Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik ...adlige Doktorarbeit gepfuscht ?

Innenpolitik ...adlige Doktorarbeit gepfuscht ?

Karl
Karl
Administrator

Re: adlige Doktorarbeit gepfuscht ?
geschrieben von Karl
als Antwort auf rokate33 vom 27.02.2011, 14:59:06
Nun, das Plagiat wurde von einem Professor Fischer-Lescano aufgedeckt, leider nicht von einem Mitglied der Prüfungskommission in Bayreuth. Vor allem in der Pflicht gestanden hätte der Doktorvater Häberle und der Zweitgutachter Streinz. Aber es muss festgehalten werden, dass diese beiden die primär Betrogenen sind. Sie sind blamiert, aber nicht bewiesenermaßen moralisch desavouiert (ein Zustand der sich bei Änderung der Sachlage noch ändern könnte). Der Betrüger ist der Doktorand, dem zu viel Vertrauen entgegengebracht wurde.

Zwischen Doktorvater und Doktorand besteht normalerweise ein Vertrauensverhältnis und es wird eng zusammengearbeitet. Da Prof. Häberle schon außer Dienst war, ist dies wohl nicht im gebührenden Umfang geschehen.

Ich war einige Jahre Promotionsvorsitzender meiner Fakultät und hatte den Zweitgutachter zu bestellen (Erstgutachter ist immer der Doktorvater), den Drittprüfer zu bestimmen (der kein Gutachten erstellt, aber am Rigorosum teilnimmt), den Vortrag des Doktoranden zu moderieren und das Rigorosum zu leiten; derzeit mache ich das noch als Stellvertreter. Da bei uns experimentell gearbeitet wird, ist es absolut notwendig, sich auf die Gutachten verlassen zu können, denn die Experimente können nicht vom Promotionsvorsitzenden nachgekocht werden. Aufgrund der Einmaligkeit der Experimente ist auch der zugehörige Text meistens nicht Plagiats verdächtig. Man wird höchstens schon einmal in den Passagen fündig, die den derzeitigen Stand der Forschung beschreiben, auf den die experimentelle Arbeit aufsetzen soll. Die Situation in den Naturwissenschaften ist also durchaus anders als in den Geisteswissenschaften, aber auch dort denke ich, dass ein Promotionsvorsitzender, der oft pro Woche mehrere Promotionen zu betreuen hat, bisher selbst mit elektronischen Hilfsmitteln nicht alle Dissertationen mit Hunderten von Textseiten im Detail auf Plagiate prüfen konnte. Wenn sich dies in Zukunft ändern soll, dann müssen standardisierte Prozesse eingeführt werden, z. B. das Erfassen von PDF-Versionen und der automatische Abgleich mit dem riesigen Internetinformationspool. Das ist theoretisch machbar und ich plädiere dafür. Es hat sich gezeigt, dass Vertrauen nicht mehr hinreichend ist und die schriftliche Versicherung eines Doktoranden in seiner Arbeit alle Hilfsmittel angegeben zu haben, nicht ausreicht. Um den Stellenwert des Titels "Dr." wieder herzustellen, müssen Titelhandel und Plagiatserstellung aber unterbunden werden. Würde dies nicht geschehen und sich die offenbar landläufige Ansicht durchsetzen, dass hier sowieso betrogen würde, dann wäre das für den Ruf der Wissenschaft in Deutschland fatal. Das würde unserem Land großen Schaden zufügen.

Karl
Re: adlige Doktorarbeit gepfuscht ?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf luchs35 vom 27.02.2011, 15:15:08
Natürlich, Sorella, ist das Spekulation. Aber ist sie so abwegig?


Spekulation bleibt Spekulation. Deine Gedanken werden sich nie belegen lassen.

Und es ist nach meiner Ansicht unnötig und nicht weiterführend, sich Gedanken darüber zu machen,
was Guttenberg bewogen haben könnte, zu promovieren.

Derlei persönliche Beweggründe spielen in der Frage, ob die Regeln eingehalten wurden,
keine Rolle.
Und auch nicht in der Frage, wie Guttenberg sich nun zumindest in der Verantwortungsübernahme ehrenhaft verhalten könnte.

Ebenfalls sollte es keine Rolle spielen für die Personen, die ihn konsequent strafen müssten.

Und auch nicht für die Personen, die ihn vertreten sollten,
falls er nicht doch noch verspätet einen Anfall von Verantwortungsbewusstsein bekommt.

Sorella


albaraq
albaraq
Mitglied

Re: adlige Doktorarbeit gepfuscht ?
geschrieben von albaraq
als Antwort auf rokate33 vom 27.02.2011, 14:59:06

"..."
Frage: kommt so etwas von "übersehen" nur bei Adligen oder Reichen Studierenden vor?


Diese Frage kann ich Dir zwar auch nicht beantworten, aber das scheint mehrere umzutreiben, denn plagipediwikia scheint sich auch damit nun befassen zu wollen.
Mich z.B. würde es schon interessieren, wie eine Frau Dr. von der Leyen als Mutter von 7 Kinder, Beruf und politischer Karriere es schaffte, auch noch eine Dr. Arbeit zu schreiben, wo doch ein Herr zu Guttenberg als junger nur Familienvater von 2 Kindern schon stöhnte, wegen der Belastung.

