Geisteswissenschaft / Philosophie Betrachtungen über die Eile .... an und für sich und an sich
Ich frage mich auch, warum diese Lifestylefragen unbedingt in Philosophie abgehandelt werden müssen. Bevor Ziele erreicht werden, erkranken viele Menschen. Übertriebener Ehrgeiz kann krank machen. Warum? Aber das ist eine total private Frage?
Tut mir Leid, Carlos, wenn Du meinen spontanen Denkanstoß irgendwie missverstanden hast.
Ich meinte durchaus nicht privates Geplapper über Befindlichkeiten, sondern eher im Sinne Epikurs, das Finden der Ruhe im Finden der Bedürfnislosigkeit.Ich meine, dass Eile ohne ein solches oder ähnliches Ziel sinnlos sei. Das sah ich allerdings schon als ethische Frage. [/b]
Es ist doch aber interessant - sicher auch für Dich - dass wir EILE zunächst mit Geschäftigkeit,Arbeitsleben usw verbinden .
Irgendwie komme /kam ich im Laufe meines Lebens dahinter, dass eben neben den lebensklugen , lebensnotwendigen Zielen im Alltag, die wir mehr oder weniger zu Recht in "gebührender" Eile erfüllen wollen, müssen/können auch diese Zielvorstellung als Lebenssinnfrage vom einzelnen Indiviuum für sich selbst definiert werden muss.
Sonst stehen wir am Ende des Lebens - mart sagt es so schön - am Gipfel: und wollten vielleicht lieber die Blumen am Wegesrand sehen.
--
lotte
"Ich meinte durchaus nicht privates Geplapper über Befindlichkeiten, sondern eher im Sinne Epikurs, das Finden der Ruhe im Finden der Bedürfnislosigkeit.lotte
Damit kann ich sehr viel anfangen, lotte. Auf diese Weise können wir auf die Suche gehen. Es gibt die Ansicht, dass dieser Epikur weniger exakte theoretische Philosophie als praktische Lebensweisheit bieten wollte. Er spricht von der Lust und meint damit nicht den sinnlichen Genuss, sondern vielmehr die Freiheit von seelischen Erschütterungen, die Stille des Gemütes, die Abwesenheit von Schmerz. Das quälende Drängen des Ehrgeizes ein Ziel zu erreichen dürfte dazu gehören. Er bereitet Schmerz. Mit Lust verbindet E. auch die Vernunft und die Einsicht als unentbehrliche Faktoren. Ohne sie und die Tugend gebe es keine Lust (inneren Frieden).
"Prinzip allen seligen Lebens und dasrum höchstes Gut ist die Einsicht; sie steht höher als die Philosophie; aus ihr entspringen alle übrigen Vorzüge; man kann ohne Einsicht .... überhaupt nicht lustvoll leben, wie man umgekehrt ohne Lust auch nicht vernünftig, sittlich und gerecht leben kann, denn es sind alle Tugenden mit dem angenehmen Leben verwachsen, und dieses wiederum ist von ihnen nicht zu trennen." Epikur (Menoikeusbrief)
Die Frage ist nur: Wie verwirkliche ich dieses Ideal der Abewesenheit von Schmerz in der modernen Arbeitswelt, die vom Diktat der Uhr, des Terminkalenders und der marktwirtschaftlichen Produktionslogik geprägt wird? Dieses Ideal erfordert eine andere Gesellschaft, eine andere Wirtschaft. Einen anderen Menschen?
c.
Damit kann ich sehr viel anfangen, lotte. Auf diese Weise können wir auf die Suche gehen. Es gibt die Ansicht, dass dieser Epikur weniger exakte theoretische Philosophie als praktische Lebensweisheit bieten wollte. Er spricht von der Lust und meint damit nicht den sinnlichen Genuss, sondern vielmehr die Freiheit von seelischen Erschütterungen, die Stille des Gemütes, die Abwesenheit von Schmerz. Das quälende Drängen des Ehrgeizes ein Ziel zu erreichen dürfte dazu gehören. Er bereitet Schmerz. Mit Lust verbindet E. auch die Vernunft und die Einsicht als unentbehrliche Faktoren. Ohne sie und die Tugend gebe es keine Lust (inneren Frieden).
