Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik 25 Jahre Deutsche Einheit und die Ossi-Wessi Debatte im ST

Innenpolitik 25 Jahre Deutsche Einheit und die Ossi-Wessi Debatte im ST

Tina1
Tina1
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Re: 25 Jahre Deutsche Einheit und die Ossi-Wessi Debatte im ST
geschrieben von Tina1
Tag der Deutschen Einheit: Gaucks Rede im Wortlaut

Ich denke, die Rede von Bundespräsident Joachim Gauck in Frankfurt, gehört in diesen Thread. Übrigens ich war in Frankfurt.
Tina
Tina1
Tina1
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Re: 25 Jahre Deutsche Einheit und die Ossi-Wessi Debatte im ST
geschrieben von Tina1
Gregor Gysi

"Gregor Gysi hat zum letzten Mal als Fraktionschef im Bundestag gesprochen. Wortgewandt holte er zum Rundumschlag aus: zur Wiedervereinigung, Mindestlohn und Gleichberechtigung."

Ich stimme in vielen Punkten Gregor Gysi zu.
Tina
pschroed
pschroed
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Re: 25 Jahre Deutsche Einheit und die Ossi-Wessi Debatte im ST
geschrieben von pschroed
als Antwort auf Karl vom 03.10.2015, 09:27:34
Karl, danke für deine Zeilen.

Als Nichtdeutscher fieberten wir alle mit als das verdammte Beton endlich weggeräumt wurde und die eingesperrten Menschen alle frei waren. Die heranwachsende Generation sollte sich dieser Einmauerung immer bewußt bleiben um zu verstehen daß ihre Freiheit von ihren Familien erkämpft wurde.

Als junge Autofahrer wollten wir immer ein Trabi haben, es war nach der Wende nicht so einfach so ein Ratterding zu bekommen und es blieb ein Traum.

Phil.

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luchs35
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Re: 25 Jahre Deutsche Einheit und die Ossi-Wessi Debatte im ST
geschrieben von luchs35
als Antwort auf Karl vom 03.10.2015, 09:27:34
Noch immer verbinde ich diesen schicksalhaften Tag der deutschen Einheit nicht mit dem 3. Oktober, sondern mit dem 9. November. Dass dieser Novembertag nicht zum eigentlichen Feiertag wurde hängt damit zusammen, dass gerade Deutschland sehr viele Ereignisse mit diesem Tag verbindet: der 9. November gilt für Deutschland der Schicksalstag (siehe Link)

Wie den meisten von uns, haben sich die Ereignisse des 9. November 1989 in meiner Erinnerung „eingebrannt“, weckte in mir aber sofort den Wunsch, das „andere Deutschland“ im Osten kennenzulernen. Dresden war mein erstes Ziel bereits zu Beginn des Jahres 1990. Heute denke ich mit leisem Schmunzeln daran, dass meine erste eindruckvolle Begegnung die mit den Straßen der Stadt waren. Die aufgerissenen tiefen Furchen ließen mich beängstigend schief im Auto hängen, ich hatte echt Bammel, dass ich irgendwann zur Seite kippe. Grau und trist empfing mich das sogenannte „Elb-Florenz“. Übernachten war dann gleich das nächste Problem, das für mich dann ein Glückfall wurde: alles ausgebucht. Tip eines Portiers : In einer Zentrale nach Privatunterkunft zu suchen.

Das klappte auf Anhieb. Raus aus Dresden Richtung „Blaues Wunder“ , eine Brücke. Sehr freundliche Aufnahme bei einer alleinstehenden, erst sehr unsicheren, ängstlichen Frau in einem hübschen Häuschen. Beim gemeinsamen reichlichen Frühstück kamen wir dann in ein langes Gespräch ,und sie fragte, fragte, fragte - und ich merkte, dass sie voller Angst vor der Zukunft war. Über Nacht hatte sich so viel verändert.
Sie war voller Angst – ich voller Optimismus.

