Geisteswissenschaft / Philosophie Philosophische Betrachtungen

Karl
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Re: Philosophische Betrachtungen
geschrieben von Karl
als Antwort auf anjeli vom 15.07.2011, 18:17:38
Liebe anjeli,

ich fand Deinen Ansatz sehr pfiffig und der Wahrheit nahe.
Ich erlange Erkenntniss, dass ich Bedürfnisse habe. Wie kann ich mir meine Bedürfnisse erfüllen?
Elementare Bedürfnisse sind das, was jeden tierischen Organismus antreibt und in die Welt hinein handeln lässt. Damit dieses Handeln die Bedürfnisse (Hunger, Durst, Fortpflanzung) erfüllen kann, muss der Organismus sich in der Welt zurecht finden. Er braucht Erkenntnis über das Wo und das Wie.

Du hast m. E. den Kern der evolutionären Erkenntnistheorie sehr gut beschrieben! Wir gehen davon aus, dass sich der Erkenntnisapparat, das Gehirn, während der Evolution ständig fortentwickelt und das Bild von der Welt somit detailreicher gestaltet hat. Wir sehen, fühlen, riechen aber nur solche Reize, die für unser Verhalten wichtig sind. Im Radiowellenbereich z. B. haben wir keine eigenen Antennen, diese müssen wir mit Geräten erst transformieren, um sie wahrnehmen zu können. So gibt es sehr vieles um uns herum, was wir einfach nicht wahrnehmen (können).

Unser Erkenntnisapparat ist aber auch sehr leicht zu täuschen, denn wir ergänzen uns unsere wahrgenommenen Bilder immer aufgrund unserer Erfahrungen. Wir bilden Hypothese, die wir auch wieder verwerfen, wenn sich die Evidenz ändert. Das ist z. B. erfahrbar, wenn wir uns im Halbdunkeln auf eine Person zubewegen. Das ist Hans, nein Gregor, auch so doch Hans etc. Jeder von Euch wird das kennen. Unser Gehirn macht ständig Annahmen über das Wahrgenommene und manchmal liegen wir furchtbar daneben. Gerade die Sinnestäuschungen verraten uns aber sehr viel darüber, wie unsere Wahrnehmung arbeitet.

Karl
Mareike
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Re: Philosophische Betrachtungen
geschrieben von Mareike
als Antwort auf heide † vom 15.07.2011, 18:35:13
Mareike, ich verstehe Deine Antwort auf Anjelis Frage nicht. Versuche Dich doch mal klarer auszudrücken,denn auch der Mitlesende - nämlich ich - möchte Dich verstehen können.

BG Heide


Anjelis Frage: "Richtig oder falsch - sehe ich es richtig, dass alles richtig
und falsch sein kann? kann ich nicht beantworten.
Der Philosoph würde mit einer Frage antworten: Was ist richtig? Was ist Falsch? Gibt es eine absulute Wahrheit?
Was meine ich, wenn ich sage: Das ist richtig. Sage ich da nicht einfach nur: Für mich ist es so richtig? Für mich kann es richtig sein, für den anderen falsch. Im Prinzip weißt das jedes Kind, aber wir verhalten uns nicht so. Und das zurecht, wir können nicht ständig nur fragen, das Leben will gelebt werden.
Wenn ich mir aber dessen bewußt bin, das mein Wissen begrenzt ist, kann ich mein Verhalten darauf abstimmen. Auch im Umgang mit Andersdenkenden. Urteile sind immer Vor-urteile, immer wahrsten Sinne des Wortes. Karls Ausführungen verdeutlichen das sehr plastisch, meiner Meinung nach.

Gruss
Mareike
anjeli
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Mitglied

Re: Philosophische Betrachtungen
geschrieben von anjeli
als Antwort auf Karl vom 15.07.2011, 18:45:42
Lieber Karl,

erstmal musste ich lachen, dass du meine Antwort als pfiffig
wertest.

Was du über Grundbedürfnisse sagst ist richtig.
Das Ich, die geistige Individualität erhebt den Menschen über das Tierreich.

Wann wir der Mensch ein Mensch?

Welche Voraussetzungen (Anlagen) bringt er mit und welche
erwirbt er durch Erziehung und Bildung.(Anthroposophie)

Rudold Steiner (Waldorfschulen) hat einen Leitsatz aufgestellt.
Anthroposophie ist ein Erkenntnisweg, der das Geistige im
Menschenwesen zum Geistigen im Weltall führen möchte.


Nochmal zu den Bedürfnissen
die Gewichtung kann sich im Laufe des Lebens ändern.

Du hast von Sehen, Hören, Fühlen bei der Wahrnehmung gesprochen. Ich füge noch einen wichtigen Faktor, nämlich
die Intuition hinzu.

anjeli

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Mareike
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Re: Philosophische Betrachtungen
geschrieben von Mareike
Zu den Grundbedürfnissen des Menschen generell sind die Menschenrechte in Betracht zu ziehen: Allgemeine Erklärung der Menschenrechte von 1948

Zitat: Am 10. Dezember 1948 verabschiedete die Generalversammlung der UNO die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte. 48 Staaten stimmten für die Erklärung, 8 enthielten sich der Stimme. Vorangegangen war ein zweijähriger Diskussionsprozess in der UNO-Menschenrechtskommission.

