Geisteswissenschaft / Philosophie Querdenker . .
Was Thomas Ribi in der NZZ vom 18. Mai dazu mitzuteilen wusste, ist im Anschluss an den vorigen, von Mareike neu belebten Thread, lesenswert meine ich
und verlinke den Artikel deshalb hier mal für diejenigen, welche sich mit den „Grautönen“ des Daseins beschäftigen oder beschäftigen möchten:
https://www.nzz.ch/feuilleton/das-denken-ist-grau-peter-sloterdijks-philosophische-farbenlehre-ld.1683873
Gute 24 Stunden
Sloterdijks Meinung über Querdenker:
"Ich glaube, man muss heute über Aussteigerprogramme für Anhänger der Querdenker und anderer Regressionssysteme nachdenken», sagte der 74-Jährige in der August-Ausgabe des in Hamburg erscheinenden Magazins «Brand eins.
Es sind Figuren wie aus dem Spätmittelalter, die den Weg in die Moderne und damit zu naturwissenschaftlicher Evidenz und zum Staatsbürgertum innerlich nicht mitgegangen sind. Das hat im Verwechseln der eigenen Wünsche mit der Welt etwas Kleinkindliches."
Ob er wohl glücklich darüber ist, daß er sich mit "diesen Figuren" den Begriff "Querdenker" teilen soll?
Edita
Sloterdijk ist allerdings selber ein „Querdenker“, er wird seit einigen Jahren zu den Neurechten gezählt, dehalb wundert es mich gar nicht, dass Bias ihn gerne anführt.
Hier ein Zitat aus Wiki:
In der Flüchtlingskrise positionierte sich Sloterdijk gegen die von Bundeskanzlerin Angela Merkel vertretene Politik: „Die deutsche Regierung hat sich in einem Akt des Souveränitätsverzichts der Überrollung preisgegeben“, sagte er im Gespräch mit dem Magazin Cicero. Es gebe jedoch „keine moralische Pflicht zur Selbstzerstörung“.[34] Das Verhalten der Medien schalt er in diesem Zusammenhang als „Lügenäther“, der so dicht sei „wie seit den Tagen des Kalten Kriegs nicht mehr“. Im Journalismus trete eine „Verwahrlosung“ und eine „zügellose Parteinahme allzu deutlich hervor“. Das Bemühen um Neutralität sei gering, „die angestellten Meinungsäußerer werden für Sich-Gehen-Lassen bezahlt, und sie nehmen den Job an.“[35]
In der sich anschließenden öffentlichen Debatte wurde Sloterdijk deutlich kritisiert. Georg Diez bezeichnete Sloterdijk als „Poseur, Relativierer, Nebelwerfer“, der „eine ganze Karriere daraus gemacht [hat], Wirklichkeit in Raunen zu verwandeln“. Seine Philosophie sei mit rechten Verschwörungstheorien angereichert und predige eine „krude ‚Natürlichkeit‘“.[36] Auch der Publizist Georg Seeßlen bescheinigt Sloterdijk wie auch Rüdiger Safranski, einen antimodernen Diskurs aufzugreifen und dazu beizutragen, dass eine vernunftgeleitete Diskussion nicht mehr möglich sei.[37] Gleichfalls kritisch äußerten sich der Soziologe Armin Nassehi[34] und der Politologe Herfried Münkler. Laut Nassehi bediene das Cicero-Interview mit einer „Kulturkritik, die die Flüchtlingskrise geradezu genüsslich als eine Gelegenheit begrüßt, Sätze zu sagen, die in aller Deutlichkeit zu hässlich wären“, „genau jene Semantik, von der rechte und rechtsintellektuelle Invektiven derzeit leben“. Münkler nannte die Beiträge Sloterdijks und Safranskis „unbedarft“, „ahnungslos“ und ein Zeichen des „gravierenden Mangel[s] an strategischer Reflexivität in der politischen Kultur dieses Landes“. Sie, „die sich über Jahre als Gralshüter realer Komplexität und Repräsentanten komplexen Denkens in Szene gesetzt haben“, gäben nun „unterkomplexe Antworten“ und suggerierten, „man [könne] in Europa wieder zu einer Ordnung zurückkehren, in der Grenzen und Souveränität die Leitvorstellungen des Politischen waren“.[38]
Quelle: Peter Sloterdijk
Ich weiß das auch Rispe. aber er hat den Ausdruck für sich nie gerne gehört, ja - war eigentlich auch immer beleidigt, wenn er ihn über sich hören mußte, sein Zitat:
" Das Querdenken ist eine mißlungene Metapher für innovativ oder für originell, originell sind nur Leugner von Tatsachen, eigentlich nur auf eine perverse Art, Tatsachen sind ja dazu da, daß sie anerkannt und nicht geleugnet werden ......"
