. den Laden ohne den geplanten Einkauf verlasse, habe ich vielleicht etwas bewirken können.

Wie sehen Eure Erfahrungen mit diesem Thema aus?

Margit
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Am schlimmsten finde ich den verdeckten, dumpfen Antisemitismus und Rassismus, der nicht offen ausgesprochen, sondern gelebt wird. Das passiert nebenbei in einem Witz oder in der Alltäglichkeit. Zum Beispiel haben in fast allen Gemeinden die Freiwilligen Feuerwehren ein Nachwuchs-Problem. Warum spricht man dann nicht konkret Flüchtlinge an, die meist sogar Erfahrung mit der Rettung von Menschen aus brenzlichen Situationen haben. Bei der Ausbildung werden sich die Flüchtlinge nicht dümmer als Deutsche zeigen.
dutchweepee
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Sollte ich es miterleben, dass bewusst despektierlich z.B. gegen Juden in meiner Gegenwart KOmmentare erfolgen, würde ich mich wehren. In jedem Fall beim Einkaufen oder in meiner Hausgemeinschaft usw.
Unterlassen würde ich es aber zB. in öffentlichen Verkehrsmitteln, wenn irgendwelche gewaltbereite ……. hier auftreten, weil ich befürchten würde, solche Schläge usw. nicht gut überleben zu können.
Ich würde dann einfach aussteigen, wenn es für mich zu unerträglich würde.
Olga
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Vor einiger Zeit sind wir mit einem befreundetem chassidischen Rabbiner, der zwischen Jerusalem und Deutschland  lebt und arbeitet und hier in Deutschland viele Vorträge hält usw. unterwegs…
Ammeisten staunten aber die Leute, dass er ein so aisgesprochen humorvoller Mann ist, der offen auf jeden zugeht und der auch - ich staune da immer wieder auch in Online Diskussionen - auf sehr unverschämte Beleidigungen sehr souverän zu antworten weiss.
Wer sich für seine Arbeit interessiert und ihn vielleicht einmal erleben will , dem empfehle ich die Webseite  der Jüdischen Kulturgemeinde Breslev - aber vorsichtig: Sein Optimismus und seine Lust am Leben
Hier ein kleines Beispiel aus seinen Vorträgen - leider stört die Musi im Hintergrund ein wenig 
https://www.youtube.com/watch?time_continue=6&v=76WkZfMdY-U
WoSchi
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Das erinnert mich an ein Erlebnis, welches mein Mann etwa Ende der 80er Jahre hatte und mir erzählte.
 
Ein Arbeitskollege war gestorben und ein großer Teil der Kollegen gingen zur Beerdigung.
Als sie gemeinsam am Grab standen, sagte ein Kollege laut zu seinem Nachbarn, der neben ihm stand, "neben einem Juden werden ich keinen Abschied nehmen".
 
Die Reaktion von allen anderen Kollegen, war, sie nahmen den Kollegen mit jüdischen Glauben in die Mitte und stellen sich demonstrativ auf die andere Seite des Grabes.
Vielen war gar nicht bekannt, daß dieser Kollege jüdischen Glaubens war.
 
Ich freute mich über den Zusammenhalt und über die Reaktion der Kollegen.
 
Von einem anderen Erlebnis berichtete mir meine Tochter.
Sie war in Berlin im Urlaub und fuhr mit der S-Bahn.
Dort beobachtete sie wie ein recht dunkelhäutiger Mann der auf einem Sitzplatz saß von einen stark angetrunkenen, ungepflegt gekleideten Mann mit Bierpulle in der
Hand, lautstark angeschrien wurde, was er denn in Deutschland wolle und mit anderen beleidigten rassistischen Redensarten  beschimpfte.
Meine Tochter hat sich dazwischen gestellt und in etwa gesagt, lassen sie den Mann in Ruhe, er hat ihnen nichts getan und im Gegensatz zu ihnen, stinkt er nicht nach Alkohol und Schweiß und ist sauber und ordentlich gekleidet.
 
