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Gesundheit Phobien, die mir häufig zu schaffen machen.....aber was soll ich dagegen tun

heide †
heide †
Mitglied

Phobie, die mir häufig zu schaffen macht.....aber was soll ich dagegen tun
geschrieben von heide †
Vor einigen Tagen las ich in der Zeitung einen Artikel über Menschen die Angst haben, sich von einem Zahnarzt behandeln zu lassen.
So ein Quatsch, war mein erster Gedanke, warum ängstlich sein, wo doch heute (fast) alles unter örtlicher Betäubung behandelt wird. Und vorher der kleine Piks mit der Spritze ist ja nun auch nicht der Rede wert.
Für mich war somit das Thema “Angst beim Zahnarzt“ mit der letzten gelesenen Zeile des Berichtes erledigt.

Mit Bestürzung habe ich allerdings schon vor einigen Jahren feststellen müssen, dass mein Dasein leider auch für mich nicht völlig angstfrei einhergeht, sondern dass ich mich phasenweise mit Situationen konfrontiert sehe, die mich als durchaus willensstarke Person normalerweise nicht beängstigen dürften.

Schwerpunktmäßig “leide“ ich nämlich unter Ängsten, die man in Fachkreisen Klaustrophobie nennt.
Diese Art von Phobie verlangt von mir ständige Kontrolle, d.h. ich muss schon im Vorfeld abchecken, welche außerhäuslichen Aktivitäten mir gut tun werden oder auf welche eventuell eintretenden Ereignisse ich mich besonders zu wappnen habe.
Ich erinnere mich an eine mir wirklich peinliche Situation, die mir im vergangenen Jahr passierte. Anlässlich meines Geburtstages wurde ich von meinen Kindern unter anderem mit einer Karte für das Musical „Phantom der Oper“ beschenkt und hierfür im Theater extra ein „Ehrenplatz“ für die Mutter ausgesucht. Ich saß also in der sechsten Reihe, mittendrin, rechts von mir mein Lebenspartner, der linke Platz blieb erfreulicherweise frei. Voller Erwartung und Gelassenheit wartete ich auf den Beginn der Vorstellung bis zu dem Augenblick, als sich ein wohl beleibter Herr neben mich setze. Als hätte man mich in die Mangel genommen, fing mein Herz an zu rasen. Panikartig und voller Scham stand ich auf und verließ ich meinen Sitzplatz und zunächst auch den Saal. Irgendwie war mein Abendtäschchen mit zuviel Kram bestück, es brauchte seine Zeit, bis ich die für diesen Moment rettenden Notfalltropfen von Bachblüten für mich fand. Vier Tropfen auf die Zunge... und was sage ich Euch, schlagartig fühlte ich wieder befreit und konnte mich Dank der Hilfsbereitschaft der Platzanweiserin auf einen Stuhl am Ende der Reihe setzen und das wunderbare Musical mit verfolgen. Die Rescue-Tropfen, mein steter Begleiter, sind für mich allerdings nur dann einsetzbar wenn ich abzuschätzen weiß, wie lang die Zeit, in der ich mich vielleicht eingeengt fühlen werde, dauern wird. Kurzstreckenflüge – und dann möglichst am Notausgang sitzend - kann ich mit den Tropfen überbrücken, auf Langstrecken würde es jedoch schon wieder brenzlig, so dass ich grundsätzlich nur Business fliege. Ich könnte hier noch viele Umstände benennen, die ich nur mit größtem Unbehagen bewältigen kann, aber lebendig in einem Sarg gelegt zu werden, das wäre der sofortige Tod für mich. Ärzte sprechen von erlernten und nicht wie ich bislang glaubte, angeborenen Phobien. So sehr ich mich auch bemühe, einen Auslöser für diese Art von Phobie zu erkennen ..........nichts hilft mir weiter. Reine Kopfsache, werden die nicht Ängstlichen sagen, aber ich habe das Ding halt auf meinem Hals stecken.


