Geisteswissenschaft / Philosophie Kritik ja, aber wie?

Das Vier-Ohren Modell richtet sich an den Hörer, den Empfänger der Nachricht.In diesem Fall derjenige der kritisiert wird.
Ich zitiere: In Bezug auf den Hörer und seine Gewohnheiten erweitert Schulz von Thun das Vier-Seiten-Modell zu einem „Vier-Ohren-Modell“. Je ein Ohr steht für die Deutung einer der Aspekte: Das „Sach-Ohr“, das „Beziehungs-Ohr“, das „Selbstoffenbarungs-Ohr“ und das „Appell-Ohr“.

Das Vier Seiten Modell beschreibt Die vier Seiten einer Nachricht .Das übergeordnete Ziel bei dieser Modellbildung besteht darin, zu beobachten, zu beschreiben und zu modellieren, wie zwei Menschen sich durch ihre Kommunikation zueinander in Beziehung setzen.

Auch ohne diese Modelle zu kennen, werden die meisten Leser dieses Threads eine Vorstellung davon haben, wie die jeweilige Diskutanten zueinander "in Beziehung" stehen.

In sofern sind Off-Topic Beiträge und/oder "Nettigkeiten" auch aufschlussreich, vor allem wenn man recht neu in diesem Forum ist.

Mareike

Mareike,

lies doch einmal bei Sorella nach, die sehr gut aufgezeigt hat, wie das 4 Ohren Modell durchaus auch im Rahmen der schriftlichen Diskussion jeder für sich selbst einsetzen kann.

Das 4-Ohren-Modell ist auch heute noch eine wichtige Grundlage in der Kommunikationsschulung
und m.M.n. durchaus wert, auch bei schriftlicher Diskussion mit hinzugezogen zu werden.
Die Möglichkeit sehr gut allgemeinverständlich dazu aufgedröselt hat Sorella - nicht ich.

Adam, jetzt kram ich noch einmal das 4 Ohren Modell hoch,
denn auch bei der Frage, wie man selber auf Kritik reagiert, stellt man doch fest, dass sich sämtliche Gedanken und Gefühle in diese 4 Bestandteile zerlegen lassen, oder siehst du das anders?

Was ist das für einer? Was ist mit ihm?
Wie ist der Sachverhalt zu verstehen?
Wie redet der eigentlich mit mir? Wen glaubt er vor sich zu haben?
Was soll ich tun, denken, fühlen auf Grund seiner Mitteilung?



Ich würde in der Frage der Reaktion auf Kritik differenzieren:
1.) wie reagiere ich für mich (in mir)
und
2.) wie reagiere ich nach außen

Während unter 1. Gefühle wie Erstaunen, Gekränktheit, Aggression, Scham, Amüsement fallen können
sind unter 2. taktische Überlegungen dann enthalten, wenn man gelernt hat "mit Kritik umzugehen" (andernfalls platzt man einfach unkontrolliert oder schmollt herum).

Das sieht dann bei der Reaktion nach außen keineswegs unbedingt so aus, wie Kritik im idealen Fall anzuwenden wäre (als Anregung, sich zu verbessern).

Bei der taktischen Reaktion (Reaktion nach außen) spielen andere Dinge eine Rolle:
- Machtdemonstration (von DIR lass ich mich nicht kritisieren) (obwohl die Kritik unter Umständen sitzt und arbeitet)
- verbales Eingehen auf die Kritik, um als kritikfähig zu gelten (obwohl man innerlich bereits auf Rache sinnt)
- eloquentes Niederquatschen der Kritik, um zu zeigen, dass man immer noch den größten Durchblick hat (kritikfähig wäre, aber in diesem Fall die Kritik gegenstandslos sei) (obwohl die Kritik sitzt und arbeitet)

Ich kenne einige Beispiele von Leuten, die sich in der Öffentlichkeit als enorm kritikfähig präsentieren können, jedoch krass resistent sind.

Will sagen:
man kann sich tiefe Gedanken machen über Inhalt und Verpackung einer Kritik die man hat;
das kritisierte Gegenüber hat aber selten (und meist nur in sehr vertrauter Konstellation) tatsächlich das Bedürfnis kritisiert zu werden. Nicht selten wird das öffentliche Überdenken einer Kritik als Positionsbedrohung empfunden und deshalb vermieden.