Edita
Vielleicht fehlt es ihm ja an Selbsterkenntnis. 😉
In früheren Jahren war er auch mal ein Bhagwan-Jünger, und wenn ich das lese, was Bias da verlinkt hat, dann schwant mir, dass er immer noch sehr esoterisch unterwegs ist.
Einfach mal Sloterdijk zu Wort kommen lassen:
Zitat:
"Peter Sloterdijk: Ich fürchte, der Philosoph als solcher ist auch nicht imstande, hierauf sinnvoll zu antworten. Ich dürfte höchstens aus meiner eigenen Biografie schöpfen und mich daran erinnern, dass es in meiner Lebensgeschichte eine Periode gab, in der ich prekäre Erfahrungen gemacht habe, die ich nicht missen möchte, aber auch nicht festhalten konnte: das Glück, einer Sekte anzugehören, die im Besitz einer alternativen Wahrheit zu sein glaubt.
Sie lebten um 1980 in dem Meditationszentrum des Bhagwan Shree Rajneesh im indischen Pune. Was suchten Sie?
Damals gab es eine Phase, als bei uns die marxistisch codierten Rechthabe-Gefühle gegenüber dem Lauf der Welt am Verblassen waren, aber die Bereitschaft für eine alternative Wahrheit immer noch aktuell blieb, ob sie aus Indien kam oder von einem anderen Ende der Welt. Diese Neigung zu einer Konversion gegen das Gewöhnliche, so scheint mir, liegt auch heute wieder in der Luft. Jetzt wie damals wollen viele nicht glauben, dass die Vernunft bei der Mehrheit ist."
Zitat entnommen aus: https://taz.de/Philosoph-Peter-Sloterdijk-im-Gespraech/!5763709/
Zitat: Ob er wohl glücklich darüber ist, daß er sich mit "diesen Figuren" den Begriff "Querdenker" teilen soll
Wieso stellst Du das infrage? Als Neurechter passt er doch exzellent zu diesen "Figuren", die man ja ebenfalls rechts ansiedeln muss.
Mit Sloterdijk kann ich schon lange nichts mehr anfangen, er driftet immer mehr ab von Nachvollziehbarem.
Das "I" in Querdenker steht für Intelligenz ! 😁
LG
Sam
Das "I" in Querdenker steht für Intelligenz ! 😁Unbedingt, Samuel.
Wenn man liest, welche Aufgabe Sloterdijk den Philosophen zuordnet, das mit dem abgleicht, was anscheinend allzeit umfassend informierten Expert:Innen hier im Forum so alles über ihn zu berichten wissen und ihm das vorhalten, muss da förmlich etwas dran sein:
beruft er sich gern auf Friedrich Nietzsche, der einmal davon gesprochen hat, dass die Philosophie
ein Mittel sei, um der Dummheit zu schaden. Dass sie kein Allheilmittel ist, wusste niemand so gut wie Nietzsche. Und Sloterdijk ist sich dessen ebenso bewusst.
Mir ist lediglich noch nicht so recht klar, ob – und falls ja wie – sich Klugheit und Dummheit in der Summe nicht irgendwie aufheben.
Auf die Grautöne im Eingangsbeitrag bezogen meine ich aber vorläufig:
Es wird schon auch noch etwas zwischen den beiden Polen geben!
Aber klar: Die graue Gehirnmasse!Es wird schon auch noch etwas zwischen den beiden Polen geben!