Innenpolitik 13. August 1961
Re: Einige Ergänzungen können ja nicht schaden ...
geschrieben von ehemaliges Mitglied
@hugo,
"Die D-Mark-Eröffnungsbilanz der Treuhandanstalt zum 1. Juli 1990:
ergab ein Vermögen von 114 231 Mio. DM
Es zeigte sich das -und seltsamerweise geben diese "Weisen" nachträglich zu, sich ungeheuer getäuscht zu haben- diese Experten zu keiner Zusammenstellung, Zusammenrechnung, Schlussrechnung in der Lage waren, sondern nur noch von gröbsten Schätzungen ausgingen."
Das ist ja eine tolle-überraschende Feststellung. Hast du etwa erwartet, dass eine genaue Angabe der Eröffnungsbilanz möglich gewesen wäre. Der wahre Wert( Verkaufswert ) der DDR Industrieanlagen war überhaupt nicht einschätzbar.
Einige unserer "wertvollen" Industrieanlagen waren so am Boden, dass der Wert auf Null gesetzt werden musste. Ich erinnere hier nur an Leuna, Buna, Synthesewerke, wie Schwarzheide, weitere Kohlenveredelungsanlagen, wie Schwarze Pumpe ...
Weitere etwa 2000 mittlere und kleinere Betriebe ( ich habe eine Aufstellung aus dem ehem. Bezirk Cottbus) mussten von den "Schätzern" auch auf Null gesetzt werden, da die uralten Anlagen (z.T. aus den 30-iger Jahren -- Speziell Textilanlagen/Hutanlagen/)eine so geringe Produktivität hatten, dass sie vollständig hätten ausgewechselt werden müssen.
Diese Einschätzungen wurde übrigens nicht nur von Experten aus dem Westen getroffen.
Die Verkaufserlöse waren übrigens- nach Jahren konnte ja erst abgerechnet werden- viel geringer, als die Schätzungen hergaben.
Hinzu kommen noch die Kosten für die Beseitigung der gigantischen Umweltschäden o.g. Großbetriebe. Sie sind noch nicht vollständig abgeschlossen, betragen aber umgerechnet schon etwa 115 Mrd. Euro.
Inzwischen gibt es auch halbwegs genaue Angaben über die Kosten der Sanierung der vorrangig staatlichen und städtischen Bausubstanz( Wohnungs-Altbau,"Gemeinschaftsgebäude"...).
Addiert man dazu die notwendigen Straßensanierungen (nicht Neubau), so kommt eine Summe von etwa 230 Mrd. Euro zusammen.
Vielleicht vergleichst du mal diese Summen mit der dann fast "niedlichen" Summe von 114,2 Mrd. DM(nicht Euro).
Übrigens - der Verkaufserlös der von dir benannten "Filetstücke"- sie waren ja "Volkseigentum"- beläuft sich immerhin auf 78 Mrd. Euro und war von der damaligen DDR-Regierung unter Modrow auf 120 Mrd. DM( rund 60 Mrd Euro ) geschätz worden.
Nicht hier enthalten sind übrigens die Grundstücke der Wohnungsgenossenschaften.
Die wurden sehr günstig geschätzt und im Laufe von 10 Jahren abgezahlt und danach entschuldet.
Ja- Hugo- Fehler sind gemacht worden- das ist sicher. Es gab aber auch noch nie eine solche gesellschaftliche Umwälzung. Das das auch nicht spurlos an den ehem. DDR- Bürgern vorbeigegangen ist, ist auch klar. Aber hätte es eine Alternative gegeben, eine Alternative, die verhindert hätte, dass innerhalb weniger Jahre die DDR schon aus personeller Sicht(Abwanderung in bisher nicht vorstellbarer Weise)gescheitert wäre?
--
klaus
"Die D-Mark-Eröffnungsbilanz der Treuhandanstalt zum 1. Juli 1990:
ergab ein Vermögen von 114 231 Mio. DM
Es zeigte sich das -und seltsamerweise geben diese "Weisen" nachträglich zu, sich ungeheuer getäuscht zu haben- diese Experten zu keiner Zusammenstellung, Zusammenrechnung, Schlussrechnung in der Lage waren, sondern nur noch von gröbsten Schätzungen ausgingen."
Das ist ja eine tolle-überraschende Feststellung. Hast du etwa erwartet, dass eine genaue Angabe der Eröffnungsbilanz möglich gewesen wäre. Der wahre Wert( Verkaufswert ) der DDR Industrieanlagen war überhaupt nicht einschätzbar.
Einige unserer "wertvollen" Industrieanlagen waren so am Boden, dass der Wert auf Null gesetzt werden musste. Ich erinnere hier nur an Leuna, Buna, Synthesewerke, wie Schwarzheide, weitere Kohlenveredelungsanlagen, wie Schwarze Pumpe ...
Weitere etwa 2000 mittlere und kleinere Betriebe ( ich habe eine Aufstellung aus dem ehem. Bezirk Cottbus) mussten von den "Schätzern" auch auf Null gesetzt werden, da die uralten Anlagen (z.T. aus den 30-iger Jahren -- Speziell Textilanlagen/Hutanlagen/)eine so geringe Produktivität hatten, dass sie vollständig hätten ausgewechselt werden müssen.
Diese Einschätzungen wurde übrigens nicht nur von Experten aus dem Westen getroffen.
Die Verkaufserlöse waren übrigens- nach Jahren konnte ja erst abgerechnet werden- viel geringer, als die Schätzungen hergaben.
Hinzu kommen noch die Kosten für die Beseitigung der gigantischen Umweltschäden o.g. Großbetriebe. Sie sind noch nicht vollständig abgeschlossen, betragen aber umgerechnet schon etwa 115 Mrd. Euro.
