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Innenpolitik Alltäglicher Antisemitismus und Rassismus

Alexs
Alexs
Administrator

RE: Alltäglicher Antisemitismus und Rassismus
geschrieben von Alexs
als Antwort auf Karl vom 19.10.2019, 21:02:20

Daraus schließe ich, dass digizar nicht unrecht hatte. Auch wenn deine Zahlen suggerieren, dass es wesentlich mehr rechte Delikte, also z.B. Hand heben, waren. Hat ja aber auch niemand in Frage gestellt!

Aus diesem Grund habe ich ihm zugestimmt. Natürlich war klar, dass einige wieder aufamseln und die Beiträge von ihm als Hass- und Hetzbeiträge denunzieren. Das solltest du allerdings nicht dulden. Schon garnicht, wenn du tatsächlich an einer Lösung interessiert bist. Mir scheint, da wärst du hier der Einzige.
Es geht doch wieder nur darum, wie böse die Rechten sind - dem ja aber überhaupt niemand widerspricht. Es sollte darum gehen was die Ursache dafür ist. Dabei kommt hier im Forum aber bestenfalls jedesmal nur die „Abgehängten“ heraus. Für die habe ich bis dato noch keine Definition erhalten.

Wie wäre es zur Abwechslung mal wirklich nach der Ursache zu suchen?!

Mir wurde als Kind erzählt, ich weiß nicht mehr von wem, dass Juden nicht gemocht wurden, weil sie den Leuten das Geld aus der Tasche zogen. In den 90ern wurde mir in Kanada von einer ehemaligen Bankangestellten dort erzählt, dass die Juden jeden Monat mit dem Anzug kommen würden, um ihre Entschädigungszahlungen von den Deutschen abzuholen und, dass es garnicht mehr so viele Überlebende geben könnte, die da ständig noch kommen mit einer Tätowierung. So in der Art, wenn wir Deutsche das wüssten.

Es sind wahrscheinlich auch solche Vorurteile, die immer subtil weitergetragen werden. Und jetzt?! Wie stellt man das richtig? Was ist überhaupt richtig?

Karl
Karl
Administrator

RE: Alltäglicher Antisemitismus und Rassismus
geschrieben von Karl
als Antwort auf Alexs vom 20.10.2019, 07:32:01
Alexs:
"Es sind wahrscheinlich auch solche Vorurteile, die immer subtil weitergetragen werden. Und jetzt?! Wie stellt man das richtig? Was ist überhaupt richtig?"
Genau. Warum trägst Du das weiter und wie stellen wir das richtig?

Das Beste wäre es doch, keine Gerüchte zu verbreiten und nur wirklich Belegtes zu posten. 

Karl

 
Alexs
Alexs
Administrator

RE: Alltäglicher Antisemitismus und Rassismus
geschrieben von Alexs
als Antwort auf Karl vom 20.10.2019, 08:00:40

Also lieber Karl,
ich trage es nicht weiter - aber ich muss es doch irgendwie als Ursache nennen 😡.

Das ist ganz mieser Stil, mir das jetzt wieder so auszulegen. Besser hätte es ein Rechter nicht machen können.

Dann lösch meinen Beitrag lieber!


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Karl
Karl
Administrator

RE: Alltäglicher Antisemitismus und Rassismus
geschrieben von Karl
als Antwort auf Alexs vom 20.10.2019, 08:09:00

Lieber @Alexs,

jeder in höherem Alter hat als Kind wahrscheinlich Dinge gehört, die so heute nicht mehr gesagt werden. Nach dem Frühstück werden Margit und ich einmal versuchen uns zu erinnern. 

Ich gebe Dir Recht, dass diese subtile kulturelle Weitergabe von Vorurteilen über die Generationen eine wichtige Rolle beim "alltäglichen" Antisemitismus und Rassismus spielt und darüber geredet werden muss. 

Auch bei dem Attentäter von Halle war es scheinbar so. 

Karl

pschroed
pschroed
Mitglied

RE: Alltäglicher Antisemitismus und Rassismus
geschrieben von pschroed
als Antwort auf Alexs vom 20.10.2019, 07:32:01

Mir wurde als Kind erzählt, ich weiß nicht mehr von wem, dass Juden nicht gemocht wurden, weil sie den Leuten das Geld aus der Tasche zogen. In den 90ern wurde mir in Kanada von einer ehemaligen Bankangestellten dort erzählt, dass die Juden jeden Monat mit dem Anzug kommen würden, um ihre Entschädigungszahlungen von den Deutschen abzuholen und, dass es garnicht mehr so viele Überlebende geben könnte, die da ständig noch kommen mit einer Tätowierung. So in der Art, wenn wir Deutsche das wüssten.

