Forum Wissenschaften Geisteswissenschaft / Philosophie Empathie, besser miteinander umgehen "Gerald Hüther"

Geisteswissenschaft / Philosophie Empathie, besser miteinander umgehen "Gerald Hüther"

pschroed
pschroed
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RE: Empathie, besser miteinander umgehen "Gerald Hüther"
geschrieben von pschroed
als Antwort auf Roxanna vom 26.10.2021, 11:09:38

Danke für den Link, liebe Roxanna.  Phil.

Der-Waldler
Der-Waldler
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RE: Empathie, besser miteinander umgehen "Gerald Hüther"
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf Mareike vom 26.10.2021, 11:23:47

In Deiner Frage ist gewissermaßen (aus meiner Sicht) auch schon die Erklärung für Deine Ratlosigkeit enthalten: Alleine schon die Intention beim Gegenüber ein Umdenken zu bewirken, ist schon hinderlich in der Beziehung.
 

Stimmt, liebe Mareike, aber wäre dann nicht die einzige Alternative: Die anderen Wange hinhalten? Ob DAS dem oder der Anderen und mir, d.h. "uns" etwas bringt? Ich weiß nicht...

Viel Spaß beim Spaziergang

Der Waldler

 
pschroed
pschroed
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RE: Empathie, besser miteinander umgehen "Gerald Hüther"
geschrieben von pschroed
als Antwort auf Der-Waldler vom 26.10.2021, 11:30:18
Lieber DW, beide Seiten müssten es schon verstanden haben, dieser Punkt macht das ganze so kompliziert. Es ist auch wo Hüther darauf hinweist, es beginnt in der Kita wo Kinder betreut werden sollten ohne als Objekt zu gelten.
Phil.

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Roxanna
Roxanna
Mitglied

RE: Empathie, besser miteinander umgehen "Gerald Hüther"
geschrieben von Roxanna
als Antwort auf Der-Waldler vom 26.10.2021, 11:30:18
Dazu kommt mir der Gedanke, lieber @Der-Waldler, dass man einen anderen niemals ändern kann, sondern, im besten Falle, nur sich selbst, seine eigene Haltung. Indem ich mich selbst ändere, bewirke ich vielleicht auch bei anderen ein Umdenken. Bewusst das Umdenken eines anderen durch "Worte" herbeiführen zu wollen, wird nicht funktionieren, vielleicht sogar das Gegenteil bewirken, dass er erst recht auf seinem beharrt. Kommt aber auch darauf an, von welchem Wesen dieser Mensch ist.

Das nur mal so ins unreine formuliert.

LG
Roxanna
Der-Waldler
Der-Waldler
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RE: Empathie, besser miteinander umgehen "Gerald Hüther"
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf pschroed vom 26.10.2021, 11:34:34
Lieber DW, beide Seiten müssten es schon verstanden haben, dieser Punkt macht das ganze so kompliziert.
Phil.
GENAU das ist es, lieber Phil.
Der-Waldler
Der-Waldler
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RE: Empathie, besser miteinander umgehen "Gerald Hüther"
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf Roxanna vom 26.10.2021, 11:35:45
 dass man einen anderen niemals ändern kann, sondern, im besten Falle, nur sich selbst, seine eigene Haltung.

Liebe @Roxanna,

so ist es. Das kann aber auch zur Folge haben, dass es momentan richtig ist oder sein kann, den anderen zu ignorieren.

Lieben Gruß

DW

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Roxanna
Roxanna
Mitglied

RE: Empathie, besser miteinander umgehen "Gerald Hüther"
geschrieben von Roxanna
als Antwort auf pschroed vom 26.10.2021, 11:26:33
Was immer auch schon an vielen Stellen hier im Forum geschrieben wurde, um nun einmal die virtuellen Begegnungen ins Spiel zu bringen, lieber @pschroed, so erschwert das miteinander in einem solchen, dass man den anderen nicht mit allen Sinnen wahrnehmen, ihm nicht ins Gesicht und nicht in die Augen schauen kann. Man bekommt  die unmittelbare Reaktion auf Geschriebenes nicht mit und da fehlt etwas ganz Entscheidendes und Wichtiges. Hier hat es die Empathie nach meinem Empfinden unter Umständen schwer, wenn die Vorstellung eines anderen "nur" das, was er/sie geschrieben hat, zur Grundlage hat.
Ich will nicht in Abrede stellen, dass ein Mensch schon auch viel durch das, was er an Meinungen, Haltungen zu ... schreibt, von sich zeigt. Aber, man darf nicht außer Acht lassen, dass hier auch die Möglichkeit besteht zu täuschen. Die Körpersprache ist oft ehrlicher als das gesprochene Wort.

