Fitness Enkelkind mit Besonderheiten betreuen: Wie fit seid ihr?

Liebe Mitglieder des Senioren-Treffs, 
ich war mir nicht sicher, wo ich meine Frage platzieren und vielleicht zu einem Austausch zu meinem Thema kommen kann. Deshalb schreibe ich sie hier hinein. 
Anlass meiner Frage ist, dass ich im Laufe diesen Jahres gerne eine "Oma-Vertretung" finden möchte, aber kein Gefühl dafür habe, ob und wenn ja, wo, sich jemand finden ließe. Und bevor ich bei meinen Kindern Hoffnung wecke, wüsste ich gerne von euch, ob mein Wunsch realistisch ist. Also: ich freue mich auf eure Ideen, Fragen, Vorschläge... 
Der Hintergrund: 
Mein Enkel hat eine Diagnose zu einer besondere Form des Autismus kombiniert mit ADHS.
Die Problematik bei dieser besonderen Form des Autismus (PDA) zeigt sich unter anderem durch ein ab und an auftretendes, unkontrollierbares Verhalten des Kindes, ausgelöst durch die Reizüberflutung des kindlichen Nervensystems. Es wirkt zunächst etwas wie ein unangemessenes Trotzverhalten, ist aber eine Reaktion auf nicht rechtzeitig erkannte Überforderung. Es ist dem Kind dann je nach Situation z.B. auch nicht mehr möglich sich verbal auszudrücken. Die Kommunikation findet dann -wenn's klappt- durch Gesten oder durch aufschreiben des Gewünschten oder des Problems statt. 

Das Kind ist seit dem Sommer letzten Jahres in der Vorschule, hat eine persönliche Schulbegleitung für täglich 3 Stunden. Soweit es personell möglich ist, wird er darüberhinaus noch 1,5 Stunden durch die Schule betreut. Soweit so gut. Was fehlt, ist eine zeitweilige Entlastung der Eltern. Die anderen Großeltern haben sich nach der Diagnose komplett zurückgezogen, die Gründe dafür sind mir nicht bekannt, aber es schmerzt mich sehr. 
Da ich nicht in der Nachbarschaft wohne, bin ich jeweils 2 Stunden pro Strecke unterwegs, das heißt, wir sehen uns ca. alle zwei Wochen, auch mal zwei Tage hintereinander. Ich kümmere mich dann gerne um ihn, allerdings nur, wenn ein Elternteil in der Wohnung anwesend ist. Ich höre ihm vor allem zu, sitze in seiner Nähe, wenn er bastelt oder Lego baut. Es scheint so, dass er damit auch gut zufrieden ist. Aktivitäten draußen würde ich gerne mit ihm machen, traue mir das aber (noch) nicht zu. 

Würdet ihr euch in eurem Alter und mit eurer Lebenserfahrung zutrauen, stundenweise die Betreuung eines 6-jährigen mit diesen psychischen Besonderheiten zutrauen? Was sollte ich beachten, wenn ich eine Oma-Vertretung suche? Was würde euch wichtig sein, wenn ihr an so etwas interessiert wäret?

Herzliche Grüße
Thea 

 

Liebe Thea,

bevor ich so eine Entscheidung treffen würde, wollte ich erst einmal konkret wissen was auf mich zukommen kann. Und ich wollte wissen, wie ich bestmöglich reagieren kann. 
Es hat ja nicht nur mit Fitness zu tun, ob man sich die Betreuung zutraut oder nicht. Gerade neurologische Auffälligkeiten können, wenn man neu damit konfrontiert wird, ganz schön verunsichern. 

So etwas wie z.B. das hier: ADHS erkennen und bewältigen - Informationen, Ursachen und Diagnose (familie-mit-adhs.de) hätte ich dann schon gerne an der Hand. 

Und auch wenn Du danach nicht gefragt hast, vielleicht ist folgendes für die Eltern auch informativ, denn meine Erfahrung ist, dass man nicht zwingend von Ärzten informiert wird was an Unterstützung möglich ist. Oft wissen sie das auch nicht.
Leistungen aus Pflegeversicherung bei ADHS (familie-mit-adhs.de) 

Ich wünsche euch alles Gute und ein gutes Händchen bei der Suche nach Unterstützung.

Zaunkönigin

Hallo @Thea Kiel

Du lebst in einer Großstadt. Die Hilfe, die Du suchst, sollte es näher zu Deinem Enkelkind haben als Du selbst, deshalb ist die Empfehlung von @Ingrid60 sinnvoll, wenn Du Dich an die Stadtverwaltung wendest oder vielleicht an die Bezirksverwaltung. Auch die Hinweise von @Zaunkönigin auf Hilfsmittel sind sehr gut und helfen Dir vielleicht weiter.

Unsere Mitgliederdichte in Deiner Stadt ist noch nicht so groß, dass Du eine große Chance hast, hier jemanden zu finden, aber man weiß ja nie.

Ich wünsche Dir viel Erfolg bei der Suche und bei der Unterstützung Deines Enkels (und seiner Eltern).

Karl

Ich rate, sich an nebenan.de zu wenden.
Da findet man im mer jemanden, der/die in der Nähe wohnt, und hier habe ich schon oft solche Gesuche oder auch Angebote von Leihomas gelesen.

