Geisteswissenschaft / Philosophie Philosophische Betrachtungen
Entschuldige Mareike, Deinen Beitrag habe ich erst jetzt gesehen.
Gruß Pippa
Gruß Pippa
Anti-Gewaltraining - Erfolgsquote 70 Prozent, schreibst Du.
Bei dieser hohen Prozentzahl könnte man wohl auch davon ausgehen, daß der Verstand und auch das Gehirn trainiert werden können, zumindest sich annähern können.
Freier Wille. Obwohl das ein Diskussionsthema werden könnte, habe ich immer für mich das Gefühl, mich frei entschieden zu haben. Das finde ich auch gut so, denn damit könnten unter normalen Umständen ja keine Reuegefühle aufkommen. Wahrscheinlich, so sehe ich das, hat es eine Angleichung der beiden Personen in uns (philosophisches Duett) gegeben.
Was Luchs in ihrem Beitrag geschrieben hat, bezogen auf die Schriftzeichen der Chinesen und unseren Buchstaben hat mich zum Nachdenken angeregt. Da bin ich aber nicht zur gleichen Erkenntnis gekommen wie Luchs. Ich denke, Gedanken können auch durch die Sprache weitergegeben werden und müssen nicht unbedingt geschrieben werden. Ich könnte mir vorstellen, daß eine Unterhaltung in englischer Sprache nicht ganz so sensibel ausfallen kann, als wenn die Gesprächsteilnehmer in einer Muttersprache diskutieren. Das fällt ja schon auf, wenn Menschen zweisprachig aufgewachsen sind und Bücher in der Originalausgabe lesen können, daß da oft mehr vermittelt werden kann als bei einer Übersetzung. Das kann ich nachvollziehen. Und wenn man bedenkt, daß viele ausländische Professoren hier in Deutschland Vorlesungen in englischer Sprache halten und unsere deutschen Professoren dieses ebenfalls im Ausland in Englisch vortragen, so muß das doch auch anerkannt sein, in einer Weltsprache zu kommunizieren.
Natürlich könnte durch diese malerischen chinesischen Schriftzeichen, ich habe mal vernommen, ein gebildeter Chinese sollte 3.ooo davon kennen, die Sprache vielleicht blumenreicher sein, aber bei Sachthemen bezieht man sich wohl mehr auf den Inhalt, denke ich. lifong2007
Bei dieser hohen Prozentzahl könnte man wohl auch davon ausgehen, daß der Verstand und auch das Gehirn trainiert werden können, zumindest sich annähern können.
Freier Wille. Obwohl das ein Diskussionsthema werden könnte, habe ich immer für mich das Gefühl, mich frei entschieden zu haben. Das finde ich auch gut so, denn damit könnten unter normalen Umständen ja keine Reuegefühle aufkommen. Wahrscheinlich, so sehe ich das, hat es eine Angleichung der beiden Personen in uns (philosophisches Duett) gegeben.
Was Luchs in ihrem Beitrag geschrieben hat, bezogen auf die Schriftzeichen der Chinesen und unseren Buchstaben hat mich zum Nachdenken angeregt. Da bin ich aber nicht zur gleichen Erkenntnis gekommen wie Luchs. Ich denke, Gedanken können auch durch die Sprache weitergegeben werden und müssen nicht unbedingt geschrieben werden. Ich könnte mir vorstellen, daß eine Unterhaltung in englischer Sprache nicht ganz so sensibel ausfallen kann, als wenn die Gesprächsteilnehmer in einer Muttersprache diskutieren. Das fällt ja schon auf, wenn Menschen zweisprachig aufgewachsen sind und Bücher in der Originalausgabe lesen können, daß da oft mehr vermittelt werden kann als bei einer Übersetzung. Das kann ich nachvollziehen. Und wenn man bedenkt, daß viele ausländische Professoren hier in Deutschland Vorlesungen in englischer Sprache halten und unsere deutschen Professoren dieses ebenfalls im Ausland in Englisch vortragen, so muß das doch auch anerkannt sein, in einer Weltsprache zu kommunizieren.
Natürlich könnte durch diese malerischen chinesischen Schriftzeichen, ich habe mal vernommen, ein gebildeter Chinese sollte 3.ooo davon kennen, die Sprache vielleicht blumenreicher sein, aber bei Sachthemen bezieht man sich wohl mehr auf den Inhalt, denke ich. lifong2007
In den letzten Beiträgen wird ua der Bereich der Sprache thematisiert und es kommt die Frage auf, wozu brauchen wir Sprache und wie wichtig ist Sprache für unser Denken.
