Geisteswissenschaft / Philosophie Warum können wir die Geisel der Menschheit nicht besiegen?

Mal so ganz unschuldig gefragt:

Könnte statt Geisel vielleicht auch Geissel gemeint sein?
So im Sinne von Peitsche und Flagellantentum, also das, womit die Menschheit sich selbst blutig schlägt?

Dazu gehört dann doch auch die entsprechende Verbohrtheit!



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meli

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hema

Hallo hema, du gehst davon aus, dass die Gesellschaft sich ändert, wen die Menschen besser werden. Von der Logik her ist dagegen nichts einzuwenden. Nur die Durchführung gelang bisher nicht. Arno würde anders herum sagen, dass wir die Verhältnisse bessern müssten dann würden die Menschen besser werden. Übe den richtigen Weg ließe sich streiten.

Hallo adam, deine philosophische Glosse hat mir sehr gefallen. So altmodisch sie daher kommt, so aktuell sind die Zusammenhänge immer noch. Als Heraklit lebte, gab es bereits die ersten Münzen. Von daher hätte er auch sagen können: Jedes Ding hat zwei Seiten. Es gibt nicht nur die eine Seite der Medaille.



Gedanken können so weit gedreht werden, dass aus dem Übel noch ein wenig Gutes herausgepresst wird. Vor dem ersten Weltkrieg und bei Kriegsausbruch sprach man in bürgerlichen Kreisen vom Krieg als dem "Stahlbad der Nation". Eine Nation benötige dies Stahlbad, um nicht zu erschlaffen. Der Krieg bringe die schöpferischen Kräfte der Menschen zutage. Die Nation brauche eine Verjüngungskur, sie müsse eine Entscheidung in den schwelenden Konflikten suchen. Das Ziel: Weltmacht Detuschland. Das hat man davon, wenn man sich zu sehr an die antike Denktradition klammert, adam.

Dann aber passierte es. Vor Langemarck liefen im Herbst 1914 deutsche Regimenter im Strumlauf gegen die englischen Linien. Kriegsfreiwillige, darunter viele Studenten, die Blüte der deutschen Iniversitäten. 40 000 leigen bei Langemarck. Stellungskrieg, Materialschlacht, kein begrenzter, kurzer Krieg, kein Tod, "süß und ehrenvoll" auf der grünen Heide im Kampf fürs Vaterland. Stattdessen Schützengraben, Trommelfeuer, durch Granaten zerrissene Leiber. Sterben in der Anonymität. Wie sich Heraklit und seine Adepten täuschten. Klassiche Staatenkriege lohnten sich nicht mehr, weil die Gewaltanwendung für jeden der Beteiligten mehr kostete als sie einbrachte. Alle Kriege werden immer auf Kosten der Zukunft geführt, In zwischenstaatlichen Kriegen waren es die Unsummen an Schulden und Krediten für spätere Generationen.

Bei den neuen Kriegen sieht es etwas anders aus. Für viele Beteiligte sind sie einträglich. Die Gewalt bringt kurzfristig mehr ein als sie kostet - die langfristigen Kosten haben dann andere zu tragen. Sie hinterlassen verwüstete Landschaften, Generationen von Verstümmelten und seelisch Traumatisierten, soziale Gesetzlosigkeit. Keine Aussichten für den Aufbau einer Friedensökonomie. Die langfristig desaströsen Folgen dieser neuen Kriege sind die Kehrseite davon, dass ihre kurzfristigen Kosten eher gering sind. Die Kalaschnikows und Panzerfäuste mit ein paar Pickups gibt es jederzeit preiswert für erpresste Lösegelder und Drogen.

Damit ich nichts vergesse. Krieg mach erfinderisch. Auch die A-bombe wurde in einem Krieg erfunden. Dazu - symmetrisch - die friedliche Nutzung der Kernenergie mit ihren unberechenbaren Langzeitfolgen.

Hallo, carlos1,

die A-Bombe hat die Menschheit auch dringend gebraucht !