LG
Roxanna
aixois
aixois
Mitglied

RE: Empathie, besser miteinander umgehen "Gerald Hüther"
geschrieben von aixois
als Antwort auf pschroed vom 26.10.2021, 10:06:27
es sind kulturelle Muster wo uns in der Erziehung beigebracht wurden

Nur, und das ist für mich die eigentliche Frage, wo kommen solche Muster her ?  Sind sie nicht selbst, das Ergebnis einer 'kulturellen Objektivierung' , einer 'von oben' bewusst gesteuerten Verhaltensbeeinflussung, einer gezielten Förderung von im Menschen evolutionär angelegten Eigenschaften ? 
Einmal das Gemeinschaftliche, das menschliche Mitfühlen und Zusammenhalten mit tolerierendem Respekt des Anderen, auf der anderen Seite, das auch in der Gemeinschaft unentbehrliche 'Unterordnen', das konforme Verhalten, das wie das empathische Verhalten dazu gehört, um sich zu verteidigen, um stärker zu sein als der andere,  bis hin zur Überlebenserfordernis.

Die heutigen 'kulturellen Muster' sind machtbestimmt, bestimmt von dem Willen, größer, stärker, besser, reicher zu sein ... als der andere. Das fängt schon im Kindergarten an, wo der kleine Max, das Kuscheltier der kleinen Erna wegnimmt und sagt, das 'brauche ich, nicht du', über die Schule, wo es auf Abi Einser ankommt, wo der Numerus clausus später selektiert ... wo die Kinder als Objekte der Eltern, sich anstrengen müssen, um es 'einmal besser zu haben als wir' und die Enttäuschuing groß ist, wenn der Nachwuchs nicht so wird oder so sein will, wie das die elterliche Autorität vorherbestimmen wollte (natürlich nur zu dessen Besten).

Das Ziel:  der sich in Freiheit selbstbestimmende Mensch ist eben nur für die Wirtschaft, für die Politik von Interesse (s. Werbung, Propganda, Uniformisierung) , denn gemeint ist damit das Individuum, nicht die - auch von Hüther angesprochene - Gemeinschaft, wo Empathie gelebt und gedacht werden kann.

Die zweite Säule der Überlebensfähigkeit, das Soziale, das Mitmenschliche, wird dem Wirtschaftsprinzip untergordnet,  Helfen und Pflegen, Geselligkeit usw. wird objektiviert, wird ausgelagert, mit einem Preis versehen, wird auf dem Markt gehandelt, der zu pflegende Mensch wird zur rechnerischen Größe (Bettenbelegzahlen , Leistungsgrenze des Pflegers in bezug auf die Anzahl der Pflegebdürftigen).

Der Egoismus, das sich Durchsetzen Wollen (Müssen) wird zur Messlatte. Der 'Gutmensch' zur naiven, angeblich 'weltfremden' Lachnummer, zum pathologischen Visionär oder Utopisten, dem ja bloss nicht Platz einräumen sollte.

Tröstlich ist, dass die Menschen ihre in ihnen angelegte Empathie wieder aktivieren können, in Notsituationen z.B. wie sich das jüngst bei der Flutkatastrophe gezeigt hat.

Weniger tröstlich dagegen, das empathie-isolierte Denken von Impfverweigerern, die das Mitmenschliche nicht als Handlungsmaxime für sich akzeptieren können, aber auch nicht sehen, das ihre Existenz gerade von den Leistungen der sie umgebenden Gemeinschaften gewährleistet wird.