Eine meiner Töchter ist Sonderschullehrerin und sie arbeitet im Bereich der Schwerstbehindertenpädagogik.
Die Schüler sind mehrfachbehindert, körperlich und geistig. Die Kinder sind blind, mitunter auch taub, die meisten können nicht reden. Das größte Problem für die Betroffenen und die größte Herausforderung für Eltern, Lehrer, Pflegepersonal, Betreuer ist die Kommunikation.
Die Diplomarbeit der Tochter hatte dies als Thema: Die Bedeutung der Beziehung in der Kommunikation mit Schwerstbehinderten.
Hier ist ein ganz wesentlicher Aspekt die Körpersprache. Der Pups der in diesem Thread spasseshalber mal ins Spiel kam, kann unter Umständen ein wirklich wichtiger Hinweis auf Befindlichkeit sein, z.Bsp. Entspannung. Solche Reaktionen richtig zu deuten und zu nutzen, führt mitunter zu verblüffenden Ergebnissen. Wenn die Kinder sich verstanden fühlen, entsteht eine vertrauensvollere Beziehung und dann sind häufig erhebliche Fortschritte in der Entwicklung feststellbar.Sehr sicher denken diese Menschen, sie leiden jedoch sehr stark darunter, das sie sich nicht verständlich machen können.
Interessant in diesem Zusammenhang:
Bliss-Symbol
Ein weites Feld ....
Gruss
Mareike
Bliss anschaulich
Eine meiner Töchter ist Sonderschullehrerin und sie arbeitet im Bereich der Schwerstbehindertenpädagogik.
Die Schüler sind mehrfachbehindert, körperlich und geistig. Die Kinder sind blind, mitunter auch taub, die meisten können nicht reden. Das größte Problem für die Betroffenen und die größte Herausforderung für Eltern, Lehrer, Pflegepersonal, Betreuer ist die Kommunikation.
Die Diplomarbeit der Tochter hatte dies als Thema: Die Bedeutung der Beziehung in der Kommunikation mit Schwerstbehinderten.
Hier ist ein ganz wesentlicher Aspekt die Körpersprache. Der Pups der in diesem Thread spasseshalber mal ins Spiel kam, kann unter Umständen ein wirklich wichtiger Hinweis auf Befindlichkeit sein, z.Bsp. Entspannung. Solche Reaktionen richtig zu deuten und zu nutzen, führt mitunter zu verblüffenden Ergebnissen. Wenn die Kinder sich verstanden fühlen, entsteht eine vertrauensvollere Beziehung und dann sind häufig erhebliche Fortschritte in der Entwicklung feststellbar.Sehr sicher denken diese Menschen, sie leiden jedoch sehr stark darunter, das sie sich nicht verständlich machen können.
Interessant in diesem Zusammenhang:
Bliss-Symbol
Ein weites Feld ....
Gruss
Mareike
Bliss anschaulich
Mein linker Fuß beschreibt eindrucksvoll die Lebensgeschichte eines Jungen,der aufgrund einer Athetose fast vollständig gelähmt war.
Er kam im Dublin der 1930er Jahre als zehntes Kind einer Arbeiterfamilie zur Welt. Der Junge ist von Geburt an spastisch gelähmt und kann nicht sprechen. Im Alter von acht Jahren stellt er fest, dass er seinen linken Fuß bewegen kann. Seine Mutter glaubt an die Willenskraft ihres Jungen und hilft ihm dabei zu lernen, sich mit diesem Fuß "verständlich zu machen".
Zuerst lernt Christy schreiben und malen. So kann er zum ersten Mal mit seiner Außenwelt in Kontakt treten. Er malt aber auch wundervolle Bilder, die bald schon ausgestellt werden. Und er schreibt eine Auto-Biographie, die zum Bestseller wird.
Ich kann nur staunen, was unser Hirn alles kann.
Mareike
Er kam im Dublin der 1930er Jahre als zehntes Kind einer Arbeiterfamilie zur Welt. Der Junge ist von Geburt an spastisch gelähmt und kann nicht sprechen. Im Alter von acht Jahren stellt er fest, dass er seinen linken Fuß bewegen kann. Seine Mutter glaubt an die Willenskraft ihres Jungen und hilft ihm dabei zu lernen, sich mit diesem Fuß "verständlich zu machen".
Zuerst lernt Christy schreiben und malen. So kann er zum ersten Mal mit seiner Außenwelt in Kontakt treten. Er malt aber auch wundervolle Bilder, die bald schon ausgestellt werden. Und er schreibt eine Auto-Biographie, die zum Bestseller wird.
Ich kann nur staunen, was unser Hirn alles kann.