"Prinzip allen seligen Lebens und dasrum höchstes Gut ist die Einsicht; sie steht höher als die Philosophie; aus ihr entspringen alle übrigen Vorzüge; man kann ohne Einsicht .... überhaupt nicht lustvoll leben, wie man umgekehrt ohne Lust auch nicht vernünftig, sittlich und gerecht leben kann, denn es sind alle Tugenden mit dem angenehmen Leben verwachsen, und dieses wiederum ist von ihnen nicht zu trennen." Epikur (Menoikeusbrief)
Die Frage ist nur: Wie verwirkliche ich dieses Ideal der Abewesenheit von Schmerz in der modernen Arbeitswelt, die vom Diktat der Uhr, des Terminkalenders und der marktwirtschaftlichen Produktionslogik geprägt wird? Dieses Ideal erfordert eine andere Gesellschaft, eine andere Wirtschaft. Einen anderen Menschen?
c.
DIE SCHNECKE...
Alle reden von Zeit – keiner hat sie!
Sie redet nicht davon – sie hat Zeit.
Sie nimmt sich Zeit:
Trotz des nächsten Zuges,
trotz wichtiger Termine,
Trotz dringender Geschäfte.
Und sie lebt!
Und sie bleibt nicht auf der Strecke!
Und sie kommt ans Ziel!
Die Schnecke hat Zeit!
Warum nicht von ihr lernen?
(Verfasser unbekannt)
--
omaria
Nachtrag:
VERFASSER DER "SCHNECKE":
Anton Dosenberger
omaria
VERFASSER DER "SCHNECKE":
Anton Dosenberger
omaria
@ omaria
Dein Gedicht gefällt mir, weil es mich vor allem daran mahnt, dass wir ( als Einzelmenschen und als Menschheit) all unser Tun auf das Ende hin bedenken sollten ... und zum Bedenken brauch es Zeit...
Hi, Carlos
Ja, carlos --- Epikur ist ja - mMn - schon zu Lebzeiten missverstanden worden. Aber gerade der Begriff Hedonismus ( als eine Lebenshaltung, die den Genuss zum Lebensinhalt macht ) ist nicht “ tot zu kriegen”.
Ich muss gestehen: in jüngeren Jahren erlebte ich seinen Aufruf zur Luststeigerung ganz massiv wörtlich, bis ich - jetzt im Alter - erst verstand, dass er ja als höchste Lust die selbst anerzogene Bedürfnislosigkeit lehrte.
Dieses Zitat von ihm finde ich ebenfalls sehr anregend für unsere Diskussion:
"Wir sind nur einmal geboren.
Zweimal geboren zu werden ist nicht möglich,
und eine Ewigkeit dürfen wir nicht mehr sein.
Du aber, der du nicht Herr über den morgigen Tag bist,
schiebst die Freude auf.
Das Leben verrinnt, während wir zaudern,
und jeder Einzelne von uns stirbt
mitten aus rastloser Tätigkeit heraus."
EPIKUR
Du erkennst sicher genau wie ich, dass es also auch ihm bewusst ist, dass “ rastlose” - also eilige Tätigkeit die andere Seite der Lebensmedaille ist.
Ganz kühn möchte ich einmal schließen: Vielleicht ist ja unser Alter endlich die Zeit, unser Ziel “ langsam” anzugehen ...
Freundlich
--
lotte
Dein Gedicht gefällt mir, weil es mich vor allem daran mahnt, dass wir ( als Einzelmenschen und als Menschheit) all unser Tun auf das Ende hin bedenken sollten ... und zum Bedenken brauch es Zeit...
