Forum Wissenschaften Geisteswissenschaft / Philosophie Betrachtungen über die Eile .... an und für sich und an sich

Geisteswissenschaft / Philosophie Betrachtungen über die Eile .... an und für sich und an sich

carlos1
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Re: Betrachtungen über die Eile .... an und für sich und an sich
geschrieben von carlos1
als Antwort auf yankee vom 13.02.2008, 09:40:17
Lieber Yankee, deine Skepsis ist berechtigt. Ich bin von zu Hause aus kein Berufsoptimist was die menschliche Einsichtsfähigkeit anbetrifft. Trotzdem gehe ich nicht ganz so weit, die Zukunft allein in Schwarz vorherzusagen. Die Schere zwischen Bedarf und Nachfrage oder Produktionsmenge und vorhandener Geldmenge bei Verbrauchern unterliegt immer Schwankungen. Die Vernunft ist beim Menschen vorhanden. Er verfügt über die Gabe nachzudenken über seinen Weg. Kein Hund kann einen Wurstvorrat anlegen. Darin ist er maßlos. Der Mensch, besser der Staat, der von Menschen geleitet wird, könnte es schon, wenn er will und die Einsicht dazu hat. Ob er es tut, ist eine andere Frage. Maßhalten ist schwer. Kulturen und Zivilisationen sind in der Geschichte aufgestiegen und dann wieder verschwunden. Daraus eine Gesetzmäßigkeiten abzuleiten, ist erlaubt, aber ob wir der Wahrheit, den Ursachen damit näherkommen ist eine andere Frage. Keine Situation in der Geschichte ähnelt exakt einer bereits vorher eingetreten. Untergangsprophetien sind en vogue. Der Fortschrittsoptimismus muss aber deshalb nicht ganz ad acta gelegt werden.Unsere Zukunft ist offen, wir können sie nicht vorhersagen. So groß die Gier des Menschen ist, seine Anpassungsfähigkeit ist auch groß. Eines ist ganz sicher: Auf lange Sicht sind wir alle tot. Keynes, der bedeutende Ökonom hat darauf hingewiesen. Alle Ökonomie sollten wir unter diesem Aspekt betrachten. Ist diese Feststellung eigentlich so negativ? Eben deshalb kommt doch auch immer was Neues in die Welt. Jedes Ende ist auch wieder ein neuer Anfang. Die uns verbliebene Zeit sinnvoll, d. h. auch ökonomisch zu nutzen, ist eine wichtige Aufgabe. Es lohnt sich darüber nachzudenken.
c.
schorsch
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Re: Betrachtungen über die Eile .... an und für sich und an sich
geschrieben von schorsch
als Antwort auf carlos1 vom 14.02.2008, 09:48:05
Carlos, in einem irrst du dich: Ein Hund kann sehr wohl ein Wurstlager einrichten. Wir hatten 2 Hunde. Und jeder nahm, wenn er genug gegessen hatte, die Wurst - oder was auch immer - ins Maul, ging zur Tür und knurrte. Wenn die Tür geöffnet wurde, lief er hinaus und verscharrte das Ding.

--
schorsch
carlos1
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Re: Betrachtungen über die Eile .... an und für sich und an sich
geschrieben von carlos1
als Antwort auf schorsch vom 14.02.2008, 10:09:07

hallo schorsch, tief zerknirscht ob solcher Fehleinschätzung der Intelligenz, weiser Voraussicht und Vernunft deiner 2 lieben Vierbeiner gestehe ich einen Fehler ein. Aber leise Zweifel bleiben doch. Vielleicht waren deine 2 lieben Vierbeiner nur vom Fressneid gepackt? Sicher dachten sie nicht so weit, die Wurst Bedürftigen zukommen zu lassen. Würde mich auch wundern. Aber eilig hatten sie es schon an die Tür zu kommen?
c.

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lotte
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Re: Betrachtungen über die Eile .... an und für sich und an sich
geschrieben von lotte
als Antwort auf carlos1 vom 14.02.2008, 11:15:55
eilig, natürlich * lächel*
--
lotte
yankee
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Re: Betrachtungen über die Eile .... an und für sich und an sich
geschrieben von yankee
als Antwort auf carlos1 vom 14.02.2008, 09:48:05
Hallo carlos,