Mareike
Ich stieß zufällig auf diesen Thread und möchte mareike meinen Respekt dafür bezeugen. Es mag sein, dass das schöne Wetter und gewisse Auslaugungserscheinungen dazu geführt haben, dass seit Tagen keine Beiträge mehr eingingen. Das Gute ist, dass das Thema immer wieder aufgenommen werden könnte.
„In den letzten Beiträgen wird auch der Bereich der Sprache thematisiert und es kommt die Frage auf, wozu brauchen wir Sprache und wie wichtig ist Sprache für unser Denken.“ Mareike 24.07.2011 14:35
[/indent]
Karl hat darauf bereits darauf hingewiesen, dass das menschliche Hirn sich nicht als ausgesprochenes Denkorgan entwickelt hat, sondern als Hilfsmittel im Kampf ums Überleben, um real einer feindlichen Umwelt zu trotzen und sinnvoll Maßnahmen gegen Bedrohungen zu entwickeln. Es darf angenommen werden, dass Sprache, weiter die Verwendung von Symbolen als Vorform eines Schriftzeichensystems eine Gehirnleistung jüngeren Datums sein dürfte, eine Leistung des Neocortex. Kommunikation war beim Jagen großer Beutetiere unentbehrlich gewesen. Der Zusammenhalt und das Überleben der Horde diente dem Überleben.
Die Sprachabhängigkeit unseres Denkens ist eine schmerzliche Schwäche. Zwar ist es den Menschen gelungen (in erster Linie dem abendländischen Menschen in der griech. Philosophie) mit Anstrengung eine formale Logik und eine mathematische Formelsprache der exakten Wissenschaften zu entwickeln, die diese Schwächen auszugleichen suchen, aber auch damit stößt man rasch an Grenzen. Jede formalisierte Sprache muss, um überhaupt verstanden zu werden, gedeutet (d.h. übersetzt oder interpretiert) werden. Das wiederum ist ohne unser Alltagssprachvermögen, unsere Umgangssprache, nicht möglich. Der Problematik der Umgangssprache entgehen wir also nicht, indem eine Kunstsprache geschaffen wird. Eher erstaunlich ist, dass mit Hilfe der Umgangssprache die Umgangssprache präzisiert werden kann.
Ich möchte im Zusammenhang mit der Umgangssprache auf den heute öfters genannten Gedanken des Sprachrelativismus hinweisen. Damit ist gemeint, dass weder der Wortschatz der einzelnen Sprachen noch die grammatische Strukturen jeweils eindeutig aufeinander abbildbar sind. Luchs hat recht, wenn sie darauf hinweist, dass Chinesen und Europäer Schwierigkeiten haben sich zu verstehen. Die Übersetzungsschwierigkeiten deutscher Schüler bei Fremdsprachentexten haben damit auch zu tun. Wer die eigene Sprache nicht beherrscht, kann einen Fremdsprachentext auch nicht in die eigene Sprache übertragen.
Betrachtet man die Grammatikstrukturen etwas genauer, sieht man, dass im Hebräischen die Tempora des Verbums fehlen, im Chinesischen fehlt die Flexion ganz. In „primitiven“ Sprachen werden gewisse verallgemeinernden Abstraktionen vermieden: der laufende Hase und der sitzende Hase sind völlig verschiedene Worte. Die Ohren des Hasen und die des Rehs werden bei unseren Jägern übrigens auch verschieden benannt.
Das Interessante ist nun, dass die Philosophien der großen Kulturen eng mit den grammatischen Strukturen der Sprachen zusammenhängen Die formale Logik des Aristoteles, geschaffen vor 2300 Jahren ist heute noch gültig. Das Subjekt-Prädikat-Schema der Logik des Aristoteles entspricht genau der Struktur des griechischen und wohl allgemein indoeuropischen Aussagesatzes). Die Ideenlehre Platons und ihr Verständnis ist ermöglicht oder möglicherweise angeregt worden durch das Vorhandensein des bestimmten Artikels im Griechischen. Er gestattet von „dem Schönen“ zu sprechen statt von der „schönen Vase“.
