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Gesundheit Atemmethoden – die Kulturfalle.

richardfriedel
richardfriedel
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Atemmethoden – die Kulturfalle.
geschrieben von richardfriedel


Bei Lungenleiden wie Asthma und COPD werden durch Ärzte lungenspezifische Behandlungen wie Medikamente zum Erweitern der Atemwege, Sauerstoff und apparative Beatmung eingesetzt. Die Methoden der westlichen Atemtherapeuten z. B. nach Middendorf, können eine Verkrampfung der Atemwege kaum beeinflussen.

Andererseits sind die Auswirkungen japanischer Atemmethoden sehr eindrucksvoll, siehe z.B. das mit vielen Details verfasste Buch „Hara – Erdmitte des Menschen“ von Graf Karlfried von Dürckheim, das Mitte des letzten Jahrhunderts ein Bestseller war.

Beim Nachschlagen in einem Buch über japanische Atemtechnik wie „Die Kraft strahlender Gesundheit“ von dem über 100 Jahr alten Dr. N. Shioya ist die Erklärung der günstigen Wirkung des Bauchdrucks bei der Einatmung auf den Kreislauf physiologisch überzeugend. Es geht um die Bedeutung der Atmungspumpe mit dem Merkmal, dass bei der Einatmung der Bauchdruck steigt und beim Ausatmen wieder sinkt.

Weil eine Schwächung dieser Teilwirkung der Atmungspumpe, des blutfördernden (hämodynamischen) Druckaufbaus im Bauchraum nämlich, durch Entlastung mit einer Intervention an der Lunge die Atmung überhaupt entkräften könnte, gibt es Argumente für das Einsetzen der japanischen Atemtechnik.

Ganz abgesehen von einer mangelnden Rentabilität für Ärzte bei Atemtherapien, könnte das europäische Verständnis der Atmung ausschließlich als Vorgänge in den Atemwegen für die Konzentration auf Medikamente usw., d. h. auf einen Teil der Atmungspumpe verantwortlich sein.

Der bekannte Wissenstheoretiker und Mediziner Ludwik Fleck sprach von der Bedeutung des kulturtreuen Verständnisses. Das heißt, das medizinische Verständnis wäre nicht universell.

Für ein Studium dieses Aspekts der Lungenleiden wäre folgende Quellen (2. bis 4. in der Bücherei!) dem naturwissenschaftlich denkenden Menschen zu empfehlen:

1. S. Otabe: Tiefatmen für unsere Gesundheit (Link unten).
2. Graf Karlfried von Dürckheim „Hara – Erdmitte des Menschen“ insbesondere „Worte des Meisters Okada“ mit Erklärung des Tanden.
3. Dr. Takashi Nakamura „Das große Buch von richtigem Atmen“, Teil mit der Überschrift „Die Beziehung zwischen der Atmung und dem Druck im Bauchraum.“
4. Dr. N. Shioya „Die Kraft strahlender Gesundheit“. Siehe insbesondere Seiten 114-139.

Mit freundlichen Grüßen, Richard Friedel.
angelottchen
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Re: Atemmethoden – die Kulturfalle.
geschrieben von angelottchen
als Antwort auf richardfriedel vom 02.10.2008, 16:00:55
Hallo Richard ,
ich freue mich, dass sich hier mal jemand meldet, der "Hara – Erdmitte des Menschen" kennt, das für mich seit Jahren ein gedruckter Lebensbegleiter ist und in mir viel verändert hat. Dürckheim hat sicher nicht nur mir die Augen für viele Dinge geöffnet und seine Lehre hat mein Körperbewusstsein in ganz andere Bahnen gelenkt. Ich kann Dir nur zustimmen - würde sich jeder mehr gerade mit diesen Atemtechniken beschäftigen, könnte man sich sicher so manches Medikament und manche Behandlung ersparen.