Hi, Carlos
Ja, carlos --- Epikur ist ja - mMn - schon zu Lebzeiten missverstanden worden. Aber gerade der Begriff Hedonismus ( als eine Lebenshaltung, die den Genuss zum Lebensinhalt macht ) ist nicht “ tot zu kriegen”.
Ich muss gestehen: in jüngeren Jahren erlebte ich seinen Aufruf zur Luststeigerung ganz massiv wörtlich, bis ich - jetzt im Alter - erst verstand, dass er ja als höchste Lust die selbst anerzogene Bedürfnislosigkeit lehrte.
Dieses Zitat von ihm finde ich ebenfalls sehr anregend für unsere Diskussion:
"Wir sind nur einmal geboren.
Zweimal geboren zu werden ist nicht möglich,
und eine Ewigkeit dürfen wir nicht mehr sein.
Du aber, der du nicht Herr über den morgigen Tag bist,
schiebst die Freude auf.
Das Leben verrinnt, während wir zaudern,
und jeder Einzelne von uns stirbt
mitten aus rastloser Tätigkeit heraus."
EPIKUR
Du erkennst sicher genau wie ich, dass es also auch ihm bewusst ist, dass “ rastlose” - also eilige Tätigkeit die andere Seite der Lebensmedaille ist.
Ganz kühn möchte ich einmal schließen: Vielleicht ist ja unser Alter endlich die Zeit, unser Ziel “ langsam” anzugehen ...
Freundlich
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lotte
@lotte: Jeder Einzelne von uns stirbt mitten aus rastloser Tätigkeit heraus. Sicher hat Epikur, den du hiermit zitierst keine statistischen Erhebungen über Krankheitshäufigkeit und deren Todesfolgen vorliegen gehabt. Er hätte dann womöglich an die Herz- und Kreislauferkrankungen gedacht, die heute mit die häufigste Todesursache sind. Das sind die gesundeitlichen Folgen der Orientierung des Lebensrhythmus am Arbeitsmarkt.Begleitend dazu wäre der Alkohol- und Nikotingenuss, die Tablettenabhägigkeit, Schlafstörungen und Magen-Darm-Erkrankungen besonders durch Schichtarbeit. Soll ich noch die weit verbreiteten Konzentrationsstörungen nennen, die Leistungsdefizite zu bestimmten Tageszeiten, die vermehrt auftretende Schadstoffanfälligkeit? Welche schädlichen Auswirkungen Nachtarbeit auf Dauer haben kann zeigen Untersuchungen über Lebenszeit von Nachtarbeitern im Vergleich zu andern. Die Lust ist Anfang und Ende seligen Lebens, so Epikur. "Alles Wählen und Streben geht doch auf das Wohl des Leibes und die Ruhe der Seele ... was wir tun, tun wir, um der Unlust zu entgehen und die Ruhe der Seele zu finden." Wie weit doch die Wirklichkeit des Epikur von der unseren normalen Alltagswirklichkeit entfernt ist. Wo können sich die in der Nachtschicht Tätigen im Garten ergehen, wie es Epikur so gerne tat? Wie sieht das Familienleben dieser Leute heute aus. Epikur gehörte zu jenen, die andere für sich arbeiten ließen. Ich schätze seine Worte sehr, sie verlieren überhaupt nicht an Wert. Nur: Wie würde er sie wohl heute umsetzen, wenn er mit unseren Problemen konfrontiert wäre?
Die Hektik des Berufslebens ist an mir nicht spurlos vorüber gegangen. Ich habe Tabletten genommen, weil ich bis tief in die Nacht arbeitete und dann wenige Stunden Schlaf finden musste. Um fit zu sein, nahm ich tagsüber Tranquilizer und bei besonderer Beanspruchung dazu Aufputschmittel. Wenn möglich setzte ich sie ab. Süchtig war ich nie. Ich weiß das, weil ich die Dinger einfach vergaß, wenn sie nicht nötig waren. Ich schaffte es vor allem mit Hilfe des autogenen Trainings im Trubel und in der Hetze innere Ruhe zu bewahren.
c.
