Geisteswissenschaft / Philosophie Denken Computernutzer anders?
Ojeee,
Habe ich weiterhin keine Chance zu schreiben aus dem Bauch, möchte ich nur wissen wiviel Zeit braucht Carlos zu so einem „Doktorarbeit“, wenn du als Journalist musst auch höllisch aufpassen und 2-3 mal verarbeiten dein Beitrag. :O)))).
Ich genieße die geistige Arbeit der Senioren wirklich, auch wenn sich manchmal ins Haar gehen. *g*
" ....die auge-in-auge-diskussion ist in jedem fall ehrlicher, als jedes geschriebene, aufgezeichnete wort." dutchwepee
Das ist der Knackpunkt, dutch. Wer viel mit Texten umgeht, sie strukturiert, zergliedert, in Schemata festhält, der verliert leicht die Fähigkeit auf die feinen Töne im Gespräch zu achten. Wenn ich meine Bücher ansehe, finden sich viele Anmerkungen darin, Markierungen in allen Farben als Merkhilfen. Fällt ein Stichwort, taucht sofort eine Matrix im Hirn auf. Die Orientierung ist da, nur: Ob ich alles verstehen kann, wie es wirklich gemeint ist, das ist die Frage. In Schablonenpressen ist nicht das Gleiche wie das wirkliche Leben. Hier muss ich sehr vorsichtig sein. Deshalb sollte nasti ruhig so schreiben, frei weg von der Leber, das ist offen und ehrlich, macht auch Spaß.
Es ist natürlich auch so, wie du schreibst, dutch. Das Internet ist für uns unverzichtbar geworden. Wir sind abhängig. Der Kontakt mit den Informationen daraus läuft auch unterschwellig ab. Wenn die Techniik längere Zeit ausfällt, spüren wir, was fehlt, wie abhängig wir sind. Unsere Gedanken kreisen ständig darum. In diesem Forum wurde das Thema gesetzt: "Wer bedroht uns." Die Bedrohung wurde als von außen kommend gesehen. Was wäre aber, wenn das Internet einige Monate lahmgelegt würde? Angriffe auf as Internet können anders gestartet werden. Was würde noch funktionieren in der technischen Zivilisation. Angefangen von Flugsicherung über AKWs, Banken, Finanzwelt etc etc. Angriffe auf die Domainserver gab es schon vor einiger Zeit. Neun von ihnen wurden lahmgelegt. Neun von dreizehn. Warum alles kaputtschlagen mit Kernwaffen, es geht doch auch viel einfacher.
Das ist der Knackpunkt, dutch. Wer viel mit Texten umgeht, sie strukturiert, zergliedert, in Schemata festhält, der verliert leicht die Fähigkeit auf die feinen Töne im Gespräch zu achten. Wenn ich meine Bücher ansehe, finden sich viele Anmerkungen darin, Markierungen in allen Farben als Merkhilfen. Fällt ein Stichwort, taucht sofort eine Matrix im Hirn auf. Die Orientierung ist da, nur: Ob ich alles verstehen kann, wie es wirklich gemeint ist, das ist die Frage. In Schablonenpressen ist nicht das Gleiche wie das wirkliche Leben. Hier muss ich sehr vorsichtig sein. Deshalb sollte nasti ruhig so schreiben, frei weg von der Leber, das ist offen und ehrlich, macht auch Spaß.
Es ist natürlich auch so, wie du schreibst, dutch. Das Internet ist für uns unverzichtbar geworden. Wir sind abhängig. Der Kontakt mit den Informationen daraus läuft auch unterschwellig ab. Wenn die Techniik längere Zeit ausfällt, spüren wir, was fehlt, wie abhängig wir sind. Unsere Gedanken kreisen ständig darum. In diesem Forum wurde das Thema gesetzt: "Wer bedroht uns." Die Bedrohung wurde als von außen kommend gesehen. Was wäre aber, wenn das Internet einige Monate lahmgelegt würde? Angriffe auf as Internet können anders gestartet werden. Was würde noch funktionieren in der technischen Zivilisation. Angefangen von Flugsicherung über AKWs, Banken, Finanzwelt etc etc. Angriffe auf die Domainserver gab es schon vor einiger Zeit. Neun von ihnen wurden lahmgelegt. Neun von dreizehn. Warum alles kaputtschlagen mit Kernwaffen, es geht doch auch viel einfacher.
