Innenpolitik Alltäglicher Antisemitismus und Rassismus
Ja Karl. ich hatte dazu vor einigen Tagen schon einen längeren Beitrag geschrieben. Leider blieb der unkommentiert.
jeder sollte nachdenken. Aber Nachdenken ist nur die Vorstufe des Handelns. Wie lange soll man denn nachdenken, z.B. beim Thema des Threads? Bis zu einem Ergebnis? Nun das ist klar.
Da denkt man also nach und ist im 13 Jahr, da wird ein Jude in Berlin ausgepeitscht. Ich denke weiter nach und in München wird ein Jude angespuckt. Ich denke weiter nach und höre antisemitische Sprechchöre. Ich denke weiter nach und es kommt zu einem Überfall auf eine Synagoge bei dem 2 Menschen getötet werden. Und beim Denken komme ich zu dem Schluß, daß es Antisemitismus ist, hier zwischen Juden und Nichtjuden zu unterscheiden. Ab heute hat mein Nachdenken auch bewirkt, daß, den muslimischen Antisemitismus zu leugnen, klein zu reden oder zu verharmlosen, für mich auch antisemitisch ist.
Wie lange soll man also nachdenken, ehe man in die Puschen kommt und was tut? Was sage ich dem Richter, der mir vorwirft, nicht geholfen zu haben? Ich hätte darüber nachgedacht?
--
adam
Hast du so langsame Gedanken und so weite Gedankenwege..?
Wenn ich in den letzten 50 Jahren vor einem Problem stand, bei dem ich jetzt und sofort eine Entscheidung treffen mußte, hat es bei mir nie länger als einen Wimpernschlag gedauert bis zur Entscheidung.
Bei einigen Unfällen ging es sogar noch schneller, ohne einen Wimpernschlag war ich dabei zu helfen. In einem Fall für mich sogar negativ, denn urplötzlich bin auch ich in einen Unfall verwickelt gewesen, wenn auch schuldlos.
Kein Richter der Welt wird dir "Unterlassung" vorwerfen solange du überhaupt handelst. Auch wenn dein Handeln nicht von Erfolg gekröhnt ist. Du mußt nur das Notwendige tun, ohne weiteres dazu zu tun.(So am Rande: In der "Notwehrhilfe" wäre das dann die Überschreitung des erforderlichen Maßes.)
Ich denke auch nach, mehr als du wahrscheinlich vermutest, Ich denke darüber nach ob du den Inhalt der Überschrift verstanden hast? Hast du auch darüber nachgedacht, wenn Flüchtlingsheime gebrannt haben oder wenn anders aussehende Menschen durch Deutschlands Straßen gejagt werden?
Mir kommt hier einiges zu kurz.
@ woschi @ karl
Ich kann die Motivation ost- und südeuropäischer Juden sich in Deutschland anzusiedeln im großen und ganzen nachvollziehen. Einerseits können sie hier ihre Religion noch ungestörter leben, als das bspw. in der Ukraine möglich ist, andererseits übt das Wohlstandsgefälle eine natürliche Anziehungskraft aus, gar keine Frage. Die Neugründung jüdischer Gemeinden nach der Wende im Osten war nebenbei auch eine kulturelle Bereicherung. In der neuen Synagoge in Erfurt, die zu DDR-Zeiten errichtet wurde, werden die jüdischen Feiern zelebriert, jeden Freitag ab 18.00Uhr finder der Schabbat statt. In der "Kleinen Synagoge", hinter der Krämerbrücke, gibt es eine jüdische Bibliothek, und von Zeit zu Zeit wird Klezmermusik gespielt. Der jiddische Gesang ist nicht jedermanns Ding, wenn ich aber Gelegenheit und auch die Muse dazu habe, bin ich dabei.
Ich meinte oben aber diejenigen Juden, die schon lange vor der Wiedervereinigung hier lebten, und die dann feststellen mussten, dass ihre Lage ernster wird in Deutschland, dass sie ihre religiösen Zeichen im Gegensatz zu früher nicht überall offen tragen können, ohne Gefahr zu laufen, drangsaliert zu werden.
Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.