Inzwischen gibt es auch halbwegs genaue Angaben über die Kosten der Sanierung der vorrangig staatlichen und städtischen Bausubstanz( Wohnungs-Altbau,"Gemeinschaftsgebäude"...).
Addiert man dazu die notwendigen Straßensanierungen (nicht Neubau), so kommt eine Summe von etwa 230 Mrd. Euro zusammen.
Vielleicht vergleichst du mal diese Summen mit der dann fast "niedlichen" Summe von 114,2 Mrd. DM(nicht Euro).
Übrigens - der Verkaufserlös der von dir benannten "Filetstücke"- sie waren ja "Volkseigentum"- beläuft sich immerhin auf 78 Mrd. Euro und war von der damaligen DDR-Regierung unter Modrow auf 120 Mrd. DM( rund 60 Mrd Euro ) geschätz worden.
Nicht hier enthalten sind übrigens die Grundstücke der Wohnungsgenossenschaften.
Die wurden sehr günstig geschätzt und im Laufe von 10 Jahren abgezahlt und danach entschuldet.
Ja- Hugo- Fehler sind gemacht worden- das ist sicher. Es gab aber auch noch nie eine solche gesellschaftliche Umwälzung. Das das auch nicht spurlos an den ehem. DDR- Bürgern vorbeigegangen ist, ist auch klar. Aber hätte es eine Alternative gegeben, eine Alternative, die verhindert hätte, dass innerhalb weniger Jahre die DDR schon aus personeller Sicht(Abwanderung in bisher nicht vorstellbarer Weise)gescheitert wäre?
--
klaus
hallo klaus, na Du erwartest doch nicht im Ernst das ich Dir Deine absolute Westsicht auf die Ergebnisse der Wiedervereinigung und warum die so hat sein müssen, bestätige ?
Nur soviel: serra hat mit einem Satz so sehr treffend zusammengefasst was Sache ist und was ich immer,,ja immer im Auge habe (trotz meiner persönlichen relativ guten Situation)
:"Ich freue mich trotzdem, wenn ich durch Dresden gehe und sehe, was sich verändert hat, auch wenn das Meiste jetzt den "Wessis" gehört. Ich hatte zu DDR-Zeiten kein Grundstück, kein Haus und wenig Geld. Das habe ich heute auch."
dem ist wohl nichts hinzuzufügen.
übrigens gibt jede Menge Beispiele das Betriebe und Betriebsteile nicht wegen ihres maroden Zustandes, sondern wegen der schlechteren Produktivität im Verhältnis zu BRD Technik absichtlich verschrottet wurden um doch noch Restgewinne zu machen und besonders die wenig ausgelastete Westtechnik endlich mal etwas mehr auslasten zu können.
Die West-Kraftwerke beispielsweise hatten wohl nie zuvor eine ähnlich hohe Auslastung als nach der Wende und wenn es mehr Übertragungskapazität gegeben hätte und nicht so viele Abnehmer stillgelegt worden wären,,,nicht auszudenken, sie hätte 100% Leistung fahren können.
und genau das war gemeint als damals die Experten von der verlängerten Werkbank des Westens, dem Konsumparadies der Discounter, dem Absatzmarkt Ost, der Goldgräberzeit sprachen.
Allmählich verlagerte sich dieser Zustand weiter nach Osten (Polen Tschechei,,)
und wenn mir Jemand weismachen will das besonders die Ossis die Gewinner der Vereinigung sind, dann weiß ich, welche Quelle er bevorzugt.
(wenn man von den paar Millionen Menschen absieht die zufällig oder glücklicherweise ständig einen halbwegs gut bezahlten Arbeitsplatz ergattern oder behalten konnten. Auch die Rentner bestimmter Jahrgänge die vernünftige Vorruhe oder Frührentenbedingungen in Anspruch nehmen konnten will ich dazu zählen.
Was mir Niemand bisher einreden konnte ist, das die Ossis damals nicht Verständnis aufgebracht hätten für eine Übergangszeit, einen Stufenplan eine zielgerichtete aber unhektische Vereinigungsphase . Man hätte es eben nur vernünftig erklären und gesetzlich absichern sollen.
Mir wäre es sehr recht gewesen. Aber Kohl und Konsorten konnten aus wahltechnischen Gründen heraus nicht warten, sie brauchten den schnellen populistischen Erfolg und die meisten DDR Bürger befanden sich sowieso in einer euphorischen verblendeten Phase. *g*
--
hugo
Nur soviel: serra hat mit einem Satz so sehr treffend zusammengefasst was Sache ist und was ich immer,,ja immer im Auge habe (trotz meiner persönlichen relativ guten Situation)
:"Ich freue mich trotzdem, wenn ich durch Dresden gehe und sehe, was sich verändert hat, auch wenn das Meiste jetzt den "Wessis" gehört. Ich hatte zu DDR-Zeiten kein Grundstück, kein Haus und wenig Geld. Das habe ich heute auch."
dem ist wohl nichts hinzuzufügen.
übrigens gibt jede Menge Beispiele das Betriebe und Betriebsteile nicht wegen ihres maroden Zustandes, sondern wegen der schlechteren Produktivität im Verhältnis zu BRD Technik absichtlich verschrottet wurden um doch noch Restgewinne zu machen und besonders die wenig ausgelastete Westtechnik endlich mal etwas mehr auslasten zu können.
Die West-Kraftwerke beispielsweise hatten wohl nie zuvor eine ähnlich hohe Auslastung als nach der Wende und wenn es mehr Übertragungskapazität gegeben hätte und nicht so viele Abnehmer stillgelegt worden wären,,,nicht auszudenken, sie hätte 100% Leistung fahren können.
und genau das war gemeint als damals die Experten von der verlängerten Werkbank des Westens, dem Konsumparadies der Discounter, dem Absatzmarkt Ost, der Goldgräberzeit sprachen.
