Gesundheit Meditation

Re: Meditation
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Gerdd vom 09.01.2015, 20:30:42
Unterschiedliche Zeitwahrnehmung ist etwas ganz Alltägliches und man sollte da keine geheimnisvollen Dinge hineininterpretieren. Um den Unterschied zu erleben reicht es schon, eine langweilige Situation mit einem spannenden Film zu vergleichen.

det
Gerdd
Gerdd
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Re: Meditation
geschrieben von Gerdd
als Antwort auf mane vom 10.01.2015, 09:57:26
wenn Du z.B. abends meditierst, kann es sein, dass Du bereits schläfrig bist und darum nur noch ein eigeschränktes Zeitempfinden hast.
geschrieben von mane

Das würde bedeuten, daß ich meine Meditationszeit als etwas länger empfinde.
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Ich habe mich etwas schlauer gemacht:

Wir haben ein Zeitempfinden, weil wir ein Gedächtnis haben.

Kleine Zeitpakete bündelt das Hirn zu einem Drei-Sekunden-Intervall, das die Menschen als Gegenwart , als "Hier und Jetzt" empfinden, haben der Hirnforscher Ernst Pöppel und auch andere Hirnforscher entschlüsselt.

Man kann das nachempfinden mit z.B. folgender Zeichenfigur. Auch hier wechselt das Gehirn die Sichtweise im Takt von etwa drei Sekunden.


Mal soweit...
hzl Gerdd
mane
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Mitglied

Re: Meditation
geschrieben von mane
als Antwort auf Gerdd vom 10.01.2015, 17:21:41
Hallo Gerd,

ich habe die Zeichnung angeschaut und gemerkt, dass es stimmt, wie Du es beschrieben hast. Nach etwa 3 Sekunden nahm ich die Figur etwas anders wahr.

"Eingeschränktes Zeitempfinden" beschreibt es nicht ganz, wie ich es meinte. Meiner Meinung nach, bekommt das Zeitempfinden eine andere Qualität, wenn ich meditiere und noch eine andere, wenn ich kurz vor dem Einschlafen bin. So wie ich es oben beschrieben habe. Ich kann mich aber auch täuschen. Siehe auch den Artikel über den Zeitforscher Dr. Marc Wittmann. Zeitwahrnehmung

"Wir können subjektive Zeit auch steuern. Zum Beispiel in der Meditation. Wenn wir ganz auf uns und unsere Körperlichkeit achten, vergeht die Zeit sehr langsam," sagt Psychologe Wittmann.

Sich nicht ablenken lassen. Ganz bei sich sein. Meditation bewirkt subjektiv wahrgenommen eine Dehnung der Zeit. Anfangs kann diese ungewohnte Verlangsamung der Zeit sogar als unangenehm empfunden werden. Ähnlich wie in einem Wartezimmer beim Arzt oder beim Warten auf ein Verkehrsmittel. Und tatsächlich haben diese beiden Formen der Zeitwahrnehmung einiges gemeinsam: "Insbesondere beim Warten wird uns Zeit ganz lang. Wir achten plötzlich auf uns selbst und sind nicht abgelenkt. Und auf einmal wird die Zeit ganz lang."


Demnach können wir unser Zeitgefühl durch Achtsamkeit beeinflussen und dadurch vielleicht (gefühlt) an Lebenszeit gewinnen.

LG Mane

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Gerdd
Gerdd
Mitglied

Re: Meditation
geschrieben von Gerdd
als Antwort auf mane vom 10.01.2015, 22:18:00
Lbe Mane,

ich schau mir gleich Deinen Link zu Marc Wittman an und gehe "später" auf weitere Bemerkungen von Dir ein.

Will erst mitteilen, was ich gerade außerhalb von ST über unser allgemeines Zeitempfinden (außerhalb der Meditation) gelesen habe.

hzl Gerdd

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Ich habe zu unserem Zeitempfinden weiter bei Hirnforschern nachgelesen und beziehe mich dabei hauptsächlich auf die Sonderausgabe GEOkompakt "Das Rätsel Zeit":

Die Zeit wird vom Gehirn nicht kontinuierlich, sondern in kleinen Paketen von 20 bis 40 Millisekunden Länge wahrgenommen, die wie Perlen auf einer Kette aneinandergereiht werden, um so die Drei-Sekunden-Gegenwart zu erzeugen - so steht es in einem GEO-Artikel.

