Gesundheit Leiden oder Erlösung durch Tod
Leiden oder Erlösung durch Tod
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Lange hab ich überlegt, wie ich die Überschrift nennen soll und ich weiß auch nicht, ob ich in der richtigen Rubrik bin.
Ich habe mir einmal Gedanken gemacht, bedingt durch den kürzlichen Tod meiner Schwiegermutter.
Sie war lange bettlägerig und ein Pflegefall. Durch Diabetes bedingt wurden ihre Beine abgenommen, mehrere Schlaganfälle trübten ihr Bewusstsein.
Sie konnte sich nicht mehr ausdrücken und es war nicht mehr zu merken, ob sie die Umgebung noch wahrnahm.
Ich drücke mich vorsichtig aus, denn man weiß es ja nicht genau.
Bedingt durch das lange Liegen war ihr Rücken offen.
Als ich sie das letzte Mal sah, war sie nur noch ein wimmerndes Etwas.
Nun meine Gedanken:
Jedem Haustier erspart man dieses furchtbare Sterben, es wird erleichtert. Aber ein Mensch muss unter so unwürdigen Bedingungen und wahrscheinlich auch großen Schmerzen von dieser Welt gehen.
Und an irgendwelche Vollmachten haben ja die Eltern meiner Generation überhaupt nicht gedacht und als es soweit war, ging es nicht mehr.
Aber als ich meine Schwiegermutter so liegen sah, war ich geneigt, den Schalter umzulegen. Wie kann man einen Menschen so leiden lassen?
Kann sein, das ich alles falsch sehe, aber das geht mir seit dem Tod durch den Kopf.
Wie ist eure Meinung dazu?
Gruß
Ekki
Ich habe mir einmal Gedanken gemacht, bedingt durch den kürzlichen Tod meiner Schwiegermutter.
Sie war lange bettlägerig und ein Pflegefall. Durch Diabetes bedingt wurden ihre Beine abgenommen, mehrere Schlaganfälle trübten ihr Bewusstsein.
Sie konnte sich nicht mehr ausdrücken und es war nicht mehr zu merken, ob sie die Umgebung noch wahrnahm.
Ich drücke mich vorsichtig aus, denn man weiß es ja nicht genau.
Bedingt durch das lange Liegen war ihr Rücken offen.
Als ich sie das letzte Mal sah, war sie nur noch ein wimmerndes Etwas.
Nun meine Gedanken:
Jedem Haustier erspart man dieses furchtbare Sterben, es wird erleichtert. Aber ein Mensch muss unter so unwürdigen Bedingungen und wahrscheinlich auch großen Schmerzen von dieser Welt gehen.
Und an irgendwelche Vollmachten haben ja die Eltern meiner Generation überhaupt nicht gedacht und als es soweit war, ging es nicht mehr.
Aber als ich meine Schwiegermutter so liegen sah, war ich geneigt, den Schalter umzulegen. Wie kann man einen Menschen so leiden lassen?
Kann sein, das ich alles falsch sehe, aber das geht mir seit dem Tod durch den Kopf.
Wie ist eure Meinung dazu?
Gruß
Ekki
tja Ekki, da hat sich wohl fast Jeder schon mal so seine Gedanken gemacht,,,,ist n schwieriges Feld.
ich gucke um mich und seh folgende "Typen"
1.den Strenggläubigen,,,da ist das Gott gewollt, so wie es ist.
2.den hugos,,,mit Vertrauen in die Ärzte und deren Entscheidung
3.den mitleidenden Menschen, die das Leid gar nicht sehen können
4.den Arzt, der an seinen Eid denkt (oder nicht)
5.den Juristen, der die §§ reitet
6.den Sterbehilfebefürworter,,,
also ich schwanke immer noch,,,
vermutlich wirste wieder ne Fülle Hinweise auf die Vorsorgevollmachten usw bekommen, aber damit ist ja Dein Beispielfall nicht gelöst.
hugo
ich gucke um mich und seh folgende "Typen"
1.den Strenggläubigen,,,da ist das Gott gewollt, so wie es ist.
