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Geisteswissenschaft / Philosophie Staatstheorien - Staatsphilosophie

Anna842
Anna842
Mitglied

RE: Staatstheorien - Staatsphilosophie
geschrieben von Anna842
Staatstheorien  -  Die Totalitäre Herrschaftsform. Nach Hannah Arendt.

Die Totalitäre Herrschaft ist die einzige Staatsform, in der nichts anderes
mehr existieren kann.
Hannah Arendt unterscheidet von daher betrachtet, zwischen einem
totalitären Staat und einer Diktatur.

Dabei bezieht sie sich zum einen auf den Deutschen Faschismus
und zum anderem auf den Stalinismus als Totalitäre
Herrschaftsformen.

Dabei gelingt es der jeweiligen totalitären Propaganda, ein
pseudowissenschaftliches System zu entwickeln, welches einer
gewissen inneren Logik folgt.
Auf diesem Wege gelingt es dieser Staatsform, weite Schichten der Bevölkerung für sich zu vereinnahmen.

Aber auch Gewalt und Terror halten eine totalitäre Staatsform 
zusammen.
Sie erreicht, im Gegensatz zu einer Diktatur als Staatsform, alle
Bereiche des gesellschaftlichen Lebens.

"  Zudem erstreckt sich die totalitäre Herrschaft auf alle Bereiche des
Lebens, nicht nur auf die politischen....alle öffentliche Äußerungen
kultureller, künstlerischer oder wissenschaftlicher Art, alle
Organisationen, gleich welcher Art werden gleichgeschaltet. "

Dieses System dringt hinein in die Köpfe, in die Gehirne.
Kein einziger Gedankengang, keine irgendwie gesetzte Logik
soll bestehen bleiben.
Der Totalitarismus vereinnahmt alles und führt zu einem 
totalitärem Denken, welchem sich nur die wenigsten entziehen
können.
Es ist immer wieder erschreckend zu sehen, wie leicht sich
Menschen, auch ohne großem Terror, sich freiwillig dieser
Herrschaft unterwerfen.
Sie brauchen sich dabei nur als die Überlegenen zu fühlen:
Der Herrenmensch, der Arier, der Revolutionär für die gute Sache.

"  Die Frage der Moral taucht erst mit dem Phänomen der
Gleichschaltung auf, weniger aus einer Angst speisenden
Heuchelei, sondern mehr aus diesem sehr früh an den Tag
gelegten Eifer, nur ja nicht den Zug der Geschichte zu verpassen,
und mit diesem sich manchmal über Nacht vollziehenden
Gesinnungswandel, der die große Mehrheit der öffentlichen
Personen quer durch alle Schichten und Berufe erfasste,
während lebenslange Freundschaften mit unglaublicher
Leichtigkeit aufgekündigt und abgebrochen wurden.

Kurz gesagt, was uns verstörte war nicht das Verhalten
unserer Feinde, sondern das Verhalten unserer Freunde.  "


Zitate: Hannah Arendt: Was heißt persönliche Verantwortung
                                     in einer Diktatur.

Wenn man hingeht und den spanische Faschismus mit dem
deutschen vergleicht, die beide ja zeitnah bestanden, wird
schnell deutlich, an welchen Punkten H. Arendt die Trennung
zwischen Diktatur und Totaler Herrschaft zieht.

Aber wir sollten uns nicht täuschen lassen.
Totalitäre Denkarten können in allen Staatsformen existent sein.
Somit auch in Demokratien.
Und genau das ist es, was Demokratien in Gefahr bringen lässt.
Im Miniaturformat kann es an vielen Stellen einer Demokratie
beobachtet werden.

Meistens wird dann von " Populismus " gesprochen, dem aber
natürlich nur der sog. Gegenmeinung anheim fällt.

Aber beim " Populismus " sollten drei Kriterien erfüllt sein:

1.)  Es wird eine Grenze zwischen Freunden und Feinden gezogen.

