Forum Kunst und Literatur Fernsehen und Film ZDF 24. Januar 2022 - 20.15 Uhr "Die Wannsee-Konferenz"

Fernsehen und Film ZDF 24. Januar 2022 - 20.15 Uhr "Die Wannsee-Konferenz"

olga64
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RE: ZDF 24. Januar 2022 - 20.15 Uhr "Die Wannsee-Konferenz"
geschrieben von olga64

Mir erging es ähnlich wie einigen DiskutantInnen hier: ich habe mir Film und anschliessende Doku komplett angesehen und nage noch heute schwer daran.
Deutsche Gründlichkeit und optimale Organisation bei der Vernichtung von 11 Mio Juden waren das Ziel dieser Konferenz. Es handelte sich meist um akademisch vorgebildete Leute mit einem Durchschnittsalter von 40 Jahren.
Eine Szene geht mir so gar nicht aus dem Kopf: das Projekt 'Vergasung war zu diesem Zeitpunkt noch in der Testphase; bis dahin vergaste man nur kleinere Gruppen in eigens konzipierten 'Gaswagen, womit aber das gesteckte Ziel von 11 Mio zu tötenden Menschen (Männer, Frauen und Kinder) lange nicht erreicht werden konnte.
Es gab dann die Erschiessungskommandos, ausgeführt von Soldaten der Wehrmacht. In der Ukraine tötete man an einem Tag mehr als 30.000 Menschen. Sie mussten sich vor die Grube knien und erhielten den Genickschuss und fielen in das Grab.
Nun errechnete einer, wie viele solcher Erschiessungskommandos man bräuchte, um effiizient 11 Mio zu töten: man kam auf Basis dieser 30.000 zu erschiessenden auf eine Dauer von 450 Tagen. Das hätte bedeutet, dass ohne grosse Pausen die Erschiessungskommandos täglich und mehr als ein Jahr tätig sein müssten.
Bedenken kamen dann auf, aber nicht hinsichtlich der zu ermordenden Menschen, sondern der ausführenden Soldaten, wie diese das psychisch überstehen sollten: man schlug vor, die Ration an Alkohol entsprechend zu erhöhen - ausserdem müsste ja ein schiessender Soldat keinem der Opfer ins Gesicht sehen, weil sie von hinten erschossen werden.
Interessant ist auch, dass Herr Heydrich (im Zivilleben ein gebildeter und musisch interessierter Mann) diese Konferenz nur wenige Monate überlebte: im Mai 1942 wurde in Prag ein Attentat auf ihn ausgeübt; er starb an den Folgen im Juni 1942 im Alter von 38 Jahren,.Olga

RE: ZDF 24. Januar 2022 - 20.15 Uhr "Die Wannsee-Konferenz"
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Michiko vom 25.01.2022, 14:47:32
Wer den Film gestern nicht angeschaut hat, wird sich diesen link gewiss auch nicht aufrufen. Muss man auch nicht, das Protokoll genügt. Und wer über diesen Satz im Protokoll nicht die Nerven verliert, dem ist nicht zu helfen. Screenshot 2022-01-25 at 14-40-15 Protokoll Januar 1942 - protokoll-januar1942_barrierefrei pdf.png
Das sehe ich anders, obwohl ich Dich durchaus verstehe.
Nebbich ...
- das Forum kann von jedermann jederzeit weltweit gelesen werden - ohne Anmeldung. Es gibt dort bestimmt einige, die sich das ZDF nicht angetan haben. Aber auch einige, die es sich antun möchten/sollten. Deswegen hab ich den Link hier reingestellt. Das Protokoll reicht zum kompletten Verständnis wohl nicht, es sollten auch die Gründe dafür bekannt sein.
Diese eisige Kälte 'maßgeblich Beteiligter', die durchaus auch heutzutage dank' der Hierarchie anzutreffen ist (siehe meinen vorigen Beitrag) kann gar nicht oft genug erwähnt werden.
Umso übler halte ich deswegen, mittig des Filmes eine KontoAnmeldung zu verlangen. -

Leider verlangt die Mediathek eine Anmeldung zur Mitte des Filmes, um weitersehen zu können. Das gehört sich für eine ÖffentlichRechtliche Rundfunkanstalt überhaupt nicht, die Gebühren nicht unerheblichen Ausmaßes kassiert. Und die damit nicht nur im Ausland das vollständige Sehen erschwert oder gar unmöglich macht. Damit könnte sie nämlich dem beabsichtigen Zweck im Wege stehen.