@carlos,
ich kann mich lebhaft an die ängste und befürchtungen erinnern, zum millenium.
was angriffe auf internet angeht, die passieren jeden tag, aber sie sind NOCH abwendbar.
wielange, weiss kein mensch.
manchmal hab ich das gefühl, wir verlassen und zu sehr auf technik und maschinen.
--
eleonore
ich kann mich lebhaft an die ängste und befürchtungen erinnern, zum millenium.
was angriffe auf internet angeht, die passieren jeden tag, aber sie sind NOCH abwendbar.
wielange, weiss kein mensch.
manchmal hab ich das gefühl, wir verlassen und zu sehr auf technik und maschinen.
--
eleonore
... man ist eben im wahrsten Sinne des Wortes "an der Leine" (on-line ) und "ins Netz gegangen" - und elo, Du hast recht - viele machen sich viel zu abhängig davon und glauben, dass es Dinge nicht gibt, die sie nicht im Internet finden.
--
angelottchen
--
angelottchen
Ein Thema, das ich so interessant finde, dass ich mal “auf Besuch” kommen und zunächst sagen möchte, dass ich auch bei anderen Strängen bei den Geisteswissenschaften schon fleißig mitgelesen habe.
Da ich jedoch meinem Tagesablauf einen bestimmten Rahmen gegeben habe und versuche, den - auch ohne PC - einzuhalten, beschränke ich mich meist auf Beiträge in “Literatur/Kultur“, einem Bereich, der mir viel Freude bereitet.
Und manchmal fehlt mir zu geisteswissenschaftlichen Themen auch die nötige und etwas umfassendere Sachkenntnis und ich müsste mich in ein Thema erst mal zeitaufwändig einarbeiten.
Aber jetzt meine Gedanken zu diesem Thema:
Zu der Philosophie von Platon (auch zu seinem Höhlengleichnis) kann ich mich völlig der von Karl am 6.6.2007, 8.27 Uhr, getroffenen Aussage anschließen , denn auch bin der Meinung, dass unsere Wahrnehmung uns nicht das “Eigentliche” zeigt, sondern nur unsere Vorstellung davon.
Wahrnehmungen sind subjektiv, gebunden an die Person und deren Erleben oder Werteeinstellungen.
Karl hat ja auch beschrieben, welche Defekte die Wahrnehmnung haben kann.
Das zeigt insgesamt, wie wenig objektiv und fehlerfrei unsere menschliche Wahrnehmung sein kann.
Andererseits ist sie aber, gerade weil die Sinneswahrnehmungen weitgehend einbezogen sind, wahrscheinlich auch unverzichtbar für die menschliche Seele, denn sie kompensiert ja auch oft das, was nicht gut für unsere Befindlichkeit ist, mit einer zwar verzerrten, aber bekömmlichen Sicht der Realität.
(she. auch http://www.br-online.de/wissen-bildung/thema/psychologie/02_wahrnehmung.xml)
Aber die eigentliche Frage war ja, ob mit der fortschreitenden Entwicklung der Informationstechnologie für die Nutzer dieser Informationen über den Computer
Ein anderer Denktypus entsteht?
Ein neuer Denktypus vielleicht nicht, aber ein verändertes Verfahren der Informationsgewinnung und damit einhergehend eine stärkere Abhängigkeit vom Computer.
Aber die von Dir, carlos1, gestellten Fragen, wären auch meine:
„Ist es aber nicht auch so, dass wir Maßstäbe brauchen, um die Qualität des im Internet über den PC Gebotenen zu beurteilen? Wo gibt es die? Wer vermittelt sie verbindlich?“
Liefert vielleicht die Angabe der Informationsquelle im Internet einen ersten Hinweis auf die Qualität der Information?
Je nach abgerufener Information können vielleicht nur Fachleute aus dem jeweiligen Bereich beurteilen, ob die Information richtig oder fehlerhaft ist?
PS
Kennt jemand den Film “Die Truman-Show”?
Den könnte man als moderne Parallele zum Höhlengleichnis bezeichnen - she. Linktipp!
--
enigma
Da ich jedoch meinem Tagesablauf einen bestimmten Rahmen gegeben habe und versuche, den - auch ohne PC - einzuhalten, beschränke ich mich meist auf Beiträge in “Literatur/Kultur“, einem Bereich, der mir viel Freude bereitet.
