Geisteswissenschaft / Philosophie Plagiat kein Kavaliersdelikt, sondern Fehlverhalten?
„Plagiat kein Kavaliersdelikt, sondern Fehlverhalten?“ So war es nicht immer, stellt Prof. Wolfgang Krohn Soziologe vom Institut für Wissenschafts- und Technikforschung der Universität Bielefeld fest. Er hat sich seit langem mit Betrugsversuchen in wissenschaftlichen Arbeiten seiner Studenten beschäftigt. Daher weiß der 69-Jährige:
Das Abschreiben ist per se gar nichts Neues: Bis ins 19. Jahrhundert war das Plagiieren, etwa durch Descartes oder Kant, gang und gäbe. Nur um Autoren zu ehren, wurde zitiert, Wissenschaft war Allgemeingut. Die Idee des geistigen Eigentums entstand erst im 19. Jahrhundert; bis heute wird daran festgehalten. "Das Prinzip der Autorenschaft löst sich aber in den kommenden Jahren komplett auf. Der entscheidende Motor dafür ist das Internet", sagt Krohn. (s. Stuttgarter Zeitung Nr 43 vom 19. Februar 2011)
Wikipedia sei wie ein Supermarkt für Infos, an denen sich jedermann nach Belieben bedienen kann. Abschreiben war noch nie so leicht wie heute. Die Studenten von heute seien sich keines Unrechts bewusst, wenn sie nach der „copy-and-paste“-Methode zugreifen und aus Textpassagen ihre Seminararbeiten zusammenbauen. Diese Arbeitsweise verführe zu einer Arbeitsweise, die nicht dazu führe, dass Texte aus ihrem Kontext verstanden werden. Es führe vielmehr zum Verlust von Wertmaßstäben in der wissenschaftlichen Arbeit.
Können Dissertationen nur noch mit Hilfe ausgefeilter Software bewertet werden? Übertriebene Panikmache oder unangenehme Realität?
Artikel aus der STUTTGARTER ZEITUNG vom 19.02.2011
Link: http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/2822692_0_1776_-das-gespuer-fuer-qualitaet-geht-verloren.html
"Wir befinden uns inmitten eines grundlegenden, kulturhistorischen Wandels, der folgenreich sein wird in Bezug auf das geistige Eigentum."
Das Abschreiben ist per se gar nichts Neues: Bis ins 19. Jahrhundert war das Plagiieren, etwa durch Descartes oder Kant, gang und gäbe. Nur um Autoren zu ehren, wurde zitiert, Wissenschaft war Allgemeingut. Die Idee des geistigen Eigentums entstand erst im 19. Jahrhundert; bis heute wird daran festgehalten. "Das Prinzip der Autorenschaft löst sich aber in den kommenden Jahren komplett auf. Der entscheidende Motor dafür ist das Internet", sagt Krohn. (s. Stuttgarter Zeitung Nr 43 vom 19. Februar 2011)
Wikipedia sei wie ein Supermarkt für Infos, an denen sich jedermann nach Belieben bedienen kann. Abschreiben war noch nie so leicht wie heute. Die Studenten von heute seien sich keines Unrechts bewusst, wenn sie nach der „copy-and-paste“-Methode zugreifen und aus Textpassagen ihre Seminararbeiten zusammenbauen. Diese Arbeitsweise verführe zu einer Arbeitsweise, die nicht dazu führe, dass Texte aus ihrem Kontext verstanden werden. Es führe vielmehr zum Verlust von Wertmaßstäben in der wissenschaftlichen Arbeit.
Können Dissertationen nur noch mit Hilfe ausgefeilter Software bewertet werden? Übertriebene Panikmache oder unangenehme Realität?
Artikel aus der STUTTGARTER ZEITUNG vom 19.02.2011
Link: http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/2822692_0_1776_-das-gespuer-fuer-qualitaet-geht-verloren.html
Diese Arbeitsweise verführe zu einer Arbeitsweise, die nicht dazu führe, dass Texte aus ihrem Kontext verstanden werden. Es führe vielmehr zum Verlust von Wertmaßstäben in der wissenschaftlichen Arbeit.Ich bin da nicht so pessimistisch. Das Internet macht nicht nur das Kopieren technisch einfach, sondern dank Internet können nun Plagiate viel besser aufgedeckt werden als früher.
Die Promotionsordnungen gehören geändert, entsprechende Software entwickelt. Die Prüfung auf Plagiate wird dann Routine, die Sekretärinnen bei der Einreichung der Arbeiten übernehmen können, und kein Student wird sich mehr so ohne Weiteres bei anderen ungestraft bedienen können.
Der Werte- und Qualitätszerfall kann und muss gestoppt werden.