Nachfolgendes will ich ‘mal als“ Situationsangst“ bezeichnen. Und diese Gefühle beschäftigen mich seit geraumer Zeit ganz massiv.
Vor vier Monaten verstarb mein Schwiegersohn durch einen Motorradunfall. Meine Tochter, die danach quasi rund um die Uhr abwechselnd von ihren Geschwistern und mir betreut wurde, sagte mir eines abends, es mögen so vier Wochen nach der Beerdigung gewesen sein, dass sie nur noch meinetwegen weiterleben wolle, denn ohne ihren geliebten Mann hätte das Leben für sie wenig Sinn. Welche Last sie mit diesem Ausspruch auf mich lud, dessen schien sie sich in diesem Moment bestimmt nicht bewusst gewesen zu sein. Der Trauer um meinen Schwiegersohn wich augenblicklich die Angst um meine Tochter. Von Stund an hing ich mehrmals täglich, obwohl sie schon längst wieder ihre Arbeit aufgenommen hatte und somit keineswegs alleine war, am Telefon. Die fadenscheinigsten Gründe ließ ich mir einfallen, nur um zu hören, wie es ihr ging. Ich merkte zwar, dass die ständigen Anrufe bekloppt von mir waren, aber die Angst um sie ließ mich immer wieder zum Hörer greifen. Seit circa 14 Tagen hat sich die Situation zwar etwas entschärft, dennoch muss ich wenigsten 1-mal täglich mir ihr sprechen, um anschließend wieder frei durchatmen zu können. Jeden Abend bitte ich meinen Herrgott, er möge das Kind wieder glücklich machen und mir die Angst um sie nehmen. Kurzfristig zog ich für mich sogar mal die Möglichkeit in Erwägung, einen Therapeuten aufzusuchen. Mittlerweile denke ich aber, mein Kind ist stärker mit sich selbst als ich je zu hoffen gewagt habe. Ich sollte mich vielleicht etwas zurücknehmen.



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heide
marianne
marianne
Mitglied

Re: Phobie, die mir häufig zu schaffen macht.....aber was soll ich dagegen tun
geschrieben von marianne
als Antwort auf heide † vom 30.11.2007, 21:56:05
Heide,
zu deinen Fragen will ich heute abend nichts mehr sagen- sicher ein anderes Mal.
Aber mir fällt bzw. fiel nachträglich auf:

In derselben Zeit, die seit diesem Schicksalsschlag vergangen ist, warst du häufiger hier im ST als zuvor...
aber das war wohl keine richtige Hilfe, nein?

Es grüßt dich Marieke,
die schon durch viele Tiefen ging (entschuldige die Hochpathetik!!)

Bis später, ehrlich, dh., wenn du magst.

angelottchen
angelottchen
Mitglied

Re: Phobie, die mir häufig zu schaffen macht.....aber was soll ich dagegen tun
geschrieben von angelottchen
als Antwort auf heide † vom 30.11.2007, 21:56:05
Hallo Heide - mit der Klaustrophobie bist Du nicht alleine - sie hat sich bei mir vor fast 20 Jahren manifestiert und seit dem war ich zB in keinem Kino mehr - auch Theaterbesuche und Konzerte gehen nur, wenn ich einen Aussenplatz an der Reihe habe und möglichst schnell an der Tür bin - Sportstadien, grosse Konzerte, Strassenkarneval - ein Horror! 2x bin ich aus einem Flugzeug wieder ausgestiegen, weil ich Panik bekam und heute vermeide ich es, wenn es irgendwie geht, mit Grossraumfliegern zu fliegen - lieber Maschinen mit max 36 Passagieren oder weniger .. da klappt es denn - auch wenn ich selber nicht fahre, sondern zB im Bus oder auf dem Beifahrersitz mitreise, dann werden Tunnel für mich eine Angstpartie ... im Sommer auf den Bustouren nach Italien habe ich mich dann immer nach hinten gedreht und meinen Gästen fulminante Geschichten erzählt ... bloss nicht aufhören zu reden ..

