Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik 2030 - Odyssee in eine gealterte Gesellschaft (FAZ)

Innenpolitik 2030 - Odyssee in eine gealterte Gesellschaft (FAZ)

pschroed
pschroed
Mitglied

Re: 2030 - Odyssee in eine gealterte Gesellschaft (FAZ)
geschrieben von pschroed
als Antwort auf Mareike vom 11.03.2012, 17:44:40
Karl, hast Du die Situation mal visualisiert?
Die Demenzabteilung der Zukunft: Ein Saal mit Demenzkranken: Wegen Personalmangel sind die Patienten am Bett gefesselt. Sie werden über Sonde ernährt. Ein jeder kuschelt mit der Pflegerobotterin oder mit dem Robotter, je nach Vorliebe. Die etwas besser Situierten haben besonders kuschelige Maschinen im Arm. Körperfunktionen werden mittels Sonden überwacht.

Besonders gründlich kontroliert werden die Kontoauszüge der Betreuten ......

Mareike


Hallo Mareike

Mein Schwiegervater hat 89 Jahre und leidet an Parkinson im Endstadium sowie durch die Krankheit bedingte Demenz. Er hat Momente wo er sehr klar ist sowie weit weg.

Im Altenheim bekam er ein Hustenfall mußte reanimiert werden bevor er, ins Hospital transportiert wurde.

Das Problem was jetzt besteht daß der nächste Hustenanfall der letzte sein kann. Wie schön wäre es wenn jetzt in dem Altenheim ein System bestehen würde, wo nur eine Sonde ein Alarm auslösen würde in Bezug eines Anfalls !

Es befinden sich 120 Senioren in diesem Heim, wenn nur 10% pflegebedürftig sind dann müßten sich schon alleine 12 Pflegerrinen rund um die Uhr mit diesen Menschen beschäftigen.

In der Industrie sind solche Systeme Ultraschallsonden, Fotozellen, Roboter welche faßt alles ausführen können usw. schon längst (sehr lange) gang und gebe !

Ich glaube nicht daß die Masse von den Pflegebdürftigen dieses aufhalten kann.
Die Liebe oder die persönliche Affektion des Kranken, muß schon zu einem guten Teil von der Familie übernommen werden.

Wie zb. regelmäßiger Besuch, es ist unglaubhaft wenn man manche Menschen dahin vegetieren sieht welche vielleicht von ihren Angehörigen vergessen worden sind

Phil.

Re: 2030 - Odyssee in eine gealterte Gesellschaft (FAZ)
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 11.03.2012, 15:50:38


Vor vielen Jahren schon war man sich sicher, recht bald würde es Haushalts-Roboter geben.
Dann kam die Entwicklung wohl etwas ins Stocken.

Hochínteressant, diese Videos über Roboter, mit dem NOCH (?) sehr hoch gesteckten Ziel "Pflege".

Diese Videos zeigen aber auch deutlich die unendlichen Schwierigkeiten,
die diese Wissenschaft noch vor sich hat.
(Beispiel: Müll wegbringen, ist nicht so einfach wie gedacht, davor und dahinter kommt zum Beispiel zumeist Treppen-Steigen.)

Hausarbeiten bestehen aus unendlich vielen kleinen und grösseren Entscheidungen
und sich immer wieder ändernden Arbeitsschritten.
Pflegearbeiten erfordern zusätzlich noch (menschliche) Zuwendung.

Der Mensch selbst ist ein ganz kompliziertes Kunstwerk und kann diese Arbeit bewältigen, solange er gesund ist.

Umso mehr staune ich über die im Video gezeigte Entwicklung und den Nachbau einer menschlichen Hand !!!

Behälterdeckel werden schon lange maschinell zu- und aufgeschraubt.

Dieser künstlichen HAND gelingt es aber auch tatsächlich,
einen Behälter-Deckel abzuschrauben !!!
Das ist grossartiger wissenschaftlicher Fortschritt !!!


MargArit



PS: Falls es ihn gäbe und er einigermassen erschwinglich wäre,
hätte ich mir längst einen Haushalts- und Pflege-Roboter zugelegt,
solange ich - und das ist der Haken - im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte bin,
also intelligenter als er.

Wenn ich nicht mehr wissen sollte, was los ist,
erst dann kann man mir auch ein "Knuddel-Spielzeug" geben, aber bitte erst dann,
nicht vorher.





Karl
Karl
Administrator

Re: 2030 - Odyssee in eine gealterte Gesellschaft (FAZ)
geschrieben von Karl
als Antwort auf Mareike vom 11.03.2012, 17:44:40
Die Demenzabteilung der Zukunft: Ein Saal mit Demenzkranken: Wegen Personalmangel sind die Patienten am Bett gefesselt. Sie werden über Sonde ernährt. Ein jeder kuschelt mit der Pflegerobotterin oder mit dem Robotter, je nach Vorliebe. Die etwas besser Situierten haben besonders kuschelige Maschinen im Arm. Körperfunktionen werden mittels Sonden überwacht.

