Geisteswissenschaft / Philosophie Person und Gewissen
Es ist schon etwas Besonderes, wenn bei einer Dissertation mit dem Titel "Person und Gewissen" betrogen wird.
Diese Anmerkung von Karl im Kontext Schavan ist für mich Anlass, diese Thematik mal in den Blickpunkt zu rücken.
"Person und Gewissen - Studien zu Voraussetzungen, Notwendigkeit und Erfordernissen heutiger Gewissensbildung"
so lautet der Titel der Dissertation von Schavan.
Wie sieht es damit in der heutigen Zeit aus?
Was verstehen wir unter Gewissen?
Wie wird es gebildet?
Wozu brauchen wir ein Gewissen?
Hier einige Zitate zum Einstieg:
Sehr viele Menschen leben in friedlicher Koexistenz mit einem schlechten Gewissen.
Henry Miller
Wenn das Gewissen ein Rotlicht ist, dann bemühen sich die meisten, noch schnell bei Gelb über die Kreuzung zu kommen.
Senta Berger
"Das Gewissen", sagte einmal ein alter Indianer, "ist ein kleines dreieckiges Ding in meinem Herzen. Es steht still, wenn ich gut bin. Tue ich aber böses, dreht es sich, und die Kanten tun dann sehr weh. Am schlimmsten ist, wenn ich weiterhin böse bin, denn dann stumpfen die Kanten ab, und ich spüre die Schmerzen nicht mehr." - Unbekannter Autor
"Es ist besser Gewissen ohne Wissen als Wissen ohne Gewissen." - Sprichwort
"Gedanken und Gewissen sind Privatsache. Der Staat sollte z.B. nicht versuchen, die private Moral zu überwachen. Er soll nur dort eingreifen, wo gemeinsames Handeln, ein einheitliches Gesetz notwendig ist." - Woodrow Wilson, Der Staat
Zum Begriff Person:
" Dem Menschen als Person wird eine gewisse Freiheit der Entscheidung und Verantwortlichkeit für sein Handeln zugeschrieben. Mit dieser Zuschreibung sind gewisse Rechte und Pflichten verbunden."
http://de.wikipedia.org/wiki/Person
Mareike
Ein gutes/schlechtes Gewissen zu haben, ist für mich primär positiv, da sich der Mensch sich dann seines Tuns bewusst ist.
Nicht umsonst setzt z.Bsp. die kath. Kirche auf die Beichte, in der der "Sünder" sein Gewissen erleichtern kann. Das Drumherum ist dabei sekundär. Er ist sich seiner größeren oder kleineren Vergehen bewusst. Wesentlich wichtiger sind die Konsequenzen, die er daraus zieht.
Überfahre ich eine rote Ampel und werde nicht erwischt, steht erst die Erleichterung über das Nichterwischtwerden im Vordergrund. Den Unterschied macht aber, ob mir das ausreicht oder ob ich mich mit dem Gedanken auseinander setze, dass es auch einem andern Menschen Leben oder Gesundheit hätte kosten können.
Menschen , die sich nie mit den Folgen ihres Tun auseinandersetzen, haben in Sachen Gewissen wohl ein ziemliches Defizit.
Also- was ist Gewissen? Anerzogen oder Erkenntnis?
Luchs
Nicht umsonst setzt z.Bsp. die kath. Kirche auf die Beichte, in der der "Sünder" sein Gewissen erleichtern kann. Das Drumherum ist dabei sekundär. Er ist sich seiner größeren oder kleineren Vergehen bewusst. Wesentlich wichtiger sind die Konsequenzen, die er daraus zieht.
Überfahre ich eine rote Ampel und werde nicht erwischt, steht erst die Erleichterung über das Nichterwischtwerden im Vordergrund. Den Unterschied macht aber, ob mir das ausreicht oder ob ich mich mit dem Gedanken auseinander setze, dass es auch einem andern Menschen Leben oder Gesundheit hätte kosten können.
Menschen , die sich nie mit den Folgen ihres Tun auseinandersetzen, haben in Sachen Gewissen wohl ein ziemliches Defizit.
Also- was ist Gewissen? Anerzogen oder Erkenntnis?
Luchs
Re: Person und Gewissen
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Also- was ist Gewissen? Anerzogen oder Erkenntnis?
Luchs
Für mich ist es beides.
Anerzogen vom Vater (Du springst auch nicht in die Elbe, wenn andere das tun).
Und Erkenntnis. Ich kann mich schlecht herausreden.