Dieser Mann wollte dann meine Tochter anmachen, da schritten die anderen Fahrgäste ein, die vorher weg geschaut haben oder nur zugehört und stellten sich ihm in den Weg. Darauf verschwand er laut meckernd.
Der dunkelhäutige Mann bedankte sich.
 
Über diese Reaktion meiner Tochter freute ich mich.
Monja_moin
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Ich möchte hier keine abstrakte Diskussion führen, sondern ganz konkret über Erfahrungen mit Antisemitismus und Rassismus im Alltag sprechen und über Strategien, dem ein deutliches Nein entgegenzusetzen.

Es ist dringend nötig, auch versteckte antisemitische, antimuslimische und rassistische Äußerungen und Gesten nicht zu übersehen oder zu überhören, sondern eindeutig Stellung dagegen zu beziehen.

Das kann durch eine solidarische Geste oder aktives Einschreiten geschehen, das allerdings in dem von Monja beschriebenen Fall viel Mut erfordert.

Es darf z.B. nicht sein, dass bei Kindern, die sich  "Jude" oder "Flüchtling" beschimpfen, keiner reagiert, weil ein Gespräch darüber ja Sache der Lehrer oder der Eltern sei.

Persönlich erlebt habe ich, wie sich ein älterer Herr rücksichtslos vordrängen wollte und mich auf meinen Protest hin rassistisch beschimpfte, weil er mich in Begleitung einer jungen Syrerin für eine Flüchtlingsfrau hielt. Ich war froh, dass das Mädchen damals noch nicht genügend Deutsch verstand. Meine Antwort an diesen Herrn war laut und deutlich.

Margit
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Zur Erkennnis über jüdisches Brauchtum sollte in unseren Schulen wenigstens das Bedürfnis, das Interesse gelegt werden. Literatur und sonstige Info gibt es massenweise. Ich habe eine ganze Wand voll davon.
digizar
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Münchens Synagoge am Jakobsplatz wird von der Polizei offensichtlich ausreichend überwacht.

Es ist mir persönlich aber wichtig, dass Juden ungestört und wie selbstverständlich überall leben können und das Gedenken an die Greuel 33 bis 45 angemessen "gewürdigt" werden, auch mit öffentlichen Stelen, Wandtafeln, Stolpersteinen etc.
heigl
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Ich bin Marina dankbar, dass sie mich auf Igor Levit und seine nachdenklichen Worte aufmerksam gemacht hat, die ich deshalb auch hier einstellen möchte.

Levit, selber Jude,  stellt den Anschlag in Halle in den größeren Zusammenhang des Fremdenhasses und erwähnt auch die Brandanschläge auf Moscheen und Flüchtlingsheime, die dem gleichen Denken entspringen wie der Antisemitismus.
https://www.youtube.com/watch?time_continue=10&v=42UsEUy5QTM
(Statement gegen die Verrohung der Sprache, für die, die es nicht angesehen haben….Anmerkung von WurzelFlügel)
Karl
 
Die Lehre aus der Geschichte muss es sein, es nie wieder so weit kommen zu lassen, dass auch bei den "Anständigen" die Angst regiert, so dass die Verbrecher freie Hand haben. Der Satz, den Anfängen zu wehren, ist keine Floskel, sondern bittere Notwendigkeit. Wenn Rechte erst eine Diktatur errichtet haben, dann ist es zu spät.

Karl
Gerade, weil ich vermute, dass ich kein Held geworden wäre oder werden würde, fühle ich die Verpflichtung mitzuhelfen, dass eine solche Situation der Angst niemals wieder entstehen darf, damit man kein Held sein muss, um menschlich zu handeln!

Man sollte kein Held sein müssen, um menschlich handeln zu können! 

Solange wir in einer Demokratie leben, können wir uns zu Wort melden. Deshalb sollten wir dies tun und unsere Demokratie mit allen Mitteln des Rechtsstaates verteidigen, jetzt, wo es möglich ist!

