Garten und Balkon Invasive Neophyten
Neophyten = neue, nicht einheimische Pflanzenarten sind das eine. Sie müssen noch nicht zwangsläufig schlecht sein im Sinne von nachteilig für einheimische Ökosysteme. Sehr viele Pflanzen waren und sind ursprünglich nicht einheimisch.
Problematisch wird es aber, wenn die Neophyten auch invasiv = sich schnell und stark ausbreitend sind. Denn das geschieht dann zum Nachteil der einheimischen Pflanzen und meist auch der Tierwelt.
Es gibt so viele wunderschön blühende einheimische Pflanzen, dass es für mich ohnehin ein Rätsel ist, wieso manche zu den Exoten greifen. Die einheimischen Pflanzen sind nicht nur optimal hier angepasst und winterhart, sondern auch als Futterpflanzen für viele Tiere, insbesondere Insekten, wichtig.
Exoten dagegen bieten Insekten oft keine bis kaum Nahrung.
Breiten sich invasive Neophyten aus, werden somit nicht nur einheimische Pflanzen verdrängt, sondern auch die davon abhängigen Tiere.
Typisches Beispiel: immer weniger Futterpflanzen für die Schmetterlingsraupen. Dabei freuen sich doch die meisten, wenn sie Schmetterlinge sehen.
Gleiches gilt auch für allerlei andere Insekten, die dann wieder für Vögel wichtige Futterquellen wären.
Aktuell beginnt z. B. wieder die Amerikanische und Asiatische Kermesbeere zu blühen. Sie ist zwar dekorativ und wurde deshalb leider auch gerne gekauft, um sie in Gärten zu pflanzen. Inzwischen gehört sie jedoch auch zu den Top invasiven Problempflanzen.
Sie breitet sich nicht nur massiv aus, sondern wirkt sich auch hemmend auf das Wachstum schon bestehender anderer Pflanzen in ihrer Nachbarschaft aus. Und die Kermesbeere wieder entfernen ist äußerst schwierig.
Leider setzt sie sich so massiv durch, dass sie auch in Wäldern zu einem großen und buchstäblich flächendeckenden Problem wurde und werden kann. Junge Bäume haben dann keine Chance mehr.
Es wäre einfach nur schön, wenn sich viele vorher überlegen würden, ob es wirklich Exoten sein müssen, die sie sich in den Garten holen. Oder ob sie nicht lieber solche Exoten wieder entfernen zugunsten von schönen und ökologisch wertvollen, einheimischen Pflanzen.
In Summe hätten all die Privatgärten ein großes Potenzial, wenn dort statt pflegeintensivem Kies, Exoten und englischem Rasen, wo oft auch noch gespritzt wird, eher Platz für pflegeleichte, einheimische Wildkräuter und Sträuchern geschaffen würde.
Die Abnahme von Insekten und in Folge auch von Vögeln, hat viele Ursachen - eine davon ist auch der Mangel an Futterpflanzen.
Und was die Kermesbeere betrifft, wäre es zu schön, wenn man sie wieder entfernen würde.
Ihre Fruchtstände und Samen gehören auch nicht in den Kompost, sondern inzwischen zum Sondermüll. Allein das sollte einem auch zu denken geben...
Danke @skys
Das ist ein gutes Thema, das leider in der breiten Bevölkerung noch nicht wichtig genug genommen wird, meine ich.
Jetzt ist u.a. auch gerade Blütezeit des Berufkrautes, einer invasiven Art. Noch nie sah ich sie in diesem Ausmass in unseren Wiesen und in den Haus-Gärten. Ahnungslose lassen sie sogar extra auf ihrem Rasen stehen und mähen 'drumherum'. Löwenzahn und Gänseblümchen sind ja für viele Unkraut. Aber was tatsächlich Unkraut ist, wissen sie leider nicht.
Hier eine interessante Website (finde ich ...).
https://www.waldzeit.ch/pflanzen/einjaehriges-berufkraut-erigeron-annuus/#Invasiver_Neophyt
ja, denke auch, das Berufkraut kennen vermutlich auch nicht so viele, eher klein, fast unauffällig und Korbblütler gibt es ja viele ähnliche usw...