Mareike
Karl
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Re: Philosophische Betrachtungen
geschrieben von Karl
als Antwort auf anjeli vom 15.07.2011, 19:39:08
Das Ich, die geistige Individualität erhebt den Menschen über das Tierreich.
Das ist so nicht richtig. Es gibt auch Ichbewusstsein im Tierreich.
Einige wissenschaftliche Studien besagen, dass auch diverse Affenarten, Delfine, Elefanten und Elstern ein Ich-Bewusstsein besitzen. Dies wird unter anderem daran festgemacht, dass sich Exemplare dieser Tierarten im Spiegel selbst erkennen. Quelle.
geschrieben von wikipedia.de
Es gibt in Bezug auf die geistigen Fähigkeiten fließende Übergänge zwischen dem Tierreich und uns Menschen. Auch wir sind uns ja nicht immer dessen bewusst, was wir tun. Unsere "bewussten" Erkenntnisse beruhen auf sehr viel unbewusster Informationsverarbeitung. Wir bekommen nur das mit, was "untere Instanzen" durchgelassen haben.

Karl
lifong2007
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Re: Philosophische Betrachtungen
geschrieben von lifong2007
als Antwort auf Mareike vom 15.07.2011, 20:06:16
Ja, da habe ich gerade festgestellt, daß meine Gedankengänge mehr auf das Leben in der Gemeinschaft zielen. Für mich sind Erkenntnisse, die sich nur mit meiner eigenen Person befassen, zu eng angesiedelt. Und fragt man nach dem Sinn des Lebens, so ist m.E. eine Antwort nur möglich, wenn man die Gemeinschaft mit einbezieht, da man ja schließlich nicht allein in dieser Welt lebt. Erkenntnisse sind für mich das Ergebnis, das ich erreiche, wenn ich persönliche Erfahrungswerte mit einbringen kann. Und damit kann ich dann auch leicht eine Verbindung zu der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948 finden. Diese sind letztlich das Ergebnis vieler zusammengetragener Erkenntnisse.
Auch wenn die Philosophie sich immer weiter entwickelt hat, so ist doch festzustellen, daß die Philosophen, hier nenne ich Seneca - Von der Seelenruhe - Vom glücklichen Leben - Von der Muße - Von der Kürze des Lebens - heute noch aktuell sind.
lifong2007

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Mareike
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Re: Philosophische Betrachtungen
geschrieben von Mareike
als Antwort auf lifong2007 vom 15.07.2011, 21:02:20
Ja, hier wird auch deutlich, das unterschieden werden muss, zwischen Erkenntnis und Selbsterkenntnis.

Erkenntnisse entstehen in der Gemeinschaft in dem Sinne, dass nach gemeinsame Nenner gesucht wird.

Mareike
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Re: Philosophische Betrachtungen
geschrieben von Mareike
als Antwort auf Karl vom 15.07.2011, 20:57:17
[quote=anjeli]Unsere "bewussten" Erkenntnisse beruhen auf sehr viel unbewusster Informationsverarbeitung. Wir bekommen nur das mit, was "untere Instanzen" durchgelassen haben.

Karl
geschrieben von karl


Hier interessiert mich die Frage, ob Intuition dort angesiedelt ist, wo Erfahrungen abgespeichert sind welche noch nicht denkend "erschlossen" wurden.
Mareike
lifong2007
lifong2007
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Re: Philosophische Betrachtungen
geschrieben von lifong2007
als Antwort auf caya vom 15.07.2011, 17:59:31
Caya, ich bin ganz sicher, daß Du in deinem Leben auch durch die gemachten Lebenserfahrungen viele Erkenntnisse gesammelt hast. Die müssen wir nicht suchen, denke ich, die stellen sich von allein ein.
Schon allein die Gedanken, die man sich macht, um den Sinn des Lebens zu hinterfragen, haben doch schon einen philosophischen Hintergrund.
Du stellst des öfteren gute Themen hier ein, die sicherlich auch auf Erfahrungswerten beruhen. Ich kann deine Besorgnis nicht nachvollziehen, die brauchst Du sicherlich nicht. Hast Du da vielleicht ein bißchen kokettiert? Lach!
lifong2007
Karl
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Re: Philosophische Betrachtungen
geschrieben von Karl
als Antwort auf Mareike vom 15.07.2011, 21:19:23
Hier interessiert mich die Frage, ob Intuition dort angesiedelt ist, wo Erfahrungen abgespeichert sind welche noch nicht denkend "erschlossen" wurden.
Ich sehe keine Alternative hierzu. Wenn wir einen Geistesblitz haben, dann ist das die Bewusstwerdung unbewusst abgelaufener Informationsverarbeitung. Man sagt ja oft, man solle erst einmal eine Nacht "drüber" schlafen. Morgens ist das Problem dann oft gelöst. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie ich in meiner kreativen Zeit sogar öfters nachts aus dem Bett gesprungen bin, um mir eine plötzliche "Eingebung" aufzuschreiben.

Man sollte sich zum Problemelösen immer Zeit nehmen und z. B. einen Hundespaziergang machen. Erst mit Abstand zu einem Problem, wenn es im Unterbewusstsein weiter bearbeitet wird, und man die Lösung nicht erzwingen will, dann klappt es manchmal wie von alleine. Das ist jedenfalls meine persönliche Erfahrung.

Karl

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