Karl
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Die Lehre aus der Geschichte muß sein, nicht nur zu schwätzen, sondern zu handeln und zwar im Jetzt und Heute. Geredet wurde genug. Es ist ja auch so, daß in manchen Situationen gehandelt werden muß!

adam
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Für mich war der Knackpunkt die Rede von Björn Höcke in Dresden im Januar 2017, in der er eine 180-Gradwendung der Erinnerungskultur gefordert hatte. Hier musste etwas getan werden und der 80. Jahrestag der Reichspogromnacht im November 2018 war deshalb ein guter Zielpunkt für die Planung eines bundesweiten Schülerprojekts. 2017 und 2018 habe ich sehr hart dafür gearbeitet, damit dieses Projekt mit nachhaltigen Ergebnissen zustandekommen konnte. Geholfen hat mir dabei die von Margit und mir in den 90er Jahren ins Leben gerufene Internetplattform ZUM.DE, wodurch wir den Kontakt zu Schulen herstellen konnten.

Es war und ist wichtig, junge Menschen zu erreichen und zu überzeugen. Wie könnte das besser gehen, als sie selber recherchieren zu lassen: Die Ergebnisse.
Karl
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Da kann man dir nur zustimmnen,
Ich habe gerade vor ein paar Tagen eine Petition unterschrieben, die fordert, dass diesem gefährlichen Rechtsaußen der Beamtenstatus entzogen werden muss. Es ist unerträglich, daran zu denken, dass er den noch hat und theoretisch wieder auf Schüler losgelassen werden könnte.
Ich stelle den Link dazu ein und hoffe, dass sich möglichst viele an dieser Petition beteiligen: Den Faschisten Björn Höcke aus dem Beamtenverhältnis entfernen
marina
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Nicht jeder ist couragiert genug hinzustehen.
Aber jeder kann wenn er will, die Couragierten stärken und unterstützen. Das ist auch die Chance zumindest aus der Rolle des aktiven Mittläufers oder des Jasagers herauszukommen…
Das aber muss jetzt passieren und. Und jetzt brauchen wir die Couragierten mit Zivilcourage.
Bukamary
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Hallo @wolke07,
dann setze ich adomas Link hier einmal ein (Danke @adoma).
 
https://www.youtube.com/watch?time_continue=2&v=SS9Iw7L3Qa0
Es ist zwar nicht meine Ausdrucksform, aber inhaltlich stimme ich zu.

Karl
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Der Satz, der mir am besten gefiel "Raus mit den Nazis - ja wohin denn - aus den Köpfen. Ist wahrscheinlich nicht genau wörtlich aber inhaltlich dürfte es hinkommen.

@Karl
Auch wenn es nicht unbedingt Deine Sprache ist, dann schon manchmal (eher schon meine in bestimmten Situationen), er hat es auf den Punkt gebracht.

Und es kommen Fakten und Emotionen rüber. Darauf kommt es an und zwar so, dass es die allermeisten kurz berührt. Diese Emtionen muss ich dann auch zulassen können und wollen.
bukamary
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Eher ist es m.E. so, daß viele mit der Demokratie nicht fertig werden, keine Ahnung von Humanismus haben (woher auch?) und mit der Verantwortung nicht klar kommen, die Freiheit mit sich bringt. Das nützen Leute wie Gauland, Höcke, Erdogan und Trump aus und schwingen sich zu Führungsfiguren auf. Das wäre noch nicht das Schlimmste. Das Schlimmste daran sind wieder die Randerscheinungen, wie Gewaltverherrlichung, politische  Verbrechen……
Letztes Jahr habe ich so einen Kerl wegen Bedrohung und Beleidigung angezeigt. Du machst dir keinen Begriff von der rohen Primitivität dieser Leute. Seit dieser Begegnung ist mir klar, daß diese Menschen nur eine Sprache verstehen, die des stärkeren Zwangs. Der Zwang mit dem man ihnen begegnen muß, muß stärker sein als der ihrer Gemeinschaft.
Und denen, die ihnen den schmalen gedanklichen Grad bereiten, die ihnen beispielsweise vormachen, das Attentat in Halle sei kein Antisemitismus gewesen, müssen ins Gefängnis. Sonst werden wir der Lage nicht mehr Herr.
Adam
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Du nennst das Symbolik,die nichts bewirkt. Klar, wenn Sie nur sporadisch geschieht. Wenn aber Symbolik oder vielleicht doch eher Rituale, eine gewisse Regelmäßigkeit aufweisen, dann können Sie denke ich schon Wirkung haben.
(bukamary bezieht sich hier auf „lebende Schutzschilde“ als Solidaritätsbekundung jüdischen Mitmenschen gegenüber – Anmerkung Wurzelflügel)