Ein Stress Pensum ist für jede MENSCH unterschiedlich. Ein ist fähig minimum 5-mal soviel Arbeit erledigen wie der andere. Für einige ist das Bohnen pflanzen schon stressig,
und hat ein Stress mit langsam wachsenden Salat.
Ein mit Energie volgeladene Mensch wird zum Grunde gehen wenn er tagelang nur meditieren sollte, und meistens haben die mit Energien volgeladene Menschen gleichzeitig eine höhere LIBIDO. /Picasso/.
Ich kenne persönlich einige so „gestresste Menschen –es sieht so aus von außen, aber Sie genießen es, die Erfolge, die damit verbundene materielle Güte, das Ruhm und Bewunderung oder Neid der anderen.
Dies Typen möchten bei „rennen“ sterben und bringen sehr große Dinge zum schein.
Ich bewundere diese Energien volgeladenen, und ist mir klar dass ich persönlich das nieeee schaffen könnte.
Z.B. stehen jeden Tag und Jahre lang vor der Publikum wie die Schauspieler. Wenn einige dabei erkranken, das heißt, die Energien haben versagt, hat sich überschätzt.
Hallo Carlos,
in den meisten Punkten stimme ich dir zu. Aus deinen Ausführungen geht klar hervor, daß die Grundproblematik eigentlich das System ist in dem man lebt. Nun will ich nicht in das Klischee verfallen und alles dem System in die Schuhe schieben. Es gibt aber einen Unterschied, ob in Afrika oder Südamerika der Mensch zu einem größeren Anteil als Selbstversorger existiert und somit auch nicht so stark von dem wirtschaftlichen System abhängig ist, oder ob in der industrialisierten Gesellschaft sich alles dem wirtschaftlich gesteuerten System unterzuordnen hat. Die weniger entwickelten Länder haben auch keine Infrastruktur, die eine solche Unterordnung überhaupt ermöglicht. In diesen Ländern stehen der Mensch und seine Bedürfnisse mehr im Mittelpunkt als bei uns. Einer der Preise, die wir für unseren Fortschritt bezahlen, ist Stress durch Termindruck aufgrund der Vielzahl von Verpflichtungen, welche wir in diesem anspruchsvollen System erfüllen müssen. Sowohl beruflich als auch privat. Um auf diesem Standard mithalten zu können, müssen wir uns fast ununterbrochen beeilen. Das System duldet keine Verspätungen. Alles ist abhängig von der Einhaltung der Termine (Just in time). Du kennst ja sicher den Spruch in der Wirtschaft: Nicht die grossen fressen die kleinen, sondern die schnellen die langsamen. Wir verfallen immer mehr der Gefahr, das Quantität vor Qualität kommt. Auch ein Preis des technischen Fortschrittes, des globalisierten Marktes und der schnellen Kommunikationswege. Dieses System kennt keinen Biorhytmus, keine Rücksichtnahme und immer weniger moralische Werte. Ich bin sehr pessimistisch, was die Weiterentwicklung unserer Zivilisation anbelangt. Alle Hochkulturen in der Vergangenheit haben irgendwann Grenzen überschritten, nachdem der Mensch immer weniger in dem jeweiligen System zählte. Für mich haben solche Systeme, ob demokratisch oder nicht, langfristig keine Überlebenschance. Man könnte auch sagen: Wir eilen zu unserem eigenen Untergang.
