Geisteswissenschaft / Philosophie was wird mit uns Ü 60 passieren
Ich denke, dass man bei solchen Aussagen wie "60 sind die neuen 40" immer auch die individuellen Bedingungen beachten sollte. Ich z.B. bin geistig durchaus noch recht fit, studiere momentan sogar wieder (Fernstudium), bin aber körperlich deutlich "älter" als ich an Jahren bin (68), nicht zuletzt, weil ich seit meinem 42. Lebensjahr aufgrund zweier schwerer Herzinfarkte innerhalb von 4 Monaten eine mittelschwere Herzinsuffizienz habe. Bei einer Diskussion über Literatur oder Philosophie oder sonstige mich interessierende Themen kann ich noch recht problemlos mithalten, bei einem Spaziergang komme ich nach 2 km deutlich an meine Grenzen, selbst wenn der Weg ganz eben ist.Vielen DAnk für diesen schönen Beitrag.
Ich frage mich dies auch oft mit meinen fast 76 Jahren, was mir eigentlich wichtiger ist: meine geistige Fitness oder meine körperliche, die unweigerlich von Jahr zu Jahr schwindet.
Auf die geistige/intellektuelle kann ich noch selbst Einfluss nehmen, in dem ich mich auf diesem Gebiet täglich fordere, d.h., die laufende Lektüre und Information zu den gesellschaftlichen und politischen Themen weltweit.
Ich lese nach wie vor viel und habe mir auch im Alter meinen langgehegten Wunsch erfüllt, als Gasthörerin bei der LMU München politische Wissenschaften in Vorlesungen zu besuchen. Den Stress mit abzulegenden Prüfungen habe ich nicht ,weil ich ja in dieser "Disziplin" nichts mehr werden möchte.
Es macht aber Spass und grosse Freude, zusammen mit jüngeren Menschen gute Dozenten zu erleben und auch gleichaltrige Gleichgesinnte, mit denen ich dann im permanenten Austauch stehe und diskutiere usw.
Das hoffe ich, mir noch lange erhalten zu können - dafür bin ich dann gerne bereit, bei einem längeren Spaziergang zwischendrin eine Bank aufzusuchen oder ein Restaurant, um zu rasten. Olga
Hallo, Olga,
ja, es ist schön, ohne Prüfungsdruck zu studieren. Ich will auch keinen Abschluss machen, sondern einfach nur mein Gehirn trainieren, und weil es mich interessiert. Politische Wissenschaft ist sicherlich gerade heute ein schönes und interessantes Fachgebiet, zumindest stelle ich mir das so vor. Ich studiere Philosophie im Fernstudium, denn die nächste Präsenzuni (das wäre Nürnberg) ist fast 150 km entfernt. Ich lese auch nach wie vor sehr viel, sowohl meine Frau als auch ich waren ja lange Jahrzehnte lang Buchhändler, da hat sich hier bei uns so viel angesammelt, auch bisher Ungelesenes, so dass es eigentlich noch 20 Jahre reicht an Vorrat. Dennoch kommen weiterhin jedes Jahr einige Dutzend neue Bücher hinzu. Ich liebe es zu lesen!
Schönen Abend.
Ich bin eher dieser Meinung (aus Erfahrung mit Verwandten, Freunden und Bekannten): Die körperliche Fitness kann man sichtbar beeinflussen (ich selber z.B. betrachte alles, was ich tue, als Fitness. Und wenn mir mal etwas "stinkt", dann sage ich zu mir selber: "Hallo, das ist für deine Fitness gut!"). Der Abbau mittels Löchern im Hirn aber passiert schleichend, am Anfang unerkannt - und unaufhaltsam!
Ich hatte immer schon den Wunsch, wenn ich in Rente gehe, möchte ich Dinge tun, die ausschliesslich mich interessieren und für die ich während meiner jahrzehntelangen Berufstätigkeit immer zu wenig Zeit hatte.
