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Initiativen-Engagement-Vereine Stolpersteine, verlegt für Holocaust-Opfer

JuergenS
JuergenS
Mitglied

Stolpersteine, verlegt für Holocaust-Opfer
geschrieben von JuergenS
Liebe Mitglieder des ST:
In einigen bayerischen Städten wurde ich durch sog. Stolpersteine, die im Boden eingelassen waren, mit Messingplatte versehen, mit Hinweisen, dass an dieser Stelle Menschen in der Nazizeit herausgeholt wurden, meist mit tödlichem Ausgang.
Noch nie hat mich das Schicksal dieser Menschen so ergriffen als durch diese unmittelbaren Hinweise.
In meiner Heimatstadt München, so stellte ich über Google im Facebook fest, gibt es ein Verbot für solche Steine seit vielen Jahren, das von Beth Shalom, einer liberalen Gruppe von Juden bekämpft wird, gegen dem Willen der israelischen Kultusgemeinde in Bayern. München ist also, meiner Meinung nach leider, eine unrühmliche Ausnahme, es wird befürchtet, dass zugunsten von Gedenkplatten an Mauerwänden oder auch Stelen, das Verbot der Stolpersteine am 29. Juli vom Stadtrat erneut bestätigt wird.
Fast 100 000 Stimmen wurden, weltweit, inzwischen gesammelt, um Stolpersteine, wie in 1200 anderen Orten, auch in München zuzulassen.
Wer sich näher informieren will:

Stolpersteine für München

Die Petition soll noch ausgebaut werden

Ich finde, dass auch durch Stolpersteine eine angemessene Erinnerung an Vorgänge in unserer deutschen Vergangenheit einen Platz haben müssen.

Servus

Es gibt natürlich noch viel zu sagen zu dem Thema, wer will, auch ich kann ergänzen.
olga64
olga64
Mitglied

Re: Stolpersteine, verlegt für Holocaust-Opfer
geschrieben von olga64
als Antwort auf JuergenS vom 15.07.2015, 17:01:55
Heigl - ich verfolge dieses wichtige Thema seit langem und bin noch immer nicht in der Lage, mir eine eigene, persönliche Meinung zu bilden. Auch die Aussage der Contra-Initiatorin, Frau Knobloch (die ja als Kind von den Gräueltaten der Nazis selbst betroffen war) kann ich verstehen: mit diesen Stolpersteinen trampeln die heutigen Deutschen wieder auf den Juden rum. Ist auch ein Standpunkt, über den ich viel nachdenke, aber ohne Ergebnis, wie ich mich entscheiden soll. Olga
pippa
pippa
Mitglied

Re: Stolpersteine, verlegt für Holocaust-Opfer
geschrieben von pippa
als Antwort auf olga64 vom 15.07.2015, 17:09:29
mit diesen Stolpersteinen trampeln die heutigen Deutschen wieder auf den Juden rum. Ist auch ein Standpunkt, über den ich viel nachdenke, abe
geschrieben von olga

Ich auch, deshalb unterschrieb ich diese Petition auch bisher nicht.

Mir wäre es lieber, wenn die Gedenktafeln an den Hauswänden angebracht würden.

Pippa

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Drachenmutter
Drachenmutter
Mitglied

Re: Stolpersteine, verlegt für Holocaust-Opfer
geschrieben von Drachenmutter
als Antwort auf olga64 vom 15.07.2015, 17:09:29
Das empfinde ich ebenso. In unserer Stadt gibt es diese Stolpersteine. Anfangs fallen sie auf, weil sie golden glänzen. Mit der Zeit werden sie durch das Drüberweglaufen dunkel und fallen kaum noch auf.

Da ich genau weiß, wo in unserem Stadtteil diese Steine liegen, versuche ich nicht draufzutreten, weil ich auch immer denke, das ist nicht richtig, dass man nun auch noch auf diesen Namen herumtrampelt.

Ich fände es besser, entsprechende Gedenktafeln an den Hauswänden anzubringen und zwar auf Augenhöhe.

LG,
woelfin
kirk
kirk
Mitglied

Re: Stolpersteine, verlegt für Holocaust-Opfer
geschrieben von kirk
In meiner Heimatstadt, Limburg, gibt es ebenfalls diese Stolpersteine. Erst vor ein paar Wochen kamen ein paar neue hinzu.
Ich habe sehr oft gesehen, dass Eltern/Grosseltern mit ihren Kindern/Enkeln vor den Steinen standen und ihnen erklärt haben was es damit auf sich hat.
Ich kann also das Argument, jetzt trampeln die Deutschen wieder auf den Juden rum, nicht bestätigen. Aber möglicherweise sehen das Betroffene etwas anders.
Trotzdem halte ich die Steine für wichtig. Gerade in der Altstadt von Limburg, in der zum einen die meisten Steine sind und viele Touristen unterwegs sind, bleiben viele dort stehen.

