Forum Kommentare zu den Artikeln der Blogger Gruppenbeitraege "Eine frohe und besinnliche Adventszeit unseren "Rheingrüpplern""

Gruppenbeitraege "Eine frohe und besinnliche Adventszeit unseren "Rheingrüpplern""

chris
chris
Mitglied

Christian Morgenstern - Wenn es Winter wird
geschrieben von chris
Wenn es Winter wird

Der See hat eine Haut bekommen,
so dass man fast drauf gehen kann,
und kommt ein großer Fisch geschwommen,
so stößt er mit der Nase an.
Und nimmst du einen Kieselstein
und wirfst ihn drauf, so macht es klirr
und titscher - titscher - titscher - dirr . . .
Heißa, du lustiger Kieselstein!
Er zwitschert wie ein Vögelein
und tut als wie ein Schwälblein fliegen -
doch endlich bleibt mein Kieselstein
ganz weit, ganz weit auf dem See draußen liegen.
Da kommen die Fische haufenweis
und schaun durch das klare Fenster von Eis
und denken, der Stein wär etwas zum Essen;
doch sosehr sie die Nase ans Eis auch pressen,
das Eis ist zu dick, das Eis ist zu alt,
sie machen sich nur die Nasen kalt.
Aber bald, aber bald
werden wir selbst auf eignen Sohlen
hinausgehn können und den Stein wiederholen.

-Christian Morgenstern-



luchs35
luchs35
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Trotz sanften Temperaturen eine Wintergeschichte
geschrieben von luchs35
Der böse Winter

Mancher, der nicht gern die Stube und den Ofen hütet, zumal wenn kein Feuer darin ist, denkt noch an den langen Winter von 1812 auf 1813. Mancher aber denkt auch nimmer daran und weiß nichts mehr davon. Ist nicht der Boden und alles, was noch darin ist, eingefroren schon im frühen November und verschlossen geblieben, wie der Himmel zur Zeit Eliä, bis hinaus in den Februar?

Der Hausfreund aber erinnert sich jetzt wieder, was die Alten von dem Winter des Jahrs 1740 erzählt und geschrieben haben, und wie es aussah, nicht nur in Moskau oder Smolensko, nicht nur am Fluß Borysthenes oder an der Düna, nicht nur an der Weichsel, sondern auch am Rheinstrom und an dem Neckar.
Die Stuben waren nicht zur Wärme zu bringen. Während der Ofen glühte, gefror zu gleicher Zeit das Wasser an den Fenstern zu Eis, so dass jedes Stüblein, auch noch so klein, gleich der Erde eine heiße Weltgegend hatte und auch eine kalte, nur keine gemäßigte. Wenn man langsam Wasser von einem hohen Fenster herabgoss, es kam kein Wasser auf den Boden, sondern Eis. Nicht immer war es gleich. Aber in den kältesten Tagen, wenn einer aus dem warmen Zimmer gegen den Wind ging, er kam nicht tausend Schritte weit, so bekam er Beulen im Gesicht, und die Haut an den Händen sprang ihm auf. Die Erde war drei Ellen tief gefroren. Wollte der Totengräber einem sein Grab auf dem Kirchhof zurechtmachen, er musste zuerst einen Holzhaufen auf dem Platz anzünden und abbrennen lassen, damit er mit der Schaufel in die Erde kommen könnte. Das Wild erfror in dem Walde, die Vögel in der Luft, das arme Vieh in den Ställen.

In Schweden kamen 300 Menschen um das Leben, die doch dort daheim und der Kälte von Kindesbeinen an gewohnt und nicht auf dem Heimweg aus einem russischen Feldzug waren. In Ungarn aber erfroren achtzigtausend Ochsen.

