Innenpolitik 13. August 1961

niederrhein
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Einige Ergänzungen können ja nicht schaden ...
geschrieben von niederrhein
als Antwort auf ehemaligesMitglied57 vom 13.08.2007, 11:09:16
Einige Ergänzungen können ja nicht schaden ...


"dass man die Vorgänge um den 13. August 1961 immer auch im historischen Kontext sehen muss [...] [d]ie Teilung unseres Landes begann nunmal nicht am Morgen jenes Augusttages, sondern wurde von Russen und Amerikanern noch während des Krieges in Jalta beschlossen"

Während die SU auf die einheitliche (vor allem wirtschaftliche!) Behandlung D's bestand - dies schon allein wegen der im Potsdamer Abkommen der SU zugestandenen Reparationen aus den westlichen Zonen (als Ausgleich für die immensen Zerstörungen in der SU - die USA hatten am 2. Weltkrieg verdient!) - hatten sowohl die USA, aber auch F und GB (eben wegen der versprochenen Reparationsleistungen an die SU), schließlich auch die Deutschen kein Interesse an dieser einheitlichen Behandlung. Bi-Zone, Tri-Zone ... last but not least die (von den USA beschlossene) Währungsreform vollzogen faktisch die Teilung Deutschlands.

"Den Mauerbau selbst muss man quasi als logische Folge dieser bereits vollzogenen Teilung betrachten, wenn man unterstellt, dass die "DDR" vor der Wahl stand, sich ausbluten zu lassen, und sich sozusagen aufzugeben, oder aber an ihrer Linie festzuhalten."
Stimmt ... auch hier muß man wissen, daß die DDR unter weitaus schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen stand; sie mußte Reparationen leisten, sie bekam keine finanzielle Hilfe (woher auch ... nach den ungeheuren Zerstörungen in der SU etc.). Ihr wurden die wichtigen, eben sehr gut ausgebildeten Arbeitskräfte abgeworben, in den HO-Läden wurden die subventionierten Lebensmittel von Westlern gekauft (eben mit den umgetauschten und geschmuggelten DDR-Devisen) ...

Es war - auch mit dem Einverständnis der BRD/ Adenauer - eine ausgemachte Sache zwischen den USA und den UdSSR, ihre jeweiligen Hemisphären abzugrenzen, solange die berühmten drei Essentials gewahrt seien: Selbständigkeit Westberlins, freier Zugang zu Westberlin und die Präsenz der westlichen Alliierten in Westberlin. Das garantierte die SU ... und so war das Ganze, im Gegensatz zu der verständlicherweise betroffenen Haltung der Berliner und der propagandistischen Schlacht der BRD, nichts anderes ein machtpolitisches Spiel der (beiden) Großmächte. Adenauer ließ sich ja bekanntlich sehr spät erst an der Mauer sehen ...

"Hätten die Ostdeutschen sich geweigert, die Mauer zu bauen, dann hätten die Russen selbst dort ein Bollwerk aufgezogen, denn ihren westlichsten Vorposten namens "DDR" hätten die ums verrecken nicht aufgegeben."
Ich muß gestehen, daß mir - eben leider nur aus westlicher Sicht informiert - die (eigenständige) Rolle der DDR nicht bekannt ist.

Natürlich sind solche Analogien wissenschaftlich nicht zulässig: Aber was machen Staaten, Gesellschaften in vergleichbaren tatsächlichen oder vermeintlichen Zwangssituationen? (An diverse bestehende andere Grenzen und Mauern mag ich in diesem Zusammenhang gar nicht erinnern ...)

B.

P.S. Mich würde schon interessieren, inwiefern direkt oder indirekt die BRD am Mauerbau verdient hat!
hugo
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Re: Einige Ergänzungen können ja nicht schaden ...
geschrieben von hugo
als Antwort auf niederrhein vom 16.08.2007, 14:02:53
zumindest gabs damals ,so meine Erinnerung, ein offizielles Embargo von Seiten der BRD (oder aller Westmächte ?) keine Materialien zu liefern, die taktisch oder strategisch Hilfe bedeutet hätte für die Mauer mit allem Drum und dran.