Gleiches gilt für die Klimakatastrophe, wo sogar eine Art 'globaler Empathie'  gefordert ist (mein Beitrag bringt gar nichts, sollen erst mal die anderen ...). Da kann es nicht dran liegen, dass es am Verständnismangel liegt, wenn die gewaltigen strukturellen Veränderung abgelehnt werden.

Ich frage mich, ob es nicht Grenzen der von Hüther angesprochenen 'Freiräume für neues Bewusstsein' gibt.

Gemeinschaften des sozialen Miteinander, des subjektiven Austausches gibt es nur im kleinen Umfang , in Vereinen, Familien, Kitas, vielleicht noch in kleineren Gemeinden oder Stadtvierteln, aber auch darüber hinaus ?

Ich habe nur eine empirische Antwort , aber keine endgültige, da ich nicht sehe, wie es gehen sollte, dass Menschen global menschlich, mitfühlend respektvoll miteinander umgehen, sich einander helfen, ihren warmen Mantel mit den Frierenden teilen (da ist es wieder, das  naive Gutmenschdenken oder wie Harald Welzer das nennen würde, die Vision, die Fähigkeit sicheine menschliche Zukunft zu erträumen, vorzustellen, abgelöst von den Unmöglichkeiten der existierenden "kulturellen Muster"  ...).

aixois

 

 

Rispe
Rispe
Mitglied

RE: Empathie, besser miteinander umgehen "Gerald Hüther"
geschrieben von Rispe
als Antwort auf Roxanna vom 26.10.2021, 12:01:56
Was immer auch schon an vielen Stellen hier im Forum geschrieben wurde, um nun einmal die virtuellen Begegnungen ins Spiel zu bringen, lieber @pschroed, so erschwert das miteinander in einem solchen, dass man den anderen nicht mit allen Sinnen wahrnehmen, ihm nicht ins Gesicht und nicht in die Augen schauen kann. Man bekommt  die unmittelbare Reaktion auf Geschriebenes nicht mit und da fehlt etwas ganz Entscheidendes und Wichtiges. Hier hat es die Empathie nach meinem Empfinden unter Umständen schwer, wenn die Vorstellung eines anderen "nur" das, was er/sie geschrieben hat, zur Grundlage hat.
Ich will nicht in Abrede stellen, dass ein Mensch schon auch viel durch das, was er an Meinungen, Haltungen zu ... schreibt, von sich zeigt. Aber, man darf nicht außer Acht lassen, dass hier auch die Möglichkeit besteht zu täuschen. Die Körpersprache ist oft ehrlicher als das gesprochene Wort.

LG
Roxanna
Genau das trifft es, @Roxanna, danke für diese kluge Bemerkung.
Es wäre schon viel damit getan, anderen nicht immer zu unterstellen, sie wollten einem was. So feindlich gesonnen ist kaum jemand hier, wie oft gemutmaßt wird. Und hinter manchen scheinbar bösen Kommentaren kann ein versteckter Humor lauern, der oft gar nicht wahrgenommen wird. Um ihn wahrnehmen zu können, muss man allerdings selber Humor haben und ein klein wenig auf der gleichen Ebene ticken. Und wenn beides nicht da ist, wird das nix mit der Wahrnehmung, weil verschiedene Sprachen gesprochen werden. 😰
Das ist nämlich die Crux bei Foren, wo man die Gestik, die Mimik und die Augensprache des/der anderen nicht sieht. Das gesprochene Wort allein vermittelt oft gar nicht, wie es gemeint ist; manches (natürlich nicht alles) habe ich hier mit einem inneren Grinsen geschrieben und gar nicht böse gemeint und war dann ganz erstaunt, welche gekränkte Reaktionen kamen.
Leute, nehmt euch und euer Tun und das der anderen nicht immer so bierernst. Es wird alles nicht so heiß gegessen wie gekocht. 😉
@aixois, deinen Beitrag finde ich übrigens sehr interessant, danke!
Rispe
Rispe
Mitglied

RE: Empathie, besser miteinander umgehen "Gerald Hüther"
geschrieben von Rispe
als Antwort auf aixois vom 26.10.2021, 12:03:59
Das Ziel:  der sich in Freiheit selbstbestimmende Mensch ist eben nur für die Wirtschaft, für die Politik von Interesse (s. Werbung, Propganda, Uniformisierung) , denn gemeint ist damit das Individuum, nicht die - auch von Hüther angesprochene - Gemeinschaft, wo Empathie gelebt und gedacht werden kann.