Aber das kühne und mutwillige Menschengeschlecht weiß fast alle Schwierigkeiten und Anfechtungen zu besiegen, welche die Natur seinem Beginnen entgegenstellt. Es hat sich nicht zweimal sagen lassen: »Machet sie euch Untertan.« Denn die Küfer in Mainz verfertigten damals zum Andenken mitten auf dem Rhein ein Fass von sieben Fuder und zwei Ohm, trotz der Kälte. Aber die Heidelberger Bäcker meinten, das sei noch nicht das Höchste, was man tun könne. Denn der Pfälzer will alles noch ein wenig weiter bringen als andere Leute. Also setzten sie mitten auf dem Neckar, wo nach wenig Monaten wieder die Schiffe fuhren, einen Backofen auf, und es ist manches Laiblein Weißbrot und Schwarzbrot aus demselben gezogen und zum Wunder und Andenken gegessen worden.

(Johann Peter Hebel)


Das sind Winter, die wir nicht mehr kennen. Und in diesem Jahr will er wohl überhaupt nicht kommen, der weiße, kalte Gast. Trotzdem rücken wir in der vorweihnachtlichen Zeit zusammen und erzählen Geschichten, lesen Gedichte, summen leise die altbekannten Melodien mit. Advent ist in uns als Erinnerung an Zeiten ohne kommerzielle Hektik, an Kerzenschimmer und Duft nach Zimt, Anis und Plätzchen, die frisch aus dem Ofen kommen.

Luchs
omaria
omaria
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Schwarze Lockenköpfe
geschrieben von omaria
JA - luchs, stimmt - wir haben (eigentlich) regelmäßig Besuch aus GHANA und ständigen Kontakt...
Unsere Pfarrgemeinde hat eine Partnerschaft mit einer Pfarre in Tamale/Ghana, die sehr *fruchtbar* ist:
Gedankenaustausch; Gebete; Hilfe; Besuche; Briefe...
Ich selbst war 1998 dort!
Gerne möchte ich die Reise noch einmal machen,
scheue aber gesundheitliche Risiken.
Tamale liegt im Norden Ghanas und ist längst nicht so erschlossen wie der Süden!



omaria


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luchs35
luchs35
Mitglied

Passt, Omaria...
geschrieben von luchs35
...sogar sehr gut zum Advent. Diese vorweihnachtliche Zeit ist Erzählzeit.
Du hast Recht, ein gesundheitliches Risiko birgt so eine Reise nach Ghana sicher. Andererseits ist doch das ganze Leben lebensgefährlich Die ghanaesische Nachbarin erzählte mir auch mal, dass sie gesundheitliche Ängste hatten, als sie hier in der Schweiz den ersten Winter erlebten. Aber das stand natürlich in einem andern Verhältnis.

Luchs

chris
chris
Mitglied

Hölderlin - Winter
geschrieben von chris

Winter

Wenn sich das Laub auf Ebnen weit verloren,
So fällt das Weiß herunter auf die Thale,
Doch glänzend ist der Tag vom hohen Sonnenstrale,
Es glänzt das Fest den Städten aus den Thoren.

Es ist die Ruhe der Natur, des Feldes Schweigen.
Ist wie des Menschen Geistigkeit, und höher zeigen.
Die Unterschiede sich, daß sich zu hohem Bilde.
Sich zeiget die Natur, statt mit des Frühlings Milde.

Johann Christian Friedrich Hölderlin (1770-1843)
luchs35
luchs35
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Lied im Advent
geschrieben von luchs35


Lied im Advent
Immer ein Lichtlein mehr
im Kranz, den wir gewunden,
dass er leuchte uns so sehr
durch die dunklen Stunden.

Zwei und drei und dann vier!
Rund um den Kranz welch ein Schimmer,
und so leuchten auch wir,
und so leuchtet das Zimmer.

Und so leuchtet die Welt
langsam der Weihnacht entgegen.
Und der in Händen sie hält,
weiß um den Segen!
(Matthias Claudius)

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chris
chris
Mitglied

Joachim Ringelnatz - Vorfreude auf Weihanchten
geschrieben von chris
Joachim Ringelnatz