Ich bin mir schon dessen bewußt dass man Täter wie in Halle nicht erreicht. Aber die vielen Schweiger, Mitläufer, Wegseher ........ könnten m.E. erreicht werden. Und  damit wäre schon sehr viel gewonnen und wenn es nur das aufmerksamere Hinschauen ist.
bukamary
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Du hast hundertprozentig recht mit diesem Beitrag, denn die Schutzschilde müssen im Kopf, in den Gedanken und im Empfinden der Menschen aufgebaut werden. Man darf sich nicht seiner Solidarität für Minderheiten schämen, sondern klar Beistand beweisen ...sowohl für Minderheiten in Religion, Herkunft, Hautfarbe, Sexualität und körperlicher Konstitution.

Dies kann man aber nicht erzwingen und schon gar nicht mit Gedankenpolizei, Anzeigen und Gefängnis. Das geht nur mit Vorbild, Aufklärung und sozialer Arbeit durch geschultes Personal ...also muss der demokratische Staat auch wieder das Geld in die Hand nehmen…..
Diese Demokratie ist eine absolut wunderbare Sache und sie ist es Wert unseren Mut, unser Geld und unsere ganze Weisheit dafür einzusetzen!
dutchweepe
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Antisemitismus und Rassismus in meinem Lande finde ich höchst erschreckend und bedrohlich, auch für mich und Millionen Mitbürgern, sie alle könnten einen Makel haben, den Rassisten für "ihre Rasse" für unzumutbar halten!
Es muß uns egal sein, ob es sich um Flüchtlinge, Juden, Behinderte, Homosexuelle oder sonstige Minderheiten geht, in der Endkonsequenz ist es auch gegen uns gerichtet, das sollten wir uns vor Augen führen!
Mit Antisemiten und Rassisten muß man und kann man nicht diskutieren, man kann sie nur in SCHACH HALTEN indem man sich ihnen und ihren widerwärtigen Parolen entgegegebstellt, sie aufdeckt und richtigstellt!
Edita
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Es wäre äußerst fatal, unangnehme Tatsachen auszublenden. Wo das hingeführt hatte, haben einige von uns noch erlebt.

Hier in diesem Forum wird niemals eine sachliche Diskussion möglich sein. Trotz noch so hehrer Deklarationen.
Aber ich möchte hier nicht verstummen ohne einen Ratschlag, wie üblich.
Gegen Fremdenhass/Rassismus hilft nur frühzeitige Aufklärung und aktive Information. Und sich damit im voraus dagegen zu wappnen…..
 
Zur Aufklärung gehört auch, sich mit 'Ausländern' und deren Kultur (wer und was immer das auch sein mag) zu treffen, sich mit ihnen auszutauschen. Und ihr könnt mir glauben (oder auch nicht, das wäre mit sowas von wurscht), dass ich darin rege Erfahrung weltweit habe.
Dazu gehört aber auch, Gefahren rechtzeitig im voraus  zu erkennen und vorzubeugen.
digizar
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 und es wundert mich, dass jemand hier schrieb, dass es doch nur für Juden und Muslime wichtig sei zu wissen, wo ihre Synagogen und Moscheen stehen, für niemanden sonst.