Warum? Ist die Frage. 'Deckung/TeppichKehren' jener Vorgänge? Ist doch mindestens -und mal positiv gedacht- recht armselig.
Welcher Eíndruck entsteht? Dass 'die Deutschen' so einen Bericht/Film blockieren möchten, einen Film der über ihre Schandtaten berichtet.
Das finde ich jedenfalls übler als das was der General rausließ, der mMn im Grunde Recht hat.

Es wäre ein Beitrag gewesen, der unseren Youngsters (meinen zumindest) gezeigt hätte, zu was herzlose Verbrecher, verschanzt als SchreibtischTäter, fähig waren.
Ich möchte nicht scheiben, zu was sie fähig sind, aber die Vorgänge um ImpfTerminVergaben sprechen sicher deutlich.

Ob das heute ausgeschlossen ist?
Ohne folgsame Staatsdiener ist auch unsere jetzige freiheitliche,  demokratische Gesellschaft ja nicht funktionsfähig. Jeder brüllt gegen 'die Nazies', aber was wird aktiv unternommen, diesen Trend zu unterbinden? Inhalte eines Links nur halb zu zeigen, dann mittig abzudrehen? Naja ...

Auch zu dem Zweck, diesen Film zu publizieren, war/ist mein Link gedacht. Vielleicht gibts auch einen komplett freien Zugang bei YT? Wie zB HIER.
Hab diesen nicht komplett gesehen, und er könnte durch WerbeEinblendung unterbrochen -aber nicht zwangsweise angehalten- werden. Umso eindringlicher die Frage nach dem 'Warum' einer vom ÖffentlchRechtlichem ZDF verlangten Anmeldung? Auch das ist (wieder) eine 'Selektion'.
 


PS:
Ich habe den Film gesehen. Aber ich bin GsD in der Lage, solches als nüchtern in der Geschichte einzuordnen. Und ja, ich kenne schon Menschen, die diesem Inferno entkommen konnten. Über deren Erlebisse und Umstände dabei schweigt der Sänger aber.
Mitglied_162e28b
Mitglied_162e28b
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RE: ZDF 24. Januar 2022 - 20.15 Uhr "Die Wannsee-Konferenz"
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 25.01.2022, 16:43:06
@digi,

ich gestehe, ich verstehe Deinen Beitrag überhaupt nicht. Wie Du Deine Nachkriegsarbeit in den Zusammenhang mit der Wannseekonferenz stellen kannst, ist mir völlig unbegreiflich. Was soll das?

Weißt Du was die Wannseekonferenz war und was dort beschlossen wurde?

karl
geschrieben von karl
Ging mir ganz genauso.

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Bias
Bias
Mitglied

RE: ZDF 24. Januar 2022 - 20.15 Uhr "Die Wannsee-Konferenz"
geschrieben von Bias
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 25.01.2022, 13:22:35
Und nein, die Einstellung mancher Leute gegenüber den Impfverweigerern, -zweiflern, Querdenkern möchte ich nicht mit den Anfängen der braunen Diktatur vergleichen.
geschrieben von Enya
Danke, Enya.
Das schrieb Lorena auch.
Mich wundert das etwas, da ich es doch ausdrücklich ebenso geschrieben habe.
geschrieben von Bias
Stimmt. Gerade nochmal nachgelesen.
Doch dann weiß ich nicht so recht, warum du dieses Thema ausgerechnet da erwähnst, wo es um die Wannsee Konferenz geht.
Aber egal, nun wissen wir ja, wie du es meintest
 
Ich führe meine Überlegung mal noch ein wenig aus, es erscheint mir sinnvoll:

Was brauchts, um eine Gruppe, eine Population, als gesellschaftsschädlich auszugrenzen?
- Eine tatsächliche oder empfunden Bedrohung
- Ein der Bedrohung entsprechendes gesellschaftliches Klima
- Eine Erzählung (neudeutsch Narrativ genannt), die den erklärenden Rahmen liefert.
- Eine Politik, welche die Erzählung stützt (nicht bemüht ist, Einzelfälle herauszustellen)
- Autoritäten, welche das Narrativ, die Erzählung, stützen.
- Ein auf diesem Hintergrund gewachsenes Klima der Verunsicherung.
(nicht unbedingt in der Reihenfolge. Es stellt auch keine Ausschließlichkeit dar; es muss halt passen).

Im Ergebnis wurden geschichtlich
- Leute als Hexen oder Hexer schuldig gemacht,
- Leute von der Art Giordano Brunos oder der Protestanten als Ketzer verfolgt.
- Ende des 18. Jh. in Frankreich Menschen mit falscher Gesinnung aufgespürt und zur Guillotine  geführt
- und durchgängig Juden für schuld am Unglück per se erklärt.
All das stieß auf die Akzeptanz großer Teile der Bevölkerung, wäre ohne diese nicht möglich gewesen.