Besonders gründlich kontroliert werden die Kontoauszüge der Betreuten ......
Mit Verlaub, Mareike, dieses dein (auch in meinen Augen) Schreckenszenario soll ja gerade vermieden werden. M. E. fehlt Dir noch das Verständnis dessen, was diese Roboter leisten werden. Sie werden eben gerade das Anbinden unnötig machen und den Patienten mehr Freiheiten geben. Karl

Anzeige

Mareike
Mareike
Mitglied

Re: 2030 - Odyssee in eine gealterte Gesellschaft (FAZ)
geschrieben von Mareike
als Antwort auf Karl vom 11.03.2012, 19:38:37
So lange der pflegebedürftige Mensch im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte ist sind Pflegerobotter sinnvoll und hilfreich.
Ein Kuschelrobotter zur Beruhigung bei schwerer Demenz mag auch hilfreich sein, aber doch nur, wenn diese Menschen in einem sozialen Umfeld leben, wo sie an erster Stelle menschliche Zuwendung bekommen. Wenn nur wenige oder keine Angehörige da sind, die Freunde ebenfalls alt, krank, pflegebedürftig sind, wird sich die Zahl der Vergessenen doch immer mehr erhöhen: Zitat Pschroed: "es ist unglaubhaft wenn man manche Menschen dahin vegetieren sieht welche vielleicht von ihren Angehörigen vergessen worden sind."
Wir müssen vielmehr soziale Kompetenzen fördern, soziale Modelle entwickeln, Beispiele: Dorf für Demenzkranke als Vorbild

Mareike
Re: 2030 - Odyssee in eine gealterte Gesellschaft (FAZ)
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Trojaner vom 11.03.2012, 18:29:55
Einem alten kranken Menschen eine Pseudokatze in den Arm zu geben und ihn damit in eine Pseudowelt abzuschieben, halte ich in der Tat für Menschen verachtend.

Der kranke Mensch wird herabgewürdigt auf Ruhigstellung. Die
Bedürfnisse werden nicht wirklich befriedigt.

Kleinen Kindern gibt man zum Kuschelbedürfnis in der Nacht ein Kuscheltier. Es ist aber klar, dass dies ein Kuscheltier ist.
Als erwachsener Mensch, der seine Sinne beieinander hat weiß ich, dass ein Roboter ein Roboter ist.
Und ich wollte nicht das Gefühl von Liebe und Zärtlichkeit an einen Roboter geben - das hat nichts mit meinem Verständnis von Mensch sein zu tun.

Es wird gerechnet werden: So ein Roboter ist nie krank (dass er technisch ausfallen kann, ist eine andere Frage), benötigt keinen Urlaub, wird nicht schwanger.

Anstatt entsprechende Pflegestellen zu schaffen (und witzigerweise haben ja die Krankenkasse die Überschüsse erwirtschaftet, die dafür eingesetzt werden könnten), die Unmenschlichkeit der Berechnungszeiten in Minuten für die Pflege abzuschaffen, kommen dann die Roboter. Das ist wahrlich Gewinnmaximierung.


Meli

Re: 2030 - Odyssee in eine gealterte Gesellschaft (FAZ)
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 11.03.2012, 19:38:37
Karl,

das halte ich persönlich für eine Illusion, evtl. aus Deiner Technik- und Fortschrittbegeisterung heraus geboren?

Meli

Anzeige

Karl
Karl
Administrator

Re: 2030 - Odyssee in eine gealterte Gesellschaft (FAZ)
geschrieben von Karl
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 11.03.2012, 20:52:36
Nein Meli,

Personalmangel führt zum Anbinden von Patienten, Roboter werden das vermeiden helfen. Ich bin übrigens keineswegs unreflektiert technikbegeistert. Ich finde z. B. miltärische Drohnen und deren Konstrukteure fürchterlich.

Karl
Re: 2030 - Odyssee in eine gealterte Gesellschaft (FAZ)
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 11.03.2012, 21:48:17
Karl,

wo bitte werden Patienten angebunden? Und dann aus Personalmangel? Was wird da dem Pflegepersonal unterstellt?

Da wäre ein Kuschelroboter die falsche Antwort, da gehört der Stellenplan geändert. Abgesehen davon, ist das Anbinden von Patienten ohne entsprechenden Hintergrund eine Straftat. Diese kann sofort zur Anzeige gebracht werden. Hier scheint Aufklärung nötig.

Ich setze Dir hier einen Auszug von Wikipedia ein, der im Rahmen des Unterbringungsgesetzes diese Regelung aufzeigt.