Also war für mich abmahnungssicheres Verhalten nicht nur im Beruf, in der Firma
die Devise.
Ich fühle mich dann einfach sicherer.
nordstern
Re: Person und Gewissen
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Nordstern,
so sehe ich das auch.
Die Vorbildfunktion der Eltern spielt m.M.n. eine große Rolle.
Sie können noch so viel erzählen, wenn sie nicht danach handeln, merkt es ein Kind.
Meli
so sehe ich das auch.
Die Vorbildfunktion der Eltern spielt m.M.n. eine große Rolle.
Sie können noch so viel erzählen, wenn sie nicht danach handeln, merkt es ein Kind.
Meli
Re: Person und Gewissen
Ein Kind hat noch kein Gewissen, also wird es wohl anerzogen. Und hier spielt nicht nur das Elternhaus eine Rolle, sondern auch Schule, Kirche, Umwelt - also die Gesellschaft mit ihrer Moralvorstellung. Es hat auch mit Verantwortung gegenüber der Gesellschaft zu tun. Der Mensch ist sich sehr wohl bewusst, dass die Grenzen für sein Tun da liegen (sollten), wo er anderen nicht etwas antut, was er für sich selbst auch nicht möchte. Ganz nach dem bekannten Sprichwort : Was du nicht willst, das man dir tu , füge auch niemand anderem zu.
Dass es Menschen gibt, die kein Gewissen zu haben scheinen, hat den Hintergrund, dass sie sich der Gesellschaft (und sich selbst gegenüber) in ihrem Tun bewusst entziehen, also *gewissenlos* werden, um moralische Schranken zu überwinden.
Luchs
Dass es Menschen gibt, die kein Gewissen zu haben scheinen, hat den Hintergrund, dass sie sich der Gesellschaft (und sich selbst gegenüber) in ihrem Tun bewusst entziehen, also *gewissenlos* werden, um moralische Schranken zu überwinden.
Luchs
Das Gewissen wurde uns mit in die Wiege gelegt. Er wird durch die Erziehung geprägt.
Das Gewissen ist unser Richter über unsere Handlungen. Es ist ein Leitfaden, eine Richtschnur oder ein Kompass, der uns das ganze Leben begleitet.
Unser Gewissen muss/sollte ständig geschult werden.
Das kann ich durch Hinterfragen des Handelns erfolgen.
Gewissen bedeutet das Wissen um mich selbst. Also muss ich mich mit mir auseinandersetzen.
Viele Menschen kennen sich selbst nicht, sie wissen nichts von sich und hinterfragen nichts.
Luchs hat geschrieben - Was du nicht willst was man dir tut, das füg auch keinem anderem zu -
ist entstanden durch die Goldene Regel.
Auch stecken in dem Sprichwort biblische Grundsätze, die der Nächstenliebe.
Es reicht auch nicht aus, auf das eigene Gewissen zu achten, sondern auch das Gewissen der Mitmenschen zu respektieren.
anjeli
Das Gewissen ist unser Richter über unsere Handlungen. Es ist ein Leitfaden, eine Richtschnur oder ein Kompass, der uns das ganze Leben begleitet.
Unser Gewissen muss/sollte ständig geschult werden.
Das kann ich durch Hinterfragen des Handelns erfolgen.
Gewissen bedeutet das Wissen um mich selbst. Also muss ich mich mit mir auseinandersetzen.
Viele Menschen kennen sich selbst nicht, sie wissen nichts von sich und hinterfragen nichts.
Luchs hat geschrieben - Was du nicht willst was man dir tut, das füg auch keinem anderem zu -
ist entstanden durch die Goldene Regel.
Auch stecken in dem Sprichwort biblische Grundsätze, die der Nächstenliebe.
Es reicht auch nicht aus, auf das eigene Gewissen zu achten, sondern auch das Gewissen der Mitmenschen zu respektieren.
anjeli
Hat sie über Herrn Guttenberg nicht gelästert sie schäme sich nicht nur heimlich? Hoffentlich schämt sie sich jetzt unheimlich.
" das gewissen hängt mit dem wissen und der ganzen daseinsweise eines menschen zusammen.
ein Demokrat hat ein anderes gewissen als ein monarchist, ein besitzender ein anderes gewissen als ein besitzloser, ein denkender ein anderes als ein gedankenloser. ...
das gewissen der privilegierten ist eben ein privilegiertes gewissen. "
(Marx , MEW 6, 130.)
sitting bull
ein Demokrat hat ein anderes gewissen als ein monarchist, ein besitzender ein anderes gewissen als ein besitzloser, ein denkender ein anderes als ein gedankenloser. ...
das gewissen der privilegierten ist eben ein privilegiertes gewissen. "
(Marx , MEW 6, 130.)
sitting bull
Ja Sittingbull
das hat allerdings nicht erst Marx entdeckt.