Allmählich verlagerte sich dieser Zustand weiter nach Osten (Polen Tschechei,,)
und wenn mir Jemand weismachen will das besonders die Ossis die Gewinner der Vereinigung sind, dann weiß ich, welche Quelle er bevorzugt.
(wenn man von den paar Millionen Menschen absieht die zufällig oder glücklicherweise ständig einen halbwegs gut bezahlten Arbeitsplatz ergattern oder behalten konnten. Auch die Rentner bestimmter Jahrgänge die vernünftige Vorruhe oder Frührentenbedingungen in Anspruch nehmen konnten will ich dazu zählen.
Was mir Niemand bisher einreden konnte ist, das die Ossis damals nicht Verständnis aufgebracht hätten für eine Übergangszeit, einen Stufenplan eine zielgerichtete aber unhektische Vereinigungsphase . Man hätte es eben nur vernünftig erklären und gesetzlich absichern sollen.
Mir wäre es sehr recht gewesen. Aber Kohl und Konsorten konnten aus wahltechnischen Gründen heraus nicht warten, sie brauchten den schnellen populistischen Erfolg und die meisten DDR Bürger befanden sich sowieso in einer euphorischen verblendeten Phase. *g*
--
hugo
Re: Einige Ergänzungen können ja nicht schaden ...
geschrieben von ehemaliges Mitglied
@hugo,
"übrigens gibt jede Menge Beispiele das Betriebe und Betriebsteile nicht wegen ihres maroden Zustandes, sondern wegen der schlechteren Produktivität im Verhältnis zu BRD Technik absichtlich verschrottet wurden um doch noch Restgewinne zu machen und besonders die wenig ausgelastete Westtechnik endlich mal etwas mehr auslasten zu können."
Hab ich nie bestritten. Das gehört zu den Fehlern, wie es in meinem Beitrag oben steht.
Zu deinem Hinweis- Kraftwerke!
Die Großfeuerungsanlagen-Verordnung (13. Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes - 13. BImSchV) von 1983 hatte in den 80er Jahren bis Anfang der 90er Jahre in den alten Bundesländern zu einer drastischen Senkung der Emissionen der klassischen Luftschadstoffe Schwefeldioxid (SO2), Stickstoffoxide (NOx) und Staub geführt.
Seit 1990 gelten die Emissionsgrenzwerte der Großfeuerungsanlagen-Verordnung auch in den neuen Ländern, in denen praktisch der gesamte Kraftwerkspark zu modernisieren und zu erneuern war.
1990 wurden in den neuen Ländern etwa 275 Großfeuerungsanlagen von der Verordnung erfasst. Alle Anlagen waren sanierungsbedürftig; infolge der Altersstruktur und der sehr niedrigen Wirkungsgrade erfolgten viele Stilllegungen. Die überwiegende Zahl der Anlagen wurde mit Braunkohle befeuert. Die damals in der ehemaligen DDR erteilten Genehmigungen hatten in der Regel keine Anforderungen zur Begrenzung der Emissionen von SO2 und Stickoxiden und ließen bis auf Ausnahmen sehr hohe Emissionen an Staub, SO2 und Stickoxiden im Abgas zu.
Heute wird in den neuen Bundesländern etwa 20% der Elektro-Energie Deutschlands produziert. Das entspricht der Größe und Einwohnerzahl.
"Was mir Niemand bisher einreden konnte ist, das die Ossis damals nicht Verständnis aufgebracht hätten für eine Übergangszeit, einen Stufenplan eine zielgerichtete aber unhektische Vereinigungsphase . Man hätte es eben nur vernünftig erklären und gesetzlich absichern sollen."
Da bin ich anderer Meinung und die Abwanderungszahlen sprechen eine ziemlich deutliche Sprache.
Sie standen schon mehrfach im Forum zur Diskussion.
Dabei kann es durchaus sein, dass eine längere - gesteuerte- Übergangsphae positive Auswirkungen gehabt hätte. Eine Diskussion darüber ist allerdings sinnlos, da nichts nachträglich bewiesen werden könnte.
Übrigens- auch ich hatte zu DDR-Zeiten kein Grundstück, kein Haus und wenig Geld. Ich habe immer noch kein Grundstück, kein Haus- aber etwas mehr Geld und erfreue mich am "Aussehen" der Städte,an den "leicht umgestalteten" Läden, an der sauberen Luft, der veränderten Natur( besonders in meiner Heimat- einem Braunkohle-Gebiet) und an der Reisefreiheit UND wem das Grundstück gehört, auf dem die Frauenkirche und die neuen Altstadthäuser stehen ist mir so was von egal.
Das was ich hier schreibe, ist nach wie vor meine "Ostsicht", denn eine Westsicht habe ich nur, wenn ich- was früher nicht ging- als Tourist oder Vater/Opa in den Westen fahre.
--
klaus
"übrigens gibt jede Menge Beispiele das Betriebe und Betriebsteile nicht wegen ihres maroden Zustandes, sondern wegen der schlechteren Produktivität im Verhältnis zu BRD Technik absichtlich verschrottet wurden um doch noch Restgewinne zu machen und besonders die wenig ausgelastete Westtechnik endlich mal etwas mehr auslasten zu können."
Hab ich nie bestritten. Das gehört zu den Fehlern, wie es in meinem Beitrag oben steht.
Zu deinem Hinweis- Kraftwerke!
Die Großfeuerungsanlagen-Verordnung (13. Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes - 13. BImSchV) von 1983 hatte in den 80er Jahren bis Anfang der 90er Jahre in den alten Bundesländern zu einer drastischen Senkung der Emissionen der klassischen Luftschadstoffe Schwefeldioxid (SO2), Stickstoffoxide (NOx) und Staub geführt.