--
yankee
in den meisten Punkten stimme ich dir zu. Aus deinen Ausführungen geht klar hervor, daß die Grundproblematik eigentlich das System ist in dem man lebt. Nun will ich nicht in das Klischee verfallen und alles dem System in die Schuhe schieben. Es gibt aber einen Unterschied, ob in Afrika oder Südamerika der Mensch zu einem größeren Anteil als Selbstversorger existiert und somit auch nicht so stark von dem wirtschaftlichen System abhängig ist, oder ob in der industrialisierten Gesellschaft sich alles dem wirtschaftlich gesteuerten System unterzuordnen hat. Die weniger entwickelten Länder haben auch keine Infrastruktur, die eine solche Unterordnung überhaupt ermöglicht. In diesen Ländern stehen der Mensch und seine Bedürfnisse mehr im Mittelpunkt als bei uns. Einer der Preise, die wir für unseren Fortschritt bezahlen, ist Stress durch Termindruck aufgrund der Vielzahl von Verpflichtungen, welche wir in diesem anspruchsvollen System erfüllen müssen. Sowohl beruflich als auch privat. Um auf diesem Standard mithalten zu können, müssen wir uns fast ununterbrochen beeilen. Das System duldet keine Verspätungen. Alles ist abhängig von der Einhaltung der Termine (Just in time). Du kennst ja sicher den Spruch in der Wirtschaft: Nicht die grossen fressen die kleinen, sondern die schnellen die langsamen. Wir verfallen immer mehr der Gefahr, das Quantität vor Qualität kommt. Auch ein Preis des technischen Fortschrittes, des globalisierten Marktes und der schnellen Kommunikationswege. Dieses System kennt keinen Biorhytmus, keine Rücksichtnahme und immer weniger moralische Werte. Ich bin sehr pessimistisch, was die Weiterentwicklung unserer Zivilisation anbelangt. Alle Hochkulturen in der Vergangenheit haben irgendwann Grenzen überschritten, nachdem der Mensch immer weniger in dem jeweiligen System zählte. Für mich haben solche Systeme, ob demokratisch oder nicht, langfristig keine Überlebenschance. Man könnte auch sagen: Wir eilen zu unserem eigenen Untergang.
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yankee
Nasti hat einen sehr wesentlichen Aspekt hier eingebracht. Stress, sagt sie, sei individuell verschieden tolerierbar und Eile (oder Stress) sei sogar von den Einzelnen erwünscht. Genauso empfinde ich es auch. Ohne Stress zu leben wäre fürchterlich. Zu viel Stress und Hetze wäre genau so unerträglich. Ein gewisses Anstrengungsniveau ist erforderlich, um nicht in ein Loch zu fallen. Stress in erträglichen Grenzen also. Unser Körper ist dafür gebaut, um Anstrengung auszuhalten und Leistungsanforderungen zu erfüllen. Erbrachte Leistungen erfreuen uns sogar. Ich sehe das ebenso wie nasti.
@ yankee.
Du hebst sehr stark auf das "System" ab. Und am Schluss steigerst du dich in einen wahren Fortschrittsskeptizismus. Kein Frage, ich teile die Skepsis bis zu einem gewissen Grad. Aber es gibt in der Geschichte keinen Automatismus. Das gegenwärtige System der marktwirtschaftlichen Produktionslogik ist überdenkenswert. Kein Geringerer als Papst Johannes Paul II. hat in der Euphorie der Nachwendezeit, als man am Ende des Kalten Krieges wähnte ein neues Zeitalter des Friedens sei angebrochen, darauf verwiesen, dass das System des Wirtschaftsliberalismus zum Untergang verdammt sei. Solche Stimmen wurden nicht gerne vernommen. Solche Mahnungen gehen gehen auch leicht unter im allgemeinen Lärm der veröffentlichten Meinungen. Sicher meinte er damit auch den Zustand einer sich beschleunigenden Produktion, die weltweit beständig neue Techniken und Stoffe hervorbringt und weiter sucht. Weltweit gibt es etwa 8 Mio chemische Stoffe, täglich kommen mehr als tausend neue Substanzen hinzu, wie das Bundesministerium für Umwelt schon vor 15 Jahren feststellte. Diese Stoffe gibt es in der Natur nicht. Die Evolution konnte unseren Körper nicht auf deren Wirkungén vorbereiten. Wir entlassen sie aber in die Umwelt, ohne ihre Auswirkungen vor ihrem massenhaften Einsatz genau zu prüfen. Der Konkurrenzdruck bewirkt das. Eine Form der Eile ist das. Kaum entdeckt und möglichst bald im Einsatz. Wer zuerst dran sit, hat die Nase vorn im Wettlauf, wie yankee es darlegt. Die Folgen kommen über uns. Ein nie da gewesenes Experiment. Wie herrlich war doch die Entdeckung des FCKW. Der Erfinder demonstrierte dessen Harmlosigkeit vor der Presse im Jahre 1933 damit, dass er auf der Pressekonferenz einen Schluck davon in den Mund nahm und gurgelte. Heute wissen wir, dass dieser Stoff chemisch neutral reagiert mit anderen Stoffen (ich hoffe, dass ich als Nichtchemiker mich richtig ausdrücke), aber dass er in großen Höhen über unseren Köpfen verheerende Zerstörungen anrichtet, die unsere Gesundheit bedrohen und das Klima verändern können. Wodurch eigentlich unterschieden sich Planwirtschaft im Osten und marktwirtschaftlich orientiertes System im Westen? Höchstens vielleicht, dass die im Westen die Nase ein klein wenig weiter vorne hatten.