In Einzelfällen mag es sein, dass der Betroffene einer notwendigen Fixierung zustimmt. Die Fixierung ist dann ohne weiteres möglich. Sie ist jedoch sofort zu entfernen, wenn der Betroffene es wünscht oder wenn sie nach Einschätzung der Pflegepersonen nicht mehr erforderlich erscheint.
Eine Fixierung gegen den natürlichen Willen der betreffenden Person erfüllt regelmäßig den Straftatbestand einer Freiheitsberaubung und ist nur zulässig, wenn ein Rechtfertigungsgrund (z. B. eine akute Gesundheitsgefährdung der zu fixierenden Person oder anderer Personen) vorliegt und dieser durch die Fixierung abgewendet werden kann. In diesem Falle ist eine richterliche Anordnung erforderlich oder muss unverzüglich nachträglich beigebracht werden (Unterbringungsverfahren; die Voraussetzungen sind in der Bundesrepublik Deutschland durch § 1906 Abs. 4 BGB und die Psychisch-Kranken-Gesetze der Bundesländer geregelt). Die Fixierung selbst samt deren Begründung und deren Dauer, im Normalfall auch der mehrmals täglichen Unterbrechungen, muss in der Krankengeschichte dokumentiert werden.
Gesetzliche Vertreter wie der rechtliche Betreuer benötigen eine Genehmigung des Betreuungsgerichts bzw. Familiengerichts, wenn sie für den Betroffenen einer Fixierung zustimmen (§ 1906

Abs. 4 BGB für den Betreuer); dies gilt analog für den Bevollmächtigten im Rahmen einer Vorsorgevollmacht. Für die Fixierung eines Kindes durch die Eltern hat der Gesetzgeber keine Genehmigung durch das Betreuungs- oder Familiengericht vorgesehen.
geschrieben von Fixierung von Patienten


Ich setze unten den kompletten Link dazu ein.

Was macht der Roboter, wenn ein kranker Mensch durchknallt und Argumentation nicht mehr zugänglich ist - wie z.B. beim Durchgangssyndrom?

Da ist mit einem Kuschelroboter nichts zu machen.


Meli

Fixierung
yuna
yuna
Mitglied

Re: 2030 - Odyssee in eine gealterte Gesellschaft (FAZ)
geschrieben von yuna
Was man möchte und was realistisch ist, sind ja nun mal leider oft verschiedene Dinge.
Die deutsche/westliche Gesellschaft wird älter und älter und es kommen kaum junge Menschen nach. Fast alle "westlichen" Länder haben eine Geburtenrate von unter 2 - das heißt, die Bevölkerung geht zurück. Gleichzeitig leben die Menschen immer länger.

Wie stellt ihr euch nun vor, wer sich um all diese Millionen alten Menschen kümmern soll?
Altenpflege ist ein undankbarer Knochenjob der mitunter saumieserabel bezahlt wird.
Viele Familie schieben die Alten in Heime ab und auch in der westlichen Gesellschaft selbst, ist die Grundeinstellung eher so, dass der Mensch mit dem Alter an Wert verliert. Leider
(meiner Meinung nach sind hier die Alten aber auch nicht so ganz unschuldig, aber das ist ne andere Geschichte).

Wie soll das Problem nun gelöst werden?
Roboter wollt ihr nicht. Aber woher die Arbeitskräfte nehmen? Aus den Entwicklungsländern? Ist es euch recht, wenn jene, die ihr Leben lang vom Westen ausgebeutet wurden, sich dann später auch noch um euch/den vergreisten Westen kümmern sollen, damit ihr/er einen "würdigen" Lebensabend ha(b)t?
Menschen wachsen ja leider nicht auf den Bäumen.

Es gibt heute schon Unmengen an Altenheimen/Pflegeheimen, wo die Alten vor sich hin vegetieren, verdrecken, sich wund liegen, allein gelassen. Die Pfleger sind hoffnungslos überfordert oder es gibt einfach viel zu wenige um sich um alle Patienten kümmern zu können.

Was ist nun würdevoller/würdeloser?

Dann habe ich lieber noch die Robbe.
Vergessen Alzheimer-Patienten den Unterschied zwischen Leben und Technik?
Ich verstehe die Aufregung einfach nicht (o_O)

Autistische Kinder kommunizieren mit Robotern. Er heißt Keepon und ist so aufgebaut, dass er auf Musik und Laute reagiert und Emotionen wiedergibt. Er hat ein Mikro eingebaut, um reagieren zu können und eine Kamera, über die beispielsweise Eltern und Ärzte aus dem Nebenraum das Kind sehen können um mit ihm zu kommunizieren - durch den Keepon. Auf diese Weise bekommen sie oft Zugang zu dem Kind, weil es auf die einfache und niedliche Form/Art von Keepon reagiert.

Im Grunde, tun diese Robben nichts anderes. Sie dringen womöglich einfacher zu den Patienten durch, als ihre eigenen Angehörigen.
Wenn es also diese Möglichkeit gibt, warum sie nicht nutzen - selbst, wenn es nur ergänzend ist?
Es geht doch nicht darum, den Patienten ein "Stofftier" in die Hand zu drücken, um sie ruhig zu stellen. Es hat doch therapeutische Hintergründe ohne sie zu Kleinkindern zu degradieren.

Komplett wegfallen wird der Mensch als Pfleger wohl kaum - aber er wird eben Unterstützung benötigen.
Karl
Karl
Administrator

Re: 2030 - Odyssee in eine gealterte Gesellschaft (FAZ)
geschrieben von Karl
als Antwort auf yuna vom 11.03.2012, 22:29:55
@ yuna,

Du hast es auf den Punkt gebracht.

Karl

Anzeige