Der New Yorker Hirnforscher Oliver Sacks fragt sich auch, ob unsere visuelle Wahrnehmung nicht mit einem Film zu vergleichen ist und quasi aus kurzen Momentaufnahmen besteht, die dann vom Bewußtsein miteinander verschmolzen werden. Andere Hirnforsccher sehen das genauso.

Nun ist es aber so, daß unser Gehirn auch Reize unterscheiden kann, die kürzer sind als ein solcher Augenblick von durchschnittlich 30 Millisekunden. Zwei Töne lassen sich noch im Abbstand von zwei bis fünf Millisekunden differenzieren; allerdings können wir in einem solchen Fall nur angeben, daß wir in diesem Intervall zwei Töne wahrgenommen haben, nicht aber welcher zuerst erklang.

Für eine zeitliche Wahrnehmung gilt: Erst wenn die Zeitpakete 30 Millisekunden auseinanderliegen, also in mindestens zwei Zeitpakten fallen, kann eine Reihenfolge gebildet werden und das Gefühl von Dauer entstehen, also das Erleben von Zeit möglich werden.

Der Fluss der Zeit ist also nichts als eine Illusion des Gehirns, in Wahrheit aber eine Aneinanderreihung von "Zeitquanten", die den Eindruck eines kontinuierlichen Geschehens vorgaukelt.

Soweit diesmal...
hzl Gerdd
Gerdd
Gerdd
Mitglied

Re: Meditation
geschrieben von Gerdd
als Antwort auf mane vom 10.01.2015, 22:18:00
Demnach können wir unser Zeitgefühl durch Achtsamkeit beeinflussen und dadurch vielleicht (gefühlt) an Lebenszeit gewinnen.
geschrieben von mane


Ich habe mir Deinen Link aufgerufen und durchgelesen. Ich denke, da steht das drin, was ich unabhängig davon zuvor woanders von Hirnforschern gelesen und hier geschrieben hatte.

Ich war erst mal interessiert, wie wir unsere Zeit außerhalb der Meditation empfinden, jetzt aber zur Meditation.

Ich stimme Dir zu, daß wir durch Achtsamkeit unsere Zeit beeinflussen können, soweit ich das theoretisch nachgelesen habe.
Beim Meditieren soll auch u.a. vermehrt Dopamin ausgeschüttet werden und das soll einiges bewirken...
Allerdings gilt es vielleicht noch was zu beachten (lese bitte bei Gunaratana S.159 nach):

Bei der Vipassana-Meditation kommt es auf Achtsamkeit PLUS Konzentration an. Idealerweise arbeiten diese beiden wie ein Team zusammen. Aber bitte lese selbst nach.

Mir scheint das wichtig zu sein, gerade für unterschiedliche Zeitempfindungen. Und besonders wichtig für meine Frage, warum ich nach meiner 15 Min. geführten Meditation meine Meditationszeit so kurz empfinde - vielleicht habe ich das "Brennglas" Konzentration zu sehr betont und die (Hauptsache) Achtsamkeit nicht stark genug aufkommen oder wirken lassen?

ALLES GUTE, bis dann!
hzl Gerdd
mane
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Mitglied

Re: Meditation
geschrieben von mane
Achtsamkeit in der Aktion dagegen ist der Versuch, die Gedanken ausschließlich bei dem zu haben, was man tut. Die Gehmeditation ist dafür gut geeignet.
geschrieben von Det


Hallo Det,

ich versuche im Moment eher meinen Alltag achtsam zu gestalten, als dass ich mich regelmäßig zur Meditation hinsetze. Bei der Sitzmeditation komme ich kaum zur Ruhe, einem Gedanken folgt der nächste, was mich etwas frustriert. Für mich ist es z.Z. leichter, meine Aktivitäten bewusst auszuführen, als ruhig an einem Ort zu meditieren. Möglicherweise liegt das zum Teil auch daran, dass ich in unserem Haushalt diesen stillen Ort nicht finde und mich schnell von Geräuschen ablenken lasse.