Vorfreude auf Weihnachten

Ein Kind - von einem Schiefertafelschwämmchen
Umhüpft - rennt froh durch mein Gemüt.
Bald ist es Weihnacht! - Wenn der Christbaum blüht,
Dann blüht er Flämmchen.
Und Flämmchen heizen. Und die Wärme stimmt
Uns mild. - Es werden Lieder, Düfte fächeln.
Wer nicht mehr Flämmchen hat,
wem nur noch Fünkchen glimmt,
Wird dann noch gütig lächeln.
Wenn wir im Traume eines ewigen Traumes
Alle unfeindlich sind - einmal im Jahr!
Uns alle Kinder fühlen eines Baumes.
Wie es sein soll, wie's allen einmal war.


chris
chris
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Ludwig Thoma - Christkindl-ahnung im Advent
geschrieben von chris
Ludwig Thoma

Christkindl-Ahnung im Advent

Erleben eigentlich Stadtkinder Weihnachtsfreuden? Erlebt man sie heute noch?
Ich will es allen wünschen, aber ich kann es nicht glauben, dass das Fest in der Stadt mit ihren Straßen und engen Gassen das sein kann, was es uns Kindern im Walde gewesen ist.
Der erste Schnee erregte schon liebliche Ahnungen, die bald verstärkt wurden, wenn es im Haus nach Pfeffernüssen, Makronen und Kaffeekuchen zu riechen begann, wenn am langen Tische der Herr Oberförster und seine Jäger mit den Marzipanmodeln ganz zahme, häusliche Dinge verrichteten, wenn an den langen Abenden sich das wohlige Gefühl der Zusammengehörigkeit auf dieser Insel, die Tag und Tag stiller wurde, verbreitete.
In der Stadt kam das Christkind nur einmal, aber in der Riss wurde es schon Wochen vorher im Walde gesehen, bald kam der, bald jener Jagdgehilfe mit der Meldung herein, dass er es auf der Jachenauer Seite oder hinter Ochsensitzer habe fliegen sehen.
In klaren Nächten musste man bloß vor die Türe gehen, dann hörte man vom Walde herüber ein feines Klingeln und sah in den Büschen ein Licht aufblitzen. Da röteten sich die Backen vor Aufregung, und die Augen blitzten vor freudiger Erwartung.
Je näher aber der Heilige Abend kam desto näher kam auch das Christkind ans Haus, ein Licht huschte an den Fenstern des Schlafzimmers vorüber, und es klang wie von leise gerüttelten Schlittenschellen.
Da setzten wir uns in den Betten auf und schauten sehnsüchtig ins Dunkel hinaus; die großen Kinder aber, die unten standen und auf eine Stange Lichter befestigt hatten, der Jagdgehilfe Bauer und sein Oberförster, freuten sich kaum weniger.
Es gab natürlich in den kleinen Verhältnissen kein Übermaß an Geschenken, aber was gegeben wurde, war mit aufmerksamer Beachtung eines Wunsches gewählt und erregte Freude. Als meine Mutter an einem Morgen nach der Bescherung ins Zimmer trat, wo der Christbaum stand, sah sie mich stolz mit meinem Säbel herumspazieren, aber ebenso frohbewegt schritt mein Vater im Hemde auf und ab und hatte den neuen Werderstutzen umgehängt, den ihm das Christkind gebracht hatte.
Wenn der Weg offen war, fuhren meine Eltern nach den Feiertagen auf kurze Zeit zu den Verwandten nach Ammergau. Ich mag an die fünf Jahre gewesen sein, als ich zum ersten Male mitkommen durfte, und wie der Schlitten die Höhe oberhalb Wallgau erreichte, von wo sich aus der Blick auf das Dorf öffnete, war ich außer mir vor Erstaunen über die vielen Häuser, die Dach an Dach nebeneinander standen. Für mich hatte es bis dahin bloß drei Häuser in der Welt gegeben.
Joachim Ringelnatz Vorfreude auf Weihnac
chris
chris
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Franz Graf von Pocci - Der Nussknacker
geschrieben von chris


Der Nussknacker

Franz Graf von Pocci

Zwei Knaben hatten im Walde Haselnüsse gepflückt, sassen unter den Stauden und wollten die Nüsse essen; aber keiner hatte sein Messerlein bei sich, und mit den Zähnen konnten sie sie nicht aufbeissen. Da jammerten sie sehr und sagten: "Ach, käme doch nur jemand, der uns unsere Nüsse aufknacken wollte!"