Seit 1990 gelten die Emissionsgrenzwerte der Großfeuerungsanlagen-Verordnung auch in den neuen Ländern, in denen praktisch der gesamte Kraftwerkspark zu modernisieren und zu erneuern war.
1990 wurden in den neuen Ländern etwa 275 Großfeuerungsanlagen von der Verordnung erfasst. Alle Anlagen waren sanierungsbedürftig; infolge der Altersstruktur und der sehr niedrigen Wirkungsgrade erfolgten viele Stilllegungen. Die überwiegende Zahl der Anlagen wurde mit Braunkohle befeuert. Die damals in der ehemaligen DDR erteilten Genehmigungen hatten in der Regel keine Anforderungen zur Begrenzung der Emissionen von SO2 und Stickoxiden und ließen bis auf Ausnahmen sehr hohe Emissionen an Staub, SO2 und Stickoxiden im Abgas zu.
Heute wird in den neuen Bundesländern etwa 20% der Elektro-Energie Deutschlands produziert. Das entspricht der Größe und Einwohnerzahl.
"Was mir Niemand bisher einreden konnte ist, das die Ossis damals nicht Verständnis aufgebracht hätten für eine Übergangszeit, einen Stufenplan eine zielgerichtete aber unhektische Vereinigungsphase . Man hätte es eben nur vernünftig erklären und gesetzlich absichern sollen."
Da bin ich anderer Meinung und die Abwanderungszahlen sprechen eine ziemlich deutliche Sprache.
Sie standen schon mehrfach im Forum zur Diskussion.
Dabei kann es durchaus sein, dass eine längere - gesteuerte- Übergangsphae positive Auswirkungen gehabt hätte. Eine Diskussion darüber ist allerdings sinnlos, da nichts nachträglich bewiesen werden könnte.
Übrigens- auch ich hatte zu DDR-Zeiten kein Grundstück, kein Haus und wenig Geld. Ich habe immer noch kein Grundstück, kein Haus- aber etwas mehr Geld und erfreue mich am "Aussehen" der Städte,an den "leicht umgestalteten" Läden, an der sauberen Luft, der veränderten Natur( besonders in meiner Heimat- einem Braunkohle-Gebiet) und an der Reisefreiheit UND wem das Grundstück gehört, auf dem die Frauenkirche und die neuen Altstadthäuser stehen ist mir so was von egal.
Das was ich hier schreibe, ist nach wie vor meine "Ostsicht", denn eine Westsicht habe ich nur, wenn ich- was früher nicht ging- als Tourist oder Vater/Opa in den Westen fahre.
--
klaus
Re: Einige Ergänzungen können ja nicht schaden ...
in meiner meinung schwanke ich immer zwischen klaus und hugo ...ihr habt beide irgendwie recht-
Re: Einige Ergänzungen können ja nicht schaden ...
geschrieben von ehemaliges Mitglied
@dutchweepee,
ist doch eigentlich ein gutes Zeichen.
Liegt die Wahrheit nicht ohnehin immer irgendwie in der Mitte.
Ich werde auch nie behaupten, die "Wahrheit"- was auch immer das ist - gepachtet zu haben.
Eine große Rolle spielt meines Erachtens auch die Individualität in der Betrachtungsweise, wenn es um Auswertungen geht.
--
klaus
ist doch eigentlich ein gutes Zeichen.
Liegt die Wahrheit nicht ohnehin immer irgendwie in der Mitte.
Ich werde auch nie behaupten, die "Wahrheit"- was auch immer das ist - gepachtet zu haben.
Eine große Rolle spielt meines Erachtens auch die Individualität in der Betrachtungsweise, wenn es um Auswertungen geht.
--
klaus
klaus, diese Meinung: "Eine Diskussion darüber ist allerdings sinnlos, da nichts nachträglich bewiesen werden könnte."
liest und hört man heutzutage immer öfter, aber die sagt mir: hugo pass auf, hier wird gekleistert.
Nicht nur das dies eine zur Resignation neigende Meinung ist, sie ist auch erwünscht bei einigen Kreisen, verhindert man doch dadurch das Dinge ans Tageslicht gelangen die heutzutage unerwünscht und für die Öffentlichkeit nicht zuträglich sind.
(ich denke da auch an die Kohl-Affäre und an die Kohl-Akten usw.)
So sollen wir uns doch damit abfinden das es eben so ist wie es ist, ohne lange zu fragen was hätte sein können wenn,,,na klar kein Versager, kein Gewinner, kein Betrüger ist gewillt an den Pranger gestellt zu werden, also Gras drüber auch wenn noch so große Lügen dadurch Geschichtsverfälschend einen Wahrheitsglanz abbekommen.
Zumal es ja nicht die regierenden Parteien sind, sondern die unliebsame Opposition die immer mal wieder den Finger in die alten Wunden legt. Also wird abgewiegelt, abgewimmelt
gestoppt, ausgebremst und mit brachialer Gewalt die gegenwärtige politische Machtstruktur schamlos ausgenutzt.
wer Zeit und Muse hat und sich dafür interessiert sollte sich mal einige kleine Bundestagsanfragen zum Tema und besonders die dazu gegebenen Antworten (die keine sind)
zu Gemüte führen. *g*
hugo
liest und hört man heutzutage immer öfter, aber die sagt mir: hugo pass auf, hier wird gekleistert.
Nicht nur das dies eine zur Resignation neigende Meinung ist, sie ist auch erwünscht bei einigen Kreisen, verhindert man doch dadurch das Dinge ans Tageslicht gelangen die heutzutage unerwünscht und für die Öffentlichkeit nicht zuträglich sind.
(ich denke da auch an die Kohl-Affäre und an die Kohl-Akten usw.)