2.den hugos,,,mit Vertrauen in die Ärzte und deren Entscheidung
3.den mitleidenden Menschen, die das Leid gar nicht sehen können
4.den Arzt, der an seinen Eid denkt (oder nicht)
5.den Juristen, der die §§ reitet
6.den Sterbehilfebefürworter,,,
also ich schwanke immer noch,,,
vermutlich wirste wieder ne Fülle Hinweise auf die Vorsorgevollmachten usw bekommen, aber damit ist ja Dein Beispielfall nicht gelöst.
hugo
Re: Leiden oder Erlösung durch Tod
Ein Thema, welches mich auch sehr beschäftigt. Beim Sterben meines Vaters gingen mir die gleichen Gedanken durch den Kopf. Er hatte aber Vorsorge getroffen und so durfte er ohne lebensverlängernde Maßnahmen von uns gehen.
Was ich aber wichtig fände, wäre die Entscheidung der engsten Angehörigen zu akzeptieren, dass alle leidensverlängernden Behandlungen abgesetzt werden könnten. Aber da besteht ohne Verfügung keine Möglichkeit einzugreifen.
Ja, es ist traurig, dass viele Menschen dann ihr Sterben noch unter Qualen aushalten müssen. Ob ich aber dann den Mut hätte, den Schalter selbst umzulegen? Ich glaube nicht, aber ich würde alles daransetzen diesen Weg meines Angehörigen durch mein Da- und Dabeisein zu erleichtern.
moniabeta
Was ich aber wichtig fände, wäre die Entscheidung der engsten Angehörigen zu akzeptieren, dass alle leidensverlängernden Behandlungen abgesetzt werden könnten. Aber da besteht ohne Verfügung keine Möglichkeit einzugreifen.
Ja, es ist traurig, dass viele Menschen dann ihr Sterben noch unter Qualen aushalten müssen. Ob ich aber dann den Mut hätte, den Schalter selbst umzulegen? Ich glaube nicht, aber ich würde alles daransetzen diesen Weg meines Angehörigen durch mein Da- und Dabeisein zu erleichtern.
moniabeta
Jeder Mensch sollte selbst die Entscheidung treffen können, ob er ein Ende setzt und dann auch Hilfe dabei erhalten. Kein Priester hat das Recht mir da rein zu quatschen. Nachdem ich 3 meiner nahen Verwandten habe jämmerlich am Krebs verräppeln sehen müssen, werde ich bei entsprechender Diagnose sofort handeln, so lange ich das noch selbst kann.
Wer sich fürs "Himmelreich" quälen will, soll das tun - ich bin nicht so doof!
Wer sich fürs "Himmelreich" quälen will, soll das tun - ich bin nicht so doof!
Ich befürchte, dass diese Leidenszustände auch zum Teil durch unsere guten Medikamente bedingt werden.
Für jedes Zucken gibt es bei uns ein Mittel.
Vielleicht hätte dieser grauenhafte Zustand ohne diese ganzen "Hilfsmittel" schon eher ein natürliches Ende gefunden. Aber wer will entscheiden, ab wann es zum Beispiel keine Herzmittel mehr gibt.
Vielleicht könnte es gelingen, innerhalb eines Hospizes verständnisvollere Ärzte zu finden. Und wieder ein "aber": wer will schon in ein Hospiz, und woher die ganzen Plätze nehmen?
Dann kommt bei mir an Unbehagen hinzu, dass Hospizmitarbeiter immer sagen, Menschen sterben so, wie sie gelebt haben. Was heißt das genau, und ist dann klar, dass einer schnell und unkompliziert "Sache hinter sich bringt", weil er ein unkomplizierter Mensch ist, und eine Andere, die immerzu gejammert hat, langsam und jammervoll sterben wird?
Bedeutet das, dass es so sein MUSSTE, in jedem Fall so geworden wäre, auch wenn man hätte einen Schalter umlegen können? Vielleicht kannst Du, lieber ekkih, das in Bezug auf diese Frau nachspüren.