Da ich an der LMU in München schon mein BWL-Studium absolvierte, war es schon damals mein Wunsch, politische Wissenschaften näher zu ergründen.
Das gönne ich mir jetzt seit einigen Jahren und ich bin froh über diese Entscheidung.
Ein langjährige Freund von mir, promovierter Chemiker mit eigener Patentanwalts-Kanzlei studierte nach seiner Pensionierung auch Philosophie an der LMU in München. Allerdings legte er Prüfungen ab und promovierte nochmals mit über 70 Jahren. Es war sein persönlicher Ehrgeiz, weil auch die Tochter promovierte Philosophin ist. Jetzt haben Papa und Tochter immer ein gutes Thema für den intellektuellen Austausch.
Ich lese, seitdem ich ca 5 Jahre alt war und zwar bis zum heutigen Tag. Ohne Buch finde ich nicht in den Schlaf.
Mittlerweile kaufe ich keine Bücher mehr. Entweder lade ich sie mir auf meinen E-Book-Reader oder ich hole sie mir in meiner sehr gut geführten und sortierten Gemeindebücherei.
HIer ist es aber wichtig, wie ich aus eigener Erfahrung und der ERfahrung anderer weiss, dass man Kinder von sehr früh an zum Lesen animinieren muss - dann machen sie es ihr Leben lang.
Meine Mutter verstarb mit 92 Jahren, geistig fit bis zum Schluss - körperlich baute sie irgendwann ab. Sie (und mein Bruder und ich) waren sehr froh darüber ,dass wir ihr Hörbücher geben konnten, weil sie nicht mehr so gut sehen konnte. Diese "verschlang" sie bis zu ihrem Tod. Das beruhigt auch mich; denn wenn meine Augen mal nachlassen, habe ich immer noch diese Alternative.
Alles Gute. Olga
Ja, das glaube ich dir gerne, dass eine Diskussion für dich uninteressant ist, da sich die meisten gegen deinen Standpunkt stellen und du offenbar nach einer Bestätigung deiner Meinung suchst.
Aber was ist das für eine Diskussion, wenn alle der gleichen Meinung wären?
Das wäre eine wirklich überflüssige Diskussion.
Kirk
Mit über 70 noch zu promovieren, das ist eine enorme Leistung! Da fehlt mir der Ehrgeiz und ich befürchte fast, auch die geistige Fitness. Als ich mich entschloss, das Fernstudium aufzunehmen, habe ich zuerst überlegt, mein Mathe-Studium fortzuführen und zu beenden, das ich vor fast 45 Jahren zugunsten der Pädagogik aufgegeben hatte. Ich habe mir die alten Studienbücher nochmal vorgeknöpft. Und da merkte ich, dass ich mich da nicht mehr einarbeiten kann. Ich las alte Notizen von mir, Studienarbeiten, Hausarbeiten, und verstand so gut wie nichts mehr. Da war mir klar: Der Zug ist abgefahren.
Ich hoffe, dass ich noch einige Jahre Kraft und Interesse habe, all diese schönen Dinge wie Lernen, Lesen, Nachdenken machen zu können, und sofern mich die Krake Demenz nicht krallt, werde ich wohl bis an mein Lebensende lesen, lesen, lesen.
Einen schönen Tag!
W.
......Dann empfehle ich die mein (noch nicht geschriebenes Buch) "Warum kann ich nicht schlafen während ich doch ein Buch über das Schlafen lese?"! (;-))
Ich lese, seitdem ich ca 5 Jahre alt war und zwar bis zum heutigen Tag. Ohne Buch finde ich nicht in den Schlaf.
......
Alles Gute. Olga
Ich bin eher dieser Meinung (aus Erfahrung mit Verwandten, Freunden und Bekannten): Die körperliche Fitness kann man sichtbar beeinflussenFür dich mag es so sein Schorsch und ich wünsche dir das es so bleibt.
Für deinen Vater sah die Sache ja schon ein wenig anders aus.
Und diese zwei Lebensweisen,
lassen sich auch noch immer in die heutige Zeit tranferieren.