Aber über einige Umwege und Hintertürchen -wie das fast immer ist wenn materielle Interessen im Spiel sind- wurde gezockt was das Zeug hielt.

Zum Beispiel wurde gemunklet, das der moderne feuerverzinkte Stacheldraht (Natodraht ?) für die Mauer, der in der DDR Mangelware war, einfach über die CSSR bezogen wurde, welche wiederum beste Beziehungen und Handelsverträge mit BRD Firmen hatte.

Heute wär für mich mal interessant ob das damals nur eine witzige Erfindung oder tatsächlicher Alltag war.

Kann sich jemand an solchen "Handel" erinnern "?
--
hugo
dunkelgraf
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Re: 13. August 1961
geschrieben von dunkelgraf
als Antwort auf kagula vom 13.08.2007, 10:20:57
seltsam, ja? daß die Amis so aufgescheucht und konfus waren. Muß ihnen doch jemand ihre Pläne durchkreuzt haben.

--
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hugo
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Re: 13. August 1961
geschrieben von hugo
als Antwort auf dunkelgraf vom 17.08.2007, 21:10:02
dunkelgraf, meinst Du tatsächlich das damals die gesamte Abwehr aller westeuropäischen Länder und den USA mit ihren umfangreichen ja soo erfolgreichen Sicherheitsdiensten absolut ahnungslos vom Mauerbau überrascht wurden ?

Ich hatte noch nie eine tolle Meinung von den Leistungen, den Erfolgen, der Qualität dieser "Spezialisten" vom CIA und ähnlichen Einrichtungen, aber für so geistig unterernährt hätte sogar ich sie niemals eingeschätzt. *g*
--
hugo
dutchweepee
dutchweepee
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Re: 13. August 1961
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf hugo vom 17.08.2007, 22:46:39
@hugo

die engländer wussten frühzeitig vom mauerbau. jedenfalls wurde das in dieser BBC-dokumentation* auf dem discovery-channel behauptet. sie waren auch prinzipiell einverstanden damit, da niemand an einer kompletten destabilisierung der SBZ interessiert war zu diesem zeitpunkt.

in dieser doku wurden auch maßgebliche politiker dieser zeit interviewt, die nun der meinung waren, daß die mauer ein entscheidender faktor bei der bewahrung des friedens zwischen den militärblöcken war. menschliche aspekte zählen wenig im getriebe der machtpolitik.

ich bin überzeugt, daß die amis und briten weit vor dem mauerbau, von der geplanten aktion wussten. die westmächte haben jedenfalls nur tam-tam getrommelt, aber keinen grund zum eingreifen gesehen, da der mauerbau nur zementierte, was sie bereits politisch und ökonomisch fundamentiert** hatten - die teilung deutschlands, die in Jalta begonnen hat.

* ich weiss leider den titel der doku nichtmehr, aber auf discovery wird viel wiederholt. so werde ich die doku mitschneiden und illegal auf YouTube setzen. versprochen!

** ein blödes wort, aber mir fiel nix besseres ein. sorry!
hugo
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Re: 13. August 1961
geschrieben von hugo
als Antwort auf dutchweepee vom 18.08.2007, 02:09:30
danke dutch.

bei der Suche nach Antworten auf diese Frage stiesß ich gestern auf ein Forum von dem ich annehme es könnte Dich -zumindest als Stillen Mitleser- interessieren (falls Du es nicht sowieso schon kennen solltest)

Die Diskussion dort (vermutlich mit vielen Altgedienten aller Waffengattungen und Abwehrexperten) muss man zwar mit ein wenig Vorsicht genießen - es könnten nachträglich lancierte Meinungen darunter sein- aber vom Inhalt her sehr ergiebig.

ein Meinung war da z.B.

Focus berichtete darüber am 04.06.2007.
Der US-Auslandsgeheimdienst CIA hat lange vor dem Fall der Berliner Mauer mehrere Offiziere des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) als Informanten angeworben.

