Innenpolitik #allesdichtmachen

dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

#allesdichtmachen
geschrieben von dutchweepee

Ich habe es heute Morgen für eine Idee gehalten, die neue Künstleraktion #allesdichtmachen mit zwei ausgesuchten Beiträgen zu posten. Ulrich Tukur und J.-J. Liefers als Auswahl von Fünfzig, die mit einminütigen Wortbeiträgen die Coronamaßnahmen unserer Regierung und nicht zuletzt unseren gesellschaftlichen Umgang damit auf die Schippe nehmen. Nun ist das mit den Schippen so eine Sache – man findet sie zu voll oder zu leer, manche finden es unverschämt, dass überhaupt gefegt wurde, schließlich sei doch alles sauber. Andere sind froh, dass mal irgendwer endlich fegt und etwas Staub aufwirbelt. Entsprechend fallen nun auch die Reaktionen aus – und zwar nicht nur unter meinen Posts, sondern landesweit mit und ohne Medien. Dem Applaus der Einen wirft sich die Empörung der Anderen entgegen. Dies sei eine Verhöhnung der Corona-Toten, ist ein häufig genutztes Argument und es bringt natürlich auch mich zum Nachdenken. Wen diese Krankheit erreicht, so weiß ich aus meinem persönlichen Umfeld, der steht schlimme Ängste aus, kämpft womöglich um sein Leben, verliert es vielleicht. Zum Glück sind da mehr Nachrichten von Freunden, die nur leichte Verläufe erlebten.

Eine Grundsatzfrage wird aus meiner Sicht trotzdem aufgeworfen: WANN hat eine Gesellschaft zu schweigen? Das Schweigen der Masse ist von jeher bestens organisiert. Der Einzelne will nie etikettiert in der Ecke stehen und Täter sein. UND eine große Angst ist auch, von den falschen Leuten beklatscht zu werden, denn dann wird man falsch interpretiert, dann distanzieren sich die von einem, für die man eigentlich laut sein wollte. In der Politik ist inzwischen Gang und Gäbe, dass die Parteien sich Themen gegenseitig „wegnehmen“ und die Anderen damit zum Schweigen bringen. Die AfD besetzte z.B. eines Tages, zum Schrecken der LINKEN, das Thema „Frieden mit Russland“ und es kostet die LINKE seither viel Mut und Geschick, das Thema trotzdem auf ihre Agenda zu setzen, denn sowie sie es tut, steht sie Schulter an Schulter mit der AfD. Ich erwähne das, weil auch heute Morgen unter meinem Post das Argument zu lesen war: Wenn da von Seiten der AfD Beifall kommt, dann kann das ja wohl nichts Gutes sein. Lautet also der Geheimtipp künftig, wenn man Jemanden zum Schweigen bringen will, bürde man ihm Claqueure von der AfD auf? Und wenn sich die Masse lange genug daran gewöhnt hat, vorsichtshalber zu schweigen? Und wir selbst?

Wer laut fragt, warum das Volk mit Kontaktbeschränkungen und Ausgangssperren belegt wird, während Deutschland sich brüstet, Drehscheibe von „Defender Europe“ zu sein, bei dem allein aus den USA mehr als 10.000 Soldaten eingeflogen und mit schwerstem Kriegsgerät zur russischen Grenze transportiert werden, dem hallt sofort Putinversteher, Schwurbler, Verschwörungstheoretiker, Querdenker, AfD-Sprech oder gleich Alt-Stalinist entgegen – um mal nur ein Beispiel zu nehmen.

Welche Möglichkeiten haben wir noch – zum Beispiel in der aktuellen Krise – miteinander im Gespräch zu bleiben, andere Argumente zu hören, eine eigene Meinung nicht nur zu bilden, sondern auch zu vertreten, füreinander zu streiten, zu lachen, zu weinen und all das auch miteinander? Wie, wo und von wem kann/soll das Nach-, Über- und Weiterdenken noch angestoßen werden?
Darum behaupte ich: Solange unsere Politik nicht in der Lage ist, mit vorausschauenden Zügen das Virus in Schach zu halten, weil sie Schach gar nicht kann, sondern bloß Klappmühle, finde ich auch die 50 sarkastischen Beiträge der Schauspieler legitim. Es sind 50 Angebote, über die politische Unfähigkeit und ihre gesellschaftlichen Auswüchse und Kollateralschäden, die uns wütend machen, wenigstens mal schmunzeln zu können.

That’s it. Ни больше ни меньше .

©erlaubt Tino Eisbrenner

margit
margit
Administrator

RE: #allesdichtmachen
geschrieben von margit
als Antwort auf dutchweepee vom 24.04.2021, 08:58:26

Hallo @dutchweepee,

hast Du auch eine eigene Meinung zu dem Text?

Das Thema wird doch schon in anderen Threads diskutiert - braucht es da einen neuen?