Karl
Re: Plagiat kein Kavaliersdelikt, sondern Fehlverhalten?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
wird es nicht absehbar so sein, dass Prüfprogramme allgemein zugänglich sind
und nur noch mittels Flightcheck dann die eigene Arbeit nach auffälligen Stellen durchsucht werden muss,
um diese rechtzeitig umzuformulieren?
@ sorella,
dann wären immerhin eigene Gedanken und Textverständnis notwendig.
Karl
dann wären immerhin eigene Gedanken und Textverständnis notwendig.
Karl
Danke dir Carlos für das schöne Thema - abgeleitet von einem "fait divers", wenn es sich dabei nicht um einen Minister handeln würde.
Wenn man à priori nicht schon wüsste, dass es dabei um die Doktorarbeit des Verteidigungsministers geht, könnte man vermuten (man beachte die Anzahl der Beiträge!), dass es bei dieser ganzen Dramaturgie, um Arno Schmidts "Zettels Traum"* geht.
Meines Erachtens war dies im Bereich des Klaus von geistigem Eigentum, ein richtiges Drama.
Da ging es auch nicht um die Art wie meistens eigentlich Doktorarbeiten entstehen – deren Inhalt bekanntlich nur in sehr seltenen Fällen etwas ganz Neues enthalten.
Deswegen kann ich persönlich in diesem Bereich den Begriff geistiges Eigentum, nur sehr zögerlich benutzen.
Wahres geistiges Eigentum, war in der Tat Arno Schmidts Zettels Traum.
Eine schöne Beschreibung dessen was eigentlich ein geistiger Gegenstand ist und wie es sich damit verhält, fand ich in diesen Tagen bei Aron Moss. (Achtung – es geht hier einzig und allein um den geistigen Gegenstand, nicht um das Plagiat!)
Ich übersetze den Französischen Text, ohne mich dabei am geistigen Eigentum des Autors zu vergreifen.
"Es ist eine Art geistige Eigenschaft der Kerzen: wenn man eine Kerze benutzt um eine andere anzuzünden, brennt die erste weiter. ihr Licht wird nicht schwacher durch die Tatsache, dass eine zweite Kerze Dank ihr, angezündet wurde.
In Gegenteil, jede der Kerzen intensiviert das Licht der anderen, ihr gemeinsames Leuchten wird noch strahlender."
Miriam
*Zettel's Traum (ZETTEL'S TRAUM in der Schreibweise des Autors) ist das 1970 erschienene Monumentalwerk des Dichters Arno Schmidt. Der Titel spielt unter anderem auf eine Figur aus Shakespeares Mittsommernachtstraum an.[--}
Kurz nach dem Erscheinen der Erstausgabe 1970 wurde – sehr zum Ärger des Autors – ein Raubdruck des Buchs in halber Größe angefertigt.
(Aus Wikipedia)
Wenn man à priori nicht schon wüsste, dass es dabei um die Doktorarbeit des Verteidigungsministers geht, könnte man vermuten (man beachte die Anzahl der Beiträge!), dass es bei dieser ganzen Dramaturgie, um Arno Schmidts "Zettels Traum"* geht.
Meines Erachtens war dies im Bereich des Klaus von geistigem Eigentum, ein richtiges Drama.
Da ging es auch nicht um die Art wie meistens eigentlich Doktorarbeiten entstehen – deren Inhalt bekanntlich nur in sehr seltenen Fällen etwas ganz Neues enthalten.
Deswegen kann ich persönlich in diesem Bereich den Begriff geistiges Eigentum, nur sehr zögerlich benutzen.
Wahres geistiges Eigentum, war in der Tat Arno Schmidts Zettels Traum.
Eine schöne Beschreibung dessen was eigentlich ein geistiger Gegenstand ist und wie es sich damit verhält, fand ich in diesen Tagen bei Aron Moss. (Achtung – es geht hier einzig und allein um den geistigen Gegenstand, nicht um das Plagiat!)
Ich übersetze den Französischen Text, ohne mich dabei am geistigen Eigentum des Autors zu vergreifen.
"Es ist eine Art geistige Eigenschaft der Kerzen: wenn man eine Kerze benutzt um eine andere anzuzünden, brennt die erste weiter. ihr Licht wird nicht schwacher durch die Tatsache, dass eine zweite Kerze Dank ihr, angezündet wurde.
In Gegenteil, jede der Kerzen intensiviert das Licht der anderen, ihr gemeinsames Leuchten wird noch strahlender."
Miriam
*Zettel's Traum (ZETTEL'S TRAUM in der Schreibweise des Autors) ist das 1970 erschienene Monumentalwerk des Dichters Arno Schmidt. Der Titel spielt unter anderem auf eine Figur aus Shakespeares Mittsommernachtstraum an.[--}
Kurz nach dem Erscheinen der Erstausgabe 1970 wurde – sehr zum Ärger des Autors – ein Raubdruck des Buchs in halber Größe angefertigt.