Eine der Topquellen berichtete der CIA schon seit 1957 aus dem innersten Zirkel der streng abgeschotteten Sicherheitsbehörde,

Die US-Spionagetruppe hat ihre Erkenntnisse aus den Ostberliner Topquellen strikt für sich behalten. Informationen über ernste Verratsfälle in der Bundesrepublik wurden dem Bundesnachrichtendienst (BND), dem Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) sowie dem Militärischen Abschirmdienst (MAD) erst nach dem Fall der Berliner Mauer mitgeteilt.

usw. usf aber Du kannst ja selber lesen und auf dieser HP ausgiebig rumsurfen.

Ich bin noch nicht überzeugt das es diese Topquellen tatsächlich in der genannten Form gab,, dann hätte die Überraschtheit des Westens seine Betroffenheit und der Aufschrei nicht so immens sein dürfen.

Andererseits ist es für mich fast nicht vorstellbar, eine solche Aktion wie den Mauerbau mit der ungeheuren logistischen Vorleistung, streng geheim zu halten. ( Ich war damals selbtst 4 Wochen lang davor und danach involviert ohne es im Detail zu ahnen es war uns nur klar: der Armeealltag war zu sehr auf den Kopf gestellt, es wich alles von vorherigen Dienstplänen ab, also wussten Wir, hier ereignet sich etwas Besonderes, )

http://www.nva-forum.de/nva-board/index.php?s=41ddee5ad8195b112e50a2ec333611d0&showtopic=7274&st=0
--
hugo

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dutchweepee
dutchweepee
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Re: 13. August 1961
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf hugo vom 18.08.2007, 09:13:04
@hugo

danke für den link - habe lange drin gestöbert und viel gelacht. ich habe tatsächlich artikel gefunden, die ich 1:1 bestätigen kann, weil ich sie genauso erlebt habe (positiv und negativ).
paro
paro
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Re: 13. August 1961
geschrieben von paro
als Antwort auf dutchweepee vom 18.08.2007, 14:03:39

Na als Berliner habe ich damals die "nun wie sagte Ulbricht: sowietische Banser waren ooch da"
Leute die Sache war abgesprochen, das Geschwafel von Freiheit und Demokratie, galt damals so wenig wie heute!
Es werden die Ecken im Sandkasten abgesteckt, Methode klaust du meine Förmchen nicht, klau ich deine nicht.
Und die Ameisen, die die Krümel vom Butterbrot sammeln (sprich wir) sind höchstens lästig aber nicht "relevant"!
Der Georg hat sich im Nahen Osten zuviel Ameisen aufgewirbelt, der Wladimir füttert dafür Rest Asien, Wladimir, kann aber beobachten ob ein neuer Neru oder Mao kommt.
Georg wird keinen Harun al Rashid finden, der ihm die Ameisen vom Balg pinselt.
paro
niederrhein
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Nur ein Hinweis ...
geschrieben von niederrhein
als Antwort auf hugo vom 16.08.2007, 20:20:52
Nur ein Hinweis ...

Hinweise auf (neuere) Publikationen zum Mauerbau (Vorgeschichte, Verlauf, Folgen etc.) erspare ich den Lesern - die findet man u.a. in www.buchkatalog.de oder in den Online-Katalogen (OPAC) der (nicht nur) wissenschaftlichen Bibliotheken.

Erstaunlich gut, zutreffend und offenbar aktuell ist der Beitrag zum Mauerbau in Wikipedia; dort habe ich nur den expliziten Hinweis auf die sogenannten drei Essentials der westlichen bzw. us-amerikanischen Alliierten vermißt.
Interessant ist die Schilderung, wie sich die westlichen Allierten und auch die BReg/Adenauer verhielten.

B.

(Für offen ist noch die Frage nach dem Verhältnis der UdSSR und der DDR in jener Zeit; wieweit eigenständig sich etwa die DDR-Regierung verhielt und welche Haltung die UdSSR einnahm, die natürlich an einem internationalen Konflikt bzw. Krieg nicht interessiert war.)
plautus
plautus
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Re: Einige Ergänzungen können ja nicht schaden ...
geschrieben von plautus
als Antwort auf hugo vom 16.08.2007, 20:20:52
hallo,
diese story wurde auch hier im westen erzählt und von gewissen leuten garnicht gern gehört.
es kam zu wütenden auseinandersetzungen, bis hin zu kneipenschlägereien.
so viel dazu.

--
plautus

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