Margit

RE: #allesdichtmachen
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf margit vom 24.04.2021, 09:11:24

Ja, vielleicht braucht es das tatsächlich, Margit, denn vielleicht wird dem einen oder anderen bewusst, dass von „allesdichtmachen“ überhaupt keine Rede sein kann. Es gibt Einschränkungen, aber mit diesen kann doch jeder umgehen. Es ist ja nicht so, dass tatsächlich alles dicht gemacht wäre. 
Wenn jeglichem Begehr stattgegeben würde, dann könnte der Umkehrschluss nur lauten, „allesaufmachen“ wohin das geführt hat sehen wir in Brasilien. Nun, Brasilien ist weit weg, die wenigsten von uns kennen Menschen dort persönlich und so mag es durchaus sein, dass der eine oder andere sich sagt, was geht mich Brasilien an. Vergessen wird dabei, dass Brasilien auch Deutschland sein kann und zwar schneller als wir denken können.
Ich habe ein tatsächliches und umfassendes „allesdichtmachen“ hinter mir und das fühlt sich an wie weggesperrt. Ich hoffe in Deutschland muss es nicht dazu kommen.
Bruny


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Karl
Karl
Administrator

RE: #allesdichtmachen
geschrieben von Karl
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 24.04.2021, 09:24:44

Danke @bruny.

Ich möchte Deinen Beitrag noch mit dem Blick nach Indien ergänzen. Die Regierung dort war lasch gegenüber Vorsichtsmaßnahmen und hatte religiöse Massenveranstaltungen und Massenhochzeiten mit Tausenden von Gästen erlaubt und nun erlebt Indien einen Albtraum.

Karl

Der-Waldler
Der-Waldler
Mitglied

RE: #allesdichtmachen
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf dutchweepee vom 24.04.2021, 08:58:26

Wie sagte der Moderator, Musiker und Notfallsanitäter Tobias Schlegl zu dieser Aktion? "Die Schauspieler*innen von #allesdichtmachen können sich ihre Ironie gerne mal tief ins Beatmungsgerät schieben" Dem ist nichts hinzuzufügen.

DW

dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

RE: #allesdichtmachen
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf margit vom 24.04.2021, 09:11:24
Verzeih mir liebe Margit, aber ich kam heute früh von einer Zwölfstundennachtschicht und bereite mich auf die nächsten drei Zwölfstundennachtschichten vor. Ich habe halt nicht die Zeit und Muße wie ein Rentner, um mich hier breit und umfassend zu äußern, aber ich habe die Meinung von Tino gelesen und stimme meinem Freund in diesem Zusammenhang vollumfänglich zu. Also geh einfach davon aus, dass dies meine Meinung ist ...und jetzt geh ich pennen.

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Karl
Karl
Administrator

RE: #allesdichtmachen
geschrieben von Karl
als Antwort auf dutchweepee vom 24.04.2021, 09:38:10

@dutchweepe

Schau Dir aber doch auch einmal die Meinung eines Erkrankten an:

 Twitter Beitrag von Lutz van der Horst


Karl

JuergenS
JuergenS
Mitglied

RE: #allesdichtmachen
geschrieben von JuergenS

dutch will immer nur spielen:
Indien zeigt uns, dass alles Schmarrn ist, was nicht dem eigentlichen Ziel dient, Morde durch covid19 und seinen Varianten zu verhindern.

dutch, ich frag halt mal wieder, was hält dich hier in diesem Staat, der für dich alles Negative verkörpert, was man sich vorstellen kann?

Der-Waldler
Der-Waldler
Mitglied

RE: #allesdichtmachen
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf dutchweepee vom 24.04.2021, 09:38:10
Ich habe halt nicht die Zeit und Muße wie ein Rentner, um mich hier breit und umfassend zu äußern,

OT

Ich frage mich wirklich langsam, @dutchweepee, was Du eigentlich in einem Seniorenforum willst, das natürlicherweise überwiegend Rentner als Mitglieder hat, wo Du bei jeder Gelegenheit Deine tiefe Aversion gegen Rentner zum Ausdruck bringst.

Ich frage mich das wirklich, denn Du weißt selbst, dass Du mir gar nicht unsympathisch bist, ja, ich Dich sogar oft sehr erfrischend finde, und manche Deiner Grafiken bringen mich durchaus auch zum Nachdenken.

Aber dieses dauernde Draufkloppen auf Rentner hat für mich schon etwas ... naja, ... Irritierendes, um es mal vorsichtig auszudrücken. Neid unterstelle ich Dir nicht. Aber was ist es dann?

DW



 
dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

RE: #allesdichtmachen
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf Der-Waldler vom 24.04.2021, 09:49:30

Ich habe doch nichts gegen Rentner, aber ich stelle fest, dass die Fähigkeit und der Wille sich in die Situation anderer zu versetzen mit steigendem Alter scheinbar geringer wird.


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