So sollen wir uns doch damit abfinden das es eben so ist wie es ist, ohne lange zu fragen was hätte sein können wenn,,,na klar kein Versager, kein Gewinner, kein Betrüger ist gewillt an den Pranger gestellt zu werden, also Gras drüber auch wenn noch so große Lügen dadurch Geschichtsverfälschend einen Wahrheitsglanz abbekommen.
Zumal es ja nicht die regierenden Parteien sind, sondern die unliebsame Opposition die immer mal wieder den Finger in die alten Wunden legt. Also wird abgewiegelt, abgewimmelt
gestoppt, ausgebremst und mit brachialer Gewalt die gegenwärtige politische Machtstruktur schamlos ausgenutzt.
wer Zeit und Muse hat und sich dafür interessiert sollte sich mal einige kleine Bundestagsanfragen zum Tema und besonders die dazu gegebenen Antworten (die keine sind)
zu Gemüte führen. *g*
hugo
Re: Einige Ergänzungen können ja nicht schaden ...
@klaus
meine meinung liegt eigentlich sonst nie in der mitte. wenn menschen in kriegen abgeschlachtet werden, sozialprojekte abgewürgt, oder kluge menschen mundtot gemacht werden, beziehe ich klar und leidenschaftlich stellung.
allerdings habe ich selbst gegen die DDR-bonzen gekämpft, ohne die DDR abschaffen zu wollen - das klingt schizophren, aber eine (wieder)vereinigung mit der BRD wollte ich nie, als ich 1988 gegen die funktionäre konspiriert habe.
es wurde 1990 eine chance vertan - einen dritten weg zu gehen. ich hätte auch ohne videorekorder, mercedes und marlboro weiter leben können. dafür mit presse- und redefreiheit und jungpionieren. wie sagte gregor gysi kürzlich im sommerinterview auf dem ZDF: "wenn wir (DIE LINKE) die wahl gewinnen und deutschland später den sozialismus nicht mehr haben will - dann wird er halt abgewählt!"
meine meinung liegt eigentlich sonst nie in der mitte. wenn menschen in kriegen abgeschlachtet werden, sozialprojekte abgewürgt, oder kluge menschen mundtot gemacht werden, beziehe ich klar und leidenschaftlich stellung.
allerdings habe ich selbst gegen die DDR-bonzen gekämpft, ohne die DDR abschaffen zu wollen - das klingt schizophren, aber eine (wieder)vereinigung mit der BRD wollte ich nie, als ich 1988 gegen die funktionäre konspiriert habe.
es wurde 1990 eine chance vertan - einen dritten weg zu gehen. ich hätte auch ohne videorekorder, mercedes und marlboro weiter leben können. dafür mit presse- und redefreiheit und jungpionieren. wie sagte gregor gysi kürzlich im sommerinterview auf dem ZDF: "wenn wir (DIE LINKE) die wahl gewinnen und deutschland später den sozialismus nicht mehr haben will - dann wird er halt abgewählt!"
oh jaa, dutch, das hätten sich die alten Kämpen vom Zentralem Runden Tisch damals während der Modrow-Ära -besonders die vom Demokratischem Aufbruch, dem Neuem Forum, von Demokratie jetzt, die vereinigte Linke usw, nicht träumen lassen
das sie mal nur ein "Fliegendreck" der Geschichte sein werden, ein Trampolin für politische Wahlerfolge der CDU.
Durch eine undemokratische, administrative Weisung von Kohl, einmal Daumen hoch für die sofortige Währungsunion, wurden all die enthusiastischen Träume, Ideen, Vorstellungen, Wünsche von einem besseren demokratischem Deutschland im kaltem Winde kapitalistischer gewinnorientierter Interessen zerstreut.
Meine Enttäuschung hält bis heute noch ein wenig an.. *g*
--
hugo
das sie mal nur ein "Fliegendreck" der Geschichte sein werden, ein Trampolin für politische Wahlerfolge der CDU.
Durch eine undemokratische, administrative Weisung von Kohl, einmal Daumen hoch für die sofortige Währungsunion, wurden all die enthusiastischen Träume, Ideen, Vorstellungen, Wünsche von einem besseren demokratischem Deutschland im kaltem Winde kapitalistischer gewinnorientierter Interessen zerstreut.
Meine Enttäuschung hält bis heute noch ein wenig an.. *g*
--
hugo
Re: Einige Ergänzungen können ja nicht schaden ...
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Ich habe mal etwas in meinen Unterlagen gekramt und einen Beitrag vom 11.1.1990 eingescannt, erschienen im Mitteldeutschen Verlag Schriftenreihe mdv transparent "Wir sind das Volk" Teil3. Damit es nicht den Rahmen sprengt werde ich nur 2 Abschnitte hier einstellen.
Winfried Völlger
Essay D.
1. Quo vadis?
Die sanfte Revolution zieht unbeirrt ihre Bahn. Während die einen fürchten und die anderen hoffen, der wöchentliche Kanon der großen Demonstrationen würde nach und nach einschlafen, ändern sich lediglich die Akzente auf den Transparenten, finden sich aktuelle Variationen des Leit-motives: Wir sind das Volk! Und dieses Volk auf der Straße bleibt weiter zahlreich, gewaltig gewaltlos, diszipliniert im Ungehorsam. Zwar äußern sich nahezu alle, wohin sie den Prozeß gern steuern würden, die mit Altlasten beschwerten etablierten Parteien ebenso wie die unbeschwert, gleich Pilzen aus dem Boden sprießenden neuen. Wer in dieser Zeit Verantwortung demonstrieren will, befleißigt sich, vor den Gefahren am Wege zu warnen, vor dem rechten Rand die einen, die anderen vor dem linken, und ein paar sehen sogar, daß diese Ränder manchmal gefährlich dicht aneinander geraten, daß der Weg oftmals schmaler ist, als leichthin vermutet: eine Gratwanderung vom Oktober in den Mai, auch durch Kälte und Schnee und über sehr dünnes Eis. Doch unbeirrt und märchenhaft souverän geht dieser mehr als hundert Jahre geschmähte deutsche Mob seinen Weg, beispielhaft friedlich.