Und manchmal fehlt mir zu geisteswissenschaftlichen Themen auch die nötige und etwas umfassendere Sachkenntnis und ich müsste mich in ein Thema erst mal zeitaufwändig einarbeiten.
Aber jetzt meine Gedanken zu diesem Thema:
Zu der Philosophie von Platon (auch zu seinem Höhlengleichnis) kann ich mich völlig der von Karl am 6.6.2007, 8.27 Uhr, getroffenen Aussage anschließen , denn auch bin der Meinung, dass unsere Wahrnehmung uns nicht das “Eigentliche” zeigt, sondern nur unsere Vorstellung davon.
Wahrnehmungen sind subjektiv, gebunden an die Person und deren Erleben oder Werteeinstellungen.
Karl hat ja auch beschrieben, welche Defekte die Wahrnehmnung haben kann.
Das zeigt insgesamt, wie wenig objektiv und fehlerfrei unsere menschliche Wahrnehmung sein kann.
Andererseits ist sie aber, gerade weil die Sinneswahrnehmungen weitgehend einbezogen sind, wahrscheinlich auch unverzichtbar für die menschliche Seele, denn sie kompensiert ja auch oft das, was nicht gut für unsere Befindlichkeit ist, mit einer zwar verzerrten, aber bekömmlichen Sicht der Realität.
(she. auch http://www.br-online.de/wissen-bildung/thema/psychologie/02_wahrnehmung.xml)
Aber die eigentliche Frage war ja, ob mit der fortschreitenden Entwicklung der Informationstechnologie für die Nutzer dieser Informationen über den Computer
Ein anderer Denktypus entsteht?
Ein neuer Denktypus vielleicht nicht, aber ein verändertes Verfahren der Informationsgewinnung und damit einhergehend eine stärkere Abhängigkeit vom Computer.
Aber die von Dir, carlos1, gestellten Fragen, wären auch meine:
„Ist es aber nicht auch so, dass wir Maßstäbe brauchen, um die Qualität des im Internet über den PC Gebotenen zu beurteilen? Wo gibt es die? Wer vermittelt sie verbindlich?“
Liefert vielleicht die Angabe der Informationsquelle im Internet einen ersten Hinweis auf die Qualität der Information?
Je nach abgerufener Information können vielleicht nur Fachleute aus dem jeweiligen Bereich beurteilen, ob die Information richtig oder fehlerhaft ist?
PS
Kennt jemand den Film “Die Truman-Show”?
Den könnte man als moderne Parallele zum Höhlengleichnis bezeichnen - she. Linktipp!
--
enigma
„Platon hat mit seinem Höhlengleichnis, welches im Kern aussagt, dass die Wahrnehmung eines Dings keinesfalls dieses Ding selber ist, allein durch Nachdenken eine grundlegende Erkenntnis gewonnen.“ Karl
Platon würde sich etwas schwergetan haben, würde er heute zu uns kommen und lesen, was wir über ihn sagen. Er beginnt mit seiner Philosophie dort, wo Sokrates aufhörte; mit der Frage nach dem Wesen des Guten. Sei weise, dann bist du gut, meinte er. Wo aber ist Weisheit zu finden? Einfach so im Wissen? Im Wissen und Können? Bloßes Wissen und Können bezeichnet er als „Parusia“, eine Fähigkeit, die zu allem fähig ist. Das ist etwas von außen her Angeeignetes. Platon verlegt das Gute aber wieder in das Subjekt: Mit dem „Auge der Seele“ wissen wir um das Gute. Die rechte Gesinnung und die rechte Haltung den Dingen gegenüber gewinnen wir „nicht ohne schon Tugend zu haben.“ Indem wir strebend bemüht sind und fragen, haben wir immer schon - apriorisch also - eine Vorstellung von dem, wie es sein sollte. Das ist platonisch gedacht.