Ist das wirklich so? Sollten es nicht möglichst viele wissen , um die Augen mit offen zu halten? 
….. Aufrufe wie der von der Jüdischen Gemeinde, dass alle auffordert, als Zeichen der Solidarität einen Davidstern zu tragen wurden hier noch gar ncht genannt -  ein einziger User hier schrieb mich persönlich an und fragte mich, ob ich es gut fände, wenn er als Atheist aber zur Solidarität einen Kippa tragen würde - und ich schrieb ihm, dass jemand schon sehr verschroben sein müsse, sich darüber aufzuregen. Er solle es ruhig tun.  Ich schrieb auch ihm von dieser Davidstern-Aktion in Berlin und er hat sich gleich einen kleinen Stern zum Anstecken bestellt. Immerhin ist das praktische Solidarität -

Berliner Juden fordern ein Zeichen der Solidarität
WoSchi
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Weiterführend dazu sollte ich sagen, dass schon im Volksschulalter der Grund für Weltoffenheit und Toleranz gelegt werden soll, ist wahrscheinilch der günstigste, wenn nicht der einzige Zeitpunkt dafür.
Gerade mit Judentum wäre viel gewonnen, wenn die Kids direkt an die Hand genommen werden - und direkt mit jüdischen Einrichtungen (zB Synagogen und Mikwen besuchen, auch mal über einen jüdischen Friedof zu führen, oder das Berliner Mahnmal zu durchstreifen, ... vielleicht Dachau und Bergenbelsen oder Prag -wahrlich kein leichter Tobak- durchziehen) in wirklich körperliche Berührung zu kommen. Ich gaube, dass damit dieser Hass/Verachtung zuende wäre. Und durch Verständnis und Toleranz ersetzt würde. Aber es müsste geschehen.
…… Das gilt natürlich auch umgedreht für Moscheen. Wunderschön ausgestattet und freundlich empfangen, man halte sich an Regeln wie überall. Im Strassburger Münster sind HotPants auch nicht gern gesehen. So zieht man in einer Moschee halt die Schuhe aus.
Und wenn man schon mal dort ist - dann kann man auch mit den Gläubigen dort reden.

Das liesse Hass und Rassismus gar nicht erst aufkommen.
Und genau dort sollte/müsste wenigstens jetzt mit 'Neulingen' verfahren werden. Um nicht noch mehr Hass aufzubauen.
digizar
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Es sind wahrscheinlich auch solche Vorurteile, die immer subtil weitergetragen werden. Und jetzt?! Wie stellt man das richtig? Was ist überhaupt richtig?
Alexs
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Ich gebe Dir Recht, dass diese subtile kulturelle Weitergabe von Vorurteilen über die Generationen eine wichtige Rolle beim "alltäglichen" Antisemitismus und Rassismus spielt und darüber geredet werden muss. 
Auch bei dem Attentäter von Halle war es scheinbar so. 
Karl
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Aber so viel sei gesagt: Es ging in der Geschichte immer wieder darum, eine kleine Gruppe von Menschen auszugrenzen, zu verleumden, der Verfolgung preizugeben, um einen Sündenbock zu haben, der für alles Negative verantwortlich war. Dazu nutzen die mittelalterlichen Menschen schon erfolgreich "Fake-News", um dann denn niedersten Instinkten freien Raum zu geben.

