Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik ...adlige Doktorarbeit gepfuscht ?

Innenpolitik ...adlige Doktorarbeit gepfuscht ?

Karl
Karl
Administrator

Re: Das Erschleichen eines Doktortitels ist Betrug und kein Kavaliersdelikt
geschrieben von Karl
als Antwort auf luchs35 vom 21.02.2011, 00:16:15
@ luchs35,


ich habe in diesem Thread schon geschrieben, dass auch die wahrscheinlich betrogenen (und nicht mitwissenden) Lehrer von Guttenberg keine gute Figur gemacht haben. Sie haben ihm wohl vertraut. Ich kann mir schon vorstellen, dass er sie im Kolloquium mit seiner Redegewandheit überzeugt hat, aber die schriftliche Dissertation ist offenbar nicht kritisch überprüft worden - aus was für Gründen auch immer, da kann nur spekuliert werden (Alter des Doktorvaters etc.).

Ich persönlich wäre dafür, dass in die Promotionsordnungen der Fakultäten eine strenge Plagiatsprüfung aufgenommen würde und zwar mit Hilfe von Software, die ohne Frage entwickelt werden könnte. Das Durchforsten nach Plagiaten hat sehr viel Ähnlichkeit mit der Suche nach Ähnlichkeiten in DNA-Sequenzen, was Molekularbiologen täglich als Routinearbeit am Computer erledigen. Für einen guten Informatiker sollte die Programmierung solcher Algorithmen für geschriebenen Text bei diesen Vorlagen einfach sein.

Also, ja, die betrogenen Hochschullehrer tragen auch Verantwortung, aber der Hauptschuldige ist der Betrüger.

Karl
luchs35
luchs35
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Re: Das Erschleichen eines Doktortitels ist Betrug und kein Kavaliersdelikt
geschrieben von luchs35
als Antwort auf Karl vom 21.02.2011, 00:30:45

Karl,
ich habe mich nicht auf die "hereingelegten" Hochschullehrer bezogen, sondern auf jene, die gegen gutes Geld schon vorherihre Dienste oder "Hilfe" für diverse Titel zur Verfügung stellen. Das sind nicht so wenige, wie man vermuten mag.

Luchs
Re: Das Erschleichen eines Doktortitels ist Betrug und kein Kavaliersdelikt
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 21.02.2011, 00:30:45
Ich fand gut, was der SPD Abgeordnete Lauterbach zu diesem Thema bei Anne Will ausführte.

Sinngemäß wiedergegeben meinte er, dass K.Th.z.G. so nicht davon kommen darf.
Es würde dann ein Präzedenzfall geschaffen, der es unmöglich machen würde, gegen Studenten Sanktionen zu verhängen.
Dies kann nach seiner Aussage bei Studenten bis zur Exmatrikulation führen.
Dann würden dem Betrug Haus und Hof weit geöffnet, weil sich jeder, der seine wissenschaftliche Arbeit mit Plagiaten verziert, auf den Fall Guttenberg berufen kann.
Das aber wäre wiederum ein großer Schaden in der Welt der Wissenschaften und entwerteten jeglichen akademischen Grad.

Wie geschrieben, das ist kein Zitat, sondern das, was ich davon im Gedächtnis habe!!!!!!!!

Dies ist ein Blick, der nach vorn gerichtet ist - fernab einmal von Wut und Ent-täuschung über diesen Vertrauensverlust.


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Karl
Karl
Administrator

Re: Das Erschleichen eines Doktortitels ist Betrug und kein Kavaliersdelikt
geschrieben von Karl
als Antwort auf luchs35 vom 21.02.2011, 00:39:49
@ Luchs35,

was für eine Frage. Natürlich untergraben auch die den Ruf der Wissenschaften und dies ist ebenso strafrechtlich zu ahnden. Karl
schorsch
schorsch
Mitglied

Re: Das Erschleichen eines Doktortitels ist Betrug und kein Kavaliersdelikt
geschrieben von schorsch
als Antwort auf Karl vom 20.02.2011, 23:15:40
Eine solche Virtuosität des Betrügens kommt nicht von heute auf morgen. Ich nehme deshalb an, dass schon der kleine Von und Zu gemerkt hat, dass man auch dann belohnt wird, wenn man seine kleinen Missetaten nur schlau genug verstecken und eventuell sogar als Heldentaten verkaufen konnte.
Karl
Karl
Administrator

Re: Das Erschleichen eines Doktortitels ist Betrug und kein Kavaliersdelikt
geschrieben von Karl
als Antwort auf schorsch vom 21.02.2011, 08:28:59
Update der Faktenlage von de.guttenplag.wikia.com zur Verfügung gestellt. Zur Legende bitte auf das Bild klicken:



Offensichtlich haben noch immer nicht alle diese Daten zur Kenntnis genommen. Karl

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Re: Das Erschleichen eines Doktortitels ist Betrug und kein Kavaliersdelikt
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf schorsch vom 21.02.2011, 08:28:59
An den Ansichten, die Moni Hohlmeier geb. Strauß bei Anne Will vertrat, lässt sich ablesen, dass es durchaus Mitmenschen gibt, die Plagiate im wissenschaftlichen Bereich als lässliche Sünde ansehen.

Es werden eben doch nicht so selten Dissertationen durchgewunken, weil es sich mehr um die benötigte Dekoration des Namens handelt (als mehr oder weniger stillschweigendes Agreement oder als "Eine-Hand-wäscht-die-andere"-Akt), und nicht um einen tatsächlich erwarteten wissenschaftlichen Beitrag.

