Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik ...adlige Doktorarbeit gepfuscht ?

Innenpolitik ...adlige Doktorarbeit gepfuscht ?

hafel
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Mitglied

Re: inspirierende Doktorarbeit ?
geschrieben von hafel
als Antwort auf eleonore vom 20.02.2011, 08:15:03
Danke liebe Elo, für Deinen Beitrag.

Ebenso wie Du, mag ich den Freiherrn keineswegs. Mir sind immer seine "ad hock" -Schnellschüsse sauer aufgestoßen. Trotzdem habe ich immer versucht "Äpfel von Birnen" zu trennen. Was hier abläuft, ist eine bodenlose Häme und hat mit normaler Schadensfreude sehr wenig zu tun. Was bringt es eigentlich , außer ein widerliches Nachtreten, nun die 87te Zeile nachzuweisen, die abgekupfert ist. Eine reicht!

Für mich ist die Uni Bayreuth ebenso schuldig wie der der Freiherr. Sie muss sich fragen lassen, was eine Ausbildung in ihren Reihen noch einen Wert hat.

Und wenn Rolf damit Recht hat, dass z. G. dort genügend Freunde hat (was auch ich mir vorstellen kann), so dass z. G. "heil" aus dieser Sache raus kommt, gehört diese Universität geschlossen. Punkt. Das schon einmal deshalb, um andere Universitäten, die sauber arbeiten, nicht mit in Verruf zu bringen.

Hafel
Medea
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Re: inspirierende Doktorarbeit ?
geschrieben von Medea
als Antwort auf hafel vom 20.02.2011, 10:56:49
Soweit mir bekannt, muß doch auch eine mündliche Prüfung, das sogenannte Rigorosum abgelegt werden. Dort muß der Kandidat sich oft unbequemen Fragen stellen, - ich vermute, im Falle des Freiherrn war das auch der Fall.
Oder nicht?

M.

An Marina:

Oh Herr ich danke danke Dir, daß Du mich nicht
so sein läßt wie jener, der so schwer gefehlt ......
*Ironie*

Re: inspirierende Doktorarbeit ?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Die Harmonie-verlass-mich-nie-Verharmloser und Relativierer hier lassen ein schwerwiegendes Argument völlig außer acht: Dass es wichtig ist, nicht den Mantel der Vertuschungen und Verharmlosungen über diese Sache zu decken, weil der Grundsatz „gleicher Maßstab für alle“ gelten muss, und zwar gerade bei sogenannten Vorbildfunktionären.

In den Unis wird den Erstsemestern das wissenschaftliche Arbeiten als Voraussetzung für ihrer Hausarbeiten erläutert. Dabei gilt der Grundsatz, jedes Zitat und jede längere zitierte Passage mit Anführungsstrichen und Fußnoten mit Quellenangaben kenntlich zu machen, das ist die Voraussetzung für seriöses wissenschaftliches Arbeiten. Wie soll, wenn dieser Fall nicht sanktioniert wird, in Zukunft ein Professor seinen Studierenden erklären, dass sie von diesem Grundsatz des wissenschaftl. Arbeitens nicht abrücken dürfen? Das wäre damit vorbei, der Beliebigkeit wäre Tür und Tor geöffnet.

Übrigens: Es soll auch Heiratsschwindler geben, deren Opfer sich schwer tun, nach Aufdeckung der Schwindeleien zuzugeben, dass sie betrogen worden sind. So ähnlich sehe ich das hier mit den Verharmlosern, die sich so gerne ihren Königsersatz von Gottes Gnaden weiter erhalten würden, weil ihnen sonst der Traum von Glanz und Gloria (ach wie schade, dass wir Deutschen keinen König haben) zerplatzt. Behüt dich Gott, es wär so schön gewesen!

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hafel
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Mitglied

Re: inspirierende Doktorarbeit ?
geschrieben von hafel
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 20.02.2011, 11:53:47
@ Marina:

Solltest Du mich mit "Verharmloser" meinen, dann hast Du meine Beiträge nicht gelesen.

