Geisteswissenschaft / Philosophie Kritik ja, aber wie?
Die Welt besteht aus Gegensätzen, die sich aber seltsamerweise nicht abstoßen sondern sich, was die Materie anbelangt, sogar anziehen und ein neutrales Ganzes bilden.
Wie ist das beim Denken und Handeln des Menschen? Jeder will das Gute und sieht sich doch so viel Schlechtem gegenüber. Was ist zu denken und zu tun, um Schlechtes abzuwenden? Muß da dem Schlechten nicht auch etwas Gutes entgegen gesetzt werden, um es zu neutralisieren?
Wir haben uns angewöhnt zu kritisieren, vergessen dabei aber, daß Kritik auch negativ ist, vor allem negativ aufgenommen wird, wenn wir es mit Menschen als Urheber dessen zu tun haben, was wir meinen als negativ erkannt zu haben. So sehen wir uns zweimal Negativem gegenüber, das sich naturgemäß abstößt und Probleme verstärkt, statt sie zu beseitigen. Sollten wir deshalb nicht jede Kritik mit einem Vorschlag verbinden, wie gemeinsam etwas besser gemacht werden kann, um zu einem neutralen Ganzen zu kommen?
Und was sollen wir tun, wenn wir diesen besseren Weg selber nicht sehen? Sollen wir trotzdem kritisieren oder uns die Kritik verkneifen, mit dem Risiko, daß Negatives stärker wird? Oder müssen wir sogar kritisieren, um eventuell auf eigene Fehler aufmerksam gemacht zu werden? Kritik ja, aber wie?
--
adam
Wie ist das beim Denken und Handeln des Menschen? Jeder will das Gute und sieht sich doch so viel Schlechtem gegenüber. Was ist zu denken und zu tun, um Schlechtes abzuwenden? Muß da dem Schlechten nicht auch etwas Gutes entgegen gesetzt werden, um es zu neutralisieren?
Wir haben uns angewöhnt zu kritisieren, vergessen dabei aber, daß Kritik auch negativ ist, vor allem negativ aufgenommen wird, wenn wir es mit Menschen als Urheber dessen zu tun haben, was wir meinen als negativ erkannt zu haben. So sehen wir uns zweimal Negativem gegenüber, das sich naturgemäß abstößt und Probleme verstärkt, statt sie zu beseitigen. Sollten wir deshalb nicht jede Kritik mit einem Vorschlag verbinden, wie gemeinsam etwas besser gemacht werden kann, um zu einem neutralen Ganzen zu kommen?
Und was sollen wir tun, wenn wir diesen besseren Weg selber nicht sehen? Sollen wir trotzdem kritisieren oder uns die Kritik verkneifen, mit dem Risiko, daß Negatives stärker wird? Oder müssen wir sogar kritisieren, um eventuell auf eigene Fehler aufmerksam gemacht zu werden? Kritik ja, aber wie?
--
adam
Re: Kritik ja, aber wie?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
... meines Erachtens hat Kritik ja viel mit dem Sachverhalt, der kritisiert wird, zu tun.
Meine Erfahrung hat gezeigt, daß der "Eingangssatz" der Kritik sehr, sehr wichtig ist.
Da bieten sich schon gewisse Varianten an, wie:
- So doch aber bitte nicht, weil ...
- Du hast ja im Prizip Recht, aber bedenke bitte ... - so eine Art "Radio Eriwan"-Antwort
- Könnte man das auch nicht vielleicht so machen? Was denkst Du?
Es gibt eine Vielzahl weiterer Möglichkeiten ...
Und dann spielt natürlich der Tonfall der vorgetragenen Kritik eine nicht unwesentliche Rolle. Laut und erregt...? - wohl kaum gut bzw. hilfreich.
Immer sollte man bedenken, daß es für Tun, Denken und Ansichten verschiedene Möglichkeiten gibt. Und nicht immer stellt die eigene Betrachtungsweise das Optimum dar. Darum ist es wichtig, die Ansicht des Anderen und auch dessen Beweggrund zu kennen.