Kaum gesagt, so kam ein kleines Männlein durch den Wald einhergegangen. Aber wie sah das Männlein aus! Es hatte einen grossen, grossen Kopf, an dem ein langer, steifer Zopf bis an die Fersen herabhing, eine goldene Mütze, ein rotes Kleid und gelbe Höslein. Indem es nun so einhertrippelte, brummte es das Liedlein:

"Hansel heiss ich - heiss, heiss,
Nüsse beiss ich - beiss, beiss;
geh gern in den grünen Wald,
wann die Nuss vom Strauche fallt;
mach's dem lustigen Eichhorn nach,
knack und nag den ganzen Tag."

Die Knaben mussten sich schier zu Tode lachen über den kleinen drolligen Burschen, den sie für ein Waldzwerglein hielten. Sie riefen ihm zu: "Wenn du Nüsse beissen willst, so komme her und knacke uns diese auf, damit wir sie essen können!" Da brummte das Männlein in seinen langen weissen Bart:

"Hansel heiss ich,
Nüsse beiss ich;
hob ich aber mich beflissen,
euch ein Dutzend aufgebissen,
gebt mir zum Lohn
ein paar davon!"

"Ja, ja!" schrieen die Buben, "du kannst mitessen; knacke nur fleissig auf!" Das Männlein stellte sich zu ihnen hin - denn am Sitzen hinderte es sein steifer Zopf - und sprach:

"Hebet auf den langen Zopf, schiebt die Nuss in meinen Kröpf, drücket nieder, und sofort schnell ist jede Nuss durchbohrt."

Also taten sie und hörten mit Lachen nicht auf, wenn sie den Kleinen immer beim Schöpfe nehmen mussten und nach jedem tüchtigen Knack die Nuss aus dem Maule sprang.

Bald waren alle Nüsse aufgebissen, und das Männlein brummte:

"Heiss, heiss,
beiss, beiss,
will meinen Lohn
nun auch davon."

Der eine der Knaben wollte dem Männlein den versprochenen Lohn spenden; der andere aber, ein böser Bube, hinderte ihn daran, indem er sprach: "Warum willst du dem Bürschlein von unsern Nüssen geben? Wir wollen sie allein essen. Geh jetzt nur fort, Nussbeisser, und suche dir deine Nüsse selbst!"

Da ward das Nussbeisserlein gewaltig erzürnt und brummte:

"Gibst du mir keine Nuss,
so machst du mir Verdruss;
ich nehme dich beim Schopf
und beiss dir ab den Kopf."

Da lachte der böse Bube und sagte: "Du mir den Kopf abbeissen? Mache lieber, dass du fortkommst, sonst lasse ich dich mein Haselnussstaudengertlein fühlen!" Zugleich drohte er mit seinem Stöcklein. Der Nussknacker wurde ganz rot vor Zorn, hob sich mit beiden Händen den Zopf auf und schnappte wie ein Fisch im Wasser und knack! - der Kopf war weg.

Das ist die Geschichte von dem ersten Nussknacker. Habt wohl acht, Kinder, dass euch die Köpfe oder wenigstens die Fingerlein nicht abgebissen werden; denn wie ihr Urahnherr, so machen auch die Enkel und Urenkel des Nussknackergeschlechtes mit bösen Kindern nicht lange Federlesens.



luchs35
luchs35
Mitglied

Der Nussknacker darf nicht fehlen
geschrieben von luchs35

Das Feuer im Kamin knistert - Erzählstunde...

Nun weiß ich endlich, woher der Nussknacker stammt.
Zwei sehr schöne Geschichten, danke Chris, sie sind so richtig dafür geschrieben, dass man sie bei adventlichem Lichterkranz oder am heimeligen Kamin erzählt - am besten beides zusammen.

Was ich besonders liebe ist Tschaikowskys Ballett "Der Nussknacker" , wobei ich die Interpretation von Roland Petit als sehr gelungen betrachte. Mal sehen, ob ich diese "Mäuse" bei Youtube finde.

Luchs

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