Liebe Thea,
wie es hier bereits anklang, reicht allein die körperliche „Fitness“ nicht, ein Kind mit den geschilderten Problemen zu betreuen und es (idealerweise!) auch gern zu haben. Menschen, die sich einer solchen Aufgabe widmen wollen, sollten sich vorab damit auseinandersetzen können und wollen. Wer noch nie auch nur mit einem hyperaktiven Kind konfrontiert war, hält das oft für ein Ergebnis mangelnden Erziehungsgeschicks der Eltern. Und bei deinem Enkel kommen ja noch andere Schwierigkeiten hinzu …
Das kann zu großen Missverständnissen führen.

Mit einer „Leihoma“ ist es nicht getan. Denn wer so etwas nicht kennt, wirft womöglich schnell das Handtuch. Und damit ist dem Jungen nicht gedient; er brauch Beständigkeit.

Vielleicht findest du (statt bei „unbedarften“ Stellen) in entsprechenden Selbsthilfegruppen Hilfe, weitergehende Tipps und Adressen, die dir mit Rat und Tat dienen können:

ADHS Deutschland

Es gibt eine Regionalgruppe in Schleswig-Holstein, die kennen sich vielleicht mit den Gegebenheiten vor Ort aus.

Dir und der „Enkelfamilie“ viel Glück!

Gruß
Leevke

Ich bin Mutter eines solchen besonderen Kindes, allerdings ist sie jetzt keine 6 Jahre mehr alt, sondern schon 47Jahre alt! 
Ich hatte bis zu ihrem 8. Lebensjahr für ein paar Stunden am Nachmittag eine Pflegefamilie, da waren 3 schulpflichtige ältere Kinder, die sich auch abwechselnd mit ihr beschäftigen  konnten oder wollten und halt die Mama, den Papa hat sie nur am Wochenende oder an Feiertagen erlebt, wir haben bis heute Kontakt zu der Familie, Papa Roman ist allerdings vor 2 Jahren gestorben, kurioserweise heißt die Mama auch Edith, wie ich!
Und die Kinder von damals sind heute auch schon Eltern erwachsener Kinder!! 
Ich habe damals aber die Familie stundenweise bezahlt, weil ich sicher war, daß mein Kind dort auch liebevollen Familienanschluß hatte, 
Papa Roman war auch Vorbeter in der örtlichen Kirche, mein Kind ist bis heute Fan von jeder Kirche und jedem Gottesdienst, sie kann sämtliche Gebete, die in einem katholischen Gottesdienst vorkommen auswendig mitbeten, aber sie ist nicht getauft!

Weil es damals in dieser Gegend für sie keine geeignete Schule gab, sahen wir uns gezwungen in die nächst größere Stadt zu ziehen, dort begann sie ihre Schulzeit mit 8 Jahren, aber weil wir uns geschäftlich massiv vergrößert hatten, brauchten wir nach der Schulzeit Kinderfrauen, sie hatte von Mo - Fr von 14:00 bis 18:00h an jedem Tag eine andere Kinderfrau, die mit ihr die Nachmittage verbrachten, natürlich auch gegen Bezahlung!
Ich wollte einfach sicherstellen, daß die Frauen, daß nicht als Stress und Mühe empfinden, sondern mit Lust und Laune diese Aufgabe erfüllen, ich wollte aber auch, daß die Mausi lernt, daß es unterschiedliche Menschen gibt, die sich mit ihr auch unterschiedlich befassen und beschäftigen, auch sollte sie lernen, mit unterschiedlichen Menschen zurechtzukommen oder sich auch mal wehren oder beschweren, man konnte mit ihr nämlich machen was man wollte, das wollte ich abstellen! 
Ich würde es heute aber wieder gerne einführen! 😇 

Im Januar 2000 verstarb mein Mann, nun stand ich da mit diesem Riesenladen und dem besonderen Kind, was blieb mir übrig als das auch zu wuppen, habe ich auch gemacht, aber jetzt. Brauchte ich täglich 2 Kinderfrauen, eine für nachmittags und eine für abends, bis ich in die Wohnung komme, und das war selten vor 24:00h der Fall!
13 Jahre habe ich das geschafft, dann habe ich mich mit 67 Jahren entschlossen, alles aufzugeben und in Rente zu gehen, das war eine weise Entscheidung und ich habe sie zum richtigen Zeitpunkt getroffen, aber Kinderfrauen habe ich keine mehr, ich habe ein Vermögen darein gesteckt, meine Friedelinde ist ein wandelndes Eigenheim!😀
Aber das allerwichtigste ist, sie hat und hatte ein schönes, behütetes und abwechslungsreiches Leben, und ich kein schlechtes Gewissen! 



Edita

Ein herzliches Dankeschön an alle, die auf meinen Beitrag geantwortet haben - hier oder auch mit einer persönlichen Nachricht. Ich habe einige Anregungen erhalten, die ich in meine Überlegungen einbeziehen kann.
Die Problematik betrifft nicht die finanzielle Unterstützung, da wurde von Seiten der Eltern alles getan, was möglich ist. Der Haken ist, wie schon bei der Schulbegleitung, einen Menschen zu finden, der Interesse hat und mit dem Herzen dabei ist. Bei der Schulbegleitung ist es uns glücklicherweise gelungen, darüber sind wir alle sehr froh und hoffen, dass sie uns auch weiter erhalten bleibt. 
Herzliche Grüße 
Thea