Ich verharmlose gar nichts, gebe dieser Affäre aber auch nicht einen übergeordneten Stellenwert.
Er, der Freiherr, hat betrogen und wird/muss daraus Konsequenzen ziehen. Ich hoffe nur nicht, dass die Sache soweit getrieben wird, dass er wie Barschel in der Badewanne endet. Er hat Familie und zwei Kinder.

Und von Dir kommt komischer Weise kein kritisches Wort zu der Institution, die dieses "Summa cum laude" vergeben hat. Du hast doch hoffentlich nicht mit im Prüfungsausschuss gesessen, dass Du darüber kein Wort verlierst?

Hafel
Re: inspirierende Doktorarbeit ?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Medea vom 20.02.2011, 11:53:17


Medea, sooo unbequem sind die Fragen im Rigorosum gewöhnlich keineswegs.

In Medizinerkreisen (daraus schöpfe ich mein Wissen) gilt es als einzig notwendig,
sich angemessen zu bekleiden und "im Prinzip" sein Thema überstreichen zu können.

Hochnotpeinliche Fragen werden nicht gestellt.
Es gibt aber Leute, die sowas von überhaupt nix wissen über ihr Thema,
dass sie deshalb nicht durchkommen, weil sie sich offensichtlichst schreiben ließen.

Das Rigorosum schätze ich also überhaupt nur dann als Filter ein,
wenn jemand tatsächlich so boniert oder dämlich ist, dass er sich völlig von seinem Thema fernhält.

(Die ganze Sache sieht etwas anders aus, wenn jemand z.B. Ambitionen hat, in die Forschung zu gehen,
und seine Dissertation eine der Eintrittskarten sein soll. Da ist die Bewertung der Arbeit besonders wichtig,
und man muss in allen Bereichen seine Kompetenz beweisen können).

Sorella

Medea
Medea
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Re: inspirierende Doktorarbeit ?
geschrieben von Medea
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 20.02.2011, 12:06:16
Danke Sorella,
ich erinnerte mich an die doctores gg
in meiner Familie, die von einer mündlichen Prüfung, nämlich dem Rigorosum, sprachen.

M.


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Re: inspirierende Doktorarbeit ?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Medea vom 20.02.2011, 12:14:42
oh, und bevor hier einer der einschlägig bekannten Schreibfehleranzeiger Schnappatmung bekommt:

in meinem Posting ist ein r unbekannt verzogen.

Wer es findet, kriegt den ich-weiß-was-Preis des Tages.




Ohne r passts aber auch irgendwie: Unter "Bonierung" versteht man die Anrechnung z. B. von Vorleistungen, so dass sich die Aufnahmechancen für den Beginn eines zugangsbeschränkten Studiengangs verbessern. *gg*
Re: inspirierende Doktorarbeit ?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf hafel vom 20.02.2011, 12:04:37
@ Marina:
Und von Dir kommt komischer Weise kein kritisches Wort zu der Institution, die dieses "Summa cum laude" vergeben hat. Du hast doch hoffentlich nicht mit im Prüfungsausschuss gesessen, dass Du darüber kein Wort verlierst?

Hafel

Vielen Dank für das Kompliment, Hafel, dass du mir eine Mitarbeit in einer solch renommierten Institution zutraust, aber leider überschätzt du mich maßlos, so weit habe ich es nicht gebracht in meinem Leben. Ich gehöre auch nicht zu den Hochstaplern, die mit nicht selbst erbrachten, plagiierten Leistungen protzen, also kann ich dir da nur widersprechen.
Und ich muss dich darauf aufmerksam machen, dass du unzureichend gelesen hast, bei der Fülle von Beiträgen allerdings eine lässliche Sünde. Denn ich hatte durchaus Stellung genommen zu den Vorwürfen hinsichtlich „der Institution, die dieses "Summa cum laude" vergeben hat.“

Unten der Link. Lies: 17.02.2011 18:27
Mehr kann ich als Nicht-Insiderin auch nicht dazu sagen,vielleicht kann Karl sich dazu (zum Verhältnis Doktorvater und Doktorand) nochmal näher äußern, er ist ja im Gegensatz zu mir „im Geschäft“.





margit
margit
Administrator

Mundus vult decipi – Die Welt will betrogen werden
geschrieben von margit

diese alte Erkenntnis scheint mir auch heute noch gültig zu sein.