Die einen kommen, weil sie hier immernoch bessere Lebensbedingungen vorfinden, als in ihren Herkunftsländern, die anderen gehen, weil die meinen, es ist an der Zeit.
was sollte denn in anderen Ländern besser sein, wandersmann? Wohin hättest Du sie denn gerne???
Du vergisst etwas ganz entscheidendes: Nämlich dass die deutschen Juden vor allem erst einmal Deutsche sind, egal wie man ihnen und ihren Familien mitgespielt hat. Sie sind hier beheimatet, haben hier ihre Wurzeln , Deutsch ist ihre Sprache und deutsche Kultur und Humanismus haben sie seit Generationen inhaliert und vor allem mit geprägt. Die Lage hier ist nicht anders als in irgend einem anderen Land und die Tatsache, dass Deutschland seit 1990 die am stärksten wachsende jüdische Gemeinde weltweit ist nicht nur eine grosse Herausforderung in Sachen Intgration in den bestehenden Gemeinden sondern auch eine grosse Hoffnung, damit Juden hier im Land endlich wieder zum Alltagsbild gehören und koschere kleine Feinkostläden und jüdische Schneider oder Buchläden neben italienischen Eisdielen, türkischen Dönerbuden und Gemüsehändlern genau so zum Strassenbild gehören wie man es inder Bronx oder Brooklyn , London oder Paris kennt.
@woschi,
da kann ich mich Deinen Worten nur anschließen.
Karl
was sollte denn in anderen Ländern besser sein, wandersmann? Wohin hättest Du sie denn gerne???Was soll denn diese Frage??!!
Ich sprach davon, dass ich, wenn ich mich in die Gedankenwelt eines hier seit Jahrzehnten lebenden Juden projizieren würde, vermutlich überlegen würde, Deutschland zu verlassen, aufgrund der Tendenz der zunehmenden Judenfeindlichkeit, was aus meiner Sicht durchaus verständlich wäre, auch wenn Deutschland meine Heimat und mein Geburtsland wäre. Zufriedener würde mich das sicher nicht machen, vielleicht aber entspannter, weil sicherer.
Kannst Du einen deutschstämmigen Juden denn nicht verstehen, der aufgrund des anwachsenden und zum Teil brutaler werden Judenhasses in Deutschland, bereit ist, dieses, sein Heimatland zu verlassen, um für sich und seine Familie einen neuen, sichereren Lebensort zu finden?
schön und gut - aber wohin würdest Du dann denn auswandern?
Tatsache ist, dass in den letzten Jahren viel mehr Muslime als Juden umgebracht wurden, dasss Flüchtlingsheime gebrannt haben und dass es den NSU-Prozess gab. Und dass es laufend Anschläge auf Muslime und ihr Unterkünfte gibt.
Dieses Eifernde im Sinne der Opfer, was ich hier lese, habe ich da nie wahrnehmen können, eher genau das Gegenteil. Wenn man sich empört hat über die Anschläge auf Muslime, wurde das immer kleingeredet und denen noch irgendwie hintenrum die Schuld zugeschoben, weil sie sich angeblich nicht anpassen, weil es Ehrenmorde gibt, weil es Schächtungen gibt etc etc.
Waren und sind diese Morde, die in viel größerer Zahl passierten und weiter passieren werden, weniger schlimm?
Nun wird hier vorgeschlagen, dass man aus Solidarität mit den Juden eine Kippa tragen sollte. Ja, dann schlage ich doch einfach mal vor, dass nach dem nächsten Mord an Muslimen die Frauen Kopftücher und die Männer die Kopfbedeckungen der Muslime tragen.
Na, ich möchte nicht wissen, was für ein Empörungsgeschrei von den gleichen Leuten käme, die sich hier so wortgewaltig für die Juden ins Zeug legen.
Da fragt man sich schon, ob es eine Hierarchie innerhalb der Minderheiten gibt. Die Juden sind die besseren Menschen als die Muslime, oder?
@ WoSchi
Kann ich aus dem Bauch heraus auch nicht sagen, ich weiß aber, dass es Regionen gibt, in Asien bspw., in denen antagonistische Religionen durchaus recht harmonisch nebeneinander existieren können.
Es muss ja nicht gleich Israel sein ...