Dennoch wäre es interessant sich die Zusammenhänge mal wieder bewusst zu machen.
Sämtliche gesellschaftliche Konflikte bewegen sich in diesem Bereich.
"Sich an Werte und Regeln zu halten, also ein guter Bürger, ein braves Kind zu sein, das hat nicht unbedingt etwas mit dem Gewissen zu tun. Es kann viele Gründe geben, der vorherrschenden Meinung nicht zu widersprechen und sich an die Gesetze zu halten: Bequemlichkeit, der Wunsch nach Anerkennung, Desinteresse, seine Ruhe haben wollen, die Angst vor Bestrafung oder davor, ein Außenseiter zu sein. Es ist nicht die Moral, die dafür sorgt, dass Menschen sich an die staatlichen Gesetze halten und an die Sitten in ihrer Gesellschaft, sondern äußerer Druck: Polizei, Gerichte, Soziale Kontrolle usw."
" Ethisches Handeln ist nur dann gut, wenn es verhandelt wurde. Das heißt: Auch Menschen, die etwas tun, was nicht verallgemeinerbar ist, kann die Frage gestellt werden: Habt ihr versucht, das zu vermitteln, zu verhandeln? Habt Ihr alles getan, um euren Standpunkt klar zu machen? Habt Ihr mit euren Müttern, mit euren Familien, mit euren Freunden darüber diskutiert? Oder habt ihr das nur ganz allein in eurer Phantasie, in geheimen Zirkeln ausgeklüngelt?"
"Eine Gewissensentscheidung ist immer eine Entscheidung des/der Einzelnen. Aber in dem Moment, wo es die Allgemeinheit betrifft, ist man auf Vermittlung angewiesen. ...
es entsteht immer in Beziehungsgeflechten ganz konkreter Menschen."
Zitate aus:
http://www.antjeschrupp.de/gewissen-vortrag
Mareike
das hat allerdings nicht erst Marx entdeckt.
Dennoch wäre es interessant sich die Zusammenhänge mal wieder bewusst zu machen.
Sämtliche gesellschaftliche Konflikte bewegen sich in diesem Bereich.
"Sich an Werte und Regeln zu halten, also ein guter Bürger, ein braves Kind zu sein, das hat nicht unbedingt etwas mit dem Gewissen zu tun. Es kann viele Gründe geben, der vorherrschenden Meinung nicht zu widersprechen und sich an die Gesetze zu halten: Bequemlichkeit, der Wunsch nach Anerkennung, Desinteresse, seine Ruhe haben wollen, die Angst vor Bestrafung oder davor, ein Außenseiter zu sein. Es ist nicht die Moral, die dafür sorgt, dass Menschen sich an die staatlichen Gesetze halten und an die Sitten in ihrer Gesellschaft, sondern äußerer Druck: Polizei, Gerichte, Soziale Kontrolle usw."
" Ethisches Handeln ist nur dann gut, wenn es verhandelt wurde. Das heißt: Auch Menschen, die etwas tun, was nicht verallgemeinerbar ist, kann die Frage gestellt werden: Habt ihr versucht, das zu vermitteln, zu verhandeln? Habt Ihr alles getan, um euren Standpunkt klar zu machen? Habt Ihr mit euren Müttern, mit euren Familien, mit euren Freunden darüber diskutiert? Oder habt ihr das nur ganz allein in eurer Phantasie, in geheimen Zirkeln ausgeklüngelt?"
"Eine Gewissensentscheidung ist immer eine Entscheidung des/der Einzelnen. Aber in dem Moment, wo es die Allgemeinheit betrifft, ist man auf Vermittlung angewiesen. ...
es entsteht immer in Beziehungsgeflechten ganz konkreter Menschen."
Zitate aus:
http://www.antjeschrupp.de/gewissen-vortrag
Mareike
Ich denke, daß Gewissen rein gar nichts mit Macht, Reichtum , Armut, politischer oder gesellschaftlicher Einstellung oder Position zu tun hat ! Gewissen, wenn man es denn hat, meldet sich immer dann, wenn man im Begriff ist etwas zu tun, was anderen Menschen an Leib oder Seele, aber auch am Besitz, Schaden zufügen könnte!
Edita
Edita