Dies ist meine rein persönliche, unmaßgebliche, Meinung.
ozimmi
Meine Erfahrung hat gezeigt, daß der "Eingangssatz" der Kritik sehr, sehr wichtig ist.
Da bieten sich schon gewisse Varianten an, wie:
- So doch aber bitte nicht, weil ...
- Du hast ja im Prizip Recht, aber bedenke bitte ... - so eine Art "Radio Eriwan"-Antwort
- Könnte man das auch nicht vielleicht so machen? Was denkst Du?
Es gibt eine Vielzahl weiterer Möglichkeiten ...
Und dann spielt natürlich der Tonfall der vorgetragenen Kritik eine nicht unwesentliche Rolle. Laut und erregt...? - wohl kaum gut bzw. hilfreich.
Immer sollte man bedenken, daß es für Tun, Denken und Ansichten verschiedene Möglichkeiten gibt. Und nicht immer stellt die eigene Betrachtungsweise das Optimum dar. Darum ist es wichtig, die Ansicht des Anderen und auch dessen Beweggrund zu kennen.
Dies ist meine rein persönliche, unmaßgebliche, Meinung.
ozimmi
Kritik....
je weniger Selbstwertgefühl ich habe, um so weniger kann ich mit Kritik umgehen.
Ganz arg wird es dann wenn irgendwer kommt und mit dem Finger zeigt du hast.Die etwas "sanftere" Art etwas zu kritisieren wäre vom Kritisierenden gengenüber dem Kritisierten erwünscht.
Mit Kritik umgehen kann man lernen, nur die wenigsten tun dies.
Felide
Meines Erachtens kommt es dabei eigentlich auch stets auf die (momentanen) Machtverhältnisse an. Eine Kritik drückt ja stets ein Unzufriedensein mit einem bestehendem Zustand aus, den der Kritiker aus Mangel an Macht nicht selbst verändern kann.
Dass der Kritisierte vom Kritiker Lösungsvorschläge erwartet, ist wiederum dessen gutes Recht. Leider ist das aber ziemlich "aus der Mode" gekommen. Einfache Nörgelei ist "in". Oder sehe ich das falsch? Und das ausgerechnet in diesem unserem Lande, wo nun wirklich jeder seiner Meinung freien Lauf lassen darf.
Jedenfalls habe ich z.B. für derartige Kritiken und Kritiker weder Zeit noch Interesse.
Dass der Kritisierte vom Kritiker Lösungsvorschläge erwartet, ist wiederum dessen gutes Recht. Leider ist das aber ziemlich "aus der Mode" gekommen. Einfache Nörgelei ist "in". Oder sehe ich das falsch? Und das ausgerechnet in diesem unserem Lande, wo nun wirklich jeder seiner Meinung freien Lauf lassen darf.
Jedenfalls habe ich z.B. für derartige Kritiken und Kritiker weder Zeit noch Interesse.
Adam,
Kritik kann und sollte sein. Man kann unterscheiden zwischen Kritik
einer Sache und Kritik einer Person.
Aus Kritik kann ich lernen, wenn ich die Ursache der Kritik kenne und
dies für mich dann wertvoll sein kann, weil ich dadurch vielleicht auch
Fehler vermeiden kann.
Wenn ich eine Sache kritisiere, dann kommt es darauf an, was das ist.
Wenn es z.B. um ein Gerät geht, das verbesserungswürdig wäre, dann sollte
ich meine Kritik dort anbringen, wo das Gerät hergestellt wird.
Für mich gilt Kritik ja, wenn sie nicht persönlich angreifend wird.
Dies ist meine persönliche Meinung.
Chris
Kritik, die aus der Unzufriedenheit mit einem Zustand resultiert, ist das, was die Welt vorwärts bringt. Gutes Beispiel: Die Kritik an dem Verbot der PID. Wenn so etwas dann geändert wird, darf auch das Lob nicht fehlen.
