Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik ...adlige Doktorarbeit gepfuscht ?

Innenpolitik ...adlige Doktorarbeit gepfuscht ?

Karl
Karl
Administrator

Re: adlige Doktorarbeit gepfuscht ?
geschrieben von Karl
als Antwort auf longtime vom 18.02.2011, 21:19:55
Es ist ein Krimi. Ich habe mir Deinen Link angeschaut, longtime, und nachgedacht. Welcher Autor würde seine Doktorarbeit mit einem ungekennzeichneten Plagiat beginnen? Wer würde schon in der Einleitung seiner Arbeit sich dem Verdacht aussetzen, gefälscht und betrogen zu haben?

von und zu Guttenberg ist sicherlich nicht dumm, und dann gleich solch eine Dummheit? Ich kann es mir nicht vorstellen. Ein Autor ist doch auch immer stolz auf sein Werk, er würde nie und nimmer schon die Einleitung fälschen, es sei denn er ist der Wirklichkeit so entrückt, dass er glaubt, er kann sich alles leisten.

Viel wahrscheinlicher ist es, dass er sich die Doktorarbeit erkauft hat. Dass ein Ghostwriter keinen Wert darauf legt, eine eigene Einleitung zu schreiben, kann ich mir vorstellen. Dann aber wäre Herr Guttenberg erpressbar und das kann ich mir bei einem Verteidigungsminister nicht wünschen.

Inzwischen wurden auf Guttenplag auf 176 Seiten Plagiate gefunden, das heißt, dass bereits jetzt 44,78% des Textes als abgeschrieben gelten.

Guttenberg kann von seinem Ghostwriter nicht einmal das Geld zurück verlangen. Er ist, wie auch immer es ist, als Betrüger entlarvt und als Politiker unhaltbar. Die Bundeskanzlerin sollte sich die Faktenlage einmal anschauen und ihn schnellstmöglich, nicht erst am Montag feuern.

Karl
luchs35
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Re: adlige Doktorarbeit gepfuscht ?
geschrieben von luchs35
als Antwort auf Karl vom 18.02.2011, 22:48:23
Dass die ganze Diss. von z. Guttenberg möglicherweise von einem Professor eingehandelt wurde, habe ich bereits gestern hingewiesen.
Was ist da also jetzt erst so aktuell? Der Link von longtime unterstreicht meinen Beitrag.

geschrieben von luchs35 am 17.02.2011 23:17 als Antwort auf leuchte vom 17.02.2011 22:48
Irgendwie finde ich diesen moralischen Aufschrei mancher Diskutanten hier schon wieder belustigend.

Seit 25 Jahren ist bekannt, dass wer immer es sich leisten kann, die Möglichkeit hat, sich den Doktortitel zu erkaufen.

Zitat von Focusonline


Begonnen hatte alles mit Ermittlungen gegen einen korrupten Juraprofessor. Inzwischen ist klar, dass jahrelang ein reger Handel mit Doktortiteln florierte. Nach FOCUS-Informationen sind viele renommierte Universitäten betroffen.
Die Kölner Staatsanwaltschaft bestätigte, in der Affäre werde mittlerweile gegen rund 100 Beschuldigte ermittelt. „Es handelt sich um Honorarprofessoren aus allen Fachbereichen – von Medizin über Jura bis hin zu Wirtschafts- und Ingenieurswissenschaften“, sagte Behördensprecher Günter Feld zu FOCUS. Die Hochschullehrer sollen von dem Institut für Wissenschaftsberatung in Bergisch Gladbach bei Köln Bestechungsgelder zwischen 4000 und 20 000 Euro bekommen haben, um promotionswilligen und möglicherweise ungeeigneten Akademikern schnell zu ihrem Doktortitel zu verhelfen.


Da seinerzeit auch mein Sohn von einem Ordentlichen Professor gegen gutes Entgelt (10 000.-DM , damals noch) ein solches Angebot bekommen und abgelehnt hat, gibt es für mich keinen Zweifel, dass da noch immer ein reger Markt besteht.


Ok, nun hat es wohl der VM v.u.z.Guttenberg erwischt. Das kann ihn-muss aber nicht- seinen Ministerposten kosten. In jedem Fall jedoch ist sein Ruf auf Dauer beschädigt, sollte ihm keine hieb - und stichfeste Ausrede einfallen.

Aber wir sollten uns hüten, jetzt nur über den VM herzufallen, bei dem m.M.n. damit die politischen Strippen gezogen wurden.

Eher sollte wir uns über die Korruption in den entsprechenden "Doktor-und Professorenschmieden" Gedanken machen.

Luchs
geschrieben von Luchs:


Der letzte Satz hat noch immer seine Gültigkeit.

Jetzt wird wohl mit Hilfe des Internets nur sorgfältiger "gearbeitet", aber ich bezweifle sehr, dass der Fall Guttenberg auch der letzte war.

Luchs

Re: adlige Doktorarbeit gepfuscht ?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf luchs35 vom 18.02.2011, 23:53:28
Zitat Luchs: Eher sollte wir uns über die Korruption in den entsprechenden "Doktor-und Professorenschmieden" Gedanken machen.

Gut, dass Luchs' Beitrag (oben) noch einmal eingestellt wurde.

Wie immer der Fall "Dissertation Guttenberg" ausgeht,
wichtger noch ist die Klärung, in welchem (Aus)Mass diesbezüglich "gepfuscht" wird.