Allerdings ist sicher auch den Ärzten nicht wirklich ein Vorwurf zu machen - denn bei denen kommen die Leute ja erst, wenn sie tatsächlich schon an den Atemwegen erkrankt sind und da kann vieles tatsächlich nur mit chemischen Keulen wirklich effektiv behandelt werden.
--
angelottchen
richardfriedel
richardfriedel
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Re: Atemmethoden – die Kulturfalle.
geschrieben von richardfriedel
als Antwort auf angelottchen vom 02.10.2008, 16:45:16
Hallo Angelottchen,

das Konzept der Atmungspumpe mit gegensätzlichem Druckwechsel im Brust- und Bauchraum ist doch sehr hilfreich. Wenn man falsch atmet, d. h. mit zu wenig Druck im Bauchraum, dann wird die Lunge traktiert, das Gewebe geschädigt und überempfindlich gemacht. Kortison kann helfen, aber konsequenter wäre doch richtiges Atmen. Mindestens so kann man sich eine Theorie backen – auch zur Erklärung von Kortison als bekanntem Entzündungshemmer. Wenn die Ärzte hier eine Kröte schlucken würden (nämlich dass die japanische und anderen Methoden konsequenter sind), würde das Publikum mit den Ärzten noch zufriedener sein. Gruß, RF.


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richardfriedel
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Re: Atemmethoden – die Kulturfalle.
geschrieben von richardfriedel
als Antwort auf angelottchen vom 02.10.2008, 16:45:16
Hallo Angelottchen,

das Konzept der Atmungspumpe mit gegensätzlichem Druckwechsel im Brust- und Bauchraum ist doch sehr hilfreich. Wenn man falsch atmet, d. h. mit zu wenig Druck im Bauchraum, dann wird die Lunge traktiert, das Gewebe geschädigt und überempfindlich gemacht. Kortison kann helfen, aber konsequenter wäre doch richtiges Atmen. Mindestens so kann man sich eine Theorie backen – auch zur Erklärung von Kortison als bekanntem Entzündungshemmer. Wenn die Ärzte hier eine Kröte schlucken würden (nämlich dass die japanische und anderen Methoden konsequenter sind), würde das Publikum mit den Ärzten noch zufriedener sein. Gruß, RF.

simba
simba
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Re: Atemmethoden – die Kulturfalle.
geschrieben von simba
als Antwort auf richardfriedel vom 03.10.2008, 07:03:42
Auf Bayern 3 gibts im Moment bei Telegym Zen Medidation mit Hinnerk Sobu Polensky - jeden Donnerstag um 7.15, da hörte ich auch schon was von Dürckheim...
Bei uns in Österreich gibts die Zeitschrift "Aufwind" von der Lungenunion, da sind viele Lungenfachärzte aufgelistet, die wenn gewünscht Atemschulungen mit Patienten machen - gibts bei euch nichts Vergleichbares?
--
simba
angelottchen
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Re: Atemmethoden – die Kulturfalle.
geschrieben von angelottchen
als Antwort auf simba vom 03.10.2008, 17:17:17
doch, simba, das gibt es auch; sogar sehr viel - auch wenn ich von Medizin nicht so viel Ahnung habe - aber bei aktuten Atemproblemen ist es glaube ich erst einmal angesagt, eine vernünftige Diagnostik zu machen, die akuten Symptome zu behandeln und dann die Ursachen.
Präventiv wäre es sicher ratsam, richtige Atemmethoden zu erlernen und natürlich auch bei einer akuten Erkrankung - nur glaube ich persönlich, dass viele Patienten bei akuter Atemnot gar nicht in der Lage oder Willens sind, "nur" Atemübungen zu machen, auch wenn sie noch so effektiv sind ... für viele ist ein "schlechter Arzt" immer noch einer, der keine Tabletten usw verschreibt. Auch wird ein Arzt es nicht allein in die Hand des Patienten legen können, diszipliniert diese Atemübungen zu machen und die Gefahr, das die Krankheit sich verschlimmert, ist nicht unerheblich.

