Innenpolitik 25 Jahre Deutsche Einheit und die Ossi-Wessi Debatte im ST
Liebe Gillian, lieber dutch,
aber ihr könnt nicht behaupten, dass Eure Beiträge "für die Katz" waren, denn natürlich haben viele Leser im Seniorentreff auch Eure Sichtweise wahrgenommen und keineswegs seid ihr immer auf Unverständnis gestoßen. Ich jedenfalls glaube persönlich über den Austausch mit ehemaligen und gegenwärtigen "Ossis" viel gelernt zu haben. Gerne erinnere ich mich in diesem Zusammenhang an Hugo, an den ich oft in Wehmut denke (er verstarb leider am 28.5.13).
... und ja, mich interessieren Lebensberichte aus der DDR brennend.
Freundliche Grüße nach drüben, Gillian. Dutch, Du bist ja inzwischen "Wessi" geworden
Karl
aber ihr könnt nicht behaupten, dass Eure Beiträge "für die Katz" waren, denn natürlich haben viele Leser im Seniorentreff auch Eure Sichtweise wahrgenommen und keineswegs seid ihr immer auf Unverständnis gestoßen. Ich jedenfalls glaube persönlich über den Austausch mit ehemaligen und gegenwärtigen "Ossis" viel gelernt zu haben. Gerne erinnere ich mich in diesem Zusammenhang an Hugo, an den ich oft in Wehmut denke (er verstarb leider am 28.5.13).
... und ja, mich interessieren Lebensberichte aus der DDR brennend.
Freundliche Grüße nach drüben, Gillian. Dutch, Du bist ja inzwischen "Wessi" geworden
Karl
Re: 25 Jahre Deutsche Einheit und die Ossi-Wessi Debatte im ST
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Ok, ich bin zu weit gegangen in meinen Vorwürfen gegen anjela, ich entschuldige mich.
Ein kleine Story zur Versöhnung
Ich bin hobbymäßig Funkamateur, in der Regel sind wir Funkamateure ein Weltoffenes Völkchen.
In der DDR mussten wir, weil es keine Fertigen gab, unsere Funkgeräte selbst bauen. Es gab aber alle Bauteile zu Kaufen die nötig waren ein solches Gerät zu bauen und viele Bauanleitungen in der Zeitschrift „Funkamateur“.
Ich hab drei solcher Geräte gebaut die auch funktionierten und viele Funkverbindungen mit Amateuren aus fast aller Welt damit getätigt. „Fast“, einmal weil wir mit bestimmten Ländern nicht funken durften und meine Antennen etwas bescheiden waren um seltene Länder zu erreichen. Auch mit Funkamateuren aus DL hatte ich viele Verbindungen. Viele steht für etwa 5.000.
DL ist bei den Funkern ein Synonym für Deutschland, damals Westdeutschland, wir in der DDR hatten DM und später Y. Ich war mal DM2XKM und Y26KM. Das sind die sog. Rufzeichen welches man bekommt, wenn man erfolgreich eine Prüfung abgelegt hat. Nun kam die Wende und damit der Zugang zu kommerzieller Technik, sprich fertigen Funkgeräten. Aber es fehlte das Geld. War also weiter Selbstbau angesagt. Von meinem Begrüßungsgeld hab ich mir ein 9MHz SSB-Filter gekauft, Insider wissen was das ist, und…ich gestehe es einen Playboy.
Damals wohnte ich in Döbeln, deren Partnerstadt ist Unna.
Eines Tages hielt vor meinem Haus ein Opel mit einem Unnaer Kennzeichen, aus stieg ein mir unbekannter Mann, sagt „Hallo ich bin der Hans DL….. soundso“ . Ich erinnerte mich, dass ich irgendwann mit ihm per Funk gesprochen habe. Er öffnet seinen Kofferraum, ich trau meinen Augen nicht da steht doch ein Funkgerät TS 600. Hohl ihn mal raus, ich hab Rücken sagt er. Als er dann auf den Gartentisch stand sagt er das ist jetzt Deiner. Wow, alle Feiertage des Jahres auf einmal. Wir haben uns danach nie wieder gesehen nur hie und da zufällig auf dem Band getroffen, leider ist Hans inzwischen verstorben. Das Gerät hat mir viel Freude bereitet, bis dann das eine oder andere neue Gerät dazu kam. So bin ich auch Steckdosenamateur geworden.