2.)  Es werden einfache Antworten für komplexe Themen gegeben.

3.)  Der Sprecher oder die Sprecherin erhebt sich zur wahren
      Stimme einer bestimmten Gruppe-

Die Wirkung einer populistischen Rede besteht vor allem darin, dass
sie die eigenen Zuhörer in ihrer Gefühlslage bestätigt und die
Bedrohung ausschließlich in einem Außen verordnet.
Die erste Stufe von vielen wäre damit bereits erreicht.

Kurz gesagt: Es kann auch in einer Demokratie jede treffen.
So oder so.

Anna
Edita
Edita
Mitglied

RE: Staatstheorien - Staatsphilosophie
geschrieben von Edita
als Antwort auf Anna842 vom 27.11.2024, 14:04:29

Braucht man Hannah Arendt um eine autoritäre Diktatur von einer totalitären Diktatur unterscheiden zu können? 
Den Unterschied haben viele schon, ich auch, in der Schule gelernt!
Die Türkei ist eine autoritäre Diktatur, so auch unter Franco in Spanien, zur gleichen Zeit in Portugal und unter Pinochet in Chile,  Rußland ist eine totalitäre Diktatur, so auch unter Stalin in der SU  und in DE unter Hitler!
In einer parlamentarischen Demokratie gibt es  oder kann es regelmäßig durch freie und geheime Wahlen einen Machtwechsel geben, darum kann sich dort keine Diktatur bilden, das kommt nur in Demokratien vor, in denen es keinen Machtwechsel gibt, weil die amtierende Regierung über Jahre und Jahrzehnte noch nie eine Wahl verloren hat, und das sind dann keine parlamentarischen Demokratien, sondern militärische, königliche oder zivile!

Edita
 

Rispe
Rispe
Mitglied

RE: Staatstheorien - Staatsphilosophie
geschrieben von Rispe
als Antwort auf Anna842 vom 27.11.2024, 14:04:29
Zitat Anna: "Aber beim " Populismus " sollten drei Kriterien erfüllt sein:
1.)  Es wird eine Grenze zwischen Freunden und Feinden gezogen."


Was das betrifft, so habe ich in der Uni in den Gastvorlesungen zur Philosophie etwas anderes gelernt, Du bist nämlich nicht die einzige, die mal ein bisschen Philosophie studiert hat.
Die Freund-Feind Unterscheidung wurde geprägt von dem philosophischen Vordenker des Nationalsozialismus namens Carl Schmitt.
Diese Unterscheidung geht also weit über einen Populismus hinaus, sie ist faschistoid.

Hier kannst du einen Artikel dazu lesen: Staatsrechtler Carl Schmitt


 

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Lenova46
Lenova46
Mitglied

RE: Staatstheorien - Staatsphilosophie
geschrieben von Lenova46
als Antwort auf Anna842 vom 27.11.2024, 14:04:29
Staatstheorien  -  Die Totalitäre Herrschaftsform. Nach Hannah Arendt.

Die Totalitäre Herrschaft ist die einzige Staatsform, in der nichts anderes
mehr existieren kann.
Hannah Arendt unterscheidet von daher betrachtet, zwischen einem
totalitären Staat und einer Diktatur.

Dabei bezieht sie sich zum einen auf den Deutschen Faschismus
und zum anderem auf den Stalinismus als Totalitäre
Herrschaftsformen.

Dabei gelingt es der jeweiligen totalitären Propaganda, ein
pseudowissenschaftliches System zu entwickeln, welches einer
gewissen inneren Logik folgt.
Auf diesem Wege gelingt es dieser Staatsform, weite Schichten der Bevölkerung für sich zu vereinnahmen.

Aber auch Gewalt und Terror halten eine totalitäre Staatsform 
zusammen.
Sie erreicht, im Gegensatz zu einer Diktatur als Staatsform, alle
Bereiche des gesellschaftlichen Lebens.