Richtig anregend (und aufregend) werden diese Gedanken aber , wenn bedacht wird, dass die in Europa zur Geltung gelangte griechische Logik (Philosophie) Voraussetzung und Vorbedingung jeder Wissenschaft ist. Also nicht zuletzt auch der Sprachwissenschaft. Philosophie ist nicht nur Reflexion allgemein über Dinge, das Sein (Vorsicht!) und andere Menschen (dabei denke ich an Bongoline mit ihrem studierten Philosophen in der Verwandtschaft), sondern auch Selbstreflexion, Nachdenken über die Methoden der eigenen Wissenschaft. „Ist nun Logik Ausdruck unserer kulturellen Voraussetzungen? Verliert sie dadurch den Wahrheitsanspruch“, den jede Aussage erhebt?? Die Fragen stammen von dem Atomphysiker Friedrich von Weizsäcker. Die Frage, was Wahrheit ist, wurde m. E. bis jetzt sehr vernachlässigt. Ich muss aber zugeben, dass ich nicht alles lesen konnte. Jede Erkenntnis trägt in sich einen Wahrheitsanspruch. Was also ist Wahrheit? Gibt es Kriterien für Wahrheit?
Kant nannte die Philosophie „Vernunfterkenntnis aus Begriffen.“ Das ist griechische Logik. Wie sind synthetische (erkenntnisweiternde) Urteile a priori (d. h. ohne Beteiligung der Sinne und der Erfahrung) d. h. notwendig möglich?
[i]„Wobei ich noch nicht weiß, was Erkenntnis ist“, meinte mareike.
Dazu müssten wir aber wissen was „Informationen“ sind (bits and bytes), wie "Wissen" entsteht und dann "Erkenntnis".
Grüße
c
„In den letzten Beiträgen wird auch der Bereich der Sprache thematisiert und es kommt die Frage auf, wozu brauchen wir Sprache und wie wichtig ist Sprache für unser Denken.“ Mareike 24.07.2011 14:35
[/indent]
Karl hat darauf bereits darauf hingewiesen, dass das menschliche Hirn sich nicht als ausgesprochenes Denkorgan entwickelt hat, sondern als Hilfsmittel im Kampf ums Überleben, um real einer feindlichen Umwelt zu trotzen und sinnvoll Maßnahmen gegen Bedrohungen zu entwickeln. Es darf angenommen werden, dass Sprache, weiter die Verwendung von Symbolen als Vorform eines Schriftzeichensystems eine Gehirnleistung jüngeren Datums sein dürfte, eine Leistung des Neocortex. Kommunikation war beim Jagen großer Beutetiere unentbehrlich gewesen. Der Zusammenhalt und das Überleben der Horde diente dem Überleben.
„Ich schließe noch zwei weiteren Fragen an:
- Kann ich nur durch Erfahrung Erkenntnis gewinnen?
- Kann Erkenntnis über Sprache vermittelt werden?
Wobei ich noch nicht weiß, was Erkenntnis ist.“ mareike 15.7.2011
- Kann ich nur durch Erfahrung Erkenntnis gewinnen?
- Kann Erkenntnis über Sprache vermittelt werden?
Wobei ich noch nicht weiß, was Erkenntnis ist.“ mareike 15.7.2011
Die Sprachabhängigkeit unseres Denkens ist eine schmerzliche Schwäche. Zwar ist es den Menschen gelungen (in erster Linie dem abendländischen Menschen in der griech. Philosophie) mit Anstrengung eine formale Logik und eine mathematische Formelsprache der exakten Wissenschaften zu entwickeln, die diese Schwächen auszugleichen suchen, aber auch damit stößt man rasch an Grenzen. Jede formalisierte Sprache muss, um überhaupt verstanden zu werden, gedeutet (d.h. übersetzt oder interpretiert) werden. Das wiederum ist ohne unser Alltagssprachvermögen, unsere Umgangssprache, nicht möglich. Der Problematik der Umgangssprache entgehen wir also nicht, indem eine Kunstsprache geschaffen wird. Eher erstaunlich ist, dass mit Hilfe der Umgangssprache die Umgangssprache präzisiert werden kann.
Ich möchte im Zusammenhang mit der Umgangssprache auf den heute öfters genannten Gedanken des Sprachrelativismus hinweisen. Damit ist gemeint, dass weder der Wortschatz der einzelnen Sprachen noch die grammatische Strukturen jeweils eindeutig aufeinander abbildbar sind. Luchs hat recht, wenn sie darauf hinweist, dass Chinesen und Europäer Schwierigkeiten haben sich zu verstehen. Die Übersetzungsschwierigkeiten deutscher Schüler bei Fremdsprachentexten haben damit auch zu tun. Wer die eigene Sprache nicht beherrscht, kann einen Fremdsprachentext auch nicht in die eigene Sprache übertragen.
Betrachtet man die Grammatikstrukturen etwas genauer, sieht man, dass im Hebräischen die Tempora des Verbums fehlen, im Chinesischen fehlt die Flexion ganz. In „primitiven“ Sprachen werden gewisse verallgemeinernden Abstraktionen vermieden: der laufende Hase und der sitzende Hase sind völlig verschiedene Worte. Die Ohren des Hasen und die des Rehs werden bei unseren Jägern übrigens auch verschieden benannt.