Steckdosenamateure sind die, die ihre Funkgeräte kaufen und einfach anstecken. Seit dem hab ich nie wieder ein Funkgerät selbst gebaut.
Deshalb der Nick Funker jetzt mit DM2FKM
Ein kleine Story zur Versöhnung
Ich bin hobbymäßig Funkamateur, in der Regel sind wir Funkamateure ein Weltoffenes Völkchen.
In der DDR mussten wir, weil es keine Fertigen gab, unsere Funkgeräte selbst bauen. Es gab aber alle Bauteile zu Kaufen die nötig waren ein solches Gerät zu bauen und viele Bauanleitungen in der Zeitschrift „Funkamateur“.
Ich hab drei solcher Geräte gebaut die auch funktionierten und viele Funkverbindungen mit Amateuren aus fast aller Welt damit getätigt. „Fast“, einmal weil wir mit bestimmten Ländern nicht funken durften und meine Antennen etwas bescheiden waren um seltene Länder zu erreichen. Auch mit Funkamateuren aus DL hatte ich viele Verbindungen. Viele steht für etwa 5.000.
DL ist bei den Funkern ein Synonym für Deutschland, damals Westdeutschland, wir in der DDR hatten DM und später Y. Ich war mal DM2XKM und Y26KM. Das sind die sog. Rufzeichen welches man bekommt, wenn man erfolgreich eine Prüfung abgelegt hat. Nun kam die Wende und damit der Zugang zu kommerzieller Technik, sprich fertigen Funkgeräten. Aber es fehlte das Geld. War also weiter Selbstbau angesagt. Von meinem Begrüßungsgeld hab ich mir ein 9MHz SSB-Filter gekauft, Insider wissen was das ist, und…ich gestehe es einen Playboy.
Damals wohnte ich in Döbeln, deren Partnerstadt ist Unna.
Eines Tages hielt vor meinem Haus ein Opel mit einem Unnaer Kennzeichen, aus stieg ein mir unbekannter Mann, sagt „Hallo ich bin der Hans DL….. soundso“ . Ich erinnerte mich, dass ich irgendwann mit ihm per Funk gesprochen habe. Er öffnet seinen Kofferraum, ich trau meinen Augen nicht da steht doch ein Funkgerät TS 600. Hohl ihn mal raus, ich hab Rücken sagt er. Als er dann auf den Gartentisch stand sagt er das ist jetzt Deiner. Wow, alle Feiertage des Jahres auf einmal. Wir haben uns danach nie wieder gesehen nur hie und da zufällig auf dem Band getroffen, leider ist Hans inzwischen verstorben. Das Gerät hat mir viel Freude bereitet, bis dann das eine oder andere neue Gerät dazu kam. So bin ich auch Steckdosenamateur geworden.
Steckdosenamateure sind die, die ihre Funkgeräte kaufen und einfach anstecken. Seit dem hab ich nie wieder ein Funkgerät selbst gebaut.
Deshalb der Nick Funker jetzt mit DM2FKM
Re: 25 Jahre Deutsche Einheit und die Ossi-Wessi Debatte im ST
geschrieben von ehemaliges Mitglied
@funker.
Danke - lieber "Funker" für diesen interessanten Beitrag.
Höchstinteressant, zumal ich als Schüler an der Penne( zwischen 1957- 1959) in einer AG Funken an der Schule war. Mit allem, was dazu notwendig war- auch Morsen...
Gesendet haben ich unter DM3KKF - werde ich nie vergessen, obwohl ich danach nie wieder mit dieser tollen Sache in Verbindung gekommen bin.
Viele sagen ja, dass Amateurfunken heute im Zeitalter des Handys, Internet, Mailverkehrs, Skype... unsinnig ist.