Genau diese Strategie der Ausgrenzung und Verleumdung, die von  christlicher und poltischer Seite nicht nur zugelassen, sondern auch geschickt genutzt wurde, zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte bis hin zum Holocaust.
Dass heute wieder die alten Parolen von Neonazis benutzt werden, ist mehr als fatal. Es ist für mich ein erschreckendes Signal einer Gesellschaft, die teilweise denk- und lernunfähig ist oder von skrupellosen Populisten benutzt wird.
Deshalb ist es eine der grundlegenden Aufgaben unseres Gemeinwesens, jeden Anfängen von Antisemitismus und Rassismus entschieden entgegenzutreten.
Margit
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Da helfen am ehesten noch streng angewendete Gesetze, Zuwendung zu Juden, wo man dazu Gelegenheit hat und die Abwahl der AFD.
heigl
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Als Biologe weiß ich um die Macht der frühkindlichen Eindrücke. Es ist mir klar, dass es sehr schwer ist, frühkindlichen Sprachgebrauch und eingeimpfte Denkweisen zu hinterfragen und zu überwinden. Der erste Schritt dazu ist immer die Bewusstmachung, d.h. man muss darüber reden.
…… M.E. kann der Teufelskreis der tradierten Vorurteile nur durch Aufklärung durchbrochen werden. Wir müssen darüber reden, die Geschichte studieren und analysieren. Was sind die Denkmuster und Instinkte, die immer wieder überall auf der Welt zur Ausgrenzung von Minderheiten führen? Warum funktioniert die Sündenbocktheorie so gut? Was kann man tun, um sich ehrlich zu machen und die Schuld bei sich, seiner eigenen Gruppe und der eigenen Erziehung zu suchen? Und schließlich: Wie kann man das selber besser machen?
Karl
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Und:
Wie wäre es zur Abwechslung mal wirklich nach der Ursache zu suchen?!
Rena
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Da Antisemitismus und Rassismus keine angeborenen "Fehler" sind, sondern anerzogene und / oder aus Unwissenheit und Unbedarftheit angeeignete oder übernommene antisemitische Stereotype, hilft m.M.n. nur eine stete und konsequente Aufklärung ab und in der Schule!
Edita
 
Die Ursachen für das Wiederaufleben des Antisemitismus zu finden ist wichtig, wichtiger noch, wie man ihm und auch dem Rassismus erfolgreich entgegentreten kann. Da stimme ich Dir voll zu.

Allerdings sehe ich nicht, dass die aktuelle Generation antisemitisch geworden ist. Die große Mehrheit auch gerade der jungen Menschen leistet dem Antisemitismus Widerstand und lässt sich von Rechtsparolen nicht verführen. Aber die Geschichte lehrt uns, dass hier ein 'laissez faire - laissez aller' nicht angebracht ist. Man muss den Anfängen entgegentreten, bevor es zu spät ist.
Margit
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Das hehre Ideal der Gleichheit aller Menschen in den Köpfen zu verankern, wäre ein solches Ziel. Dabei bedeutet Gleichheit, gleiche Rechte, keinesfalls, dass alle Menschen identisch sein sollten. Gerade in der Unterschiedlichkeit liegt ein großer Schatz, den wir nutzen und nicht fürchten sollten.
Karl
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Eines aber hat das Forum aber bei mir bewirkt - nachdenken über das wieso, warum und was sollte anders werden.

             "Wer stehen bleibt im denken, beginnt zu sterben"

Ein Zitat, erst vor kurzen in einer Todesanzeige gelesen, aber so brandaktuell.

