Geisteswissenschaft / Philosophie Freiheit - ! - ?

Teri, ich denke, da Freiheit und Verantwortung so eng verzahnt sind, 
schrecken viele davor zurück.
Für alles, was du tust, bist nur du verantwortlich, sonst niemand.
Wenn wir das zu Ende denken, kommen wir an die Härten, die uns die
Freiheit da aufs Auge drückt, denn ein: Ich konnte nicht anders, das lässt
die Freiheit nicht zu.
Wie es in Matrilinearen Gesellschaften aussieht, weiß ich nicht 100%.
" Gebt den Frauen das Geld, dann läuft es besser!! " kenne ich.
Vermutlich sind in Matrilinearen Gesellschaften die Frauen auch vollkommen
anders. Vielleicht werden da weder die Frauen, noch die Männer massiv
verformt, können sich freier entwickeln.
" Jungen weinen nicht und Mädchen sind schlecht in Mathe. "
Freiheitliche Entfaltung geht anders.

Anna
 

Kinder wollen frei entscheiden.

Und weil gute ErzieherInnen und Eltern das wissen, vermitteln sie den Kindern diesen Eindruck durch viel 'Diplomatie' ... d.h. man erreicht meist das,  was sein muss, wenn man nur den Eindruck geschaffen hat, dass das Kind selbst  frei entschieden hat, was Du ja auch mit Bravour (Diplomatie: kann warten) gemacht hast.

Und wenn die Kinder dann die 'Steuerungsversuche' durchschauen, sind sie meist in einem Alter,wo auch eigene "Einsicht" kein Fremdwort mehr ist. Einsicht auch in ihre eigene Verantwortung für ihre 'freien' Entscheidungen ...

Leider hat das Gemeinwohl und somit die verantwortliche Freiheit seit dem Ende der Matriliniearen Kultur in Richtung Patriarchale Kultur starke Einbußen erlitten  -  und heute verschließen die meisten Menschen die Augen davor.

Ich verstehe, was Du meinst.
Ich glaube aber nicht an eine so enge Verbindung. Die Allemende, die Gemeinwirtschaft, die Kooperativen, das Bruderleben der Mönche etc.  sind ja nicht Ausdruck von rein matrilinearen Zielen.

Die Kinder hatten, zum Großteil , extrem gewalttätige Eltern.
Entsprechend waren sie auch drauf.
Erst als sie merkten, dass von mir keinerlei Gewalt ausging, auch keine
verbale, wurden sie sicherer und sagte mir auch ihre Meinung.
Wurden freier.

Ich war keine Lehrerin, auch keine Erzieherin.
Wenn die beiden Jungen nicht die Zahlen hätten lernen wollen,
hätte ich gar nix unternommen.
Ein Mädchen wollte nur ihren Namen schreiben lernen. Mehr nicht.
Dabei blieb es.
Dafür brauchte sie ein dreiviertel Jahr. Dann hatte sie es geschafft.

Hattest du schon mal mit schwer traumatisierten Kindern zu tun?
Sie brauchen nicht nur die Freiheit. Sie brauchen Sicherheit und Halt.
Verläßlichkeit.
Einige der Kinder waren dermaßen traumatisiert, dass sie kaum sprechen konnten.
Aber aus dieser Sprachlosigkeit müssen sie heraus.
Dafür habe ich ein Konzept entwickelt.
Alleine kommen die Kinder da nicht raus.

Ich glaube, die Freiheit kommt erst zum Zuge, wenn die Kinder Sicherheit
finden und Respekt vor ihrer Würde und nicht einer willkürlichen Gewalt ausgesetzt sind.

Ich denke, dass dies generell so ist.
Auch bei Erwachsenen. Willkürliche Gewalt tötet nicht die innere Freiheit,
aber sie kann so nicht gelebt werden.
Von Ausnahmen abgesehen.
Bei Kindern gibt es diese Ausnahmen allerdings nicht.

Anna

Die Freiheit ist uns Menschen angeboren.
Wenn man viel mit Kindern zusammen ist, dann ist es deutlich erkennbar.
Kinder wollen vieles lernen, Neues entdecken, haben ständig Fragen.
Sie wollen etliches erklärt bekommen.
Wir bringen ihnen einiges bei.

