Innenpolitik Alltäglicher Antisemitismus und Rassismus
Natürlich ist das überall nicht hinzunehen - wenn es aber aus eindeutig rassistischen oder antisemitischen Gründen passiert und vom entsprechenden, verächtlichen Vokabular begleitet wird, ist das dann immer noch egal?
Relativierst Du gerade Antisemitismus und Rassismusoder worauf zielt Deine Frage ab?
Weil ich mein eigentliches Studium mit Grundlagen in Jura flankiert hatte, saß ich oft in Verhandlungen beim Amtsgericht. Von einer Staatsanwältin lernte ich dabei, daß das oberste Gebot bei deutschen Gerichten die Wahrheitsfindung ist. Wahrheit ist das Elixier der Gerechtigkeit.😉
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adam
Aha - und warum ist dann jedes vierte Strafurteil ein Fehlurteil? Allein daran gemessen sieht es düster aus mit der Wahrheitsfindung! Ohne jeden Zweifel
Da Antisemitismus und Rassismus keine angeborenen "Fehler" sind, sondern anerzogene und / oder aus Unwissenheit und Unbedarftheit angeeignete oder übernommene antisemitische Stereotype, hilft m.M.n. nur eine stete und konsequente Aufklärung ab und in der Schule!
Daß sich davon betroffene Erwachsene in der Hinsicht freiwillig weiterbilden ist ein Trugschluß, dem wir jetzt 70 Jahre aufgesessen sind!
Auch die Schulen haben das Problem der bis jetzt unbelehrbaren Erwachsenen, sprich Lehrer, und darum muß dort dringendst angefangen werden, entweder mit "erfolgreicher Weiterbildung" oder mit Entfernung aus dem Bildungsbereich!
" Antisemitische Verschwörungstheorien sein unter der Schülerschaft weit verbreitet, Lehrer hätten Schwierigkeiten im Umgang damit. Die falsche Wahrnehmung des Antisemitismus als ausschließliches Problem muslimischer Schüler von manchen Lehrern führe zudem dazu, dass Antisemitismus anderer Gruppen an Schulen oftmals nicht adäquat problematisiert werde. „Bei Lehrerinnen und Lehrern, die sich gegen Antisemitismus engagieren, fällt auf, dass sie oftmals überfordert sind: Auch fehlt ihnen oft die Kompetenz zur professionellen Intervention und die strukturelle Unterstützung der Institution Schule“, ........
Zudem werde auch in den Berichten der Lehrkräfte deutlich, dass sie zum Teil antisemitische Stereotype und Weltanschauungen verinnerlicht hätten und selbst in die Klassenzimmer trügen.
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Im Kontrast dazu haben wir festgestellt, dass viele Lehrerinnen und Lehrer keinen Bedarf für Weiterbildungen im Bereich Antisemitismus sehen, bzw. Weiterbildungsangebote nicht in Anspruch nehmen“, .......
Auch jüdische Lehrkräfte seien mit antisemitischen Anfeindungen aus der Schülerschaft konfrontiert. Diese reichten von Beleidigungen bis hin zu Bedrohungen. Kollegen äußerten ihnen gegenüber teils antisemitische Stereotype und Vorurteile. Jüdische Lehrer, die ein großes Engagement gegen Antisemitismus unter Schülern zeigten, blieben oft auf sich allein gestellt und erführen keine Unterstützung vom Kollegium. "
Liest sich alles nicht gut - und bestätigt eigentlich nur, was wir hier beklagen, ich fürchte, daß wird, ähnlich wie die Wiedervereinigung, eine Aufgabe von Generationen sein, und die derzeitigen Hardliner müssen erst aussterben ......
Studie: Antisemitismus an Schulen auch unter
Lehrern „normalisiert“
Edita
Edita,
ich wiederspreche dir keinesfalls, sondern unterstütze jede deiner Ausssagen. Sie betonen ja nur das Ideal, das mir die Staatsanwältin vor fast 50 Jahren vermittelte. Was passierte und passiert, erlebe ich ja fast täglich. Der Antisemitismus hat die Nazigreuel nicht nur scheinbar mit Leichtigkeit überlebt.
Bei den überlebenden Antisemiten, hat er sich dadurch nur noch verfestigt, natürlich auch in Lehrerkreisen.
Als der Sechstagekrieg stattfand, war ich Sechzehn. Wir diskutierten das im Stil von Jugendlichen. Uns imponierte, wie es die Israelis "den Arabern gezeigt haben". Unser Lateinlehrer hörte zuerst unbemerkt zu, wandte sich dann gehend ab und murmelte. "Haben sich kaum ein bißchen erholt, die Juden, schon werden sie wieder frech."