Ist aber Quatsch - noch heute kribbelt es, wenn ich mal im Fernsehen Amateurfunker in einer Reportage sehe.
Danke - lieber "Funker" für diesen interessanten Beitrag.
Höchstinteressant, zumal ich als Schüler an der Penne( zwischen 1957- 1959) in einer AG Funken an der Schule war. Mit allem, was dazu notwendig war- auch Morsen...
Gesendet haben ich unter DM3KKF - werde ich nie vergessen, obwohl ich danach nie wieder mit dieser tollen Sache in Verbindung gekommen bin.
Viele sagen ja, dass Amateurfunken heute im Zeitalter des Handys, Internet, Mailverkehrs, Skype... unsinnig ist.
Ist aber Quatsch - noch heute kribbelt es, wenn ich mal im Fernsehen Amateurfunker in einer Reportage sehe.
Re: 25 Jahre Deutsche Einheit und die Ossi-Wessi Debatte im ST
Eine hundertprozentige zutreffende Geschichte funker. Da es kaum exotische oder elektrische Konsumgüter zu kaufen gab, hab wir viel selbst gebaut. Bastelanleitungen, Schaltpläne und Schnittbögen gab es für alles Mögliche. Und kaufte man einen Fernseher lag der Schaltplan bei - zur Selbstreparatur.
Auch wenn der Mixer plötzlich den Geist aufgab, griff man zum Schraubenzieher und Lötkolben und wechselte die Kohlen am E-Motor. So ein gutes Stück landete nur im allergrößten Notfall in der Tonne. Ein Radio wurde immer wieder repariert. Heute hat mein Bruder immernoch ein altes Rörenradio in seiner Garage, das den ganzen Garten beschallt, wenn gearbeitet wird.
Noch Heute lachen Kollegen und Freunde hier im Westen, weil ich alles wieder repariere und nix wegschmeiße. Sie werden aber auch langsam nachdenklich, was wohl mit einem wachsenden Umweltbewusstsein zusammenhängt - zumindest in meinem Bekanntenkreis.
Auch wenn der Mixer plötzlich den Geist aufgab, griff man zum Schraubenzieher und Lötkolben und wechselte die Kohlen am E-Motor. So ein gutes Stück landete nur im allergrößten Notfall in der Tonne. Ein Radio wurde immer wieder repariert. Heute hat mein Bruder immernoch ein altes Rörenradio in seiner Garage, das den ganzen Garten beschallt, wenn gearbeitet wird.
Noch Heute lachen Kollegen und Freunde hier im Westen, weil ich alles wieder repariere und nix wegschmeiße. Sie werden aber auch langsam nachdenklich, was wohl mit einem wachsenden Umweltbewusstsein zusammenhängt - zumindest in meinem Bekanntenkreis.
Re: 25 Jahre Deutsche Einheit und die Ossi-Wessi Debatte im ST
Hallo Dutch,
da haste ja Glück ob Deiner handwerklichen Fähigkeiten.
Ich konnte nie und habe bis heute keinen Partner der selbstlos repariert.
Na heute gibts ja Nachschub zu kaufen, bei größeren Sachen kommt der Handwerker.
Eins noch da gabs doch diese Reparaturstützpunkte oder,hab den Namen vergessen, wo man vieles zur Reparatur bringen konnte und die nie Ersatzteile hatten.
Weiß jemand den Namen noch?
Gruß
doerflerin
da haste ja Glück ob Deiner handwerklichen Fähigkeiten.
Ich konnte nie und habe bis heute keinen Partner der selbstlos repariert.
Na heute gibts ja Nachschub zu kaufen, bei größeren Sachen kommt der Handwerker.
Eins noch da gabs doch diese Reparaturstützpunkte oder,hab den Namen vergessen, wo man vieles zur Reparatur bringen konnte und die nie Ersatzteile hatten.
Weiß jemand den Namen noch?