"  Zudem erstreckt sich die totalitäre Herrschaft auf alle Bereiche des
Lebens, nicht nur auf die politischen....alle öffentliche Äußerungen
kultureller, künstlerischer oder wissenschaftlicher Art, alle
Organisationen, gleich welcher Art werden gleichgeschaltet. "

Dieses System dringt hinein in die Köpfe, in die Gehirne.
Kein einziger Gedankengang, keine irgendwie gesetzte Logik
soll bestehen bleiben.
Der Totalitarismus vereinnahmt alles und führt zu einem 
totalitärem Denken, welchem sich nur die wenigsten entziehen
können.
Es ist immer wieder erschreckend zu sehen, wie leicht sich
Menschen, auch ohne großem Terror, sich freiwillig dieser
Herrschaft unterwerfen.
Sie brauchen sich dabei nur als die Überlegenen zu fühlen:
Der Herrenmensch, der Arier, der Revolutionär für die gute Sache.

"  Die Frage der Moral taucht erst mit dem Phänomen der
Gleichschaltung auf, weniger aus einer Angst speisenden
Heuchelei, sondern mehr aus diesem sehr früh an den Tag
gelegten Eifer, nur ja nicht den Zug der Geschichte zu verpassen,
und mit diesem sich manchmal über Nacht vollziehenden
Gesinnungswandel, der die große Mehrheit der öffentlichen
Personen quer durch alle Schichten und Berufe erfasste,
während lebenslange Freundschaften mit unglaublicher
Leichtigkeit aufgekündigt und abgebrochen wurden.

Kurz gesagt, was uns verstörte war nicht das Verhalten
unserer Feinde, sondern das Verhalten unserer Freunde.  "


Zitate: Hannah Arendt: Was heißt persönliche Verantwortung
                                     in einer Diktatur.

Wenn man hingeht und den spanische Faschismus mit dem
deutschen vergleicht, die beide ja zeitnah bestanden, wird
schnell deutlich, an welchen Punkten H. Arendt die Trennung
zwischen Diktatur und Totaler Herrschaft zieht.

Aber wir sollten uns nicht täuschen lassen.
Totalitäre Denkarten können in allen Staatsformen existent sein.
Somit auch in Demokratien.
Und genau das ist es, was Demokratien in Gefahr bringen lässt.
Im Miniaturformat kann es an vielen Stellen einer Demokratie
beobachtet werden.

Meistens wird dann von " Populismus " gesprochen, dem aber
natürlich nur der sog. Gegenmeinung anheim fällt.

Aber beim " Populismus " sollten drei Kriterien erfüllt sein:

1.)  Es wird eine Grenze zwischen Freunden und Feinden gezogen.

2.)  Es werden einfache Antworten für komplexe Themen gegeben.

3.)  Der Sprecher oder die Sprecherin erhebt sich zur wahren
      Stimme einer bestimmten Gruppe-

Die Wirkung einer populistischen Rede besteht vor allem darin, dass
sie die eigenen Zuhörer in ihrer Gefühlslage bestätigt und die
Bedrohung ausschließlich in einem Außen verordnet.
Die erste Stufe von vielen wäre damit bereits erreicht.

Kurz gesagt: Es kann auch in einer Demokratie jede treffen.
So oder so.

Anna
Danke für deinen gut zusammengestellten Beitrag. 

Lenova
Anna842
Anna842
Mitglied

RE: Staatstheorien - Staatsphilosophie
geschrieben von Anna842
als Antwort auf Rispe vom 27.11.2024, 15:31:41
Liebe Güte, Rispe, ich kann doch unmöglich alle Staatstheoretiker
auf einmal bringen, die alle andere Auffassungen und Definitionen
haben.
Außerdem habe ich nicht ein " bisschen Philosophie " studiert,
sondern ein ganzes Studium, nebst Uniabschluss.
Vorlesungen haben wir nicht besucht.
Du musstest damals " Scheine " machen, die gab es nur in
Seminaren, mit Hausarbeiten/Referaten......ect.