Karl
Karl
Mein persönlicher Standpunkt:
- sich erst einmal selber vergewissern, dass die Fakten die man als kritikwürdig betrachtet, auch richtig von einem selbst, verstanden wurden – also dass es sich dabei nicht um ein Missverständnis handelt.
- Zweitens: eine sachlich formulierte Kritik wird fast jeder einer Mauer des Schweigens bevorzugen.
Der größte Affront in einer (freundschaftlichen) Beziehung, ist nämlich den anderen als nicht einer sachlichen Kritik würdig zu erachten – also die berühmte kalte Schulter zeigen, anstelle des klärenden Gespräches, welches vielleicht stattfinden sollte, bevor man den richtigen Zeitpunkt dafür verpasst hat.
Miriam
- sich erst einmal selber vergewissern, dass die Fakten die man als kritikwürdig betrachtet, auch richtig von einem selbst, verstanden wurden – also dass es sich dabei nicht um ein Missverständnis handelt.
- Zweitens: eine sachlich formulierte Kritik wird fast jeder einer Mauer des Schweigens bevorzugen.
Der größte Affront in einer (freundschaftlichen) Beziehung, ist nämlich den anderen als nicht einer sachlichen Kritik würdig zu erachten – also die berühmte kalte Schulter zeigen, anstelle des klärenden Gespräches, welches vielleicht stattfinden sollte, bevor man den richtigen Zeitpunkt dafür verpasst hat.
Miriam
Chris,
eine angebrachte Reklamation einer Sache (Ware) ist immer angebracht, insoferne es nicht eine bewusste Nörgelei ist(was leider oft vorkommt)um den Preis zu drücken.
Ich meine die Kritik an einer Diskussion oder an Personen, hier sollte etwas Zurückhaltung in der Form der Kritik, wegen eventuellen Mangel an Selbstwertgefühlen erfolgen.Nicht alle Menschen sind mit einem großen Selbstbewusstsein ausgestattet,dass sie damit umgehen können.Irgendwo müssen dann diese Menschen die Unzufriedenheit, Frust über den Kritisierer los werden und so entsteht oft die "Sumserei"(gelinde ausgedrückt) hinter dem Rücken des Anderen.
Eine gute Kritik oder Reklamation ist angebracht, das wie die Kritik oder Reklamation erfolgt, erzeugt die Reaktion des Kritisierten.
Felide
eine angebrachte Reklamation einer Sache (Ware) ist immer angebracht, insoferne es nicht eine bewusste Nörgelei ist(was leider oft vorkommt)um den Preis zu drücken.
Ich meine die Kritik an einer Diskussion oder an Personen, hier sollte etwas Zurückhaltung in der Form der Kritik, wegen eventuellen Mangel an Selbstwertgefühlen erfolgen.Nicht alle Menschen sind mit einem großen Selbstbewusstsein ausgestattet,dass sie damit umgehen können.Irgendwo müssen dann diese Menschen die Unzufriedenheit, Frust über den Kritisierer los werden und so entsteht oft die "Sumserei"(gelinde ausgedrückt) hinter dem Rücken des Anderen.
Eine gute Kritik oder Reklamation ist angebracht, das wie die Kritik oder Reklamation erfolgt, erzeugt die Reaktion des Kritisierten.
Felide
Re: Kritik ja, aber wie?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Kritik unterscheidet man heute in zwei Formen, nämlich einmal die negative Form (die sich z.B. an der Person festmacht, unsachlich ist etc.).
Die andere ist die der konstruktiven Kritik, die mit Verständnis, dem Bemühen um Sachkenntnis des Vorganges und evtl. Verbesserungsvorschlägen einhergeht und (nachträgliche Ergänzung von mir) niemals den Respekt vor der Person des Mitdiskutanten verliert oder sich zumindest darum bemüht, diesen nicht zu verlieren. Das lässt sich lernen.
In jedem Lebensbereich werden immer die Fähigkeiten zur Abgabe einer Kritik als auch zur Annahme derselben als soziale Kompetenz notwendig sein. Glücklich der Mensch, der dieses von seinen Altvorderen beigebracht bekommen hat und fähig ist, bei der Sache zu bleiben und nicht zurückschlagen muss.