@margit, dir ein Danke für dieses Thema, denn man brübelt erstmal was das denn nun soll..? Aber je mehr man darüber nachdenkt fallen einem die eigenen "Unzulänglichkeiten" ein
  • hier mal eine blöde, gedankenlose Bemerkung,
  • ein nicht hinsehen, wenn man aber gerade hinsehen müßte
  • bewußtes wegschauen, wenn aber gerade bewußtes hinsehen notwendig wäre
  • nicht hinhören, wenn aber gerade hinhören notwendig wäre
  • Zivilcourage gegen Unrecht
  • der eigene Mut was zu ändern, und wenn es bei einem selbst beginnt
Rassismus hat viele Gesichter. Man kann sie erst erkennen, wenn man ihr eigentliches Wesen, ihre Überheblichkeit gegen alles Andersartige, versteht. Ihr eigentliches Wesen ist auch die Archillesferse der Rassisten, deshalb verstecken sie es mit allen Mitteln. Werden sie enttarnt werden sie zur reißenden Bestie. Halle war der letzte dieser Punkte.
dicker68
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und meiner Meinung geht es auch um Zeichen - Zeichen setzten, Solidarität zeigen - aber wie? Sollen sich möglichst viele einen Davidstern anstecken, weil die Judenhasser es dann schwerer hätten und entweder pausenöos zuschlagen oder es ganz lassen würden? Was ist mit dem Tag der offenen Synagoge - war da schon mal jemand? Ich habe hier gelesen, dass viele so gut wie nichts über den jüdischenAlltag wissen oder über Feiertage oder Sitten und Gebräuche .. will man das eigentlich und würde es vielleicht helfen, besser zu verstehen? Das gleiche gilt für andere Gemeinschaften, die in diesem Land friedlich als Nachbarn mit uns leben möchten - 
Meiner Meinung nach gehört Aufklärung zum besseren Verständnis und damit zum besseren Miteinander, Und nur das ist in der Lage, den Hass im Keim zu ersticken.
WoSchi
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Besser heute anfangen und sich über sein eigenes Verhalten, seinem eigenen Denken, seine Außenwirkung seiner eigenen Gedanken und Äußerungen zu machen. So kann man was ändern. 
dicker68
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Hallo WoSchi. Leute in die Synagogen, Moscheen, Kirchen einladen, gemeinsam feiern und diskutieren. Das ist ein guter Weg. Dabei Immer auch mal bei sich selbst gucken, ob man durch eigenes Verhalten Hass abbauen kann.
Rena
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Da denkt man also nach und ist im 13 Jahr, da wird ein Jude in Berlin ausgepeitscht. Ich denke weiter nach und in München wird ein Jude angespuckt. Ich denke weiter nach und höre antisemitische Sprechchöre. Ich denke weiter nach und es kommt zu einem Überfall auf eine Synagoge bei dem 2 Menschen getötet werden. Und beim Denken komme ich zu dem Schluß, daß es Antisemitismus ist, hier zwischen Juden und Nichtjuden zu unterscheiden. Ab heute hat mein Nachdenken auch bewirkt, daß, den muslimischen Antisemitismus zu leugnen, klein zu reden oder zu verharmlosen, für mich auch antisemitisch ist.

Wie lange soll man also nachdenken, ehe man in die Puschen kommt und was tut? Was sage ich dem Richter, der mir vorwirft, nicht geholfen zu haben? Ich hätte darüber nachgedacht?
adam
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Die Lage hier ist nicht anders als in irgend einem anderen Land und die Tatsache, dass Deutschland seit 1990 die am stärksten wachsende jüdische Gemeinde weltweit ist nicht nur eine grosse Herausforderung in Sachen Intgration in den bestehenden Gemeinden  sondern auch eine grosse Hoffnung, damit Juden hier im Land endlich wieder zum Alltagsbild gehören und koschere kleine Feinkostläden und jüdische Schneider oder Buchläden neben italienischen Eisdielen, türkischen Dönerbuden und Gemüsehändlern genau so zum Strassenbild gehören wie man es inder Bronx oder Brooklyn , London oder Paris kennt.
WoSchi
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Nun wird hier vorgeschlagen, dass man aus Solidarität mit den Juden eine Kippa tragen sollte. Ja, dann schlage ich doch einfach mal vor, dass nach dem nächsten Mord an Muslimen die Frauen Kopftücher und die Männer die Kopfbedeckungen der Muslime tragen.
marina
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"Wenn Politik und Gesellschaft mit vereinten Kräften gegen Antisemitismus vorgehen, dann haben wir eine echte Chance, diesen Kampf zu gewinnen." 
WoSchi
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Ich hoffe, dass ich nichts übersehen habe, sonst bitte ich euch einfach zu ergänzen.

Liebe Grüße
WurzelFlügel
Karl
Karl
Administrator

RE: Alltäglicher Antisemitismus und Rassismus
geschrieben von Karl
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 23.10.2019, 21:01:01

Du hast Dir viel Arbeit gemacht. Danke. Ohne persönlichen Streit ist das doch viel besser lesbar. Karl


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RE: Alltäglicher Antisemitismus und Rassismus
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 23.10.2019, 21:41:17

Ich denke, hinter diesem Thema steckt so viel Leid, soviel Schmerz, soviel Unvermögen auch, damit klar zu kommen...das löst Emotionen aus, oder besser lässt Gefühle hoch kommen, die unangenehm bis extrem bedrohlich erlebt werden
Rassismus und Antisemitismus ist ja mit Diskriminierungen übelster Art verknüpft