2. Die ökonomisch-ökologische Misere
Die Vielzahl unterschiedlicher Anschauungen, Entwürfe und Positionen Hunderttausender eint die gemeinsame Einsicht, daß die augenblickliche Situation katastrophal ist, ökonomisch und ökologisch. Dazu haben auch millionenfache Erfahrungen der letzten Wochen beigetragen: das Erlebnis Bundesrepublik. Es nützt nichts, die zutiefst Betroffenen zu beschwören oder gar zu agitieren, daß sie dort nur zu Besuch waren, begrüßt, bejubelt, beschenkt, bestaunt. Daß Alltag sich als anders erweisen würde, kann man behaupten — erfahren müßte es jeder einzelne wohl selbst, und das ist in dieser Größenordnung nicht praktikabel. Was bleibt, ist ein millionenfacher Traum, und der hat die Farben Schwarz-Rot-Gold. Selbst die SED-PDS hat inzwischen den vor zwanzig Jahren unterdrückten Becherschen Text der Nationalhymne aus der ideologischen Versenkung geholt, und mancher sehr junge und sehr Linke stutzt, wenn er feststeilen muß, daß es gar nicht die von ihm geschmähten Rechtskonservativen waren, die jene anrüchige und einigkeitstrunkene Sprech-Chor-Zeile erfunden haben: Deutschland, einig Vaterland!
Nun ja, Konservative haben wohl schon immer aus irgendwelchen alten Büchern abgeschrieben.
Die Lage ist katastrophal - zumindest weiß jeder, daß er, wenn er dies leugnet, sich lächerlich macht. Die Misere ist total, und mit der Auflösung von Stasi-Nasi wird nun auch die letzte bisher reibungslos funktionierende Institution auf Grund gesetzt.
ober Umwelt dürfte man in Halle kein Wort verlieren. Medizinstudenten erkennen eine hallesche Leiche am Schnitt durch die Lunge, die ist nicht lehrbuchmäßig rosa, sondern schwarz. Das Trink-Wasser verdient diesen Namen nicht, und die Oberflächengewässer taugen unaufbereitet kaum als Kühlwasser für die Industrie. Die Wörter Lärm und Müll sind lexikalische Einheiten, die in eine Stiiebene gehören, die dem Sachverhalt nicht gerecht wird: dort, vor der Wirklichkeit, bleibt man sprachlos. Nach seriösen Schätzungen braucht die Bewältigung der Umweltprobleme dieses Landes ein Investitionsvolumen von 200 Milliarden DM: Woher soll dieses Geld kommen? Aber die Frage kann längst nicht mehr heißen, ob wir un$ so teuren Umweltschutz leisten können, sondern, ob es noch zu verantworten ist, diese Investitionen zu unterlassen; dcfs Land wird sonst sehr bald unbewohnbar sein.
Kredite, mit denen solche Investitionen finanziert werden, müssen verzinst und getilgt werden aus den Erträgen einer Volkswirtschaft, die es in der DDR nicht gibt: umweltverträglich und leistungsfähig. Die hiesige Wirtschaft ist - bis auf punktuelle Ausnahmen - weder das eine noch das andere.
So wichtig die schnelle Dezentralisierung der eigentlichen Produktion und eine Umstrukturierung zugunsten vieler kleiner und mittelständischer Betriebe auch ist — wer Tausende kleiner und mittlerer Produktionsstätten unbesehen ins Land holt, setzt Milliarden in.den Sand, wenn nicht zuvor die drei Säulen saniert werden, auf denen jede moderne Industrie ruht: Transportwesen, Energiewirtschaft und Telekommunikation. Die Schienenwege dieses Landes sind so veraltet und verschlissen, daß D-Züge Dutzende von Kilometern fahrplanmäßig im Schrittempo absolvieren. Ein paar Sonderzüge nach der Öffnung der Grenzen blockierten den Gütertransport und führten die Volkswirtschaft bis an den Kollaps. Kein Wort über die Straßen und die sich darauf fortbewegenden Maschinen, und wenn die geduldigen braven Flüsse sich nicht täglich von selbst wieder mit Wasser füllen würden, wäre wohl die Schiffahrt längst zum Erliegen gekommen. Ohne effiziente Transportsysteme aber ist reibungslose Zulieferung nicht möglich und damit eine zügige, planvolle Produktion nicht zu erwarten. Hier sind gigantische Investitionen nötig. Ähnliches gilt für die Energiewirtschaft dieses Landes, das mit seinem Pro-Kopf-Verbrauch zur Weltspitze gehört: fast die Hälfte mehr Primärenergie als der bundesdeutsche Wohlstandsbürger verschwendet der Durchschnittsmensch in der DDR. Die bisherige primitive Erzeugung dieser Energiemenge stinkt zum Himmel. Hier sind völlig neue Technologien nötig, aber auch durchgreifende Maßnahmen zur Energieeinsparung, wie wirksame Isolierungen und intelligente Steuerungstechnik, Fortleitungs- und Verteilungssysteme, ganze Fernwärmenetze und riesige Gasleitungen.
Das Nervensystem einer modernen Volkswirtschaft aber ist die Telekommunikation. Wirtschaftlich gesehen ist es weniger die Verkabelung mit siebenundsechzig Fernsehprogrammen via Satellit, diese sogenannte Schlüssel-Technologie, sondern vor allem ein leistungsfähiger Daten-Fern-Verkehr, Telex, Telefax und schlichtweg ein funktionstüchtiges, solides Telefonnetz. Fünf Millionen Neuanschlüsse zum unlängst veröffentlichten Durchschnittspreis von 11 000 M würden ganze 55 Milliarden Mark kosten. Es scheint also durchaus realistisch, wenn neuere Schätzungen davon ausgehen, daß die DDR-Wirtschaft nur aus der Krise gelangen kann mit Investitionen, deren Gesamtvolumen zwischen 300 und 600 Milliarden DM liegt; die derzeitige Auslandsverschuldung von über zwanzig Milliarden Dollar wird - daran gemessen - zum Trinkgeld.