Das Interessante ist nun, dass die Philosophien der großen Kulturen eng mit den grammatischen Strukturen der Sprachen zusammenhängen Die formale Logik des Aristoteles, geschaffen vor 2300 Jahren ist heute noch gültig. Das Subjekt-Prädikat-Schema der Logik des Aristoteles entspricht genau der Struktur des griechischen und wohl allgemein indoeuropischen Aussagesatzes). Die Ideenlehre Platons und ihr Verständnis ist ermöglicht oder möglicherweise angeregt worden durch das Vorhandensein des bestimmten Artikels im Griechischen. Er gestattet von „dem Schönen“ zu sprechen statt von der „schönen Vase“.
Richtig anregend (und aufregend) werden diese Gedanken aber , wenn bedacht wird, dass die in Europa zur Geltung gelangte griechische Logik (Philosophie) Voraussetzung und Vorbedingung jeder Wissenschaft ist. Also nicht zuletzt auch der Sprachwissenschaft. Philosophie ist nicht nur Reflexion allgemein über Dinge, das Sein (Vorsicht!) und andere Menschen (dabei denke ich an Bongoline mit ihrem studierten Philosophen in der Verwandtschaft), sondern auch Selbstreflexion, Nachdenken über die Methoden der eigenen Wissenschaft. „Ist nun Logik Ausdruck unserer kulturellen Voraussetzungen? Verliert sie dadurch den Wahrheitsanspruch“, den jede Aussage erhebt?? Die Fragen stammen von dem Atomphysiker Friedrich von Weizsäcker. Die Frage, was Wahrheit ist, wurde m. E. bis jetzt sehr vernachlässigt. Ich muss aber zugeben, dass ich nicht alles lesen konnte. Jede Erkenntnis trägt in sich einen Wahrheitsanspruch. Was also ist Wahrheit? Gibt es Kriterien für Wahrheit?
Kant nannte die Philosophie „Vernunfterkenntnis aus Begriffen.“ Das ist griechische Logik. Wie sind synthetische (erkenntnisweiternde) Urteile a priori (d. h. ohne Beteiligung der Sinne und der Erfahrung) d. h. notwendig möglich?
[i]„Wobei ich noch nicht weiß, was Erkenntnis ist“, meinte mareike.
Dazu müssten wir aber wissen was „Informationen“ sind (bits and bytes), wie "Wissen" entsteht und dann "Erkenntnis".
Grüße
c
Hallo Carlos1
Ich freue mich über deinen ausführlichen Beitrag. Du schneidest wichtige Themen an und verfügst offenbar über einen fundierten Wissensschatz der Philosophie betreffend. Ich bin da eher interessierter Laie.
Der Bereich der Sprache findet mein Interesse, ich habe mich schon als Kind gefragt, ob man ohne Sprache denken kann? Meine Freundin pflegte zu sagen: "Die Verfertigung der Gedanken beim Reden. Der Versuch etwas in Worten zu fassen zwingt zum Analysieren: Ordnen, Untersuchen, Auswerten. Einiges bleibt dabei jedoch notgedrungen auf der Strecke.
Die Frage, was Wahrheit ist, wurde in diesem Thread noch nicht erörtert. Wahrheit ist für mich nur zu benennen in Zusammenhang mit Wahrnehmung. Wahr ist das, was ich unmittelbar selbst wahrnehme, somit an der Person und an dem Jetzt gebunden. Der Begriff Wahrheit ist ein Konstrukt: Wir haben eine Vorstellung, womöglich eine Illusion von Wahrheit und diese verhilft uns zur Wahrheitsfindung durch "Abgleichung" - eine absulute Wahrheit gibt es nicht, es sei denn man nennt es Alles oder Nichts.
Gruss
Mareike
Ich freue mich über deinen ausführlichen Beitrag. Du schneidest wichtige Themen an und verfügst offenbar über einen fundierten Wissensschatz der Philosophie betreffend. Ich bin da eher interessierter Laie.
Der Bereich der Sprache findet mein Interesse, ich habe mich schon als Kind gefragt, ob man ohne Sprache denken kann? Meine Freundin pflegte zu sagen: "Die Verfertigung der Gedanken beim Reden. Der Versuch etwas in Worten zu fassen zwingt zum Analysieren: Ordnen, Untersuchen, Auswerten. Einiges bleibt dabei jedoch notgedrungen auf der Strecke.
