Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik ...adlige Doktorarbeit gepfuscht ?

Innenpolitik ...adlige Doktorarbeit gepfuscht ?

Karl
Karl
Administrator

Re: adlige Doktorarbeit gepfuscht ?
geschrieben von Karl
als Antwort auf Urego vom 17.02.2011, 18:02:54
Ich möchte jetzt einmal als Naturwissenschaftler eine Lanze für die Geisteswissenschaften brechen. Es kommt mir ja fast so vor, als würde hier stillschweigend angenommen, in geisteswissenschaftlichen Dissertationen seien Plagiate normal. Ich denke, dass dies viele ehrliche Doktoranden sehr ärgern wird. Sind wir inzwischen eine Gesellschaft, in der Ehrlichkeit nichts mehr zählt? In der sich jeder einen Vorteil erschleichen darf?

Wenn ich die Abstimmung bei tagesschau.de mir ansehe, bin ich dann doch etwas erleichtert, auch wenn dies bei Bild.de wohl ganz anders aussehen würde.


Karl
sysiphus
sysiphus
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Re: adlige Doktorarbeit gepfuscht ?
geschrieben von sysiphus
Herr Guttenberg, für manche Menschen eine Lichtgestalt, hat sich möglicherweise des Plagiats schuldig gemacht (eine Schweinerei: Karl).

Herr Assange, eine andere Lichtgestalt, muss sich mit dem Vorwurf auseinander setzen, an zwei Frauen gegen deren Willen, ungeschützten Geschlechtsverkehr praktiziert zu haben.

In bester christlicher Tradition wird bei Guttenberg gefordert "kreuzige ihn", und Assange wird als Messias heilig gesprochen.

Na denn - sysiphus...
hafel
hafel
Mitglied

Re: adlige Doktorarbeit gepfuscht ?
geschrieben von hafel
als Antwort auf sysiphus vom 17.02.2011, 18:16:59
Nein Karl: ich habe nur an deinem Satz: "Was hat bei wissenschaftlichen Fragen die politische Einstellung zu suchen?" aufgenommen und habe einen Schlenker auf die Geisteswissenschaften gezogen. Hier ist es doch schon schwierig, wenn nicht unmöglich, eine Definition für Philosophie zu finden, der alle Philosophen zustimmen. Das heißt doch nicht, dass nicht alle Geisteswissenschaften nach wissenschaftlichen Regeln arbeiten. In den Geisteswissenschaften ist es eben nicht einfach 2 + 2 = 4. Da kommt auch mal 3 und ein anderes Mal 5 heraus.
Ich wollte die Geisteswissenschaften keineswegs kränken, was einige Naturwissenschafter allerdings gerne tun.

Hafel

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Re: adlige Doktorarbeit gepfuscht ?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf hafel vom 17.02.2011, 18:20:57
Es ist doch bei Plagiaten völlig wurscht, ob es um Natur- oder Geisteswissenschaften geht, ihr weicht auf ein ganz anderes Feld ab. Entscheidend ist, ob Texte abgeschrieben wurden ohne Anführungsstriche und Quellenangabe oder ob sie selbst verfasst wurden, unabhängig vom Sachgebiet.
Dies ist bei von und zu Guttenberg bereits so gut wie erwiesen und hat auch nichts mit politischer Ausrichtung zu tun, denn die Vorwürfe wurden nicht von Politikern irgend einer Couleur, sondern von mehreren Wissenschaftlern erhoben.

Ich habe heute morgen ein Interview gehört mit Volker Rieble, einem Wissenschaftler, der ein Buch über Plagiate, Titel: „Das Wissenschaftsplagiat“ geschrieben hat. Er hat eindeutig den Plagiatsvorwurf bekräftigt und sagt, es gäbe nicht den geringsten Zweifel daran, dass die Texte seitenweise abgeschrieben wurden ohne Quellenangaben. Und das ist natürlich kein Versehen, denn es fehlte jedes Kennzeichen wie Anführungsstriche, die auf Fremdtexte hätten aufmerksam machen können.