Aber nicht nur sehr viel Geld muß importiert werden, sondern auch Know-how, Material und Technik - und vorübergehend sogar teure Arbeitskräfte, nämlich Spezialisten, die mit all diesen Kostbarkeiten sorgsam und sinnvoll umzugehen wissen. Das ist der gigantische Preis für jahrzehntelang unterlassene Investitionen, für ein schamloses Zehren von der Substanz, für die mystifizierte Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik, für all die Konkretisierungen jener kriminellen Staatsphilosophie: Nach uns die Sintflut! Jetzt kommt dafür die Rechnung.
--
serra
Winfried Völlger
Essay D.
1. Quo vadis?
Die sanfte Revolution zieht unbeirrt ihre Bahn. Während die einen fürchten und die anderen hoffen, der wöchentliche Kanon der großen Demonstrationen würde nach und nach einschlafen, ändern sich lediglich die Akzente auf den Transparenten, finden sich aktuelle Variationen des Leit-motives: Wir sind das Volk! Und dieses Volk auf der Straße bleibt weiter zahlreich, gewaltig gewaltlos, diszipliniert im Ungehorsam. Zwar äußern sich nahezu alle, wohin sie den Prozeß gern steuern würden, die mit Altlasten beschwerten etablierten Parteien ebenso wie die unbeschwert, gleich Pilzen aus dem Boden sprießenden neuen. Wer in dieser Zeit Verantwortung demonstrieren will, befleißigt sich, vor den Gefahren am Wege zu warnen, vor dem rechten Rand die einen, die anderen vor dem linken, und ein paar sehen sogar, daß diese Ränder manchmal gefährlich dicht aneinander geraten, daß der Weg oftmals schmaler ist, als leichthin vermutet: eine Gratwanderung vom Oktober in den Mai, auch durch Kälte und Schnee und über sehr dünnes Eis. Doch unbeirrt und märchenhaft souverän geht dieser mehr als hundert Jahre geschmähte deutsche Mob seinen Weg, beispielhaft friedlich.
2. Die ökonomisch-ökologische Misere
Die Vielzahl unterschiedlicher Anschauungen, Entwürfe und Positionen Hunderttausender eint die gemeinsame Einsicht, daß die augenblickliche Situation katastrophal ist, ökonomisch und ökologisch. Dazu haben auch millionenfache Erfahrungen der letzten Wochen beigetragen: das Erlebnis Bundesrepublik. Es nützt nichts, die zutiefst Betroffenen zu beschwören oder gar zu agitieren, daß sie dort nur zu Besuch waren, begrüßt, bejubelt, beschenkt, bestaunt. Daß Alltag sich als anders erweisen würde, kann man behaupten — erfahren müßte es jeder einzelne wohl selbst, und das ist in dieser Größenordnung nicht praktikabel. Was bleibt, ist ein millionenfacher Traum, und der hat die Farben Schwarz-Rot-Gold. Selbst die SED-PDS hat inzwischen den vor zwanzig Jahren unterdrückten Becherschen Text der Nationalhymne aus der ideologischen Versenkung geholt, und mancher sehr junge und sehr Linke stutzt, wenn er feststeilen muß, daß es gar nicht die von ihm geschmähten Rechtskonservativen waren, die jene anrüchige und einigkeitstrunkene Sprech-Chor-Zeile erfunden haben: Deutschland, einig Vaterland!
Nun ja, Konservative haben wohl schon immer aus irgendwelchen alten Büchern abgeschrieben.
Die Lage ist katastrophal - zumindest weiß jeder, daß er, wenn er dies leugnet, sich lächerlich macht. Die Misere ist total, und mit der Auflösung von Stasi-Nasi wird nun auch die letzte bisher reibungslos funktionierende Institution auf Grund gesetzt.
ober Umwelt dürfte man in Halle kein Wort verlieren. Medizinstudenten erkennen eine hallesche Leiche am Schnitt durch die Lunge, die ist nicht lehrbuchmäßig rosa, sondern schwarz. Das Trink-Wasser verdient diesen Namen nicht, und die Oberflächengewässer taugen unaufbereitet kaum als Kühlwasser für die Industrie. Die Wörter Lärm und Müll sind lexikalische Einheiten, die in eine Stiiebene gehören, die dem Sachverhalt nicht gerecht wird: dort, vor der Wirklichkeit, bleibt man sprachlos. Nach seriösen Schätzungen braucht die Bewältigung der Umweltprobleme dieses Landes ein Investitionsvolumen von 200 Milliarden DM: Woher soll dieses Geld kommen? Aber die Frage kann längst nicht mehr heißen, ob wir un$ so teuren Umweltschutz leisten können, sondern, ob es noch zu verantworten ist, diese Investitionen zu unterlassen; dcfs Land wird sonst sehr bald unbewohnbar sein.
Kredite, mit denen solche Investitionen finanziert werden, müssen verzinst und getilgt werden aus den Erträgen einer Volkswirtschaft, die es in der DDR nicht gibt: umweltverträglich und leistungsfähig. Die hiesige Wirtschaft ist - bis auf punktuelle Ausnahmen - weder das eine noch das andere.