Solltest Du die Gelegenheit haben, irgendwie an die Folge "Zeugen des Jahrhunderts" mit Karl Friedrich von Dürckheim zu sehen - schau es Dir unbedingt an. Für mich war es damals ein Schlüsselerlebnis.
--
angelottchen

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simba
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Re: Atemmethoden – die Kulturfalle.
geschrieben von simba
als Antwort auf angelottchen vom 03.10.2008, 17:35:13
Danke für den Tipp Angelottchen... ich hab gestöbert und gesehn, dass es auch Bücher von ihm gibt...
--
simba
Re: Atemmethoden – die Kulturfalle.
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf angelottchen vom 03.10.2008, 17:35:13

Präventiv wäre es sicher ratsam, richtige Atemmethoden zu erlernen und natürlich auch bei einer akuten Erkrankung - nur glaube ich persönlich, dass viele Patienten bei akuter Atemnot gar nicht in der Lage oder Willens sind, "nur" Atemübungen zu machen, auch wenn sie noch so effektiv sind ... für viele ist ein "schlechter Arzt" immer noch einer, der keine Tabletten usw verschreibt. Auch wird ein Arzt es nicht allein in die Hand des Patienten legen können, diszipliniert diese Atemübungen zu machen und die Gefahr, das die Krankheit sich verschlimmert, ist nicht unerheblich.


Wenn Du Asthmaanfälle bekommst,denkst Du wirklich nicht an Atemübungen. Kann Dir da nur Recht geben.

Bin mein Asthma am Atlantik,durch eine Panikattacke los geworden. Hört sich problematisch an,war es auch für den Moment,doch danach bekam ich besser Luft. Ich ließ daraufhin erst morgends,dann abends die Tabletten weg und zu Hause brauchte ich nicht mal mehr das Spray. Diese Panikattacke,so schlimm sie auch war,sie half mir im Endeffekt.
Hab in meinem Leben schon öfter so kleine Wunder erlebt.

Gruß,Astrid
richardfriedel
richardfriedel
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Re: Atemmethoden – die Kulturfalle.
geschrieben von richardfriedel
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 03.10.2008, 19:32:14
Dürckheim und japanische Autoren einerseits und westliche Mediziner andererseits haben verschiedene Meinungen über die Atmung. Dürckheim zitiert „Tanden ist der Schrein des göttlichen“. Die westliche Medizin will vom schwankenden Druck im Bauchraum als Therapieansatz nichts wissen, obwohl die Drucksteigung bei der Einatmung im medizinischen Lehrstoff belegt ist. Außerdem wirkt der zitierte Text „Tiefatmen für unsere Gesundheit“ (siehe erstes Posting) wissenschaftlich Überzeugend. Es fällt mir auf, dass beim absichtlichen Lockerlassen der Bauchwand das Durchatmen stark beeinträchtigt ist. Shioya betont die Bedeutung ihres Stammhaltens für gesundes Atmen. Bei Asthma scheinen fehlendes Wissen und Besonderheiten unserer Kultur eine große Rolle zu spielen. Außerdem ist es nicht Pflicht des Arztes, Krankheiten wie Asthma durch Selbstversuch zu untersuchen und so seine Empathie zu verbessern, obwohl so was denkbar wäre. Gruß an alle, RF.
angelottchen
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Re: Atemmethoden – die Kulturfalle.
geschrieben von angelottchen
als Antwort auf richardfriedel vom 04.10.2008, 09:36:45
Danke Friedel, Deine Berichte sind sehr aufschlussreich.
Ich erinnere mich gut an das verdutzte Gesicht eines Arztes und seine merkwürdige Fragen, weil ich beim "tief einatmen" eben nicht wie allgemein üblich den Brustkorb hebe und "vollsauge" - sondern den Bauch. genau das ist eine der Methoden, die Dürckheim beschreibt ...
--
angelottchen

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