Eines weiß ich aber ganz genau: heute muß eigentlich kein Mensch mehr solche Schmerzen aushalten. Es ist im häuslichen Bereich meist die Bequemlichkeit des behandelnden Arztes. Wirksame Schmerzmittel gibt es. Nur müssen sie auf ein Rezept nach dem Betäubungsmittelgesetz ausgestellt werden. Das bedeutet Umstand, extra Schreiberei, ggf. sich rechtfertigen müssen. Vielleicht hätte hier ein solches Medikament schon Entscheidendes verbessern können. Wenn es schon nicht schnell geht, dann wenigstens in weitgehend schmerzfreien Zustand und vielleicht ohne Bewusstsein. Bei mir Anvertrauten wird es Schmerzfreiheit geben. Da werde ich mich durchsetzen. Bei meinem Vater hat es schon geklappt.
Wir wünschen uns alle, dass uns die letzte Stunde mit Menschenwürde und ohne Schmerzen ereilt, vielleicht möchte der eine oder andere seine Familie in der Nähe wissen. Ob das aber tatsächlich so sein wird...
Da bleibt nur immer wieder eines zu sagen: wie gut, dass wir nicht vorher wissen, wann und wie es passieren wird.
erafina
Für jedes Zucken gibt es bei uns ein Mittel.
Vielleicht hätte dieser grauenhafte Zustand ohne diese ganzen "Hilfsmittel" schon eher ein natürliches Ende gefunden. Aber wer will entscheiden, ab wann es zum Beispiel keine Herzmittel mehr gibt.
Vielleicht könnte es gelingen, innerhalb eines Hospizes verständnisvollere Ärzte zu finden. Und wieder ein "aber": wer will schon in ein Hospiz, und woher die ganzen Plätze nehmen?
Dann kommt bei mir an Unbehagen hinzu, dass Hospizmitarbeiter immer sagen, Menschen sterben so, wie sie gelebt haben. Was heißt das genau, und ist dann klar, dass einer schnell und unkompliziert "Sache hinter sich bringt", weil er ein unkomplizierter Mensch ist, und eine Andere, die immerzu gejammert hat, langsam und jammervoll sterben wird?
Bedeutet das, dass es so sein MUSSTE, in jedem Fall so geworden wäre, auch wenn man hätte einen Schalter umlegen können? Vielleicht kannst Du, lieber ekkih, das in Bezug auf diese Frau nachspüren.
Eines weiß ich aber ganz genau: heute muß eigentlich kein Mensch mehr solche Schmerzen aushalten. Es ist im häuslichen Bereich meist die Bequemlichkeit des behandelnden Arztes. Wirksame Schmerzmittel gibt es. Nur müssen sie auf ein Rezept nach dem Betäubungsmittelgesetz ausgestellt werden. Das bedeutet Umstand, extra Schreiberei, ggf. sich rechtfertigen müssen. Vielleicht hätte hier ein solches Medikament schon Entscheidendes verbessern können. Wenn es schon nicht schnell geht, dann wenigstens in weitgehend schmerzfreien Zustand und vielleicht ohne Bewusstsein. Bei mir Anvertrauten wird es Schmerzfreiheit geben. Da werde ich mich durchsetzen. Bei meinem Vater hat es schon geklappt.
Wir wünschen uns alle, dass uns die letzte Stunde mit Menschenwürde und ohne Schmerzen ereilt, vielleicht möchte der eine oder andere seine Familie in der Nähe wissen. Ob das aber tatsächlich so sein wird...
Da bleibt nur immer wieder eines zu sagen: wie gut, dass wir nicht vorher wissen, wann und wie es passieren wird.
erafina
Re: Leiden oder Erlösung durch Tod
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Bedingt durch das lange Liegen war ihr Rücken offen.
Als ich sie das letzte Mal sah, war sie nur noch ein wimmerndes Etwas.
Das ist eindeutig ein gravierender Pflegefehler.
Es gibt heute sehr gute Möglichkeiten der Schmerztherapie, die fast immer helfen. Diese nicht oder nur ungenügend anzuwenden betrachte ich als unterlassene Hilfeleistung, die bestraft werden sollte/muß.
Dann kommt bei mir an Unbehagen hinzu, dass Hospizmitarbeiter immer sagen, Menschen sterben so, wie sie gelebt haben.