So wichtig die schnelle Dezentralisierung der eigentlichen Produktion und eine Umstrukturierung zugunsten vieler kleiner und mittelständischer Betriebe auch ist — wer Tausende kleiner und mittlerer Produktionsstätten unbesehen ins Land holt, setzt Milliarden in.den Sand, wenn nicht zuvor die drei Säulen saniert werden, auf denen jede moderne Industrie ruht: Transportwesen, Energiewirtschaft und Telekommunikation. Die Schienenwege dieses Landes sind so veraltet und verschlissen, daß D-Züge Dutzende von Kilometern fahrplanmäßig im Schrittempo absolvieren. Ein paar Sonderzüge nach der Öffnung der Grenzen blockierten den Gütertransport und führten die Volkswirtschaft bis an den Kollaps. Kein Wort über die Straßen und die sich darauf fortbewegenden Maschinen, und wenn die geduldigen braven Flüsse sich nicht täglich von selbst wieder mit Wasser füllen würden, wäre wohl die Schiffahrt längst zum Erliegen gekommen. Ohne effiziente Transportsysteme aber ist reibungslose Zulieferung nicht möglich und damit eine zügige, planvolle Produktion nicht zu erwarten. Hier sind gigantische Investitionen nötig. Ähnliches gilt für die Energiewirtschaft dieses Landes, das mit seinem Pro-Kopf-Verbrauch zur Weltspitze gehört: fast die Hälfte mehr Primärenergie als der bundesdeutsche Wohlstandsbürger verschwendet der Durchschnittsmensch in der DDR. Die bisherige primitive Erzeugung dieser Energiemenge stinkt zum Himmel. Hier sind völlig neue Technologien nötig, aber auch durchgreifende Maßnahmen zur Energieeinsparung, wie wirksame Isolierungen und intelligente Steuerungstechnik, Fortleitungs- und Verteilungssysteme, ganze Fernwärmenetze und riesige Gasleitungen.
Das Nervensystem einer modernen Volkswirtschaft aber ist die Telekommunikation. Wirtschaftlich gesehen ist es weniger die Verkabelung mit siebenundsechzig Fernsehprogrammen via Satellit, diese sogenannte Schlüssel-Technologie, sondern vor allem ein leistungsfähiger Daten-Fern-Verkehr, Telex, Telefax und schlichtweg ein funktionstüchtiges, solides Telefonnetz. Fünf Millionen Neuanschlüsse zum unlängst veröffentlichten Durchschnittspreis von 11 000 M würden ganze 55 Milliarden Mark kosten. Es scheint also durchaus realistisch, wenn neuere Schätzungen davon ausgehen, daß die DDR-Wirtschaft nur aus der Krise gelangen kann mit Investitionen, deren Gesamtvolumen zwischen 300 und 600 Milliarden DM liegt; die derzeitige Auslandsverschuldung von über zwanzig Milliarden Dollar wird - daran gemessen - zum Trinkgeld.
Aber nicht nur sehr viel Geld muß importiert werden, sondern auch Know-how, Material und Technik - und vorübergehend sogar teure Arbeitskräfte, nämlich Spezialisten, die mit all diesen Kostbarkeiten sorgsam und sinnvoll umzugehen wissen. Das ist der gigantische Preis für jahrzehntelang unterlassene Investitionen, für ein schamloses Zehren von der Substanz, für die mystifizierte Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik, für all die Konkretisierungen jener kriminellen Staatsphilosophie: Nach uns die Sintflut! Jetzt kommt dafür die Rechnung.
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serra
nicht uninteressant serra.
Da hat sich der Bildhauer und Regisseur Winfried Völlger (ich denke der ist es) ja ganz schön ins Zeug gelegt in dem für Ihn fremdem Milieu.
Aber damit ist absolut nicht geklärt ob die DDR heute tatsächlich ruiniert wäre, Insolvenz angemeldet und sich nie mehr erholt hätte, heute noch hinter Polen usw zurückgefallen sowie jeder Bürger anteilig mit über 20 Tausend € verschuldet wäre,, oder nicht..
Es ist eben eine philosophische Betrachtung mit allen künstlerischen Freiheiten, die -ebenso wie all die anderen angeblich bombensicheren Prophezeiungen von der durch nichts mehr aufzuhaltenden Totalpleite der DDR, die heutzutage immer noch gerne für alle möglichen und unmöglichen Beweise und Begründungen herhalten müssen.
Der Inhalt und Wahrheitsgehalt solcher leichtfertig und ohne große Überlegung rausposaunten oder nachgeplapperten Behauptungen, werden durch ständiges Wiederholen nicht besser.
Da gefallen mir Deine eigenen Erlebnisse und das daraus Gefolgerte schon weitaus besser, beruht es doch -neben subjektiven Empfindungen- auch auf echten Daten und Fakten.
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hugo
Da hat sich der Bildhauer und Regisseur Winfried Völlger (ich denke der ist es) ja ganz schön ins Zeug gelegt in dem für Ihn fremdem Milieu.
Aber damit ist absolut nicht geklärt ob die DDR heute tatsächlich ruiniert wäre, Insolvenz angemeldet und sich nie mehr erholt hätte, heute noch hinter Polen usw zurückgefallen sowie jeder Bürger anteilig mit über 20 Tausend € verschuldet wäre,, oder nicht..
Es ist eben eine philosophische Betrachtung mit allen künstlerischen Freiheiten, die -ebenso wie all die anderen angeblich bombensicheren Prophezeiungen von der durch nichts mehr aufzuhaltenden Totalpleite der DDR, die heutzutage immer noch gerne für alle möglichen und unmöglichen Beweise und Begründungen herhalten müssen.
Der Inhalt und Wahrheitsgehalt solcher leichtfertig und ohne große Überlegung rausposaunten oder nachgeplapperten Behauptungen, werden durch ständiges Wiederholen nicht besser.
Da gefallen mir Deine eigenen Erlebnisse und das daraus Gefolgerte schon weitaus besser, beruht es doch -neben subjektiven Empfindungen- auch auf echten Daten und Fakten.
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hugo