Die Frage, was Wahrheit ist, wurde in diesem Thread noch nicht erörtert. Wahrheit ist für mich nur zu benennen in Zusammenhang mit Wahrnehmung. Wahr ist das, was ich unmittelbar selbst wahrnehme, somit an der Person und an dem Jetzt gebunden. Der Begriff Wahrheit ist ein Konstrukt: Wir haben eine Vorstellung, womöglich eine Illusion von Wahrheit und diese verhilft uns zur Wahrheitsfindung durch "Abgleichung" - eine absulute Wahrheit gibt es nicht, es sei denn man nennt es Alles oder Nichts.
Gruss
Mareike
Geschichte: Wahrheit oder Lüge
"Das, was war, interessiert uns nicht darum, weil es war, sondern weil es in gewissem Sinn noch ist, indem es noch wirkt..." (Droysen)
Das kann man man in Hinblick auf "Menschheitsgeschichte" sagen, gilt es auch für Begebenheiten in unserem persönlichen Umfeld? Wie wichtig ist es Wahrheitsfindung zu betreiben in dem Sinne, den möglichst genauen Ablauf eines Geschehens zu rekonstruieren?
Gerne eure Meinung dazu.
Gruss
Mareike
"Das, was war, interessiert uns nicht darum, weil es war, sondern weil es in gewissem Sinn noch ist, indem es noch wirkt..." (Droysen)
Das kann man man in Hinblick auf "Menschheitsgeschichte" sagen, gilt es auch für Begebenheiten in unserem persönlichen Umfeld? Wie wichtig ist es Wahrheitsfindung zu betreiben in dem Sinne, den möglichst genauen Ablauf eines Geschehens zu rekonstruieren?
Gerne eure Meinung dazu.
Gruss
Mareike
Ein Freund von uns - wir kennen uns noch aus Studienzeiten - ist promovierter Chemiker und hatte über Jahrzehnte eine gutgehende Patentanwalts-Kanzlei. Als er diese mit 60 Jahren verkaufte und Rentner wurde, begann er ein Philosophie-Studium, das er nun gerade (mit 70 Jahren) mit Promotion erfolgreich abgeschlossen hat.
Es war ein alter Traum von ihm, sich neben Naturwissenschaften "geistiges" Wissen anzueignen - mir imponiert dies sehr und ich freue mich, mit ihm und anderen Freunden demnächst diese Promotion gebührend zu feiern. Olga
Es war ein alter Traum von ihm, sich neben Naturwissenschaften "geistiges" Wissen anzueignen - mir imponiert dies sehr und ich freue mich, mit ihm und anderen Freunden demnächst diese Promotion gebührend zu feiern. Olga
Hallo Mareike,
also so begegnen wir dem Thema Wahrheit auf Umwegen. Bei Schopi ist immer ein Körnchen Wahrheit drin und manchmal mehr. Habe deine neigestellten Text mit Genuss gelesen. Schopenhauer hat Giftpfeile auf die Frauenwelt abgefeuert, warum sollte er bei der Geschichtsschreibung sich enthalten?
Bevor ich die Geschichte ansteuere, ein ganz kurzer Blick auf die Naturwissenschaften. Eine Vielzahl von Hypothesen beruhen in den Nat. w. auf Induktionsschlüssen als Verallgemeinerungen. Die Regel gewinnt man durch den Schluss von einer Vielzahl von beobachteten Ereignissen. Tatsächlich liegt solchen Schlüssen aber die psychologische Erwartungshaltung zugrunde, dass der Lauf der Natur gewissen Regeln folgt, dass die Zukunft also der Vergangenheit ähnlich sei. Diese Annahme ist in der menschlichen Erfahrung begründet, der Lebenspraxis und den Gewohnheiten der Menschen. „Alle Erfahrungsschlüsse sind somit Folgen der Gewohnheit nicht der Vernunft.“ So David Hume
Das induktive Verfahren ist daher nicht logisch, sondern nur psychologisch gerechtfertigt. Trotzdem ist es unentbehrlich bei der wissenschaftlichen Hypothesenbildung.