Und das war etwas, das ich bei meinen anschließenden vielen Ost-Besuchen immer wieder und sehr stark feststellte: Die Menschen waren verunsichert und hatten diffuse Ängste, ihr Leben war aus dem Gleis gefahren.
Ich muss dazu sagen, dass ich immer, wenn möglich, private Zimmer bevorzugt habe, eben weil ich auch den Kontakt zu den Menschen haben wollte. Viele Freundschaften sind dabei entstanden, manche halten bis heute- 25 Jahre danach!
Dabei habe ich aber immer meinen Beruf verschwiegen, denn dieser Anfangsfehler bewirkte, dass sofort geschwiegen wurde. Als harmlose neugierige Touristin gelang es mir jedoch, dass ich in Begleitung meiner Ost-Bekannten in viele Firmen rein konnte. Mein Entsetzen in mancher Firma über die baulichen Zustände konnte ich kaum verbergen. Vorzeigeobjekte gab es natürlich viele, obwohl der Unterschied zu heute auch da gravierend war. Meißen z. Bsp. damals und heute ist kaum zu fassen. Weißwasser, Dresdner Glas , Robitron, das berühmte Hotel „Weißer Hirsch“ , die Häuserfronten, Straßen und noch so vieles hat heute eine unglaubliche Verwandlung erfahren.
Die Wohnungen in den Plattenbauten mitten in Berlin habe ich so kennengelernt, dass die Räume vor den Wohnungen größer waren als die Wohnungen selbst. Manche Treppenaufgänge – das war in der Oranierstraße – konnte man nur unter Gefahr benützen, da stückweise einfach die Decke runterbrach. Ich kann diese unmittelbare Zeit nach der Wende heute nur noch mit Schrecken an die teilweisen Zustände beschreiben. Manchmal landete ich auch in komfortablen Wohnungen mit dicken Teppichen und wunderschönem Mobiliar- ich wurde später aufgeklärt, bei wem ich übernachtet hatte. Ich lernte also auch „diese“ Seite kennen!

Kennengelernt habe ich auch die miesen Gaunereien, wenn die Ossis den Wessis Häuser verkauften, die ihnen nicht gehörten, und die Wessis ihnen zuvor für einen Appel und einem Ei die Häuser abschwatzten.
Und wie westdeutsche Firmen den Ostdeutschen den Schrott in die Geschäfte stellten, für die sie im Westen über den Jordan gejagt worden wären.
Das war so meine erste Kennenlernzeit, an die ich mich vor allem deshalb sehr gerne zurück erinnere, weil ich auch wunderbaren Menschen begegnet bin, die dann mich wiederum später in der Schweiz besuchten und denen ich nun Landschaften zeigen konnte, wie sie mir ihre schönsten Gebiete gezeigt hatten. Ich durfte mich für die Gastfreundschaft während meinen Besuchen kreuz und quer durch den „wilden Osten“ während fast 2 Jahren revanchieren.

Und ich habe übrigens auch die Uckermark kennengelernt, woher ja bekanntlich Angela Merkel stammt .
Meine Begegnungen, von denen ich noch sehr viel schreiben könnte, waren es, die mir von dem Leben in Ostdeutschland mehr aussagten, als das, was heute „präsentiert“ wird.
Ich habe jedenfalls eine geradezu unbändige Freude über die Vereinigung von Ost-und Westdeutschland empfunden und bin überzeugt, dass irgendwann die letzte „Mauer“ in den Köpfen vieler fallen wird- auf beiden Seiten!

Luchs
lupus
lupus
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Re: 25 Jahre Deutsche Einheit und die Ossi-Wessi Debatte im ST
geschrieben von lupus
als Antwort auf Karl vom 03.10.2015, 09:27:34
Bravo!
Gut gebrüllt Löwe!

Dieser Beitrag traf ins Schwarze!

lupus
Karl
Karl
Administrator

Re: 25 Jahre Deutsche Einheit und die Ossi-Wessi Debatte im ST
geschrieben von Karl
als Antwort auf luchs35 vom 03.10.2015, 19:42:51
Liebe Luchs35,

herzlichen Dank für deinen interessanten, sehr persönlichen Bericht aus der Sicht einer Journalistin. Vielleicht sind ja noch einige andere bereit, ihre damaligen Gefühle und die inzwischen gesammelten Erfahrungen hier zu offenbaren.

Es wäre jedenfalls toll, hier bis zum 9. November noch so manche persönlichen Berichte lesen zu können.