Gruß
doerflerin
Bei uns hieß das "Komplexannahmestelle",
man konnte dort außer seinen Komplexen
etwas zum Färben, Reinigen, Schleifen, zur Schuhreparatur usw. abgeben - war eine viel belächelte Bezeichnung, aber nützlich!
Auch Oberhemden wurden gebügelt und ich freute mich immer, wenn ich das nicht selbst machen musste.
Gi.
man konnte dort außer seinen Komplexen
etwas zum Färben, Reinigen, Schleifen, zur Schuhreparatur usw. abgeben - war eine viel belächelte Bezeichnung, aber nützlich!
Auch Oberhemden wurden gebügelt und ich freute mich immer, wenn ich das nicht selbst machen musste.
Gi.
Re: 25 Jahre Deutsche Einheit und die Ossi-Wessi Debatte im ST
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Kleine Korrektur hab mich vertippt:
mein Rufzeichen ist DL8WKM für alle die Googeln wollen.
mein Rufzeichen ist DL8WKM für alle die Googeln wollen.
Ich muss mich mal an mich selber ranhängen, weil ich was vergessen habe: Auch Strümpfe und Strumpfhosen konnten zum Laufmaschen-Aufnehmen abgegeben werden. Die "Repassiererinnen" hatten viel zu tun.
Eine kleine Episode, die die Anpassung an gegebene Verhältnisse zeigt.
Im Pausengespräch (etwa 1998) behauptete ich, in der DDR waren
500gr.-Packung Kaffee nicht zu haben.
Eine bayrische Helferin fragte:“Warum?“.
Antwort: "Weil keiner Kaffee für 35 Mark kaufte".
Sie : Oh so teuer! Was haben sie denn dann getrunken?
Antwort: Kaffee!
lupus
Im Pausengespräch (etwa 1998) behauptete ich, in der DDR waren
500gr.-Packung Kaffee nicht zu haben.
Eine bayrische Helferin fragte:“Warum?“.
Antwort: "Weil keiner Kaffee für 35 Mark kaufte".
Sie : Oh so teuer! Was haben sie denn dann getrunken?
Antwort: Kaffee!
lupus
Re: 25 Jahre Deutsche Einheit und die Ossi-Wessi Debatte im ST
Das war sehr spannend zu lesen, funker.
Neu war mir, das ihr die Funkgeräte auch zu hause betreiben konntet. In meinem Freundeskreis gab es auch einen Amateurfunker, der konnte sein Hobby aber nur im Rahmen der GST ausüben, was ja nicht negativ zu bewerten ist, allerdings hatten die im Pionierhaus so eine Klubstation, in der die Geräte standen, und nur von dort aus durfte gefunkt werden. Ein bißchen beneidet hatten wir den schon, denn wenn er immer mal erzählte, dass er einen Funkkontakt mit realen Menschen in den USA oder Frankreich hatte, konnte ich das kaum glauben. Die haben sich dann gegenseitig immer Karten zugeschickt, als Nachweis ihres Kontaktes.
Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass das alles ohne die Jungs mit dem Gummiohr ablief, denn für die müsst ihr ja per se immer irgendwie auch der Agententätigkeit verdächtig gewesen sein.
Neu war mir, das ihr die Funkgeräte auch zu hause betreiben konntet. In meinem Freundeskreis gab es auch einen Amateurfunker, der konnte sein Hobby aber nur im Rahmen der GST ausüben, was ja nicht negativ zu bewerten ist, allerdings hatten die im Pionierhaus so eine Klubstation, in der die Geräte standen, und nur von dort aus durfte gefunkt werden. Ein bißchen beneidet hatten wir den schon, denn wenn er immer mal erzählte, dass er einen Funkkontakt mit realen Menschen in den USA oder Frankreich hatte, konnte ich das kaum glauben. Die haben sich dann gegenseitig immer Karten zugeschickt, als Nachweis ihres Kontaktes.
Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass das alles ohne die Jungs mit dem Gummiohr ablief, denn für die müsst ihr ja per se immer irgendwie auch der Agententätigkeit verdächtig gewesen sein.