die Beschreibung des IST-Zustandes und die daraus resultierende logische Konsequenz (negative Tendenz), beinhaltet nicht die Aussage der Hoffnungslosigkeit. Zur Zeit sehe ich allerdings kein Indiz dafür, daß wir Menschen irgendeine Konsequenz aus der geschichtlichen Erfahrung ziehen. Solange unsere gesellschaftlichen Systeme darauf getrimmt sind, den Menschen als Ware oder Gegenstand zur Erreichung wirtschaftlicher/politischer Ziele zu benutzen, wird sich die Geschichte über Auf- und Untergang von Kulturen wiederholen. Die Geschwindigkeit dieser Entwicklung nimmt m.E. immer mehr zu. Der Verfall unserer Grundwerte ebenfalls. Ob die menschliche Vernunft diesmal siegen wird, wage ich zu bezweifeln, ist aber eine Möglichkeit die unsere Hoffnung nicht sterben lässt. Die Eile mit welcher wir versuchen, unser System aufrecht zu erhalten und unseren Wohlstand zu erhalten bzw. zu vermehren, ohne Rücksicht auf die Natur und uns selbst, beschleunigt die Talfahrt ganz erheblich.

--
yankee
lotte
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Re: Betrachtungen über die Eile .... an und für sich und an sich
geschrieben von lotte
als Antwort auf yankee vom 14.02.2008, 11:29:02
Ja, carlos, dieser Deiner - auch für mich schmerzlichen Einordnung des Istzustandes unserer Gesellschaft stimme ich vollinhaltlich zu.
Es scheint mir eben doch so zu sein, dass wenn wir im individuellen Leben nicht fähig sind,unser Tun, dem wir " nacheilen" auf seine Zielqualitäten zu prüfen, das von der Gemeinschaft auch nicht erwarten können/dürfen.


Venceremos --- daran glaube ich schon lange nicht mehr....
--
lotte

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schorsch
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Re: Betrachtungen über die Eile .... an und für sich und an sich
geschrieben von schorsch
als Antwort auf carlos1 vom 14.02.2008, 11:15:55
Nein, sie dachten wohl eher an ihre eigene "Bedürftigkeit" = Bedarf!