Die zweite Säule der Überlebensfähigkeit, das Soziale, das Mitmenschliche, wird dem Wirtschaftsprinzip untergordnet,  Helfen und Pflegen, Geselligkeit usw. wird objektiviert, wird ausgelagert, mit einem Preis versehen, wird auf dem Markt gehandelt, der zu pflegende Mensch wird zur rechnerischen Größe (Bettenbelegzahlen , Leistungsgrenze des Pflegers in bezug auf die Anzahl der Pflegebdürftigen).

Der Egoismus, das sich Durchsetzen Wollen (Müssen) wird zur Messlatte. Der 'Gutmensch' zur naiven, angeblich 'weltfremden' Lachnummer, zum pathologischen Visionär oder Utopisten, dem ja bloss nicht Platz einräumen sollte.

geschrieben von aixois



Lieber @aixois,
ich habe mir zu einigen Passagen, die du einbringst, nochmal Gedanken gemacht.
Diese hier scheint mir ein klein wenig ähnlich in der goßartigen Rede der diesjährigen Friedenspreisträgerin des Deutschen Buchhandels enthalten zu sein.
Ich habe Tsitsi Dangarembga so verstanden, dass sie neben dem Kolonialismus und Rassismus auch das ausbeuterische System des Kapitalismus für den Unfrieden in der Welt verantwortlich macht.
Zum Glück habe ich diese Rede jetzt abgedruckt im Netz gefunden und stelle sie hier mal ein. Es lohnt sich unbedingt, sie zu lesen: Tsitsi Dangarembga - Dankesrede

Hier ein Auszug:
Die gewaltsame Weltordnung, in der wir heute leben, wurde von gewissen hierarchischen Denkweisen etabliert. Die Lösung ist, ethnisch determinierte und andere hierarchische Denkweisen abzuschaffen, die auf demografischen Merkmalen wie sozialem und biologischem Geschlecht, Religion, Nationalität, Klassenzugehörigkeit und jedweden anderen Merkmalen beruhen, die in der gesamten Geschichte und überall auf der Welt die Bausteine des Imperiums waren und noch immer sind.
Von unseren derzeitigen globalen Ausgaben fließt viel Geld in die Beeinflussung von Gruppenverhalten. Disziplinen wie Marketing und Betriebswirtschaft, Politik und Werbung werden in der ganzen Welt gelehrt. In diesen Kursen wird den Studenten beigebracht, eine Zielgruppe zu definieren, indem man eine Population anhand einer Reihe demografischer Merkmale segmentiert. Die Bedürfnisse dieser Population werden dann manipuliert, wobei der Zweck der Manipulation nicht das Wohl der betroffenen Personen oder eine Verbreitung des Friedens ist, sondern etwas zu maximieren, das wir Profit nennen. Dieser kann finanzieller, politischer, sozialer oder anders gearteter Profit sein.
Doch diese Sache, die wir Profit nennen, gibt es nicht. In absoluten Begriffen ist das Konzept des Profits ein Trugschluss. In menschlicher Hinsicht und in der Welt, in der wir physisch leben, sind Ereignisse und Dinge in Zeit und Raum verortet. Wert, der zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort erscheint, ist der Wert, der aus einer anderen Zeit und von einem anderen Ort abgezogen wurde. Ein System, das auf Profit basiert, darauf, mehr zu erhalten, als man gibt, ist ein System der Ausbeutung. Ein System, das einerseits Konzentration und andererseits ein Defizit erzeugt, ist ein System des Ungleichgewichts. So ein System ist notwendigerweise instabil und deshalb auch nicht nachhaltig. Wie ist es möglich, dass wir in ein instabiles, nicht nachhaltiges System investieren, das uns zwangsläufig in den Untergang führt?“
Tsitsi Dangarembga - Dankesrede

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