Vielleicht ist das nur hier in Bayern so?
Hohlmeiers Argumentation entspricht dem, was ich vor einigen Tagen hier über die Besonderheiten Bayerns in der Gewöhnung an Vorteilsnehmerei bei Spitzenpolitikern schrieb (Strauß war in dieser Technik der vielbewunderte King - "a Hund is a scho ...").
Unter diesen Umständen bleibt das Unrechtsbewusstsein irgendwo auf der Strecke.
Aus diesem Grunde kann sich Guttenberg evtl. auch gar nicht darauf besinnen, etwas getan zu haben, was "unrecht" ist.

Sorella


longtime
longtime
Mitglied

Re: adelige Doktorarbeit gepfuscht ?
geschrieben von longtime
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 20.02.2011, 22:36:38
Kleine Sprachübung...?

Nichct nur im Duden steht seit Jahrzehnten neben dem Adjektiv "adelig" auch die Form "adlig" (nicht als umgangssprachlich gekennzeichnet)!

"adelig" als gehobene Sprachform des "adlig":


Auch im Internet nachlesbar:

Seit 1900 gibt es hundere schriftsprachliche Nachweise für "adlig" (neben dem förmlichen "adelig").

Wer sich hier - s. Linktipp - anmeldet, findet viele spachliche Überraschungen (oder einfach Belegmöglichkeiten, wenn man an anderen rumzauseln will und sonst keine Argumente hat):

Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache (seit 1900)

Ja, man muss sich da anmelden; und ist dann "für immer" mit Einblicken in den Schatz unserer Sprache beteiligt.



*

Zum wissenschaftlichen und moralischen Thema des Threads:


(...)
Warum der vorliegende Fall sich vorbildlich dazu eignet, steht auf der einen Seite.
Warum man so gerne abwertet und es auch häufig praktiziert, sollte uns m.E. in erster Linie interessieren.

Gruß von Miriam



Wenn Miriam nachrechnen würde, könnte sie ihre täglichen Stimmmeldungen als häufigste Beiträge zählen, die im Kern nichts zum wissenschaflichen Problem, das sie nicht erkennen kann oder will, beigetragen haben, sondern immer ein moralisches Zanken an den Motiven anderer darstellten.

Wer sich über Lug und Trug gewählter Figuren von Verantwortungsträgern wie zu Guttenberg nicht äußern will... - oder keine Einsichten daraus ziehen kann... - (hier schweigt des Beiträgers Höflichkeit).


Ergo:

Bevor der Berliner Bendler-Block, ein einmaliges Zeugnis unserer jüngeren Geschichte, vom Berliner Volksmund zum Blender-Block umfirmiert wird, kann Miriam ja noch einige "Dokumentationen" vornehmen -

(... wenn Karl nicht das Thema hier für weitere Beiträge schließt).

Re: adelige Doktorarbeit gepfuscht ?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf longtime vom 21.02.2011, 11:02:53
Danke Longtime.
Ich kann mir den Widerstand gegen berechtigte Kritik von manchen Leuten in dieser Sache nur daraus erklären, dass sie
- zum einen einige keine Ahnung haben vom wissenschaftlichen Arbeiten und ihnen demzufolge nicht bewusst ist, wie wichtig hier Integrität ist, nicht nur für die Bewertung des Doktoranden und seiner Persönlichkeit, sondern auch für die Bewertung von Forschung und Lehre, die alle dadurch Schaden erleiden;
- zum anderen parteipolitisch voreingenommen sind und auf Teufel komm raus ihre Ideologie retten wollen;
- oder zum letzten: diesen smarten Felix-Krull- Münchhausen (alles-in-einem)-Schönling einfach nur wegen seiner Attraktivität anhimmeln und ihnen klares Denken dadurch nicht mehr möglich ist.
Schlecht um den Wissenschaftsstandort Deutschland, wenn aus parteipolitischen oder anderen dubiosen Gründen so etwas als lässliche Sünde, auch von Parteifreunden, abgewunken wird.

Übrigens: Kann mir mal eine/r erklären, wie man versehentlich plagiiert? Das frage ich mich schon seit gestern abend, als bei Will erklärt wurde, man könne jemandem die Doktorarbeit nur entziehen ,wenn der Nachweis erbracht wurde, dass eine absichtliche Täuschung vorliege. Wie täuscht man versehentlich? Wie schreibt man versehentlich ab? Das wäre ja, wenn es passieren könnte, nicht minder schlimm, denn das würde dann auf geistige Umnachtung schließen lassen.
Frage: Was ist besser für einen politischen Karrieristen: geistige Umnachtung oder absichtliche Täuschung? Und kann man mit einem von beiden sein Amt behalten?
Fragen über Fragen *grübel*, *kopfkratz* .
Mitglied_5ccaf87
Mitglied_5ccaf87
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Re: Das Erschleichen eines Doktortitels ist Betrug und kein Kavaliersdelikt
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 21.02.2011, 10:39:11
Offensichtlich haben noch immer nicht alle diese Daten zur Kenntnis genommen. Karl
geschrieben von karl
Naja, aber immerhin hat Gutti rund 79.000 Freunde auf Facebook. Da muss doch Unterstützung da sein!
Ich habe mich gerade mal im Internet etwas umgesehen und unter Titelmühlen gegoogelt. Da ist v&z.G. noch arbeitsam gewesen. Das preiswerteste Angebot für einen Akademischen Grad war 69 us$. Momentan ist die juristische Fakultät in Bayreuth dabei, auch diese Titel zu erwerben.

Man kann sogar in den diplomatischen Dienst a.D. eintreten und Honorar-Botschafter oder -Konsul werden. Ausnahmsweise mal: Bitte was ist ein Honorarkonsul

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