Viele Grüße
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arno

"Alle Leute haben eine Nähmaschine, ein Radio, einen Eisschrank und ein Telefon. Was machen wir nun? fragte der Fabrikbesitzer. // Bomben, sagte der Erfinder. // Krieg, sagte der General. // Wenn es nicht anders geht, sagte der Fabrikbesitzer."
(Wolfgang Borchert)

"Als der Krieg aus war, kam der Soldat nach Hause. Aber er hatte kein Brot. Da sah er einen, der hatte Brot. Den schlug er tot. // Du darfst doch keinen totschlagen, sagte der Richter. // Warum nicht, fragte der Soldat."

(Wolfgang Borchert, „Lesebuchgeschichten“, in: „Draußen vor der Tür“)


"Und nun ist Krieg, großer Krieg. Unser Deutschland hat so furchtbar viel Feinde, die müssen wir nun alle totschießen; und Vater und Onkel Joachim wollen auch mithelfen. Eigentlich sollte man das doch nicht tun. Eigentlich lernt man doch immer: liebet eure Feinde! Aber ich habe das gewiß wieder nicht richtig verstanden; manchmal wird man sie wohl nicht lieben dürfen." - Paula Dehmel, Singinens Geschichten: Vom Kriege. Leipzig: Seemann, 1921. gutenberg.de



"Als zum erstenmal das Wort »Friede« ausgesprochen wurde, entstand auf der Börse eine Panik. Sie schrien auf im Schmerz: Wir haben verdient! Lasst uns den Krieg! Wir haben den Krieg verdient!" - Karl Kraus, Aphorismen
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mart1

Als zum erstenmal das Wort »Friede« ausgesprochen wurde, entstand auf der Börse eine Panik...

Das ist etwas Neues!.
Sie kennen es nicht.

Deshalb eine Erklaerung

Friede ist nicht die Abwesenheit von Krieg:
Friede ist eine Tugend,
eine Geisteshaltung,
eine Neigung zu Guete, Vertrauen und Gerechtigkeit.


Spinoza

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hema

Na ja, mir und vielleicht auch anderen würde ja eine Primitivversion von "Frieden" auch genügen.
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mart1

Die Evolution ist für den Menschen noch nicht weit genug fortgeschritten. Er ist noch zu sehr der Handlungsweise von Tieren verhaftet. Das menschliche Genom unterscheidet sich von dem des Schimpansen lediglig durch ein Gen. Der Schimpanse ist jedoch ausgerechnet der aggressivste der Menschenaffen oder Primaten. Er ist auch der einzige, der sich gelegentlich von Fleisch ernährt. Nicht von dem der eigenen Spezies sondern von dem anderen Affen zumeist. Diese archaische Handlungsweise steckt eben auch noch ganz tief im Unterbewußstsein des Menschen und es gibt Situationen fast im Leben jedes Menschen, da bricht sie hervor. Wie sonst könnte es geschehen, dass der Mensch nicht nur die eigene Spezies töten kann? Er kann ihr vor dem Tode auch noch unermeßliche Grausamkeiten angedeihen lassen. Und das mit Verlaub ist eine echte m e n s c h l i c h e Eigenschaft, die hat sich noch nicht einmal der Schimpanse angeeignet. Unsere archaischen Vorfahren hatten es sehr schwer und sie mußten einen täglichen Überlebenskampf führen, um sich gegen andere Tiere, Hominiden usw. durchzusetzen. Nur aufgrund ihres größeren Gehirns und durch die Gabe des Vorausschauens des Vorausplanens ist es ihnen gelungen sich letztendlich gegen alle anderen Lebewesen durchzusetzen. Das ist der Grund, weshalb es uns heute noch gibt und weshalb auch in Zukunft immer wieder Kriege ausbrechen werden. Wie lange noch? Wenn man zugrundelegt, dass der moderne Mensch etwa seit einer million Jahren existiert, dann muß man wahrscheinlich nochmal dieselbe Zeitspanne anlegen um aus dem Menschen nicht nur ein schlaues Wesen zu machen sondern auch ein weises.
marvin

Wenn Homo faber die nächsten Jahrzehnte übersteht, kann er sich von und zu schreiben. WEIL er so venünftig ist und unermüdlich schafft, schaufelt er sich wie besessen sein eigenes Grab.

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Gruß... Wolfgang