Er erklärte auch, dass es völlig normal sei, dass der Doktorvater nichts gemerkt habe, weil bei Doktorvätern nicht üblich sei, die Arbeiten auf Plagiate zu überprüfen, denn es gibt ein vorausgesetztes Vertrauensverhältnis zwischen Doktorvater und Doktorand, das so etwas ausschließt, es sei denn, es besteht ein besonderer Anlass zum Misstrauen.

Wer nach all den Berichten noch zweifelt oder rechtfertigt oder relativiert, ist ideologisch verbohrt oder grenzenlos naiv. Zudem hat er/sie keine Ahnung vom wissenschaftlichen Arbeiten.
hafel
hafel
Mitglied

Re: adlige Doktorarbeit gepfuscht ?
geschrieben von hafel
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 17.02.2011, 18:27:13
@ Marina: wenn Du meine Beiträge genau gelesen hast, so wirst Du erkennen können, dass ich "Abschreiben" ebenso missachte.

Du schreibst hier: "sondern von mehreren Wissenschaftlern erhoben"....

Das ist eben nicht so. Wenn der erste Hauptvorwurf von einem linken Politberater kommt, so riecht es einfach (sofern man des Riechens noch mächtig ist) nach Parteikapagne. Ich sehe das eben einfach so. Und da ich hier neutral urteile, ich weder der einen noch der anderen Partei angehöre noch sympatisiere, fällt mir das eben auf.

Hafel
ingo
ingo
Mitglied

Re: adlige Doktorarbeit gepfuscht ?
geschrieben von ingo
Da ich erst heute hier einsteige, bitte ich um Verständnis, dass ich nicht 13 Seiten durchlese, bevor ich einen Gedanken äussere, der mir zum Thema gekommen ist. Könnte also sein, dass ihn schon jemand vor mir hatte. Guttenberg hat eine riesige Dummheit begangen; Margot Käßmann auch. Sie hatte begriffen, dass jeder, der ihr künftig gegenüberstehen würde, an die Promillefahrt denken würde; deshalb hätte sie ihr Amt nie mehr frei ausüben können. Wenn G. bleibt, wird jeder (deutsche)Gesprächspartner an den "Schummeldoktor" denken. Mal sehen, wie er nun damit umgehen wird.

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Re: adlige Doktorarbeit gepfuscht ?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf hafel vom 17.02.2011, 18:50:15
Hafel,

mit allem Respekt - ändert es etwas am Stand der Dinge, wenn Plagiate von einem linken Politberater gefunden wurden?
Ist es deshalb kein Plagiat mehr?
Ist dieser nun schuld, weil unser VM wohl doch vom Wege abgekommen ist?

Ich stelle mir gerade einmal vor, wie groß der Jubel auf Seiten der Koalition wäre, hätte man so etwas früher bei einem "linken" Verteidigungsminister gefunden.

Und Hafel, es sind nicht nur ein oder zwei Stellen - die Menge der Funde - ich bin mal gespannt, wie viel noch an eigenem Gedankengut übrig bleibt.

Meli
pilli
pilli
Mitglied

Re: adlige Doktorarbeit gepfuscht ?
geschrieben von pilli
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 17.02.2011, 18:27:13
gerade zeigt der tv-sender WDR im bild die von longtime mitgeteilten seiten von Guttenplag die weitere fundstücke zeigen und der moderator der sendung berichtet von der neuesten bezeichnung für den Minister:

"Copy-Karl".

Hintergrund: Immer mehr verdächtige Passagen

Berlin (dpa) - Die Plagiatsvorwürfe gegen Verteidigungsminister zu Guttenberg (CSU) werden immer massiver. Erst zählte der Jura-Professor Andreas Fischer-Lescano mehrere Passagen auf, in denen der Politiker offenbar fast wortgleich andere Autoren wiedergibt, ohne das zu kennzeichnen.

Dann entdeckten Medien wie die «Süddeutsche Zeitung», die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» und «Spiegel Online» verdächtige Abschnitte. Plagiatsjäger tragen zudem in Blogs und dem Wiki GuttenPlag Fundstellen zusammen (http://de.guttenplag.wikia.com).