Es sind wahrscheinlich auch solche Vorurteile, die immer subtil weitergetragen werden. Und jetzt?! Wie stellt man das richtig? Was ist überhaupt richtig?
Lieber Alexs.
Als junger Mann beschreibst du sehr richtig, wie Vorurteile oder einfach nur Gesagtes weiter getragen wird, ich stellte das auch bei mir selbst, bzw. bei  meinen beiden Kinder fest, mein Sohn ist 45 meine Tochter 49.
Noch heute korrigiere ich Aussagen welche meine Wenigkeit Ihnen als jungen Vater "damals" mitgegeben habe.

Das ist normal, persönlich ist es von Vorteil wenn man über dem steht, d.h. die Fähigkeit zu besitzen, sich selbst ein Bild zu machen und  die teilweise autoritäre Erziehungs - Gebete der Eltern, Opas, usw. von früher zu vergessen. 

Das heisst nicht dass ich dir etwas unterstellen möchte es ist nur eine Erfahrung, mich erschreckt es manchmal wenn ich sehe wie ihr Leben nach dem alten von mir mitgegebenen Erziehungsmuster abläuft.
Das  ist normal , heute sage ich oft, verzeiht das war derzeitig meine Wahrnehmungen. Lächeln

Phil.  
 
JuergenS
JuergenS
Mitglied

RE: Alltäglicher Antisemitismus und Rassismus
geschrieben von JuergenS

also für mich ist der thread nach wie vor informativ, auch die Widersprüche, Zornigkeit, Missfallen und Rückblicke, auch das Unprofessionelle.
Denn wir können doch so ein Thema hier gar nicht komplett aufarbeiten, geschweige denn andere mit unserer derzeitigen Meinung bedrängen.

Es ist ein schillerndes Mosaik, das wir hier abgeben, was wollen wir mehr?


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margit
margit
Administrator

RE: Alltäglicher Antisemitismus und Rassismus
geschrieben von margit
als Antwort auf Alexs vom 20.10.2019, 07:32:01

Lieber @Alexs,
ich vertehe nicht, wieso Du diese antisemitischen Äußerungen hier ohne Kommentar schreibst, vor allem nicht Deine Frage am Ende Deiner Ausführungen:

Zitat Alexs:
"Es sind wahrscheinlich auch solche Vorurteile, die immer subtil weitergetragen werden. Und jetzt?! Wie stellt man das richtig? Was ist überhaupt richtig?"

[Hervorhebung durch mich]

Diese Behauptungen, die Du da nennst, habe ich als Kind auch von vielen Seiten gehört.

Über die Verbrechen an den jüdischen Mitbürgern wurde geschwiegen, das erste Mal hörte ich, Jahrgang 1949,  im Jahr 1961 beim Eichmann-Prozess im Fernsehen bewusst davon, einige Jahre später dann in der Schule.

Bei meinem  Versuch, meine Kindheitserinnerungen zu diesem Thema einzuordnen, steht mir dann besonders die katholische Liturgie der Karwoche lebhaft vor Augen. Das Leiden und Sterben des guten Gottessohnes wurde mir als Kind sehr drastisch in den Besuchen der Gottesdienste vor Augen gestellt - und auch die Schuldigen daran, die "bösen Juden":

Ich habe noch in den Ohren, wie im Wechselgebet die Gemeinde die Rolle der "Juden" übernahm und "Kreuzige ihn" respondierten und auch den fatalen Satz "sein Blut komme über uns und unsere Kinder."

Selbst im Einheitsgebetbuch erschienen noch 1960 folgende Texte:
Zitat aus dem katholischen Gebetsbuch Magnifikat der Erzdiözese Freiburg von 1960, S. 202:
"'Scharf wie ein Schwert machten sie ihre Zunge'. Mögen die Juden doch nicht behaupten: Wir haben Christus nicht getötet. Sie haben ihn zwar deshalb vor den Richterstuhl des Pilatus gebracht, damit sie unschuldig scheinen sollten am Tode des Herrn ...
Damit wollten sie die Bosheit der Tat auf einen menschlichen Richter abwälzen. ...
 ... Pilatus ...im Vergleich mit den Juden ist er weniger schuldig ... "
In diesem Tenor geht der Text weiter. Auch am Karfreitag geht dieser Wahnsinn weiter:
ebd. S. 213:
"Allmächtiger, ewiger Gott, du schließest sogar die Juden von deiner Erbarmung nicht aus ..."
Bei späteren Nachfragen hörte ich dann die Aussagen, die Du, Alex, auch genannt hast, ergänzt von  weiteren abstrusen Vorurteilen, die hinlänglich aus der Nazizeit und davor bekannt sind, und denen ich hier nicht wieder ans Licht verhelfen werde.

Außerdem war mir als Kind klar, dass es sich hier um ein Thema handelte, über das man besser nicht sprach. Das ging sicher vielen meiner Altergenossen genau so, dass sie in einer Atmosphäre der Vernebelung, Scheinentschuldigungen und des religiös begründeten Antisemitismus aufgewachsen sind.