LG Mane

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mane
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Mitglied

Re: Meditation
geschrieben von mane
als Antwort auf Gerdd vom 11.01.2015, 00:11:42
Hallo Gerd,

danke für Deine weiterne Informationen über die Zeitwahrnehmung.


Allerdings gilt es vielleicht noch was zu beachten (lese bitte bei Gunaratana S.159 nach):

Bei der Vipassana-Meditation kommt es auf Achtsamkeit PLUS Konzentration an. Idealerweise arbeiten diese beiden wie ein Team zusammen. Aber bitte lese selbst nach.

Mir scheint das wichtig zu sein, gerade für unterschiedliche Zeitempfindungen. Und besonders wichtig für meine Frage, warum ich nach meiner 15 Min. geführten Meditation meine Meditationszeit so kurz empfinde - vielleicht habe ich das "Brennglas" Konzentration zu sehr betont und die (Hauptsache) Achtsamkeit nicht stark genug aufkommen oder wirken lassen?

ALLES GUTE, bis dann!
hzl Gerdd


Möglicherweise hast Du recht, dass das fehlende Gleichgewicht zwischen Konzentration und Aufmerksamkeit dazu führt, dass Du Deine Meditationszeit als kurz empfindest.

Während bei Dir die rechte Aufmerksamkeit vielleicht noch fehlt, ist es bei mir wahrscheinlich umgekehrt. Mein hauptsächliches Augenmerk liegt auf der Aufmerksamkeit, während mein Konzentrationsvermögen nicht ausreicht, um beim Atem zu bleiben und die Gedanken nur zu betrachten und vorbei ziehen zu lassen.
Mein "Affen-Geist" ist unglaublich aktiv - ich hätte nie gedacht, dass meine Gedanken so vielfältig sind und kaum zur Ruhe kommen.

Ich denke, wir dürfen nicht ungeduldig sein und sollten uns die Zeit geben, die wir brauchen. Gunaratana schreibt: "Die meisten Fehler auf diesem Gebiet des Gleichgewichts werden sich mit der Zeit von selbst korrigieren." Warten wir es ab!

Auch Dir alles Gute,
Mane
Re: Meditation
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf mane vom 11.01.2015, 11:22:11
Das Zitat von Gunaratana ist insofern wichtig, als man als Anfänger leicht in Gefahr gerät, zuviel zu analysieren. Sicher ist es wichtig, zu betrachten, was während der Meditation geschieht, doch muß das Grenzen haben. Eine Analyse der Form: "bei mir ist dies zuviel und das zuwenig und dann läuft auch noch die Zeit seltsam" führt mit Sicherheit dahin, daß man zuviel hineindeutet und zuwenig geschehen läßt. Mit so einer verkopften Einstellung ist es schwer bis unmöglich, wirklich loszulassen. Aber es kommt darauf an, loszulassen und das Geschehen mit Abstand zu betrachten, statt es unter ein Mikroskop zu legen. Das Mikroskop führt nämlich dazu, daß man sich wieder mit dem Geschehen und Erleben identifiziert, statt es als Phänomen anzusehen, das sich ereignet. Die ganze Diskussion um die Zeit läßt das Ziel der Meditation völlig außer Acht. Kommt dann noch Beratungsresistenz dazu in der Form, daß man unbedingt alles wissenschaftlich erklären muß, dann gebe ich dem Betreffenden keine Chance.

Gunaratana habe ich hauptsächlich wegen der guten Praxistipps empfohlen, wegen seiner Ratschläge "was mach ich wenn ...". Den theoretischen Hintergrund würde ich eher bei der Sekundärliteratur zur "Lehrrede von der Achtsamkeit" suchen.

det
mane
mane
Mitglied

Re: Meditation
geschrieben von mane
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 11.01.2015, 13:57:46
Hallo Det,

Du weißt ja auch schon fast alles, über das, was für uns noch relativ neu ist. Wie war es denn, als Du vor über 20 Jahren mit der Meditation angefangen hast - hast Du Dich da nicht vorher informiert?