So verstehe ich auch deinen Einschub, was nicht jeder darf
Sorella

farbliche Hervorhebung von mir

Insofern meine ich, hätte Dein Kommentar auf mich eigentlich auf Sorella erfolgen müssen.

Damit der Zusammenhang verständlich wird, setze ich Sorellas Beitrag noch einmal vollständig hier ein.

Und jetzt mache ich Mittagschlaf.

Meli

"Pauschale Aussagen haben selten recht." ....
da muss ich Dir recht geben, sorella,

es kommt natürlich drauf an, ob man zu denen gehört, die jedermann/frau bereits nach der ersten Begegnung als Freund bezeichnet oder Freundschaft erst mal in den verschiedensten Lebenslagen sich bewahrheiten läßt. Dann allerdings bleiben nur (zumindest bei mir) eine handvoll Freunde, bei denen ich allerdings 100 %iges Vertrauen haben kann. Und Kritik von diesen Freunden ist, wenn sie denn angebracht ist, absolut ehrlich.

Bei Kritik von Feinden allerdings würde ich doch oftmals den Gedanken an Neid nicht ausschließen können, also ist's da schon mal vorbei mit Ehrlichkeit.

Darum gibt es bei mir keine Freunderlwirtschaft, die mir vorm Gesicht schön tun und hinterm Rücken kann ich dann mit der Hacke rechnen.

bongoline

und zur Antwort von meli an sorella:

Ich denke, dass die Haltung, wie ich sie oben beschrieben habe, sogar sehr oft vor Enttäuschungen schützen.

Dann allerdings bleiben nur (zumindest bei mir) eine handvoll Freunde, bei denen ich allerdings 100 %iges Vertrauen haben kann. Und Kritik von diesen Freunden ist, wenn sie denn angebracht ist, absolut ehrlich.

Bevor ich jetzt mein müdes Haupt aufs Sofa bette, muss ich diesen Satz von Dir noch einmal hervorheben.

Bekannte kann jeder viele haben, aber wirklich Freunde, die auch den Mut haben und uneigennützige Kritik äußern, sind sehr selten.
Aber auf diese kommt es an!

genau meli

und jetzt Dir gut Ruhen , das bleibt mir heute vorenthalten, Familie ist angesagt.

bongoline

wenn man an jeden Freund den Anspruch stellt,
dass er/sie eine Heldin der Zwischenmenschlichkeit ist,
mutig und ohne Fehl und Tadel im steten Bemühen um absolute Ehrlichkeit,
sich gewachsen fühlend der Wertung, ob eine Kritik wirklich nötig und berechtigt ist usw. ...



... dann wird man keine haben.

Auch ein Mensch, der nicht den Mut hat, mich offen zu kritisieren, kann mein Freund sein.
Nicht aufgrund dieser Eigenschaft, aber es gibt noch viele weitere Aspekte einer Freundschaft
jedoch keine perfekten Menschen. Soziale Zuverlässigkeit ist mir z.B. der höhere Wert.
Ich würde es noch nichtmal auf meine evtl. mangelnde Kritikfähigkeit schieben, ob dieser Freund den Mut hat,
sondern eher an seine eigene menschliche Problematik denken.

Wer nicht nur einen Freund hat, sondern mehrere,
erhöht die Chance im richtigen Moment weiterführend kritisiert zu werden.

Sorella

Hallo Meli
Auch aus dieser Antwort habe ich für mich etwas dazu gelernt: Wenn ich allgemein etwas zum Thema schreiben möchte, in diesem Fall war mein Beitrag lediglich als Ergänzung zur Sache gedacht, ist es sinnvoll, dies auch allgemein zu gestalten. Somit in der Form nicht als Antwort auf Beitrag von "sowieso" sondern in der oberen Leiste Antworten anklicken.

Wünsche gut zu ruhen!
Mareike

Vereinfacht hilft vielleicht auch die Redewendung von dem Ton, der die Musik macht?

Vereinfacht hilft vielleicht auch die Redewendung von dem Ton, der die Musik macht?

Ernstlich? Man sollte also zukünftig "Sie Schwein!" sagen?

Ja, Mareike, so ist dieser Button "antworten" dort in der oberen Leiste gedacht.

Es kommt sonst zu Missverständnissen, die nicht sein müssen.

Schönen Nachmittag

Meli