Überall wo der Mensch sich mit der Natur auseinandersetzt entsteht ein System. Ein System ist nichts weiter als ein geordnetes Ganzes, eine Zusammenstellung und eine Anordnung von mehreren und vielen Teilen zu einem Ganzen. Auch wenn ich als Robinson auf einer kleinen Insel mein Leben friste und erhalte, organisiere ich die Daseinsvorsorge als "System". Auch Agrargesellschaften auf einer niedrigeren Produktivitätsstufe sind Systeme, die den Einzelnen einbinden und damit zwingen bestimmte Regeln einzuhalten. So kann Eile entstehen.
c.
@ yankee.
Du hebst sehr stark auf das "System" ab. Und am Schluss steigerst du dich in einen wahren Fortschrittsskeptizismus. Kein Frage, ich teile die Skepsis bis zu einem gewissen Grad. Aber es gibt in der Geschichte keinen Automatismus. Das gegenwärtige System der marktwirtschaftlichen Produktionslogik ist überdenkenswert. Kein Geringerer als Papst Johannes Paul II. hat in der Euphorie der Nachwendezeit, als man am Ende des Kalten Krieges wähnte ein neues Zeitalter des Friedens sei angebrochen, darauf verwiesen, dass das System des Wirtschaftsliberalismus zum Untergang verdammt sei. Solche Stimmen wurden nicht gerne vernommen. Solche Mahnungen gehen gehen auch leicht unter im allgemeinen Lärm der veröffentlichten Meinungen. Sicher meinte er damit auch den Zustand einer sich beschleunigenden Produktion, die weltweit beständig neue Techniken und Stoffe hervorbringt und weiter sucht. Weltweit gibt es etwa 8 Mio chemische Stoffe, täglich kommen mehr als tausend neue Substanzen hinzu, wie das Bundesministerium für Umwelt schon vor 15 Jahren feststellte. Diese Stoffe gibt es in der Natur nicht. Die Evolution konnte unseren Körper nicht auf deren Wirkungén vorbereiten. Wir entlassen sie aber in die Umwelt, ohne ihre Auswirkungen vor ihrem massenhaften Einsatz genau zu prüfen. Der Konkurrenzdruck bewirkt das. Eine Form der Eile ist das. Kaum entdeckt und möglichst bald im Einsatz. Wer zuerst dran sit, hat die Nase vorn im Wettlauf, wie yankee es darlegt. Die Folgen kommen über uns. Ein nie da gewesenes Experiment. Wie herrlich war doch die Entdeckung des FCKW. Der Erfinder demonstrierte dessen Harmlosigkeit vor der Presse im Jahre 1933 damit, dass er auf der Pressekonferenz einen Schluck davon in den Mund nahm und gurgelte. Heute wissen wir, dass dieser Stoff chemisch neutral reagiert mit anderen Stoffen (ich hoffe, dass ich als Nichtchemiker mich richtig ausdrücke), aber dass er in großen Höhen über unseren Köpfen verheerende Zerstörungen anrichtet, die unsere Gesundheit bedrohen und das Klima verändern können. Wodurch eigentlich unterschieden sich Planwirtschaft im Osten und marktwirtschaftlich orientiertes System im Westen? Höchstens vielleicht, dass die im Westen die Nase ein klein wenig weiter vorne hatten.