Das Zeigen der "kalten Schulter" ist eine Verhaltensweise, die auf eine tiefgehende Verletzung hinweist und in diesem Sinne für mich mit Kritik nichts zu tun hat, wohl aber mit evtl. Konsequenzen durch das Verhaltens eines Gegenübers.
Ich denke, jeder von uns kennt die Bereiche, bei denen in zwischenmenschlichen Beziehungen nichts mehr geht und Konsequenzen für einen von beiden gezogen werden müssen.
Oftmals geschieht es dann, wenn die Fähigkeit beim Verursacher um Entschuldigung zu bitten, nicht vorhanden ist und die Formulierung "eines Missverständnisses" gewählt wird. Da beginnt dann das Herumgeeiere mit "...ich habe doch, ....nein, du hast ...."
Das hat allerdings nichts mit Kritik zu tun, sondern mit verhakten Beziehungen und das kann dann über Jahre beibehalten werden!
Ich verweise hier auf Paul Watzlawik, sein Büchlein "Anleitung zum Unglücklichsein" und die Hammergeschichte!
Weiter werde ich hier auf die persönlichen Bereiche nicht eingehen, da ich mir auch nicht sicher bin, ob
@Adam
diese hier gemeint hat. Ich bezweifele das, vermute, dass er mehr die Kritik hier im ST in schriftlicher Form innerhalb des Forums gemeint hat und möchte hier keine andere, als die von ihm gemeinte Richtung verfolgen.
Meli
Die andere ist die der konstruktiven Kritik, die mit Verständnis, dem Bemühen um Sachkenntnis des Vorganges und evtl. Verbesserungsvorschlägen einhergeht und (nachträgliche Ergänzung von mir) niemals den Respekt vor der Person des Mitdiskutanten verliert oder sich zumindest darum bemüht, diesen nicht zu verlieren. Das lässt sich lernen.
In jedem Lebensbereich werden immer die Fähigkeiten zur Abgabe einer Kritik als auch zur Annahme derselben als soziale Kompetenz notwendig sein. Glücklich der Mensch, der dieses von seinen Altvorderen beigebracht bekommen hat und fähig ist, bei der Sache zu bleiben und nicht zurückschlagen muss.
Das Zeigen der "kalten Schulter" ist eine Verhaltensweise, die auf eine tiefgehende Verletzung hinweist und in diesem Sinne für mich mit Kritik nichts zu tun hat, wohl aber mit evtl. Konsequenzen durch das Verhaltens eines Gegenübers.
Ich denke, jeder von uns kennt die Bereiche, bei denen in zwischenmenschlichen Beziehungen nichts mehr geht und Konsequenzen für einen von beiden gezogen werden müssen.
Oftmals geschieht es dann, wenn die Fähigkeit beim Verursacher um Entschuldigung zu bitten, nicht vorhanden ist und die Formulierung "eines Missverständnisses" gewählt wird. Da beginnt dann das Herumgeeiere mit "...ich habe doch, ....nein, du hast ...."
Das hat allerdings nichts mit Kritik zu tun, sondern mit verhakten Beziehungen und das kann dann über Jahre beibehalten werden!
Ich verweise hier auf Paul Watzlawik, sein Büchlein "Anleitung zum Unglücklichsein" und die Hammergeschichte!
Weiter werde ich hier auf die persönlichen Bereiche nicht eingehen, da ich mir auch nicht sicher bin, ob
@Adam
diese hier gemeint hat. Ich bezweifele das, vermute, dass er mehr die Kritik hier im ST in schriftlicher Form innerhalb des Forums gemeint hat und möchte hier keine andere, als die von ihm gemeinte Richtung verfolgen.
Meli
Das Problem ist doch wohl, dass jeder meint, das Gute sei das, was er selber praktiziert. Das Schlechte aber sei beim Nachbarn zu suchen.