Aber auch das mit der Angst um Deine Tochter und das ständige telefonieren verstehe ich nur zu gut: Als ich noch keine 4 Jahre alt war (mein Vater hatte ein Verhältnis mit der damaligen Hauswirtschafterin des heimes, das er leitete) wollte mich an diese neue Frau "gewöhnen" und erklärte mir, das ich bald eine neue Mama bekäme (ich wollte natürlich keine und fragte wieso) - weil meine richtige Mama sehr krank sei und bald sterben würde .... diese Geschichte frass sich tief in mein Herz - von diesem Tag an dachte ich jeden Tag (wirklich JEDEN Tag) an den Tod meiner Mutter und hatte Angst, dass sie stirbt, wenn ich nicht da bin. Selbst Weihnachtsgeschenke oder Geburtstagsgeschenke für sie kaufte ich stets erst 1 oder 2 Tage vor dem jew. Ereignis und bibberte, ob sie denn an dem Tag noch leben würde - schliesslich haben Kinder ein komisches Verhältnis zu Geschenken -
Nur mein Opa, bei dem ich danach dann einige Jahre im Ausland lebte, schaffte es, mir diese Sorgen zu nehmen und berichtete mir jeden Tag, er habe, als ich noch schlief, mit der Mutter gesprochen, alles sei gut...(was natürlich nicht stimmte, aber ihm glaubte ich alles). Als ich dann in D wieder zur Schule ging, lief ich in der grossen Pause manchmal heim - nur um zu sehen, ob alles ok ist ... und als ich später viele Jahre im Ausland war, habe ich Unsummen vertelefoniert - nur um sie mindestens 1-2x pro Woche kurz zu hören und zu wissen: alles ist gut ...
Später erkrankte sie dann an Diabetis und erblindete und es war keine Frage für mich, fürsie da zu sein - und sie starb auch inmeinen Armen - ich wusste, das sie stirbt und trotzdem geriet ich in Panik, beatmete sie, rief den Notarzt über Funk - beatmete weiter ... ratterte dem Notarzt all ihre Laborwerte herunter, die ich immer im Kopf hatte und nach 30 Min war dann alles vorbei ... als alle gegangen waren und ich da bei ihr sass auf ihrem Bett, musste ich mit einem Male erleichtert lächeln und sagte...Mama, jetzt brauche ich nie wieder Angst um Dich zu haben ... das ist jetzt fast 15 Jahre her, jeden Tag denke ich an meine Mutter aber ich habe nie wieder an den Tod gedacht - wenngleich inzwischen viele Leute aus der Familie um mich herum weggestorben sind - es hat mich alles nicht wirklich beeindruckt.

Was Du dagegen wirklich tun kannst? Würde es mir heute so heftig noch einmal passieren, so ohne die Widerstandskraft, die ich früher hatte - ich würde mir professionelle Hilfe nehmen ... bei Gelenkschmerzen machst Du das doch auch ... zögere nicht...das ist ganz lieb gemeint
--
angelottchen

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peter25
peter25
Mitglied

Re: Phobie, die mir häufig zu schaffen macht.....aber was soll ich dagegen tun
geschrieben von peter25
als Antwort auf heide † vom 30.11.2007, 21:56:05
Hallo heide,
zu deinem Beitrag "Phobie":
was du geschrieben hast kann ich sehr gut nachvollziehen.Das Problem mit der Platzangst (Theater/Flugzeug) hab ich auch öfters.
Warum tritt das auf? :weil man sich vorher schon den Kopf macht(Gedanken) ,was könnte passieren,wenn was Eintritt.
Das beste Beispiel ist das mit dem "Sarg".
--ich glaube ,wenn du daran denkst das du in einem engen Käfig eingeschlossen wirst, dann bekommst Du schon einen Schweißausbruch mit Luftnot----.
Die Auslöser solcher Phobien könnten evtl.Kindheitserlebnisse gewesen sein?Denk mal nach.
Jedenfalls hab ich sie für mich ausfindig gemacht.

::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::::
zu deinem Beitrag "Situationsangst"

Heide, ich glaube die Situation die Du geschildert hast,ist ein ganz normaler Ablauf.
Tochter verliert ihren Mann, dann tritt erstmals eine Lebensleere für die Tochter ein.
Ich glaube diese Situation tritt bei jedem ein der einen Partner verliert.Ich habe das erlebt bei meiner Mutter und Schwiegermutter. Das ist dann auch normal wenn man dann öfters anruft um wieder langsam die "Lebensleere"mit Lebenshoffnungen wieder zu füllen.
Es war doch richtig von dir öfters anzurufen. Und wie Du ja selber schreibst hat sich das doch schon reduziert.
Es wird aber noch einige Zeit dauern bis sich Deine Angst gelegt hat und das ist auch normal für eine Mutter....