Der zweite Begriff, der in Platons Denken ein große Rolle spielt ist das Wahre. Darauf nehmen Karl und Angelottchen Bezug, wenn sie auf das Höhlengleichnis eingehen. Ein Gleichnis ist eine bildhafte, u. U. poetische Veranschaulichung eines logischen Sachverhalts durch Vergleich analoger Vorgänge aus anderen Lebensbereichen. Vielleicht sollte das Gleichnis Platons der Vollständigkeit halber noch um einige von Platon erwähnte Varianten erweitert werden. Die Gefangenen in der Höhle sind also wir. Gefangene sind wir in unserem eigenen Gefängnis der Sinne (und im eigenen Sprachgefängnis möchte ich hinzufügen). Könnten wir uns umwenden, sähen wir die wirklichen Gestalten, die die Schatten werfen, nicht nur deren Abbilder. Träten wir aus der Höhle heraus, würden wir durch die anders geartete Wirklichkeit im hellen Sonnenlicht geblendet werden. Nun Platons Ansicht: Der Bericht an die Mitgefangenen über das wirklich Geschaute würde bei den Mitgefangenen keinen Glauben finden, die Berichterstatter würden verspottet werden. Der Versuch jedoch, die Gefangenen zu befreien und ans Licht der wahren Welt zu führen, die für Platon die Welt der „Ideen“, oder in anderen Worten der „Gestalten“, „Strukturen“ ist, könnte dem Befreier das Leben kosten. Doch die Gefangenen können nicht in de Höhle bleiben, sie müssen befreit werden. Das ist die Aufgabe des Philosophen, die Menschen von der Welt des Scheins und der verschwommenen Bilder zu befreien und ihen das wahre Sein zu zeigen. Platon hat dabei wohl u. a. wohl auch an Sokrates und an dessen Ende gedacht.
Für Platon gibt es zwei Wahrheiten, einmal die logische und dann die ontologische. Wahrheit im logischen Sinne besteht in der Übereinstimmung unseres Denkens und Sprechens mit einem Sachverhalt, der durch Denken oder Sprechen wiedergeben werden soll. Die ontologische Wahrheit kann aber auch eine Eigenschaft des Seienden sein. Wenn Seiendes ist ,wie es sein sollte, ist es „wahr“. „Wahres Gold“ sagen wir und meinen den Reinheitsgrad. Dabei wissen wir, dass der absolute Reinheitsgrad nicht zu erreichen ist, nur annäherungsweise. Kein Idealzustand also, aber wir geben uns zufrieden. Bei Platon kommt Seiendes (Gold oder der Mensch, alles , was ist) nie ganz an das Sein heran, an die „Idee“ des Seinsollens. Die Idee ist für P das Wahre. Er setzt voraus, dass das Wahre immer auch etwas Unveränderliches ist und mit sich identisch sein muss. Alle Wahrheit sei ewig oder besser gesagt zeitlos.
Angelottchen schreibt, dass die Gefangenen Platons heute nicht in der Höhle sitzen würden, sondern vor dem PC. Indra ist der Auffassung, dass der Mensch ein Anhängsel der Technik geworden ist und fürchtet, dass immer weniger Menschen da sein werden die den Überblick behalten. Nasti hat Menschen gemalt, die gefesselt vor dem PC sitzen. Was wäre also der „wahre“ Mensch? Sind wir vor dem PC wirklich Gefangene? Es fällt mir schwer das zu glauben. Ich kann mich ja frei bewegen, kann abschalten. Im Lichte der Ideenlehre Plaons würde sich die Frage, ob die Nutzung des Computers einen neuen Denktypus (oder Idealtypus) hervorbringt, umformlieren lassen: Ist wahres Menschsein im Computerzeitalter möglich?
Zu viel habe ich geschrieben und dem Platon mit seiner Ideenlehre bin ich nicht gerecht geworden. Dies Gefühl bedrückt mich. Aber der Computer ist Schuld. Wenn ich daran denke, fühle ich mich wieder leichter.
C.
Platon würde sich etwas schwergetan haben, würde er heute zu uns kommen und lesen, was wir über ihn sagen. Er beginnt mit seiner Philosophie dort, wo Sokrates aufhörte; mit der Frage nach dem Wesen des Guten. Sei weise, dann bist du gut, meinte er. Wo aber ist Weisheit zu finden? Einfach so im Wissen? Im Wissen und Können? Bloßes Wissen und Können bezeichnet er als „Parusia“, eine Fähigkeit, die zu allem fähig ist. Das ist etwas von außen her Angeeignetes. Platon verlegt das Gute aber wieder in das Subjekt: Mit dem „Auge der Seele“ wissen wir um das Gute. Die rechte Gesinnung und die rechte Haltung den Dingen gegenüber gewinnen wir „nicht ohne schon Tugend zu haben.“ Indem wir strebend bemüht sind und fragen, haben wir immer schon - apriorisch also - eine Vorstellung von dem, wie es sein sollte. Das ist platonisch gedacht.