Überall wo der Mensch sich mit der Natur auseinandersetzt entsteht ein System. Ein System ist nichts weiter als ein geordnetes Ganzes, eine Zusammenstellung und eine Anordnung von mehreren und vielen Teilen zu einem Ganzen. Auch wenn ich als Robinson auf einer kleinen Insel mein Leben friste und erhalte, organisiere ich die Daseinsvorsorge als "System". Auch Agrargesellschaften auf einer niedrigeren Produktivitätsstufe sind Systeme, die den Einzelnen einbinden und damit zwingen bestimmte Regeln einzuhalten. So kann Eile entstehen.
c.
Hallo Carlos,
erstmal vielen Dank für dein feedback.
Mein Versuch, den Grund für die allgemeine Hast und die Folgen davon aus meinem Verständnis heraus darzustellen, endet tatsächlich sehr skeptisch. Vielleicht steigert man sich auch hinein, wenn man darüber nachdenkt. Eine Lösung aus Menschenhand für diese Entwicklung sehe ich auch nicht. Deshalb bin ich der Meinung, daß die Natur, wie immer, dafür sorgen wird, daß solche Entwicklungen von "Produktionsgeilheit verbunden mit krankhafter Profitgier", uns angeblich hochzivilisierten Völkern, irgendwann in naher Zukunft zeigt wo der Hammer hängt. Systeme wie die der westlichen Industrieländer, in der die Geschwindigkeit durch immer höhere Automatisierungsgrade bei immer weniger verdienenden Menschen, welche aber immer mehr konsumieren sollen damit sich die Automatisationen auch rechnen, immer mehr zunimmt, steht am Ende immer der Kollaps. Jedenfalls aus meiner Sicht, die natürlich nicht zwingend die richtige sein muss.
Wir Menschen neigen dazu, leicht das Maß zu verlieren, wenn wir irgendeinen Vorteil für uns in einer Sache sehen. Diese Masslosigkeit führt uns in solchen Entwicklungen dann sehr schnell an das Ende derselbigen. Meine Skepsis ist also durchaus realistischer Natur.
--
yankee
erstmal vielen Dank für dein feedback.
Mein Versuch, den Grund für die allgemeine Hast und die Folgen davon aus meinem Verständnis heraus darzustellen, endet tatsächlich sehr skeptisch. Vielleicht steigert man sich auch hinein, wenn man darüber nachdenkt. Eine Lösung aus Menschenhand für diese Entwicklung sehe ich auch nicht. Deshalb bin ich der Meinung, daß die Natur, wie immer, dafür sorgen wird, daß solche Entwicklungen von "Produktionsgeilheit verbunden mit krankhafter Profitgier", uns angeblich hochzivilisierten Völkern, irgendwann in naher Zukunft zeigt wo der Hammer hängt. Systeme wie die der westlichen Industrieländer, in der die Geschwindigkeit durch immer höhere Automatisierungsgrade bei immer weniger verdienenden Menschen, welche aber immer mehr konsumieren sollen damit sich die Automatisationen auch rechnen, immer mehr zunimmt, steht am Ende immer der Kollaps. Jedenfalls aus meiner Sicht, die natürlich nicht zwingend die richtige sein muss.
Wir Menschen neigen dazu, leicht das Maß zu verlieren, wenn wir irgendeinen Vorteil für uns in einer Sache sehen. Diese Masslosigkeit führt uns in solchen Entwicklungen dann sehr schnell an das Ende derselbigen. Meine Skepsis ist also durchaus realistischer Natur.
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yankee