Hier begegnet man ihm schon so oft, dass ich es eher als "irreversibel angekommen" ansehe.
Ab einem gewissen "Einwanderungsalter" bleibt dann oft eh nur die Frage, ob sich auch andere Organismen daran angepasst haben oder wie es sich entwickelt hat
Guter Link, ja :)
Ja, skys, viele Faktoren spielen bei der Beurteilung mit, ab wann eine eingewanderte, invasive Pflanze ausgerottet werden muss/kann oder nicht. Und dann fängt der oftmals aussichtslose Kampf an. Obwohl auch im Fernsehen sehr oft aufgeklärt wird, scheint es doch die meisten Leute nicht zu interessieren. Dabei könnte man ja schon mal im eigenen Gärtlein anfangen.
Stadtgrün hat mir geschrieben, dass sie bei Privaten nur Empfehlungen abgeben können/dürfen. Aber für meine Hinweise für invasive Pflanzen auf städtischem Grund sind sie dankbar.
Das Berufkraut ist nicht immer klein und bescheiden, so wie es mir zum ersten Mal aufgefallen ist. Bei uns schiesst es förmlich ins Kraut. Schätzungsweise 80 cm hoch ist es.
Auch diese Syrische Seidenpflanze (Asclepias syriaca) habe ich entdeckt. Sie scheint aus dem 'Gefängnis Schrebergarten' ausgebrochen zu sein. Erst jetzt ist Stadtgrün zuständig und kann mit der Bekämpfung beginnen.
Manchmal denke ich, dass ich froh wäre, wenn ich das alles gar nicht wüsste...
Darum habe ich mich heute erst mal mit der Brennnesselernte beschäftigt und mich über die jungen Triebe gefreut. (Allerdings freuten sich die kleinen Insekten, welche sich darin tummelten, wahrscheinlich gar nicht sooo sehr ;)
Gruss - Inge
Das Berufkraut ist nicht immer klein und bescheiden,Weiß, was du meinst - ich war nur gedanklich noch bei den Kermesbeeren-Dimension, die zB den ganzen Waldnachwuchs unmöglich machen kann.
Inge-ma
Die Seidenpflanze sehe ich hier auch öfters angepflanzt. Wild bisher nicht so.
Ehrlicherweise sollte ich auch noch ergänzen, dass Neophyten derzeit leider auch noch in einem anderen Sinn eine Rolle spielen: nicht nur, weil sie sich hier unerwünscht breit machen.
Gerade, was den Wald und Bäume angeht, ist man am Suchen, welche Arten das zukünftige Klima evtl besser vertragen - und probiert Arten aus, die hier nicht heimisch sind...
Die Klimaänderung macht vielen Pflanzen schwer zu schaffen und was den Wald angeht (und damit meine ich nicht die Holzwirtschaft, um die es natürlich auch einigen geht), wird viel ausprobiert. Der Druck ist groß.
Wie sich diese Eingriffe dann wieder auswirken, wird man sehen.
Aber nun läuft es immer öfter auf Versuche mit meist großem Aufwand hinaus, etwas zu "korrigieren" oder zu "verbessern", was so lange, lange Zeit super und optimal funktioniert hatte.
Die Folgen für die Ökosysteme mit all den aufeinander abgestimmten und oft auch voneinander abhängigen Organismen - mal sehen...
Mit anderen Worten: ich mag sie!
Würde nur gern wissen, wie sie heisst und ob sie zu den invasiven Neulingen gehört, die man dann doch besser meidet
Ein sehr interessanter thread!
Liebe Grüsse
Val
Meines Erachtens ist das Amaranth, ich hab den auch im Garten, aber nie gesät.
LG Ohwaya
Hier nochmal ein Bild, wo sie (Vordergrund und runtergeschnitten) einproblematisches Stückchen, wo sonst nicht s wachsen will, in Angriff genommen haben.
Da nke, Ohwaya - nein, ich glaube nicht, dass es Amaranthen sind, denn die Blüte bleibt grün und steht hoch.
Aber ich kann mich irren.
Gruss Val
Amaranthus retroflexus (Zurückgebogener Amaranth)
ist ein Neophyt aus N-Amerika, hier eingebürgert.
A. retroflexus
Gruß
Oberwind