--
schorsch
carlos1
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Re: Betrachtungen über die Eile .... an und für sich und an sich
geschrieben von carlos1
als Antwort auf lotte vom 14.02.2008, 12:21:59
Beim Individuum ansetzen, Lotte, ist richtig. Eine bessere Gesellschaft haben wir dann wenn immer mehr Mensche bessere Menschen geworden sind. Moralische Aufrüstung also. Die seitherigen Ergebnisse sind jedoch nicht zufriedenstellend ausgefallen. Die Kirche versucht die Menschen seit zwei Jahrtausenden zu bessern. Aber das zu sagen genügt nicht.
Wenn Yankee darauf verweist, dass es bis jetzt keine Anzeichen gäbe, die erkennen ließen, dass aus der Geschichte gelernt wird, so ist das ein oft wiederholter Gemeinplatz. Aussagekräftig ist er nicht und stimmen tut er auch nicht. Auch der Hinweis, dass Menschen als Ware benutzt werden zur Erreichung von Zielen ist zu wenig. Robinson auf seiner Insel wäre gerne unter anderen Menschen gewesen. Das Wörtchen "solange" weist übrigens darauf hin, dass hier zu deterministisch gedacht wird. Wenn also diese Bedingung wegfiele (Ausbeutung des Menschen, Ware Mensch), dann hätten wir einen Zustand erreicht, bei dem es kein Auf und Ab mehr gäbe, kein Verschwinden und Auftauchen von Kulturen und Zivilisationen. Das ist zu schön um wahr zu sein, es ist Wunschdenken. Das wird deutlich, wenn auf die Natur verwiesen wird, auf die wir keine Rücksicht nehmen, die beim Erfinder dieser Gedankenfigur (Marx) ja auch keine Rolle spielte.
Die Natur hat eben auch ihren Haushalt, ihre Ökonomie, damit auch ihre eigene Zeit. Wen wir dies berücksichtigen, wäre viel gewonnen. Darin sehe ich auch, dass tatsächlich hinzugelernt worden ist. Der kluge Haushälter (Ökonom) verhält sich so, dass er nicht mehr ausgibt, als er einnimmt. Beim Umgang mit Geld ist das jedem klar. Aber die Erkenntnis wächst, sie ist da, dass wir auch mit anderen Ressourcen haushalten müssen. Nicht nur weil Ressourcen begrenzt sind, sondern weil sie zum Nachwachsen Zeit benötigen. Weniger Eile mit dem Verbrauch heißt das. Ökologie hat immer mit Rücksicht auf die Zeit etwas zu tun. Wenn nun vorausschauendes Wirtschaften möglich sein soll, müssen wir die Eigenzeiten, die in allen natürlichen, gesellschaftlichen und menschlichen Tätigkeiten enthalten sind, herausfinden und zum Maßstab unseres eigenen Handelns machen. Ist das schwer? Ich meine nein. Es wird ja schon praktiziert, allem Pessimismus zum Trotz. Kapitalistische Programmlogik ist kein Schicksal. Zur kapitalistischen Programmlogik zähle ich u.a. auch das im planwirtschaftlichen Chaos des ehemaligen Ostblocks angerichtete Umweltdesaster in Mittelasien, wo der Aralsee austrocknet und die Wüstenbildung voranschreitet (lokaler Klimawandel inclusive).
Ein Beispiel für das richtige Zeitmaß ist der Begriff "Nachhaltigkeit". Er stammt aus der deutschen Forstwirtschaft und wurde seit dem Mittelalter in lokalem Rahmen praktiziert: Nur so viel Holz wurde geschlagen, wie nachgewachsen war. Seit den 90er Jahren hat dieser Grundsatz in politischen Erklärungen Platz gefunden. Er gilt nicht nur für Wälder, auch für Nutzböden, Wasservorkommen, Fischbestände (Walfang). Bei den nicht erneuerbaren Vorräten an fossilen Energien müsste sinngemäß gelten, dass sie nicht rascher abgebaut werden als gleichzeitig erneuerbare Quellen für diese Art der Nutzung geschaffen werden.
Die Geschichte bietet Beispiele lokaler und regionaler Rahmenordnungen, in denen Maßnahmen zur Ressourcenschonung möglich waren. Bei aller Kritik an vernetzten globalen Produktionsprozessen, im kleinen überschaubaren Rahmen laufen immer noch die meisten Produktionsprozesse ab. Die griechische Polis, die mittelalterliche Zunftordnung, der neuzeitliche Nationalstaat sind Beispiele für solche Rahmenbedingungen, in denen Regeln für Rechte und Pflichten (wirtschaftliche und politische) dauerhaft festgelegt waren. Einen weltumspannenden internationalen Rahmen gibt es (noch) nicht. Aber es ist wenig mehr als 200 Jahre her, seit Kant erstmals die Idee eines Vertrages zwischen Menschen auf die Beziehungen zwischen den Staaten übertrug. Die UNO ist ein praktischer Versuch in dieser Richtung, mit Mängeln. Die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen und die Energie- und Klimapolitk zeigen, dass wir weltweit existenziell von einander abhängig sind. Die Rauchschwaden chinesischer Kohlekraftwerke sind über Europa gut feststellbar. Umweltprobleme sind Haushaltsprobleme, Haushaltsprobleme sind Zeitprobleme.
yankee
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Re: Betrachtungen über die Eile .... an und für sich und an sich
geschrieben von yankee
als Antwort auf carlos1 vom 15.02.2008, 12:19:28
Schade carlos,

ich hatte anfänglich den Eindruck, daß dieses Thema fair und interessant diskutiert wird.
Da du scheinbar zu den Menschen gehörst, die ganz genau wissen was richtig und falsch ist, erübrigt sich auch jede Richtigstellung deiner Fehlinterpretationen meiner Aussagen.
Die Überheblichkeit und Selbstüberschätzung der eigenen Ansichten nimmt bei vielen Menschen mit steigendem Alter scheinbar zu.
Auch da ändert sich der Mensch scheinbar nicht.

Vielen Dank trotzdem für den Gedankenaustausch und die verschiedenen Ansichten und Meinungen.

Weiterhin interessante Unterhaltung wünscht
--
yankee
carlos1
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Re: Betrachtungen über die Eile .... an und für sich und an sich
geschrieben von carlos1
als Antwort auf yankee vom 15.02.2008, 15:52:28
Hallo Yankee, das Thema ist ja noch gar nicht diskutiert worden, außer dass einige Standardansichten ganz allgemeiner Art ausgetauscht wurden. Fehldeutungen unterlaufen immer. Du kannst diese Fehldeutungen ja benennen. Ich ziehe mich gerne darauf zurück, dass die Zukunft offen ist und dass Pessimismus begründet ist. Wir leben im 21. Jahrhundert und die Positionen der früheren Jahrhunderte dürfen sehr wohl kritisiert werden. Auch die der Gegenwart. Ich wollte niemand beleidigen, dich schon gar nicht, sondern im Thema weitergehen. Ich kann damit gut leben, dass andere Meinungen vorgetragen werden.

c.

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