Es gibt heute wie auch eigentlich schon immer, Berufe wo der Körper nicht belastet wird
und dennoch ist der Rentner dann ein Wrack.
Das Zauberwort ist Hetze oder auch lapidar Stress.
Nicht jeder kann/konnte diesen Stress sogut wie du wegstecken,
ich kenne deine Lebensgeschichte was dein Beruf und die sog.Berufung angeht.
Was sich heute immer mehr breit mach in EU ist die sog. Überlastung.
Burn out und das war`s dann mit dem Berufsleben und meistens mit der Gesundheit.
Folge davon, wenig Rente wenig soziale Kontakte,
also ein eingeschränktes Leben bis zum Tode führen.
Die körperliche Fitness gilt nicht für die Handwerker die mehr an Gewichten bewältigen müssen oder einseitige Tätigkeiten ausüben wie Fliessenleger.
Knieschaden vorprogrammiert und sowas zieht sich quer durch die Bevölkerung,
nur wer von denen schreibt hier.???
Was mich etwas verwundert, das die Dame die diesen Thread erstellt hat hier nichts mehr zu sagen hat.
Dabei ist ihr Profil 72 Jahre alt etc. doch positiv
und sie sollte mit ihren Neigungen gut durch die Corona Zeit kommen.
Stimmt ihr Alter.???
Oder sollte das hier Stimmungsmache werden gegen wen.???
Melde dich bitte wenn es möglich ist
und schildere deine Zeit jetzt,
nachdem der Lockdown fast (zu 90 %) vorbei ist.
Hier in NRW geht das richtig schnell.
DAs wünsche ich Ihnen (uns) auch von ganzem Herzen. Es ist so spannend, Dinge zu erfahren und zu erlernen, die man bisher nicht kannte und wir leben in dieser privilegieren Situation, immer älter zu werden und dabei länger gesund zu sein.
Ich hoffe, dass ich noch einige Jahre Kraft und Interesse habe, all diese schönen Dinge wie Lernen, Lesen, Nachdenken machen zu können, und sofern mich die Krake Demenz nicht krallt, werde ich wohl bis an mein Lebensende lesen, lesen, lesen.
Einen schönen Tag!
W.
Tja, die Demenz ist dann der Preis dafür, denn eine stark alternde Gesellschaft zu bezahlen hat. Vor allem, weil man nicht weiss, woher sie kommt und was man wirklich machen kann, um ihr lange aus dem Wege zu gehen.
Ich tröste mich dann damit, dass, wenn mich die Krake in ihrer Zange hat, ich ja nichts mehr davon mitbekomme. Ich denke oft an Walter Jens, einen der grossen Intellektuellen unseres Landes, den die Krake auch ergriff und der dann froh und glücklich war, irgendwo auf einem Bauernhof zu sein und alles vergass, was er lebenslang wusste. Olga
Hallo, Olga,
danke für Ihre netten Zeilen.
Bei Walter Jens fällt mir immer sogleich ein, dass er, als er noch nicht dement war, im Fall einer Alzheimer-Erkrankung für (s)einen Suizid plädiert hat, solange er dazu noch in der Lage gewesen wäre. Da er den Zeitpunkt, zu welchem er noch "Herr seiner Sinne" war und sich hätte selbst töten können, aber verpasst hatte, schien es seiner Frau richtig, ihm ein schönes restliches Leben zu ermöglichen, und das war auf dem Bauernhof der Fall.
Manche haben das heftig kritisiert, weil es nicht dem Willen von Walter Jens entsprach, als er noch nicht dement war. Aber war WJ eigentlich noch der WJ, der damals für Suizid plädiert hatte für diesen konkreten Fall? Oder war er nun, in schwerem dementen Endzustand, ein ganz anderer geworden, der hier und jetzt leben wollte und das Leben wohl auch genossen hat, wenn man den Berichten über ihn auf dem Bauernhof Glauben schenkt? Eine interessante Frage, finde ich...
Schönen Gruss