Nun, diesen so lockeren Spruch erwarte ich nicht von pflegenden Berufen. (Da könnte alles mögliche Psychologisches angeführt werden.) Aber eine simple Frage läßt diesen Unsinn vielleicht sehr deutlich werden. Wissen diese Hospizmitarbeiter tatsächlich wie der nun Sterbende sein Leben gelebt hat?
das hat Inge Meißel auch immer erzählt und es hat nicht geklappt! So einfach ist es nicht! Gute Nacht euch allen, circe
@mart1
Sollte dieser Satz "locker" klingen, dann bitte ich darum, ihn noch einmal zu lesen mit dem Empfinden, dass diese Mitarbeiter absolut respektvoll von Sterbenden gesprochen haben. Ich bitte zu entschuldigen, dass ich nicht sprechen kann, ich kann hier nur schreiben und jeder legt seine eigene Betonung in die Worte.
Und ja, ich glaube sehr wohl, dass in einem Hospiz die Mitarbeiter ihre Patienten gut kennen. Meist gehen dem Einzug Betreuungszeiten in häuslicher Umgebung voraus. Man hat dort Zeit, genug Personal, man kann sich intensiv kümmern. Das ist keine Aufbewahrungsstation - zum Glück. Hier ist alles entschleunigt, hier herrscht Ruhe und Frieden. Manche Menschen wohnen dort monatelang und deren Familien gehen dort ein uns aus.
Ich persönlich zweifle die Worte, die einhellig aus mehreren berufenen Mündern kamen, nicht an. Das steht mir nicht zu. Im Gegenteil bewundere ich Menschen, die diese Arbeit machen möchten, oft sogar ehrenamtlich, weil sie eine hohe Achtung vor dem Leben als auch vor dem Tod haben. Ich ziehe meinen Hut vor denen, die ich kenne.
erafina
Sollte dieser Satz "locker" klingen, dann bitte ich darum, ihn noch einmal zu lesen mit dem Empfinden, dass diese Mitarbeiter absolut respektvoll von Sterbenden gesprochen haben. Ich bitte zu entschuldigen, dass ich nicht sprechen kann, ich kann hier nur schreiben und jeder legt seine eigene Betonung in die Worte.
Und ja, ich glaube sehr wohl, dass in einem Hospiz die Mitarbeiter ihre Patienten gut kennen. Meist gehen dem Einzug Betreuungszeiten in häuslicher Umgebung voraus. Man hat dort Zeit, genug Personal, man kann sich intensiv kümmern. Das ist keine Aufbewahrungsstation - zum Glück. Hier ist alles entschleunigt, hier herrscht Ruhe und Frieden. Manche Menschen wohnen dort monatelang und deren Familien gehen dort ein uns aus.
Ich persönlich zweifle die Worte, die einhellig aus mehreren berufenen Mündern kamen, nicht an. Das steht mir nicht zu. Im Gegenteil bewundere ich Menschen, die diese Arbeit machen möchten, oft sogar ehrenamtlich, weil sie eine hohe Achtung vor dem Leben als auch vor dem Tod haben. Ich ziehe meinen Hut vor denen, die ich kenne.
erafina
Re: Leiden oder Erlösung durch Tod
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Ich habe größte Hochachtung vor denjenigen, die in einem Hospiz todkranke Menschen pflegen.
Trotzdem ich für mich die "einhellige" Ansicht, dass Menschen so sterben, wie sie gelebt haben, simplifizierend und ausgesprochen vorurteilsbehaftet. Es ist mein Recht und es steht mir zu, hier Zweifel anzumelden.
Ja,.... und damit wissen sie, wie sie gelebt haben? Ist das nun in einem moralischen Sinn zu verstehen?
Trotzdem ich für mich die "einhellige" Ansicht, dass Menschen so sterben, wie sie gelebt haben, simplifizierend und ausgesprochen vorurteilsbehaftet. Es ist mein Recht und es steht mir zu, hier Zweifel anzumelden.
Und ja, ich glaube sehr wohl, dass in einem Hospiz die Mitarbeiter ihre Patienten gut kennen. Meist gehen dem Einzug Betreuungszeiten in häuslicher Umgebung voraus.
Ja,.... und damit wissen sie, wie sie gelebt haben? Ist das nun in einem moralischen Sinn zu verstehen?
Nein. Ich habe meine Meinung dazu versucht zu schildern.
Jeder muss für sich entscheiden, was er dazu denkt.
erafina