Der zweite Begriff, der in Platons Denken ein große Rolle spielt ist das Wahre. Darauf nehmen Karl und Angelottchen Bezug, wenn sie auf das Höhlengleichnis eingehen. Ein Gleichnis ist eine bildhafte, u. U. poetische Veranschaulichung eines logischen Sachverhalts durch Vergleich analoger Vorgänge aus anderen Lebensbereichen. Vielleicht sollte das Gleichnis Platons der Vollständigkeit halber noch um einige von Platon erwähnte Varianten erweitert werden. Die Gefangenen in der Höhle sind also wir. Gefangene sind wir in unserem eigenen Gefängnis der Sinne (und im eigenen Sprachgefängnis möchte ich hinzufügen). Könnten wir uns umwenden, sähen wir die wirklichen Gestalten, die die Schatten werfen, nicht nur deren Abbilder. Träten wir aus der Höhle heraus, würden wir durch die anders geartete Wirklichkeit im hellen Sonnenlicht geblendet werden. Nun Platons Ansicht: Der Bericht an die Mitgefangenen über das wirklich Geschaute würde bei den Mitgefangenen keinen Glauben finden, die Berichterstatter würden verspottet werden. Der Versuch jedoch, die Gefangenen zu befreien und ans Licht der wahren Welt zu führen, die für Platon die Welt der „Ideen“, oder in anderen Worten der „Gestalten“, „Strukturen“ ist, könnte dem Befreier das Leben kosten. Doch die Gefangenen können nicht in de Höhle bleiben, sie müssen befreit werden. Das ist die Aufgabe des Philosophen, die Menschen von der Welt des Scheins und der verschwommenen Bilder zu befreien und ihen das wahre Sein zu zeigen. Platon hat dabei wohl u. a. wohl auch an Sokrates und an dessen Ende gedacht.
Für Platon gibt es zwei Wahrheiten, einmal die logische und dann die ontologische. Wahrheit im logischen Sinne besteht in der Übereinstimmung unseres Denkens und Sprechens mit einem Sachverhalt, der durch Denken oder Sprechen wiedergeben werden soll. Die ontologische Wahrheit kann aber auch eine Eigenschaft des Seienden sein. Wenn Seiendes ist ,wie es sein sollte, ist es „wahr“. „Wahres Gold“ sagen wir und meinen den Reinheitsgrad. Dabei wissen wir, dass der absolute Reinheitsgrad nicht zu erreichen ist, nur annäherungsweise. Kein Idealzustand also, aber wir geben uns zufrieden. Bei Platon kommt Seiendes (Gold oder der Mensch, alles , was ist) nie ganz an das Sein heran, an die „Idee“ des Seinsollens. Die Idee ist für P das Wahre. Er setzt voraus, dass das Wahre immer auch etwas Unveränderliches ist und mit sich identisch sein muss. Alle Wahrheit sei ewig oder besser gesagt zeitlos.
Angelottchen schreibt, dass die Gefangenen Platons heute nicht in der Höhle sitzen würden, sondern vor dem PC. Indra ist der Auffassung, dass der Mensch ein Anhängsel der Technik geworden ist und fürchtet, dass immer weniger Menschen da sein werden die den Überblick behalten. Nasti hat Menschen gemalt, die gefesselt vor dem PC sitzen. Was wäre also der „wahre“ Mensch? Sind wir vor dem PC wirklich Gefangene? Es fällt mir schwer das zu glauben. Ich kann mich ja frei bewegen, kann abschalten. Im Lichte der Ideenlehre Plaons würde sich die Frage, ob die Nutzung des Computers einen neuen Denktypus (oder Idealtypus) hervorbringt, umformlieren lassen: Ist wahres Menschsein im Computerzeitalter möglich?
Zu viel habe ich geschrieben und dem Platon mit seiner Ideenlehre bin ich nicht gerecht geworden. Dies Gefühl bedrückt mich. Aber der Computer ist Schuld. Wenn ich daran denke, fühle ich mich wieder leichter.
C.
Du kannst gar nicht genug schreiben, carlos - Deine Beiträge sind eine wOHLTAT.
--
angelottchen
--
angelottchen
Re: Denken Computernutzer anders?