Aber was Freiheit ist, das müssen wir ihnen nicht beibringen, das müssen
sie nicht einüben oder lernen. Sie ist da.
Wenn Kinder nicht repressiv behandelt werden, ist es bei ihnen am deutlichsten
zu sehen, was Freiheit bedeutet, welch einen hohen Stellenwert diese im
Leben von Kindern hat.
Dabei machen sie sich noch nicht einmal Gedanken darüber.
Sie ist einfach da.

Vielleicht ist Freiheit angeboren - ich zweifle daran.

Kinder wachsen in einer Gemeinschaft auf (Familie) und werden von ihr geprägt, sozialisiert oder wie immer man das nennen will. Bevor sie ihre `Freiheit`  leben können, ist ihnen ein Teil bereits wieder abhanden gekommen. Bis zum 3. Lebensjahr greifen diese grundsätzlichen Erziehungseinflüsse bereits voll.
Erziehung ist immer ein Eingriff in die sogenannte Freiheit.
So frei, wie wir gerne behaupten, sind wir eher nicht.

Die Regeln für Fairness und Miteinander kann ein Kind vor dem Schuleintritt lernen. MMn. kann erst von Freiheit geredet werden, wenn Kindern/Menschen auch bewusst wird/ist, dass sie mit Konsequenzen verbunden ist. 

Gibt es die `Freiheit an sich` überhaupt? 


WurzelFluegel

Ich denke, wenn es keine Freiheit des Menschen gäbe, dann
hätten wir auch keine Ethik.
Die wäre dann völlig überflüssig.
Wir haben aber alle eine Ethik.

Anna

Sschöne Worte. Nichts dahinter!

Rispe: Was sind für dich die " schönen Worte " ?
Und  " Nichts dahinter " ? Was ist dann davor?

Anna

Ich denke, wenn es keine Freiheit des Menschen gäbe, dann
hätten wir auch keine Ethik.
Die wäre dann völlig überflüssig.
Wir haben aber alle eine Ethik.

Anna

Die Begründung kann ich nicht nachvollziehen @Anna842 - kannst du das präzisieren?
Wären wir ohne Ethik nicht freier?  Ist Ethik, oder sich daraus ergebende Moral, nicht mehr Hindernis als freiheitsfördernd?
Wo siehst du diesen grundsätzlichen Zusammenhang zwischen Freiheit und Ethik?

WurzelFluegel

Ohne jedwede Ethik, wären wir absolut frei.
Menschliches Handeln ist entgrenztes Handeln.
Wir hätten dann auch keine Rechtsprechung, kein Gesetz.
Denn auf was sollte sie sich begründen?

Und wenn ich selber keine Ethik habe, was soll ich dann dem Kind vermitteln,
das in einem Wutanfall einem anderen Kind die Nase zerdeppert hat?
Das Kind ist absolut frei in seinen Handlungen.
Ohne die Ethik gibt es auch kein " gut " kein " böse "
Der Mensch ist aber beides.

Was mache ich bei einer Vergewaltigung, bei Mord?
Ohne Ethik könnte ich das nicht mehr einordnen.

Und was hätte ich in den Elterngesprächen denen sagen sollen,
die ihre Kinder mit dem Gürtel blutig schlagen?
" Sie haben alle Freiheit " ??

Kant war da ja sehr radikal.
Er meinte, der Mensch ist von Grund auf böse.
( Er kann auch von Grund auf gut sein. )
Aber das Böse im Menschen fällt uns auf die Füße.
Deshalb hat Kant sich den sog. " Kategorischen Imperativ " ausgedacht.
Um damit das Böse einzudämmen.
Das Gute braucht keine Ethik, das Böse im Menschen schon, meinte Kant.
Ich denke, da ist etwas dran.

Hast du keinerlei Ethik?
Was würdest du tun, wenn dein Nachbar seinen Hund mit einem Stock
verprügelt? Und ihn halbtot schlägt?
Wenn du dazwischen gehst, hast du bereits eine ethische Vorgabe.

Anna