Mit dem Erwachsenwerden setzte dann bei meinen Altersgenossen und mir ein kritisches Hinterfragen ein, was zu heftigen Diskussionen und erbittertem Streit mit den Erwachsenen führte, zu tiefem Entsetzen und zur intensiven Beschäftigung mit dem Geschehen.

Wenn ich jetzt auf die Ursachen des Judenhasses in unserer Gesellschaft eingehen wollte, müsste ich weit zurückgreifen und den Rahmen hier sprengen.

Aber so viel sei gesagt: Es ging in der Geschichte immer wieder darum, eine kleine Gruppe von Menschen auszugrenzen, zu verleumden, der Verfolgung preizugeben, um einen Sündenbock zu haben, der für alles Negative verantwortlich war. Dazu nutzen die mittelalterlichen Menschen schon erfolgreich "Fake-News", um dann denn niedersten Instinkten freien Raum zu geben.

Genau diese Strategie der Ausgrenzung und Verleumdung, die von  christlicher und poltischer Seite nicht nur zugelassen, sondern auch geschickt genutzt wurde, zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte bis hin zum Holocaust.

Dass heute wieder die alten Parolen von Neonazis benutzt werden, ist mehr als fatal. Es ist für mich ein erschreckendes Signal einer Gesellschaft, die teilweise denk- und lernunfähig ist oder von skrupellosen Populisten benutzt wird.

Deshalb ist es eine der grundlegenden Aufgaben unseres Gemeinwesens, jeden Anfängen von Antisemitismus und Rassismus entschieden entgegenzutreten.

Margit
adam
adam
Mitglied

RE: Alltäglicher Antisemitismus und Rassismus
geschrieben von adam
als Antwort auf Alexs vom 20.10.2019, 07:32:01
Daraus schließe ich, dass digizar nicht unrecht hatte. Auch wenn deine Zahlen suggerieren, dass es wesentlich mehr rechte Delikte, also z.B. Hand heben, waren. Hat ja aber auch niemand in Frage gestellt!

 

Die Zahlen mögen suggerieren, was sie wollen. Sie sagen zuerst einmal nichts aus. Wie setzt sich der 10%ige Anteil von Nichtrechten zusammen? Ist es der Anteil von Migranten, also etwa ein Hundertstel. Dann wäre ihr Anteil etwa das Zehnfache der Rechten. Ist es der Anteil von Muslimen, also etwa ein zwanzigstel, wäre er doppelt so hoch. Wäre es der gesamte Ausländeranteil, wäre er halb so hoch.

Diese Zahlen sagen nichts aus, ausser, daß sie Sand in die Augen streuen. Ebenso wie Frau Kiewels emotionales Gerede. Mit Recht und Gesetz hat das nichts zu tun und ist auch keine Basis für eine Gesetzesänderung.

--

adam

 
dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

RE: Alltäglicher Antisemitismus und Rassismus
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf margit vom 20.10.2019, 09:32:59

Von ev. Gesangbüchern etc wurde ich in meiner Kindheit/Jugend zum Glück verschont, allerdings erinnere ich mich an unsere Nachbarn in Wolfen. Die Silbersteins hatten einen herrlichen Jagdhund und mein Freund Torsten und ich spielten gern und oft mit ihm im Garten (eine Latte im Zaun war locker und wir konnten durchschlüpfen).

Irgendwann erwischte uns der Nachbar, war aber nicht böse. Wir nutzten die Gelegenheit und fragten, ob wir mit dem Hund ab und zu auch ne Runde um den Block machen dürfen. Er sagte: "Wir sind aber Juden!". Mein Freund und ich zuckten ratlos mit den Schultern - wir waren 6 oder 8 Jahre alt oder so. Ich fragte später meine Mutti, was Juden sind. Sie bekam nen roten Kopp, aber sie erlaubte auch, dass wir mit dem Hund ausgehen dürfen.

Im Nachhinein muss ich heute lächeln, weil ich damals noch keine Ahnung hatte, was oder wer Juden sind, aber fest überzeugt war, dass sie allesamt tolle Hunde haben.

JuergenS
JuergenS
Mitglied

RE: Alltäglicher Antisemitismus und Rassismus
geschrieben von JuergenS
als Antwort auf margit vom 20.10.2019, 09:32:59

@margit,

du schriebst: "Dass heute wieder die alten Parolen von Neonazis benutzt werden, ist mehr als fatal. Es ist für mich ein erschreckendes Signal einer Gesellschaft, die teilweise denk- und lernunfähig ist oder von skrupellosen Populisten benutzt wird."

diese Gesellschaft sind wir alle, entgegentreten wird nicht viel nützen, auch ständiges Erinnern nicht.
Die Beschäftigung erfolgt 50 Jahre zu spät, die junge Generation fühlt sich oft unberührt von dem, was unsere Generation nicht aufgegriffen hatte, und unsere Eltern fast verschweigen wollten.

Da helfen am ehesten noch streng angewendete Gesetze, Zuwendung zu Juden, wo man dazu Gelegenheit hat und die Abwahl der AFD.


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