Karl

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Tina1
Tina1
Mitglied

Re: 25 Jahre Deutsche Einheit und die Ossi-Wessi Debatte im ST
geschrieben von Tina1
als Antwort auf pschroed vom 03.10.2015, 18:53:54
Karl, danke für deine Zeilen.

Als Nichtdeutscher fieberten wir alle mit als das verdammte Beton endlich weggeräumt wurde und die eingesperrten Menschen alle frei waren. Die heranwachsende Generation sollte sich dieser Einmauerung immer bewußt bleiben um zu verstehen daß ihre Freiheit von ihren Familien erkämpft wurde.

Als junge Autofahrer wollten wir immer ein Trabi haben, es war nach der Wende nicht so einfach so ein Ratterding zu bekommen und es blieb ein Traum.

Phil.


Schade, dass ich das damals nicht gewusst habe, du hast dich ja
auch nicht gemeldet,"Wer zu spät kommt, dem bestraft das Leben"
Phil wir hätten dir gern unseren "himmelblauen Trabi" gegeben.
Er war erst 1 Jahr alt. Wir haben auf ihn mehr als 10 Jahre
gewartet u. haben fast 14000 M dafür bezahlt, was sehr weh tat. Aber wir waren glücklich, endlich durften wir mal ein neues Auto fahren.
Wir haben ihn dann schweren Herzens, an einen "Porschefahrer" für 1000 DM verkauft. Mein Mann der ein "Autonarr" war, wurde durch diesen Verkauf ein Traum erfüllt, er durfte in dem Porsche mitfahren. Und was auch noch toll war, unser Trabi wurde vor der Kneipe des Porschefahrers ausgestellt und somit konnten wir unser Auto immer wieder sehen.
Tina
Gillian
Gillian
Mitglied

Re: 25 Jahre Deutsche Einheit und die Ossi-Wessi Debatte im ST
geschrieben von Gillian
Mir hängen diese Debatten schon lange meterlang zum Hals raus, denn im Grunde ist schon alles mal diskutiert worden.
Und etwas einsehen sollten immer nur die Ossis.
Wenn ich hier von einem Westdeutschen lese, dass er bei einer Reise in den Osten über holprige Bahngleise fuhr (oder so ähnlich), dann bin ich schon bedient.
Die DDR hat 97-98% der Reparationen nach dem 2. WK bezahlt, den ganz Deutschland verursacht hat,
es wurden -zig km Schienenstränge ausgebaut und ganze Betriebe demontiert. Das alles aus eigener Kraft ohne Hilfe von außen wieder aufbauen zu müssen, war eine Leistung, die kaum ein Westdeutscher in irgendeiner Weise in Betracht zieht.
Das alles ist hier auch schon diskutiert - und sofort vergessen - worden.
Ich bin es so was von leid, dass wir immer und ewig als die Deppen hingestellt werden und habe nicht die Absicht, hier in einem großen Jubelthread mitzumischen.
Gi.
Re: 25 Jahre Deutsche Einheit und die Ossi-Wessi Debatte im ST
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Gillian vom 04.10.2015, 16:09:51
Das ist nur zu verständlich liebe Gillian. Ich bin zwar kein Ossi, auch kein Wessi, ich bin einfach nur Deutsche und werde hier weder zu hü noch zu hott etwas beitragen .
Bruny
pschroed
pschroed
Mitglied

Re: 25 Jahre Deutsche Einheit und die Ossi-Wessi Debatte im ST
geschrieben von pschroed
als Antwort auf Tina1 vom 04.10.2015, 14:00:13

Schade, dass ich das damals nicht gewusst habe, du hast dich ja
auch nicht gemeldet,"Wer zu spät kommt, dem bestraft das Leben"
Phil wir hätten dir gern unseren "himmelblauen Trabi" gegeben.
Er war erst 1 Jahr alt. Wir haben auf ihn mehr als 10 Jahre
gewartet u. haben fast 14000 M dafür bezahlt, was sehr weh tat. Aber wir waren glücklich, endlich durften wir mal ein neues Auto fahren.
Tina


Leider gab es den ST. noch nicht, was wäre das eine Möglichkeit gewesen sich auszutauschen.

Phil.

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