Ich für meinen Teil, bin immer wieder dran, mir meine Urteile - Beurteilungen und Vorurteile genauer anzusehen, der Beginn des Ganzen, spielt sich ja zuerst in den Köpfen und Einstellungen der Menschen ab....und wir alle sind immer mit betroffen

WurzelFlügel
 

RE: Alltäglicher Antisemitismus und Rassismus
geschrieben von ehemaliges Mitglied

nur mal so eine Frage:
Hier und auch in anderen Themen habe ich mehrfach gelesen, dass man "den Juden in Deutschland" doch raten würde, in ein anderes Land zu gehen - oder " wenn ich Jude wäre, ich würde auswandern" ..auch per E-Mail schrieb man mir zwei drei Mal den vielleicht gut gemeinten Rat ...

Jetzt aber die Frage: Wenn es um Muslins oder Flüchtlinge ght und jemand schreibt, die sollen doch besser wieder in ihr oder ein anderes Land, dann ist  zum Glück - der Protest gross und wer so etwas schreibt, dem wird Ausländerfeindlichkeit und Hass auf Moslems vorgeworfen.


Wo ist denn da der Unterschied? Bei Juden meint man es doch "nur gut", bei den anderen ist man eindeutig Rassist/Fremdenfeind?  ...

Wer da wohl die Antwort weiss. ..
 

wandersmann
wandersmann
Mitglied

RE: Alltäglicher Antisemitismus und Rassismus
geschrieben von wandersmann
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 23.10.2019, 22:37:46

@ WoSchi

Ich selbst hatte oben geschrieben, dass, wenn ich Jude wäre, ich am 4.10.1990 Deutschland verlassen hätte. Und das aus gutem Grund. Das aber wäre eine Maßnahme, die ich selbst für mich getroffen hätte.
Die Aufforderung an Flüchtlinge, Deutschland zu verlassen, und in ihre Heimat zurückzukehren, so es keinen Asylgrund mehr gibt, ist durchaus legitim, und hat mit Ausländerfeindlichkeit nun rein gar nichts zu tun.
 

RE: Alltäglicher Antisemitismus und Rassismus
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 23.10.2019, 22:37:46

@WoSchi

Hallo WoSchi,
vielleicht liegt das daran, dass Juden ja hier schon seit Generationen beheimatet sind, sie sind Deutsche, mit jüdischem Bekenntnis, sie haben ihre Heimat hier!!!
"wenn ich Jude wäre, würde ich auswandern...." ist eigentlich das ganz klare Eingeständnis, dass Juden hier nicht sicher leben können - und dem würden einige Menschen dann eben ausweichen, indem sie das Land verlassen
aber vlt denken sie auch in diesem Moment nicht weit genug, denn Situation für Juden ist ja in vielen Regionen schwierig
und auch nicht daran, dass ja auch Politik und Gesellschaft den Auftrag haben, die Situation endlich zu ändern - es ist einfacher zu sagen: ich meine es gut, wander doch aus

wenn jemand rät, dass Juden in ein anderes Land gehen sollen, dann weiß eigentlich nur dieser Mensch selber aus welcher Motivation heraus er das sagt
mit beheimateten Muslimen ist es das gleiche

mit Flüchtlingen vlt ein wenig anders, weil sie ja noch nicht beheimatet sind

auf jedem Fall ist es in allen Fällen eine Form von Ausgrenzung - denn es wird mitgeteilt, wenn auch mehr oder weniger versteckt - du ( Jude, Moslem, Flüchtling) bist anders und vielleicht bist du woanders besser aufgehoben

die Botschaft bleibt bestehen, egal ob gut gemeint oder offensichtlich feindlich - die betroffenen Menschen werden dadurch ausgegrenzt und das verletzt ( auch wenn Juden, Moslem, Flüchtlinge, das manchmal nicht mehr zeigen)

trotz allem, macht zumindest für mich einen Unterschied ob es nun wirklich ein hilfloser, aber gut gemeinter Rat ist, oder ob es offensichtlich rassistisch, ablehnend ist
jeder von uns hat da noch zu lernen, denk ich

liebe Grüße
WurzelFlügel


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