Kirk
olga64
olga64
Mitglied

Re: Stolpersteine, verlegt für Holocaust-Opfer
geschrieben von olga64
als Antwort auf Drachenmutter vom 15.07.2015, 17:18:18
Das Anbringen an Hauswänden dürfte eine noch endlosere Story werden. Diese Häuser gehören ja jemanden aus dem privaten Bereich (was bei Strassen und WEgen nicht so ist). Und die würden dann evtl. jahrelang dagegen prozessieren.
Im Münchner Olympiapark sollte ein Denkmal für die Toten der 72er Olympischen Spiele endlich aufgestellt werden. Da beschwerten sich die Leute, dass ihnen damit die Aussicht auf irgendwas genommen würde. Es gibt sie ja die Wutbürger, die freudig erregt ein neues Thema aufgreifen, um wütend dagegen zu sein.... oft unter Ausschaltung des (gesunden) Menschenverstandes. Olga

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Drachenmutter
Drachenmutter
Mitglied

Re: Stolpersteine, verlegt für Holocaust-Opfer
geschrieben von Drachenmutter
als Antwort auf olga64 vom 15.07.2015, 17:25:10
Stimmt, das habe ich nicht bedacht, dass die Häuser ja nicht ohne Einwilligung der Eigentümer mit diesen Schildern versehen werden dürfen.

Dennoch, so meine ich, werden die Stolpersteine den Menschen, deren Name drauf steht nicht gerecht. Es ist halt wirklich so, das die meisten Menschen achtlos drüber weggehen. Vielleicht sähe das anders aus, wenn sie regelmäßig gesäubert würden und schon von weitem als Gedenksteine erkennbar blieben. Aber wer will das tun und vor allem, wer will das bezahlen? Das Interesse dürfte sich stark in Grenzen halten.

LG,
woelfin
olga64
olga64
Mitglied

Re: Stolpersteine, verlegt für Holocaust-Opfer
geschrieben von olga64
als Antwort auf Drachenmutter vom 15.07.2015, 17:41:50
Sehe ich auch so (leider) - und das Interesse wird noch geringer werden, wenn die Zeit fortschreitet.
Ich befürchte manchmal heute schon, dass jemand, der wirklich über so einen Stein stolpert und sich ernsthafte Verletzungen zuzieht, dann endlos auf Schadensersatz prozessiert.
Irgendwie möchte ich auch nicht, dass diese Stolpersteine, die in bester Absicht verlegt werden, irgendwie an den Walk of Fame in LA erinnern. Fände ich pietätloser als keine solchen Steine. Olga
Shenaya
Shenaya
Mitglied

Re: Stolpersteine, verlegt für Holocaust-Opfer
geschrieben von Shenaya
als Antwort auf JuergenS vom 15.07.2015, 17:01:55
Heigl, du weißt sicher, dass die Debatte um die Münchner "Stolpersteine" bereits seit 10 Jahren läuft und nach wie vor kein Konsens in Sicht ist. München hat gerade im kulturellen Bereich in den letzten Jahren sehr viel für die Gedenkkultur getan; nicht nur viele Gedenkstätten, auch -tafeln gibt es im Stadtraum, ich erinnere hier u.a. auch an das Projekt der Künstlerin Michaela Melián, "Schleifen über der Stadt", das audivisuell sowohl im Netz als auch an verschiedenen Gedenkstätten - wie z.B. im Jüdischen Museum - abrufbar war und wohl auch noch ist.

Wenn nun große Teile des Stadtrates nach wie vor die Stolpersteine - auch ohne die Mitwirkung des etwas in die Kritik geratenen Künstlers G. Denning - ablehnen, so ist das nicht zuletzt der unnachgiebigen Haltung der Charlotte K. zu verdanken. Wer je mit ihr zu tun hatte, weiß, wie schwierig es ist, ihr Gedenk-Kunst zu vermitteln!
Auch aus den eigenen Reihen bläst ihr seit geraumer Zeit ein schärferer Wind entgegen. Koordinierungsstelle und ein Beirat sollten geschaffen werden, um möglichen Konfliktfällen vorzubeugen - vergebens, wenngleich diese Form der Erinnerung für viele Angehörige der im Nat.Soz. ermordeten Juden eine große Bedeutung hätte.

Das Hin und Her während der letzten Jahre wurde und wird in weiten Kreisen als peinliche, weit über die Grenzen der Landeshauptstadt hinaus unverständliche Haltung empfunden. C.K.s Argumente greifen m.E. schon lange nicht mehr.

Shenaya
JuergenS
JuergenS
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Re: Stolpersteine, verlegt für Holocaust-Opfer
geschrieben von JuergenS
Also ich bin hin und weg von euren engagierten, sachlichen, einfühlsamen Reaktionen, zum Teil liegt ja ganz konkretes Wissen vor, das ich vor paar Wochen noch nicht hatte.

Jeder von euch hat eine eigenständige Meinung hat, was mich jubeln lässt, das Für und wider verbunden mit Argumenten, super:

Die Strategie der Stolpersteiner ist ja nicht, nur dieses Medium zuzulassen, sondern es auch! zuzulassen.

(Übrigens werden, meist von dem Künstler Demnig(Stolpersteine sind ein weltweit ausgebreitetes Gesamtkunstwerk, ich glaub 50 000 Steine sind verlegt) selbst verlegt, diese Steine so verlegt, dass sie nicht überstehen, daher kann man eigentlich nicht physisch, sondern nur mit den Augen reinstolpern)

Ich bin ja auch ein Sohn der schuldig gewordenen Generationen vor mir, habe Verantwortung bisher nur allgemein empfunden, aber die Begegnung mit Namen, konkreten, am Boden finde ich stark.

Trampeln oder Schänden werden nur die machen, die sich ärgern, da hilft kein Argument.

Servus

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