Bei Droysen (dein Text) ist die Feststellung hervorzuheben, dass es „um Wahrheitsfindung“ geht und „eine genaue Rekonstruktion eines Geschehens.“ Geschichte hat mit Geschehen zu tun. Der Versuch eine genaue Aufarbeitung des Geschehens zu leisten, setzt planmäßiges Vorgehen, Quellenanalyse, Nutzung wissenschaftlicher Hilfsmittel voraus…. etc voraus. Droysen schrieb seine Historik in den 80er Jahren des 19. Jhds. Schopenhauer schrieb einige Jahrzehnte früher. Schopi hatte die großen Geschichtserzählungen eines Ranke und anderer berühmter Historiker vor Augen. Allein diese mühten sich schon längst die Vergangenheit nicht nur zu erzählen, sondern dem Geschehen Sinn und Deutung zu geben. Droysen will eine Geschichtsschreibung, die einen Zusammenhang zwischen dem, was geschehen ist, den Tatsachen und Ereignissen, herstellen. Die systematische Erfassung und Bewertung der Quellen (der Grundlagen der Geschichtsschreibung) ist jedoch Aufgabe der Geschichtswissenschaft. Die Sinndeutung und Darstellung ist wiederum mehr als nur empirische Beurteilung. Wirkung kann Geschichte erzeugen nicht durch die Geschichtswissenschaft, die viel zu trocken und abstrakt ist, sondern durch Darstellungen der Geschichte und ihre Deutung. Im 19. Jhd waren die Erzählungen Gustav Freytags („Bilder aus der dt. Vergangenheit“) eine Vorbereitung für die Herausbildung eines Nationalbewusstseins.
Jede Zeit, auch jede Generation, hat eine andere Auffassung vom Vergangenen, sieht die Wirkungen der Vergangenheit auf die Gegenwart anders.
Geschichtsschreibung kann die Unwahrheit sagen, wenn sie in offiziellem Dienst steht und gezielt eine Ideologie stützen soll. Geschichte ist nicht ausschließlich eine Geschichte von Klassenkämpfen, auch nicht eine solche von Rassenkämpfen. Geschichtsschreibung kann von politischen Machthabern nutzbar gemacht werden. um die eigene authentische Geschichte einer Nation vergessen zu machen.
Was ist aber Wahrheit? Sehr bekannt ist die Erklärung des Aristoteles, die sich bei Kant, B. Russell, Wittgenstein, dem Logiker Tarskij etc. wiederfindet. Wahrheit sei die Übereinstimmung der Erkenntnis mit dem Gegenstand der Betrachtung/dem Sachverhalt. Aquin veränderte die These, indem er sagt, Wahrheit sei die Annäherung an eine Übereinstimmung mit dem Sachverhalt.
Immerhin wird mit dieser Theorie implizit vorausgesetzt, dass ein Urteil wahr oder falsch ist. Die Erkenntnis der Wahrheit ist aber immer das Ziel nicht der Ausgangspunkt der Forschung. In der Geschichtsschreibung wird es aber ganz schwierig zur Wahrheit zu kommen. Es gibt keine objektiv gültige Vergangenheit als Gegenstand oder Sachverhalt, mit der Übereinstimmung erzielt werden könnte. Das gilt weniger für die Geschichtswissenschaft. Jede Deutung ist subjektiv und zeitgebunden. Ob das nun Lüge ist, wie Schopenhauer sagt?
Einen schönen Abend noch
c.
also so begegnen wir dem Thema Wahrheit auf Umwegen. Bei Schopi ist immer ein Körnchen Wahrheit drin und manchmal mehr. Habe deine neigestellten Text mit Genuss gelesen. Schopenhauer hat Giftpfeile auf die Frauenwelt abgefeuert, warum sollte er bei der Geschichtsschreibung sich enthalten?
Bevor ich die Geschichte ansteuere, ein ganz kurzer Blick auf die Naturwissenschaften. Eine Vielzahl von Hypothesen beruhen in den Nat. w. auf Induktionsschlüssen als Verallgemeinerungen. Die Regel gewinnt man durch den Schluss von einer Vielzahl von beobachteten Ereignissen. Tatsächlich liegt solchen Schlüssen aber die psychologische Erwartungshaltung zugrunde, dass der Lauf der Natur gewissen Regeln folgt, dass die Zukunft also der Vergangenheit ähnlich sei. Diese Annahme ist in der menschlichen Erfahrung begründet, der Lebenspraxis und den Gewohnheiten der Menschen. „Alle Erfahrungsschlüsse sind somit Folgen der Gewohnheit nicht der Vernunft.“ So David Hume
Das induktive Verfahren ist daher nicht logisch, sondern nur psychologisch gerechtfertigt. Trotzdem ist es unentbehrlich bei der wissenschaftlichen Hypothesenbildung.