Wie kann es sonst sein, dass so viele an einem Minister festhalten wollen, der inzwischen eindeutig als Betrüger überführt ist. Nach den Ergebnissen, die auf der Seite Guttenplag zusammengestellt wurden, gibt es nur zwei Möglichkeiten: entweder hat er selbst in mühevoller Kleinarbeit neben der „Belastung Familiengründung“ in Dutzenden von Werken Ideen und Gedanken gestohlen und zu einer „Doktorarbeit“ vermanscht oder er ließ sich die Arbeit gegen Geld schreiben. Beides ist Betrug. Nein, es ist kein Kavaliersdelikt, es ist tatsächlich Betrug. Vorwürfe, die deswegen erhoben werden, als „abstrus“ abzutun, zeugt darüber hinaus noch von fehlendem Rechtsbewusstsein.
Als Zeichen von moralischer Verwahrlosung sehe ich an, wenn jetzt dieser Betrug schöngeredet wird, mit Argumenten der Art „wir sind doch alle kleine Sünderlein“, „was ist schon dabei...“, „ein Betrug darf doch nicht so ernst genommen werden“, oder wenn diejenigen, die das Kind beim Namen zu nennen wagen, als „Neidhammel“, Hexenjäger“ usw. bezeichnet werden.

Es ist und bleibt ein Unterschied, ob ein heranwachsender Schüler in der Schule versucht, zu betrügen oder ob dies ein Erwachsener tut, der zu dem noch eine verantwortungsvolle Position bekleidet. Kinder und Jugendliche müssen die Regeln erst lernen und ihre Grenzen erfahren. Kommentare von Eltern wie „da hat mein Sohn aber Pech gehabt, dass er die Arbeit bei ihnen abgegeben hat und sie es gemerkt haben“ haben mich in meiner Lehrerlaufbahn maßlos empört. Entdeckte Betrügereien – ich benutze bewusst dieses Wort – wurden mit der entsprechenden Note geahndet. Erziehung bedeutet auch, Grenzen zu setzen und auf Einhaltung von Regeln zu bestehen.
Und das soll bei Erwachsenen nicht mehr gelten?

Traurig ist, dass ein alter (bei der Abgabe der Arbeit bereits 73 jähriger) Professor nicht mehr in der Lage war, die „Arbeit“ korrekt zu beurteilen. Vielleicht wurde er deshalb als „Doktorvater“ ausgesucht. Das ändert aber nichts, an der Verantwortung des „Doktoranden“.

Dass sich das Rechts- oder Unrechtsbewusstsein in unserer Gesellschaft je nach Eigenbedarf wandelbar zeigt, ist für mich ein Ausdruck von Dekadenz und nicht tolerierbar.

Margit
pilli
pilli
Mitglied

Re: Mundus vult decipi – Die Welt will betrogen werden
geschrieben von pilli
Soweit mir bekannt, muß doch auch eine mündliche Prüfung, das sogenannte Rigorosum abgelegt werden. Dort muß der Kandidat sich oft unbequemen Fragen stellen, - ich vermute, im Falle des Freiherrn war das auch der Fall. Oder nicht? medea


es ist von universität zu universität verschieden ob eine "Disputation" oder "Kolloquium" oder ein "Rigorosum" in der promotionsordnung ausgewiesen ist.

die Uni Dortmund hat auf ihren seiten im netz folgendes bekannt gemacht:

Während der Ablauf der mündlichen Prüfung als Disputation oder Kolloquium über die Dissertationsinhalte bestimmt wird, werden in einem Rigorosum neben einer Prüfung im Hauptfach zusätzlich weitere, in der Promotionsordnung ausgewiesene Fächer in Nebenfach-Prüfungen geprüft.
geschrieben von Uni Dortmund


soweit ich auf den seiten der Uni Bayreuth feststellen konnte, wird für die juristen der dortigen uni in der Prüfungsordnung kein Rigorosum sondern das wesentlich einfachere procedere eines Kolloquiums gewählt.

Uni Bayreuth

sollte ich das falsch verstanden haben, lasse ich mich gerne berichtigen.

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mein zitat des tages:

Patriotismus ist die erste Zuflucht eines Schurken.
Ambrose Bierce



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pilli

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