Anna
Anna842
Anna842
Mitglied

RE: Staatstheorien - Staatsphilosophie
geschrieben von Anna842
als Antwort auf Edita vom 27.11.2024, 15:06:10
Natürlich musst du nicht Hannah Arendt lesen.
Aber wenn du in den 1970 Jahre Politische Wissenschaften
studiert hast, kamst du an " Elemente und Ursprünge totaler
Herrschaft: Antisemitismus, Imperialismus, Totalitarismus "
nicht vorbei.

Wenn die von dir aufgezählten Diktaturen alle gleich sind, wer bin
ich, dass ich dem widersprechen würde.

Anna


 

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Rispe
Rispe
Mitglied

RE: Staatstheorien - Staatsphilosophie
geschrieben von Rispe
als Antwort auf Anna842 vom 27.11.2024, 15:52:00

Ja, stell dir vor, auch ich war mal eingeschrieben und habe Scheine gemacht. Und das im Alter von 60-62, nicht von 20.
Ich habe aber keine Lust, weiter damit anzugeben, sonst könnte ich mehr darüber schreiben.
Und du musst schon aushalten, dass das dir jemand widerspricht, wenn du etwas Falsches schreibst.
Es stimmt eben nicht, dass die Freund-Feind-Unterscheidung nur populistisch ist.
Und wenn du tatsächlich mal politische Philosophie studiert hättest, dann müsste dir Carl Schmitt ein Begriff sein, der gehört zu den Allerbekanntesten der politischen Philosophie.

Anna842
Anna842
Mitglied

RE: Staatstheorien - Staatsphilosophie
geschrieben von Anna842
als Antwort auf Rispe vom 27.11.2024, 16:01:33
Yoh, Rispe, vielleicht sollte ich mal damit angeben:

Am 7. März wurde ich 14 Jahre alt. Die Volksschule war damit
beendet.
Am 1. April war mein erster Arbeitstag als Hilfsarbeiterin.

Na, gefällt dir das besser ?

Anna
Edita
Edita
Mitglied

RE: Staatstheorien - Staatsphilosophie
geschrieben von Edita
als Antwort auf Anna842 vom 27.11.2024, 15:59:22
Natürlich musst du nicht Hannah Arendt lesen.
Aber wenn du in den 1970 Jahre Politische Wissenschaften
studiert hast, kamst du an " Elemente und Ursprünge totaler
Herrschaft: Antisemitismus, Imperialismus, Totalitarismus "
nicht vorbei.

Wenn die von dir aufgezählten Diktaturen alle gleich sind, wer bin
ich, dass ich dem widersprechen würde.

Anna


 

Verstehst Du nicht was Du liest oder machst Du das extra, um zu suggerieren wie blöd die doch sind, die Dir widersprechen?!
Ich habe genau zwischen autoritärer und totalitärer Diktatur unterschieden, habe sogar Beispiele angefügt und beschrieben wann die Gefahr besteht, daß eine Demokratie in eine Diktatur umgewandelt werden kann,  in einer parlamentarischen Demokratie gibt es oder kann es regelmäßig durch freie und geheime Wahlen einen Machtwechsel geben, darum kann sich dort keine Diktatur bilden, das kommt nur in Demokratien vor, in denen es keinen Machtwechsel gibt, weil die amtierende Regierung über Jahre und Jahrzehnte noch nie eine Wahl verloren hat, und das sind dann keine parlamentarischen Demokratien, sondern militärische, königliche oder zivile!
Deine Behauptung, ich würde nicht unterscheiden ist darum falsch! 


Edita
Agathe
Agathe
Mitglied

RE: Staatstheorien - Staatsphilosophie
geschrieben von Agathe

Warum gibt es Frauen, die jede Diskussion kaputt machen? Das ist einfach nur jämmerlich! Tragisch!
Mach weiter Anna, auch wenn es dich Kraft kostet. 


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