Die in diesen Quellen aufgezählten Passagen sind größtenteils im Internet zu finden - ein Überblick:
geschrieben von sueddeutsche.de


eine listung der gefundenen textstellen ist im artikel der sueddeutschen zu finden: sueddeutsche.de

vorausgesetzt, dass die Uni Bayreuth die in zwei wochen erwartete mitteilung zur doktorarbeit bekannt macht und nach prüfung die doktorwürde aberkannt wird, dann braucht es m.a. keinerlei parteiengezänk:

der mann ist nicht nur beruflich; sondern auch gesellschaftlich nicht mehr tragbar...meine ich mal?


--
pilli
Re: adlige Doktorarbeit gepfuscht ?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf hafel vom 17.02.2011, 18:50:15

Du schreibst hier: "sondern von mehreren Wissenschaftlern erhoben"....

Das ist eben [b]nicht so
. Wenn der erste Hauptvorwurf von einem linken Politberater kommt, so riecht es einfach (sofern man des Riechens noch mächtig ist) nach Parteikapagne.
Hafel


Das ist eben doch so!!!
Lächerlich. Der angeblich linke (aber bestimmt nicht linksextreme) Politberater forscht am Bremer Zentrum für europäische Rechtspolitik zu verfassungsrechtlichen Fragen und ist Mitherausgeber der Fachzeitschrift Kritische Justiz. Selbst wenn das eine eher links zu verordnende Zeitschrift ist, was heißt das? Dass sie keine objektiven Professoren beschäftigt?
Ich empfehle den Link unten, da wird genau geschiildert, wie der Mann zu seinen Erkenntnissen kam.
Inzwischen erheben zig andere Professoren, Journalisten und Zeitungen den gleichen Vorwurf gegen von und zu Guttenberg, und das sind weiß Gott nicht alles böse Linke.
Es bedarf keiner besonderen ideologischen Ausrichtung, abgekupferte Texte als solche identifizieren zu können, wenn man denn lesen kann.
Aber wenn man Dinge nicht erkennen will, weil sie einem nicht genehm sind, ja, dann hilft auch kein augenscheinlicher Beweis mehr. Es gibt auch Gläubige, für die das Wasser den Berg hinauf und nicht hinunter läuft, wenn sie gern daran glauben wollen. Wenn eine politische Ideologie zur Religion wird, ist sowieso nichts zu machen, da hilft auch keine Aufklärung.

yuna
yuna
Mitglied

Re: adlige Doktorarbeit gepfuscht ?
geschrieben von yuna
als Antwort auf sysiphus vom 17.02.2011, 18:16:59
Herr Guttenberg, für manche Menschen eine Lichtgestalt, hat sich möglicherweise des Plagiats schuldig gemacht (eine Schweinerei: Karl).

Herr Assange, eine andere Lichtgestalt, muss sich mit dem Vorwurf auseinander setzen, an zwei Frauen gegen deren Willen, ungeschützten Geschlechtsverkehr praktiziert zu haben.

In bester christlicher Tradition wird bei Guttenberg gefordert "kreuzige ihn", und Assange wird als Messias heilig gesprochen.


Punkt 1: Ist ziemlich offensichtlich. Dass da kopiert wurde, lässt sich kaum noch abstreiten, besonders bei der Menge. Guttenberg hat die Wahl: Zugeben, was nahezu offensichtlich ist und einmal selbst die Verantwortung für sein Handeln tragen, oder aber eine andere Person finden und in alter Manier die Schuld auf diese abwälzen. In diesem Fall, müsste er zugeben zum Beispiel einen Ghostwriter engagiert zu haben - ob das jetzt besser wäre, beurteile ich nicht.

Punkt 2: Die Geschichte mit Assange wirkt konstruiert (speziell wenn man seinen Werdegang kennt) und es fällt sehr schwer ihr Glauben zu schenken, allein weil es keinerlei Beweise gibt und da "Persönlichkeiten" involviert sind bei denen man den Eindruck erhalten kann, dass sie sich nicht so objektiv verhalten, wie sie müssten.

Daher hat das alles schon so seine Richtigkeit. Unschuldig, bis die Schuld bewiesen wurde.

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