Geisteswissenschaft / Philosophie Platon, Sokrates, Schopenhauer

carlos1
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Re: Platon, Sokrates, Schopenhauer
geschrieben von carlos1
als Antwort auf cecile vom 05.02.2009, 00:54:05
"Durch die Erwähnung von Sartres L'Imaginaire (übrigens: Traumvergessen, wie beurteilst du i]L'Imaginaire?) scheint es ja so zu sein, daß er (traumvergessen inder Eröffnung des threads) uns in Richtung Phänomenologie, vielleicht in Richtung Husserl, führen will?" cecile[/indent]
Ich kann mir leider nicht den Kopf für den Urheber dieses Threads zerbrechen. Er erwähnt u. a. Platon und Schopenhauer. Er spricht auch davon, dass die Welt einem Ich gegenüber steht. Schopenhauer war der Ansicht, "...dass die Welt in der Sichtweise des Betrachters existiert, also rein subjektiv und nicht objektiv sei." Er fragt weiter: "Wie lässt sich diese Denkweise auf das heutige Weltgeschehen übertragen?" Husserl? Ich meine ja. Husserl bezieht sich ausdrücklich auf dieses Ich-Welt-Problem:

"Alles Weltliche, alles raum-zeitliche Sein ist für mich (Husserl)dadurch, daß ich es erfahre, wahrnehme, mich seiner erinnere, daran irgendwie denke, es beurteile, es werte, begehre usw. Das alles bezeichnet Descartes bekanntlich unter dem Titel cogito. Die Welt ist für mich überhaupt gar nichts anderes als die in solchen cogitationes bewußt seiende und mir geltende. Ihren ganzen Sinn und ihre Seinsgeltung hat sie ausschließlich aus solchen cogitationes. In ihnen verläuft mein ganzes Weltleben. Ich kann in keine andere Welt hineinleben, hineinerfahren, hineindenken, hineinwerten und -handeln, die nicht in mir und aus mir selbst Sinn und Geltung hat". Husserl


Ich könnte aberauch Kant anführen, der sich auf Lambert bezieht, oder Hegel (Phänomenologie des Geistes). Den Idealismus habe ich ja schon erwähnt weiter oben in einem Beitrag. Der Existentialimsus (u. a. Sartre) bedeutet ja eine an der Existenz orientierte Denkrichtung. Er bezeichnet eine philosophischen Richtung , die an Existenz orientiert ist. Er behauptet "die Abhängigkeit des Logischen vom Existierenden". Etwas, was einen reinen Physikalisten auf die Palme bringen könnte. Aber darum geht es eben, weil dadurch seine logischen, auf Nutzen gerichtete Spielereien (Fortschritt!!) in eine metaphysiche Sphäre getaucht werden. Bei Platon und beim Christentum auch, ist die Erforschung kontingenter Fakten bestenfalls nützlich, wenn es um den Zweck geht, eine Stufenleiter anzufertigen, durch die man über solche Fakten hinaus- und von ihnen weggeführt wird. Es ist eine Leiter, von der man hofft sie letzten Endes wegwerfen zu können.

Mit dem 16. und 17. Jahrhundert beginnt Platon eher von Demokrit abgelöst zu werden. Die moralischen und religiösen Impulse werden nun in das Innere des Menschen verlegt, in ein "wahres Ich". Die Welt, wozu der menschliche Körper auch gehört wird als Ansammlung von Atomen und von Leere gesehen, wo Moralisches und Religiöses keine Rolle mehr zu spielen haben. Das ICH selbst wird als dreischichtig aufgefasst, wovon der innere Kern schwer beschreibbar ist. Er entspricht dem platonischen "Wahren Ich", Fichtes noumenalen Handlungsinstanz, dem Schopenhauerschen Willen, der Intuition Bergsons, der Stimme des Gewissens. Dieser innere Kern des Menschen ist das, was unsere Überzeugungen und Wünsche trägt. Naturwissenschaftler und ihre Allmachtsphantasien hoffen irgendwann denkende Maschinen zu bauen. Ich hoffe, dass diese dann auch ein Gewissen eingebaut erhalten und jeden Missbrauch von Seiten des Eigentümers (sofern es die Menschen- und Maschinenrechte dann noch ermöglichen!) den zuständigen Behörden melden.

Bei C.S. Peirce fand ich den interessanten Vorschlag Überzeugungen, Meinungen nicht als ein aus Bewusstseinstoff gefertigtes Bild zu sehen, sondern als Handlungsregel. Dann wären Überzeugungen nicht mehr Abbilder der Realität, sondern schlicht Werkzeuge im Umgang mit der Wirklichkeit. Damit wäre die ganze seitherige Philosophie in ihrer Weltsicht hinfällig. Die Frage, ob die Physik mit der Struktur der Welt in ihrem Ansichsein (Kant) oder nur mit der der Struktur der Welt als Erscheinung übereinstimmt - wen interessiert das dann noch? Der Gedanke, dass die Physik mit etwas übereinstimmer muss, wäre dann aufgegeben worden. Die Frage, was Wahrheit sei, stellt sich dann auch anders: Wahrheit käme dann eben nicht aus den Dingen. Dann wäre auch die Frage, ob die Sonne den Mittelpunkt des Weltalls bildet oder nicht - Kopernikus oder Ptolemäus - gleich bedeutend mit der Frage, ob Kopernikus oder Ptolemäus ein besseres Werkzeug zu Meisterung der Welt und ihrem besseren Verständnis liefert. Warum sollte es Schwierigkeiten geben sich für ein besseres Modell zu entscheiden? Für mich ist die Entscheidung ohnehin klar.

c

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