Peter
heide †
heide †
Mitglied

Re: Phobie, die mir häufig zu schaffen macht.....aber was soll ich dagegen tun
geschrieben von heide †
als Antwort auf heide † vom 30.11.2007, 21:56:05
Die Trauer um meinen Schwiegersohn wich augenblicklich der Angst um meine Tochter........ (kl. Dreher)
--
heide
eleonore
eleonore
Mitglied

Re: Phobie, die mir häufig zu schaffen macht.....aber was soll ich dagegen tun
geschrieben von eleonore
als Antwort auf heide † vom 30.11.2007, 21:56:05
@heide,

ich schliesse mich angelottchen an, was die in anspruchnahme professionelle hilfe angeht.

jede von uns hat irgendwelche ängste oder phobien, und kann damit mehr oder weniger gut oder schlecht umgehen.

--
eleonore

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eko
eko
Mitglied

Re: Phobie, die mir häufig zu schaffen macht.....aber was soll ich dagegen tun
geschrieben von eko
als Antwort auf eleonore vom 01.12.2007, 09:17:39
Um ehrlich zu sein:

Ich kann beim besten Willen diese Ängste und Phobien nicht nachvollziehen. Zwar wurde mir Wenigflieger ( bin erst vier Mal in meinem Leben in einem Fugzeug gesessen) anfänglich auch mulmig, wenn ich daran dachte oder beim Hinausschauen aus dem kleinen Guckloch sah, wie hoch wir über der Erde schwebten, aber dann sagte ich mir, dass es ja nicht unbedingt das Flugzeug treffen muss, in dem ich gerade sitze. Und inzwischen hat sich das mulmige Gefühl bei mir auch gelegt.

Wenn ich allerdings solche Phobien hätte wie von heide beschrieben, dann hätte ich auch keine Hemmungen, mich professioneller Hilfe anzuvertrauen. Ich bin sicher, dass, wenn man solche Ängste loswerden möchte, dies dann auch möglich ist. Mich einfach "meinem Schicksal zu ergeben", das würde ich bestimmt nicht tun.
--
eko
carlotta
carlotta
Mitglied

Re: Phobie, die mir häufig zu schaffen macht.....aber was soll ich dagegen tun
geschrieben von carlotta
als Antwort auf heide † vom 30.11.2007, 21:56:05
ich selbst leide zwar nicht an klaustrophobie,
aber an höhenangst. ich würde niemals freiwillig z.b.
in einen panoramalift steigen.
deine sorge um deine tochter
kann ich gut verstehen. ich mache mir um meine auch ständig sorgen,
obwohl es eigentlich gar nicht notwendig wäre. so haben wir halt alle
unsere sorgen und nöte.
--
carlotta
Mitglied_dd88ebb
Mitglied_dd88ebb
Mitglied

Re: Phobie, die mir häufig zu schaffen macht.....aber was soll ich dagegen tun
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf eko vom 01.12.2007, 15:45:40
Hallo eko, schön, daß Du soetwas nicht kennst. Sei glücklich!!!!! Aber auch professionelle Hilfe hat mir nicht viel gebracht, außer, daß ich voll Medikamente gestopft werde. Ich kann es Heide nachfühlen. Ich konnte 2O Jahre nicht die Stadt verlassen. So wie ich doch mal rauskam trat Panik auf und ich mußte sofort wissen, wo der nächste Arzt ist. Auswärts schlafen war nur mit brechen, Durchfall usw. verbunden. An Urlaubsreisen mit dem Flugzeug gar nicht zu denken, die erste Reise nach Mallorca endete gleich auf dem Flughafen. Erst im vorigen Jahr habe ich es mit Enkelkindern und Sohn geschafft dort auch anzukommen. Allerdings nur mit Tabletten.Straßenbahn- und Busfahren ist ein Alptraum, kann lediglich selbst Autofahren, da fühle ich mich sicher. Ich weiß, daß es für viele unverständlich ist - für mich selbst auch - aber diese Panikatacken lassen sich von mir nur schwer beeinflussen.
Mich wühlen diese Berichte sehr auf, trösten mich aber ein wenig, daß es auch anderen Menschen so geht. Durch Einstellung auf Dauermedikamente ist es mir jetzt auch möglich, ein etwas leichteres Leben zu führen.
--
monika
carlotta
carlotta
Mitglied

Re: Phobie, die mir häufig zu schaffen macht.....aber was soll ich dagegen tun
geschrieben von carlotta
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 01.12.2007, 17:10:47
hallo monika! ich habe deinen bericht mit beklommenheit gelesen. du musst in deiner lebensqualität sehr eingeschränkt gewesen sein. ich freue mich, dass es dir jetzt besser geht.
--
carlotta

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