Leider bin ich erst jetzt auf dieses Thema gestossen. Erkenntnistheoretische Fragestellungen haben mich seit meiner Schulzeit immer wieder fasziniert.
Im alten Forum des ST habe ich mehrmals schon ausführlich meine eigene Meinung dazu formuliert. Hier nur eine Kurzfassung :
- Jede Wahrnehmung ist mittelbar, ist nur durch die Beschränkung und Modifizierung durch unsere Sinnesorgane und das verarbeitende Nervensystem möglich.
- Das Ding-ansich oder die Wirklichkeit bleibt uns verborgen.
- Durch Anpassung und Lernprozesse während der Jahrmillionen der Evolution ist diese angeborene Struktur unserer Informationsaufnahme und -verarbeitung entstanden. Es sind sozusagen unsere Hardware-Bedingungen.
- Unsere Wechselwirkung mit der individuellen Wahrnehmung und Erfahrung formt und strukturiert unsere Software bei der Informationsverarbeitung.
- Durch Tradition und Kulturtechniken wie Sprache, Schrift, Medien aber auch Internet haben wir Zugang zu Erfahrungen und Erkenntnisse anderer Menschen ... weitgehend unabhängig von Raum und Zeit.
- Auf Grund der Wechselwirkung mit der Erfahrung entstehen in uns Modelle der Aussenwelt. Diese Modelle können regelhaft wie Naturgesetze oder bildhaft als Gestalten in Erscheinung treten.
- Im Alltag werden z.B. die vom Sehzentrum in eine Projektion umgesetzte Reizkonfiguration ganz selbstverständlich für das Ding selbst gehalten. Oft wird uns das erst bewusst, wenn wir eine Sinnestäuschung oder Halluzination erleben.
Zur Beantwortung der Eingangsfrage:
Jede neue Erfahrungsart hat einen Einfluss auf die Ausbildung dieser Modelle. Mann kann sich vorstellen, das ein Inuit, der vor allem in Eis und Schnee lebt, ein Urwaldbewohner, ein Wüstennomade oder gar ein Blindgeborener ganz andere Modelle entwickelt als ein Stadtmensch mit Zugang zu allen Medien.
--
felix
Im alten Forum des ST habe ich mehrmals schon ausführlich meine eigene Meinung dazu formuliert. Hier nur eine Kurzfassung :
- Jede Wahrnehmung ist mittelbar, ist nur durch die Beschränkung und Modifizierung durch unsere Sinnesorgane und das verarbeitende Nervensystem möglich.
- Das Ding-ansich oder die Wirklichkeit bleibt uns verborgen.
- Durch Anpassung und Lernprozesse während der Jahrmillionen der Evolution ist diese angeborene Struktur unserer Informationsaufnahme und -verarbeitung entstanden. Es sind sozusagen unsere Hardware-Bedingungen.
- Unsere Wechselwirkung mit der individuellen Wahrnehmung und Erfahrung formt und strukturiert unsere Software bei der Informationsverarbeitung.
- Durch Tradition und Kulturtechniken wie Sprache, Schrift, Medien aber auch Internet haben wir Zugang zu Erfahrungen und Erkenntnisse anderer Menschen ... weitgehend unabhängig von Raum und Zeit.
- Auf Grund der Wechselwirkung mit der Erfahrung entstehen in uns Modelle der Aussenwelt. Diese Modelle können regelhaft wie Naturgesetze oder bildhaft als Gestalten in Erscheinung treten.
- Im Alltag werden z.B. die vom Sehzentrum in eine Projektion umgesetzte Reizkonfiguration ganz selbstverständlich für das Ding selbst gehalten. Oft wird uns das erst bewusst, wenn wir eine Sinnestäuschung oder Halluzination erleben.
Zur Beantwortung der Eingangsfrage:
Jede neue Erfahrungsart hat einen Einfluss auf die Ausbildung dieser Modelle. Mann kann sich vorstellen, das ein Inuit, der vor allem in Eis und Schnee lebt, ein Urwaldbewohner, ein Wüstennomade oder gar ein Blindgeborener ganz andere Modelle entwickelt als ein Stadtmensch mit Zugang zu allen Medien.
--
felix
....oder anders ausgedrückt: Das, was die anderen Primaten einfach tun, ohne sich Gedanken darüber machen zu müssen, kann oder muss der Mensch in Worte kleiden?
--
schorsch
--
schorsch