So was potenziert sich natürlich in den Klassenzimmern, z.B. zum heutigen Antiamerikanismus, von dem es nicht umsonst heißt, er sei der Zwilling des Antisemitismus. In den USA leben etwa soviel Juden wie in Israel.
Wir benötigen also in Deutschland und Europa, den importierten, muslimischen Antisemitismus nicht. Er kommt sozusagen "oben drauf". Gebe der Himmel, daß rechte und muslimische Nationalisten nie merken, daß der Antisemitismus ihr gemeinsamer Nenner ist.
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adam
ja wo wollen wir denn anfangen, wenn es um das Hier und Jetzt geht?Man kann natürlich im Mittelalter bereits beginnen und wird feststellen das sich bis heute nicht so viel geändert hat. Was man nicht gleich versteht und auch nur im geringsten anders ist als man selbst ist schon verdächtig. Aber das ist wenig hilfreich.
Besser heute anfangen und sich über sein eigenes Verhalten, seinem eigenen Denken, seine Außenwirkung seiner eigenen Gedanken und Äußerungen zu machen. So kann man was ändern. Die Geschichte der Menschen ist Geschichte und so nicht mehr zu ändern. Wohl aber die Zukunft, da kann es anders und besser werden.
... nichts anderes habe ich gemeinst, lieber Dicker ... nichts anderes ..
Vielleicht noch Mal ganz in Ruhe nachlesen. :-)
Ich habe dir etwas Entscheidendes voraus, von wegen "nicht verstehen": 13 Jahre Meinungsbildung.
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adam
Hallo WoSchi. Leute in die Synagogen, Moscheen, Kirchen einladen, gemeinsam feiern und diskutieren. Das ist ein guter Weg. Dabei Immer auch mal bei sich selbst gucken, ob man durch eigenes Verhalten Hass abbauen kann.Was ist mit dem Tag der offenen Synagoge - war da schon mal jemand?
Da du konkret fragst und es bei diesem Thema eigentlich um persönliche Erfahrungen geht: Ja, ich war schon mal mit einer Gruppe von Kindern in einer Synagoge. Unter diesen Kindern waren auch Muslime. Bei einem muslimischen Mädchen wollte unbedingt der Vater mitgehen. Das wurde sehr spannend. Selbstverständlich setzte er am Eingang eine Kippa auf. Gegen Ende des Besuches unterhielt er sich eine ganze Weile mit dem Rabbiner und war sehr erstaunt zu erfahren, dass ihn, was seinen Glauben betraf, viel mehr mit dem Judentum verband als mit dem Christentum.
Man sollte nicht immer Hass vermuten, Rena - spielt der in Deinem Leben eine so wichtige Rolle? Ich persönlich hege keinerlei Hass, auch meine Kinder und Enkel nicht, auch wenn uns Hass begegnet. Menschen, die von Hass vergiftet sind, werden glaube ich auch nicht in friedlicher Absicht zu einer solchen Veranstaltung gehen?
@woschi,
ich denke, dass es richtig ist, so wie Du das jetzt weiter oben getan hast, auch die Geschichte einzubeziehen. Denn nur dies kann zu der notwendigen Nachdenklichkeit führen, ganz tief im eigenen Bewusstsein nach Resten dieser tradierten Einstellungen zu suchen.
Sehr gefreut hat mich der Beitrag von @dicker68, der zeigt, dass nicht alles nutzlos ist, was hier geschrieben wird.
Karl
https://www.kino.de/film/das-herz-von-jenin-2008/
Der Link funktionierte nicht. Deshalb:
Trailer
Doku
Die Frage trifft die behandelnden Ärzte ins Mark. Ja, sagen sie. Und erkundigen sich dann stockend beim potentiellen Spendervater: Meint er das wirklich so? Hat er irgendwelche Vorbehalte bezüglich der Empfänger? Nur keine Organe an israelische Soldaten, sagt Chatib aus dem Flüchtlingslager Dschenin im Westjordanland, der Hochburg palästinensischer Radikaler. Aber sonst sollten Herz, Nieren, Leber, Lunge an die am meisten Bedürftigen gehen, egal, ob an Muslime, Christen oder Juden. Egal, ob an Palästinenser oder an israelische Staatsbürger.
...
Es ist eine Reise durch besetzte Gebiete und okkupierte Herzen und Hirne. Zu Menschen, die Freunde der Spenderfamilie wurden und Vorurteile abschütteln konnten; zu anderen, die ihre enge Welt nicht einmal angesichts einer fast übermenschlichen Geste überwinden konnten und von dem Unglück redeten, nun mit einem Araber-Organ belastet zu sein. Die Route entlang Ahmeds zweitem Lebensweg führt durch ein Wechselbad der Gefühle, es ist eine paradiesische Tour an einem Tag, ein Höllenritt am nächsten.
https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-49976953.html