Bei Droysen (dein Text) ist die Feststellung hervorzuheben, dass es „um Wahrheitsfindung“ geht und „eine genaue Rekonstruktion eines Geschehens.“ Geschichte hat mit Geschehen zu tun. Der Versuch eine genaue Aufarbeitung des Geschehens zu leisten, setzt planmäßiges Vorgehen, Quellenanalyse, Nutzung wissenschaftlicher Hilfsmittel voraus…. etc voraus. Droysen schrieb seine Historik in den 80er Jahren des 19. Jhds. Schopenhauer schrieb einige Jahrzehnte früher. Schopi hatte die großen Geschichtserzählungen eines Ranke und anderer berühmter Historiker vor Augen. Allein diese mühten sich schon längst die Vergangenheit nicht nur zu erzählen, sondern dem Geschehen Sinn und Deutung zu geben. Droysen will eine Geschichtsschreibung, die einen Zusammenhang zwischen dem, was geschehen ist, den Tatsachen und Ereignissen, herstellen. Die systematische Erfassung und Bewertung der Quellen (der Grundlagen der Geschichtsschreibung) ist jedoch Aufgabe der Geschichtswissenschaft. Die Sinndeutung und Darstellung ist wiederum mehr als nur empirische Beurteilung. Wirkung kann Geschichte erzeugen nicht durch die Geschichtswissenschaft, die viel zu trocken und abstrakt ist, sondern durch Darstellungen der Geschichte und ihre Deutung. Im 19. Jhd waren die Erzählungen Gustav Freytags („Bilder aus der dt. Vergangenheit“) eine Vorbereitung für die Herausbildung eines Nationalbewusstseins.
Jede Zeit, auch jede Generation, hat eine andere Auffassung vom Vergangenen, sieht die Wirkungen der Vergangenheit auf die Gegenwart anders.
Geschichtsschreibung kann die Unwahrheit sagen, wenn sie in offiziellem Dienst steht und gezielt eine Ideologie stützen soll. Geschichte ist nicht ausschließlich eine Geschichte von Klassenkämpfen, auch nicht eine solche von Rassenkämpfen. Geschichtsschreibung kann von politischen Machthabern nutzbar gemacht werden. um die eigene authentische Geschichte einer Nation vergessen zu machen.
Was ist aber Wahrheit? Sehr bekannt ist die Erklärung des Aristoteles, die sich bei Kant, B. Russell, Wittgenstein, dem Logiker Tarskij etc. wiederfindet. Wahrheit sei die Übereinstimmung der Erkenntnis mit dem Gegenstand der Betrachtung/dem Sachverhalt. Aquin veränderte die These, indem er sagt, Wahrheit sei die Annäherung an eine Übereinstimmung mit dem Sachverhalt.
Immerhin wird mit dieser Theorie implizit vorausgesetzt, dass ein Urteil wahr oder falsch ist. Die Erkenntnis der Wahrheit ist aber immer das Ziel nicht der Ausgangspunkt der Forschung. In der Geschichtsschreibung wird es aber ganz schwierig zur Wahrheit zu kommen. Es gibt keine objektiv gültige Vergangenheit als Gegenstand oder Sachverhalt, mit der Übereinstimmung erzielt werden könnte. Das gilt weniger für die Geschichtswissenschaft. Jede Deutung ist subjektiv und zeitgebunden. Ob das nun Lüge ist, wie Schopenhauer sagt?
Einen schönen Abend noch
c.
Re: Philosophische Betrachtungen
Hallo,Carlos, freu mich, wieder Philosophisches von dir zu lesen. Und das ist die Wahrheit !
Ist Wahrheit nicht auch ein wesentlicher Bestandteil des gesunden Menschenverstandes? Wenn ein Mensch etwas für andere Unverständliches sagt oder tut, zweifelt man an seinem gesunden Menschenverstand. Aber damit sollte man vorsichtig sein. Auch Galliei sprach man einst den gesunden Menschenverstand ab, weil er sich für Korperniks' These , dass sich die Erde um die Sonne dreht, einsetzte. Heute weiß es jeder.
Handelt es sich beim gesunden Menschenverstand oder der angenommenen "Wahrheit" nicht nur um das, was gerade als standartisiertes Wissen gilt? Und ist dann dieses Wissen Wahrheit?
Luchs
Ist Wahrheit nicht auch ein wesentlicher Bestandteil des gesunden Menschenverstandes? Wenn ein Mensch etwas für andere Unverständliches sagt oder tut, zweifelt man an seinem gesunden Menschenverstand. Aber damit sollte man vorsichtig sein. Auch Galliei sprach man einst den gesunden Menschenverstand ab, weil er sich für Korperniks' These , dass sich die Erde um die Sonne dreht, einsetzte. Heute weiß es jeder.
Handelt es sich beim gesunden Menschenverstand oder der angenommenen "Wahrheit" nicht nur um das, was gerade als standartisiertes Wissen gilt? Und ist dann dieses Wissen Wahrheit?
Luchs