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silhouette
silhouette
Mitglied

Re: adlige Doktorarbeit gepfuscht ?
geschrieben von silhouette
als Antwort auf Karl vom 27.02.2011, 15:30:47
nachgekocht werden.
Karl
geschrieben von karl

Ich habe den Ausdruck zwar schon bei Chemikern gehört und weiß, was damit locker-flockig gemeint ist. Aber mir ist spontan etwas ganz anderes eingefallen: Mancher kocht gerne sein eigenes Süppchen, gell?
silhouette
silhouette
Mitglied

Re: adlige Doktorarbeit gepfuscht ?
geschrieben von silhouette
als Antwort auf albaraq vom 27.02.2011, 15:33:49
Was soll jetzt noch dieses Gestichel? Sie hat ihre Promotion 1991 bekommen, und sie ist 1990 in die CDU eingetreten. Bis sie politisch aktiv wurde - und das ist der Job, der dann Zeit und Kraft kostet - vergingen noch etliche Jahre. Zum Zeitpunkt ihrer Promotion hatte sie 2 oder 3 der Kinder. Frauen können das, und vor allem tun sie es möglichst step by step und nicht alles auf einmal.

Wie wär's denn damit, sich zuerst kundig zu machen und dann zu schreiben?
Tissi
Tissi
Mitglied

Re: adlige Doktorarbeit gepfuscht ?
geschrieben von Tissi
Ich habe jetzt einfach mal große Lust zu tanzen. Zwar nicht meinen Namen, sondern den Karl Theodor zu Guttenberg Mambo oder Polka oder auch Disco Fox. Also, nichts wie los:

Tanzen tut gutt

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albaraq
albaraq
Mitglied

Re: adlige Doktorarbeit gepfuscht ?
geschrieben von albaraq
als Antwort auf silhouette vom 27.02.2011, 15:46:02

"..."
Wie wär's denn damit, sich zuerst kundig zu machen und dann zu schreiben?


Sorry "Schnuckelchen", verzeih einem kleinen, dicken, doofen, gefräßgem, häßlichem, unter der Brücke schlafendem, ungebildetem Geschöpf wir mir ( heuuuuuuuuuuuuul), dass es, es sich erlaubte, hier einen Link einzustellen und sich etwas zu fragen!
"Schnuckelchen" falls Du es noch nicht bemerkt haben solltest - in der BRD herrscht angeblich Meinungsfreiheit und Demokratie - also bitte, "Schnuckelchen" unterlass es bitte, mich künftig von links unqualifiziert, "anzubaggern"!
Danke und tschauiiiiiiiiiiiii!
Marija
Marija
Mitglied

Re: adlige Doktorarbeit gepfuscht ?
geschrieben von Marija
Guttenberg wird auch weiterhin von Kauder sehr "gepampert".
aus rp-online :
I
st Verteidigungsminister zu Guttenberg nur ein Minister auf Abruf?

Kauder Karl-Theodor zu Guttenberg hat gezeigt, dass er Fehler zugeben kann. Das ist ein Zeichen von Stärke.
Müssen Sie fürchten, dass bürgerliche Wähler zu ihm auf Distanz gehen?

Kauder Nein. Jeder Mensch ist fehlbar..................

ganzer Artikel : http://nachrichten.rp-online.de/politik/kauder-guttenberg-zeigt-staerke-1.336626
M.
senhora
senhora
Mitglied

Re: adlige Doktorarbeit gepfuscht ?
geschrieben von senhora
„Er gilt als Adam Riese des internationalen Rechts: Mit Peter Häberle als Doktorvater hat Guttenberg die Reputation eines angesehenen Staatsrechtlers missbraucht. Guttenbergs Plagiat ist für den fast 77-Jährigen eine schwere Kränkung.“

Senhora


Re: adlige Doktorarbeit gepfuscht ?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf senhora vom 27.02.2011, 16:10:15
Das ist ein sehr interessanter Artikel, danke Senhora. Er erklärt nämlich einleuchtend, warum der Doktorvater nichts gemerkt hat. Es soll tatsächlich noch Menschen geben, die anderen, vor allem den ihnen Anvertrauten, durch und durch vertrauen, und es sind nicht die schlechtesten. Ausgerechnet diese Menschen werden dann so maßlos enttäuscht.

Zitat aus dem Artikel von Prantl:
"Häberle, der ein jovialer Mann ist, der seine Studenten begeistern und sich für sie zerreißen konnte, der ein Kümmerer für sie war auch noch nach seiner Emeritierung, hat sich zurückgezogen, abgeschottet, eingesperrt; er telefoniert nur noch mit wenigen wissenschaftlichen Freunden. Für ihn ist eine - seine - Welt zusammengebrochen. Wenn sich Guttenberg bei jemand entschuldigen muß, dann bei ihm, zu allererst.
Die Ehrlosigkeit des Doktoranden bereitet dem Doktorvater Pein

Guttenberg hat die Reputation und die elitäre Naivität seines alten, nun fast 77-jährigen Doktorvaters missbraucht. Häberle würde wohl seine vielen Ehrendoktortitel (der Universitäten in Thessaloniki, Granada, Lima, Brasilia, Tiflis und Buenos Aires) hergeben, wenn er damit die Ehrlosigkeit seines Doktoranden ungeschehen machen könnte."

Ich glaube diese Darstellung. Und mir tut der Mann leid.

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