Wenn wir hier über unsere unterschiedlichen Erfahrungen schreiben, liegt es für mich nahe, zu überlegen, warum das so ist. Dieser Thread ist dafür da, uns darüber auszutauschen und Tipps zu geben und zu empfangen. Das kann auch über Links zu dem Thema sein, da wir, wie geschrieben, noch blutige Anfänger in der Vipassana-Meditation sind.

Es ist jedoch richtig, dass wir dabei nicht übertreiben und das Wesentliche aus den Augen verlieren.

Wenn Du außerdem, ab und zu Deinen "Senf" dazu gibst, wenn wir zuviel deuten und analysieren und uns an Deinem Erfahrungsschatz teilhaben lässt, dann haben wir, die "Betreffenden" auch eine Chance. Da bin ich mir sicher. Ich würde mich freuen.

Gruß Mane
Re: Meditation
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf mane vom 11.01.2015, 16:13:28
Hallo mane,

ich kann es schon teilweise verstehen, daß man verstehen möchte, was bei der Meditation passiert. Wenn Du dich aber an das Ziel der Meditation erinnerst, dann ist es nicht, irgendeinen Zeitablauf zu beobachten und zu analysieren und noch viel weniger, wissenschaftliche Erklärungen oder eigene Deutungen zu verbreiten. Das gilt gleichermaßen auch für die anderen Phänomene, die während der M. auftreten. Das Ziel ist erst einmal ganz simpel: beobachte die Phänomene und mache dir klar, wie unabhängig von deinem Willen sie auftreten. Diese Erkenntnis zu verinnerlichen ist der erste Schritt dazu, sein Ego in der M. loszulassen. All die überflüssigen Erklärungsversuche sind für die M. genauso wichtig wie das Wetter im südlichen Kongo. Es sind überflüssige Informationen, die nur vom Ziel ablenken und wieder dazu führen, daß man sich mit den Phänomenen identifiziert, statt sie als unabhängig zu betrachten, als etwas, was sich einfach ereignet. Das einfachste Beispiel dafür habe ich schon einmal erwähnt. Einen Juckreiz während der Meditation nicht als "mir juckt die Nase" zu sehen, sondern als "da ist ein Juckreiz". In der Anfangsphase der Meditation reicht es schon, diese Sicht aller Phänomene zu üben, das ist schwer genug.

Es ist nicht das erste Mal, daß ich darauf hinweise und das wird irgendwann langweilig. Warum sollte ich immer wieder das gleiche wiederholen oder bei selbstgeschriebenen Pamphleten über Hirnforschung die vielen Fehler korrigieren? Ich habe deutlich genug darauf hingewiesen, daß sinnvolles Lernen voraussetzt, Fragen zu stellen, statt sich irgendwelche Erklärungen auszudenken, die zwar eindrucksvoll klingen, aber meilenweit an der Sache vorbei gehen.

Du hast Recht, ich habe auch einmal bei Null begonnen. Doch ich habe als erstes gelernt, erfahrenen Meditierenden zuzuhören. So habe ich dann auch gelernt, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden. Pseudowissenschaftliche Erklärungen für alltägliche Phänomene sind keine Methode des Lernens und auch kein Zeichen dafür, daß jemand lernen möchte. Ich habe geschrieben, daß das Bewußtsein noch eine Menge Tricks auf Lager hat, um die Kontrolle nicht zu verlieren. All diese verkopften Erklärungen über Zeit und Hirnforschung sind der Beweis dafür, wie jemand auf diese Tricks hereinfällt. Darum auch mein Urteil, daß ich jemandem, der nicht den Erfahrungen eines geübten Meditierenden zuhören will, keine Chance einräume. Das ist keine Bosheit von mir, sondern Erfahrung aus vielen Gesprächen.

det, der sich hiermit empfiehlt

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