Der hier diskutierte Fall war/ist mit Sicherheit keine Ausnahme.

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rodaroda
rodaroda
Mitglied

Re: adlige Doktorarbeit gepfuscht ?
geschrieben von rodaroda
als Antwort auf Karl vom 18.02.2011, 22:48:23

Das kann er wohl nun alles nicht mehr vom Tisch bringen, nach seinem letzten Auftritt vor laufender Kamera, in dem er nochmal seinen Stolz auf die Dissertation "die er mit großen Mühen, neben seinen anderen Verpflichtungen als Familienvater und Abgeordneter" geschrieben hätte.

Ich würde sagen der Zug ist abgefahren.
Re: adlige Doktorarbeit gepfuscht ?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 16.02.2011, 09:52:48

...
Das ist so dämlich für einen Juristen mit großen politischen Ambitionen,
dass ich zu denen gehöre, die einen Ghostwriter ohne Fortune unterstellen.
Obwohl natürlich jeder für sein Personal mitverantwortlich ist.

geschrieben von sorella



Die nun gelieferte Story von der siebenjährigen tapferen Schreibarbeit neben Karriereaufbau und Kindsvatertum macht die ganze Sache nur noch peinlicher.

Sorella
Marija
Marija
Mitglied

Re: adlige Doktorarbeit gepfuscht ?
geschrieben von Marija
"Dummheit und Stolz wachsen am selben Holz" , das pflegte meine Großmutter eindringlich zu sagen.


Guttenberg hat sich mit dem Militär überworfen, das gab ihm den Todesstoß.
Dass seine Dissertation "Fehler" hatte, das wussten viele.
Es bedurfte nur eines Informanten.

Aber ich warne vor Schadenfreude. Noch bleibt er im Amt, denn mit seinem Sturz bröckelt die Koalition.

Dieser Fall Guttenberg bildet aber die gegenwärtige allgemeine "Schein" Welt
in Deutschland ab...
und den Zerfall der Werte, Zerfall derSolidarität, Zerfall der Bildung
eine "inflationäre Spitze eines akademischen Eisberges".

Marija
P.S. Springerpresse aktuell : Googleberg werden nun erst recht Kanzlerqualitäten zugesprochen !
...wie vermutet, die Friede und die Lliz haben ihn am Händchen... armes Deutschland


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Karl
Karl
Administrator

Re: adlige Doktorarbeit gepfuscht ?
geschrieben von Karl
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 19.02.2011, 00:20:19
Eher sollte wir uns über die Korruption in den entsprechenden "Doktor-und Professorenschmieden" Gedanken machen.
Nicht "eher", sondern auch, sonst wirkt es wie ein Entlastungsangriff.

Ich würde insbesondere mir diese Gedanken machen, wenn nun die Universität Bayreuth entgegen der Faktenlage entscheiden würde. Mir ist dieses Grinsen von und zu Guttenbergs unangenehm aufgefallen, als er mitteilte, er würde nach der Entscheidung der Universität Bayreuth den Titel wieder tragen. Er wird die Konstellation dort sehr gut kennen und nun alles einsetzen, was er kann.

Inzwischen, da stimme ich Euch zu, geht es auch um die Glaubwürdigkeit der Universitäten und um den Ruf des Doktortitels in Deutschland.

Hat nicht auch Guttenberg geschworen, Schaden vom deutschen Volk abzuwenden?

Karl
Marija
Marija
Mitglied

Re: adlige Doktorarbeit gepfuscht ?
geschrieben von Marija
als Antwort auf Karl vom 19.02.2011, 07:26:16


geht es auch um die Glaubwürdigkeit der Universitäten und um den Ruf des Doktortitels in Deutschland.

Hat nicht auch Guttenberg geschworen, Schaden vom deutschen Volk abzuwenden?

Karl
geschrieben von karl


Leistung zählt weniger als ein Doktortitel.
So ist der IST-ZUSTAND.


Guttenberg hat seine Glaubwürdigkeit verspielt, er hat einen falschen Eid geschworen, aber er wird gehalten werden.
Die Furcht vor den konsequenten Roten ist größer, als es die Furcht vor schwarzen Betrügern darstellt.

Marija
senhora
senhora
Mitglied

Re: adlige Doktorarbeit gepfuscht ?
geschrieben von senhora
Guttenbergs Umgang mit der Öffentlichkeit und sein Auftreten vor der Presse macht fassungslos.
Der Mann hält sich genau für das, was Medien und die Bürger aus ihm gemacht haben, einen grandiosen Macher.

Irgendwie tragisch.

Senhora
miriam
miriam
Mitglied

Re: Publikum noch stundenlang – wartete auf Bumerang
geschrieben von miriam
Noch immer?

Als ich gestern schlafen ging, hatte ich sehr gehofft, dass dieses Thema heute endlich ad acta gelegt ist.
Wir kennen die Story, haben sie uns über 250 Mal erzählt und auf ihre wohltuenden Klänge gelauscht, aber nein – man kann die Geschichte vom Adligen der sich so ein Verfehlen geleistet hat, nicht oft genug erzählen bzw. hören.

Zugegeben – keine ruhmreiche Geschichte, aber die Art wie man damit umgeht, ist genau so wenig löblich.

Beides ist – mit Verlaub – kleinkariert.

Miriam

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