(Aus Wikipedia)
dann wären immerhin eigene Gedanken und Textverständnis notwendig.
Karl
Dieser Aussage stimme ich vollinhaltlich zu.
Denn genau hier sehe ich den "wahren Prüfstein" in Zukunft: Wiki - Google usw hin und her ...
Es gibt ja immer noch so etwas wie eine mündliche Verteidigung -Besprechung - Prüfung der Doktorarbeit ( oder nur der Habil (?)- wenn nicht ( mehr), muss das wieder eingeführt werden.
Die Prüfungskommission aus dem Fachgebiet hat es durchaus in der Hand, "Schwachstellen der Kandidat/Iinnen" mündlich herauszufinden.
Bei Verdacht .... bitte ändern - bitte neu fassen usw ...
Es nutzt nix, gegen neue Möglichkeiten der Informationsgewinnung zu wettern... und " unsere,in Bibliotheken verbrachte, Exzerpte erstellende Studienzeit zu verherrlichen "
Jeder Zeit ihre Methoden ... das ist mein Bekenntnis..
obwohl,obwohl... sogar in den Schulen nervt es heute bereits, kopierten unverstandenen Unsinn zu korrigieren
Ich verschaffte mir auf ähnliche wie oben beschriebene Methoden Klarheit ....
Schnell noch meine Antwort zur eigentlichen Themenfrage:
Plagiate verfassen ist akademisches Fehlverhalten ... immerhin verpflichtet sich ein "G`studierter" zur wissenschaftliche Redlichkeit...(falls es dieses "altmodische" Ideal noch gibt )
Re: Plagiat kein Kavaliersdelikt, sondern Fehlverhalten?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
wie oft werden wir hier wohl kluge (?) beiträge lesen, die nicht dem eigenen kopf
entsprungen sind?
(ohne mal namen zu nennen )
schlag nach bei shakespeare ......
oder bei google oder bei wiki.
Re: Plagiat kein Kavaliersdelikt, sondern Fehlverhalten?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Vielleicht ist das so Karin, ich kann das nicht beurteilen.
Aber keiner von uns hätte deshalb mehr Geld, mehr Öffentlichkeitsaufmerksamkeit oder sitzt deshalb an "der" Schaltstelle einer Machtposition, also keinerlei reale Vorteile.
Wer sich hier eine Mark in die Tasche lügt, weiß es zumindest und tut es aus Geltungsbedürfnis.
Und einen Verteidigungsminister mit einem solchen Geltungsbedürfnis und einer derartig gestörten Auffassung in Bezug auf Wahrheitsliebe und einer so hohen Blendungsfähigkeit macht mir große Sorgen.
So etwas kann im Ernstfall ungeheuer gefährlich für uns alle sein.
Meli
Aber keiner von uns hätte deshalb mehr Geld, mehr Öffentlichkeitsaufmerksamkeit oder sitzt deshalb an "der" Schaltstelle einer Machtposition, also keinerlei reale Vorteile.
Wer sich hier eine Mark in die Tasche lügt, weiß es zumindest und tut es aus Geltungsbedürfnis.
Und einen Verteidigungsminister mit einem solchen Geltungsbedürfnis und einer derartig gestörten Auffassung in Bezug auf Wahrheitsliebe und einer so hohen Blendungsfähigkeit macht mir große Sorgen.
So etwas kann im Ernstfall ungeheuer gefährlich für uns alle sein.
Meli
was hat der Doktorvater,den ein Student ja braucht,zu diesen Plagiarsvorwürfen gesagt.Dies liest man nirgends.Ich werde das Gefühl nicht los,das man hier einen Politiker,der allseirs beliebt ist,etwas am "Zeug ! " flicken will.Vor allem die Opposition hackt ja gründlich auf dem Herrn herum.Wie wäre es , denn wenn die Abgeordneten einmal wirklich etwas konstruktives leisten müssten.Wenn so in der Wirtschaft gearbeitet würde,sähe es schlecht in unserem Staate aus.Viel-
leicht bin ich der Einzige,der diese Meinung vertritt.
dieter.H
leicht bin ich der Einzige,der diese Meinung vertritt.
dieter.H
Re: Plagiat kein Kavaliersdelikt, sondern Fehlverhalten?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Beliebtheit allein sagt leider nichts, aber auch gar nichts über die persönlichen und fachlichen Qualitäten aus.
Außerdem läßt mich dein Posting vermuten, dass Du hier nicht sehr viel gelesen hast, auch keine Links mit durchaus klarer und objektiver Angabe zum Umfang des Diebstahls geistigen Eigentums.
Meli