Nein, das ist keine Rechtfertigung der Pogrome und Gräueltaten, die während des Dritten Reiches quasi im Staatsauftrag geschehen sind. Die waren hoffentlich singulär!
Es ist lediglich mein persönlicher Versuch zu verstehen, wie sich etwas aufbaut und was es ermöglicht, dass Leute, welche sich und die ihren für Opfer halten, zu Tätern werden und sich im Zweifel dabei als Helden beim aufopfernden Kampf gegen das Böse wähnen.
Brave, anpackende Leute, die nach erledigter Arbeit angesehene Glieder der Gesellschaft und gute Familienmenschen sind - oder sein können.

Achte auf die Narrative, Bias.
Sei skeptisch und überprüfe sie, heißt der - eigentlich längst nicht mehr notwendige - Rat an mich selbst.
Ansonsten meine ich jetzt ausreichend erklärt zu haben, was mich bewegt.
Hoffe, dass als Botschaft das ankommt, was gesendet ist und dass es inhaltliche Erwartungen an das, was ins Forum eingebracht werden sollte, zumindest ansatzweise erfüllt.
Mareike
Mareike
Mitglied

RE: ZDF 24. Januar 2022 - 20.15 Uhr "Die Wannsee-Konferenz"
geschrieben von Mareike
als Antwort auf Karl vom 25.01.2022, 16:43:06

Ich gestehe: Alleine schon das Lesen vom letzten Beitrag von Olga ist mir fast unmöglich.

Digis Beitrag verstehe ich schon: Er beschreibt, wie das Grauen anfängt, mit welcher Banalität, Gedankenlosigkeit, Egoismus, Gefügigkeit, Gefühlslosigkeit.

Dass es letztlich sogar möglich war, dieses eigentlich Undenkbare auch umzusetzen, bleibt mir unbegreiflich - Verrohung?

Mein Enkel erzählte mir von Fragmenten aus dem Geschichtsunterricht. Der Lehrer berichtete von Panzer-Schokolade. Ich gestehe: Mlir war dieser Begriff unbekannt.
https://www.mdr.de/geschichte/pervitin-soldaten-krieg-droge-hitler-deutsches-reich100.htm

RE: ZDF 24. Januar 2022 - 20.15 Uhr "Die Wannsee-Konferenz"
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 25.01.2022, 16:43:06
@digi,
ich gestehe, ich verstehe Deinen Beitrag überhaupt nicht. Wie Du Deine Nachkriegsarbeit in den Zusammenhang mit der Wannseekonferenz stellen kannst, ist mir völlig unbegreiflich. Was soll das?
Weißt Du was die Wannseekonferenz war und was dort beschlossen wurde?
karl
geschrieben von karl
Natürllich weiss ich das, Karl.
Meine persönlichen Erfahrungen aus meiner Jugendzeit sollten aufzeigen, zu was (auch heute) bürokratische Hierarchie fahig ist/wäre. Einfach stur nach dem Gesetz ausführendes Organ.
Das stammt also nicht aus HörenSagen, das ist meine erlebte Zeit Ende er 50er.
Und dann noch mal deftig, aber auch betroffen (OLG Brandenburg) Ende der 90er.
Damit möchte ich darauf hinweisen, dass nicht komplett ausgeschlossen ist, dass sich Ahnliches wiederholen könnte, auch wenn sich keiner das wünscht. Ist 'lediglich' eine Frage der Organisation.
Wie war das mit dem Ausländer, der in Leipzig? auf der Strasse erschlagen wurde.
Oder die Sache des Unholdes mit der Knarre, der zwar in den DönerKiosk gelangte, aber GsD nicht durch die stabile Tür kam ...
 

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Mitglied_162e28b
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RE: ZDF 24. Januar 2022 - 20.15 Uhr "Die Wannsee-Konferenz"
geschrieben von ehemaliges Mitglied

Ohne etwas relativieren zu wollen... das Grauen empfunden aufgrund abscheulichster (Kriegs)verbrechen ist leider allgegenwärtig und nicht nur auf die Gewaltherrschaft der Nazis beschränkt.

Ob es uns nun gefällt oder nicht:
Menschen sind zu so etwas fähig, das kann man quer Beet durch die Geschichte nachvollziehen.
Die Gewalt wird ausgeübt, nur die Begründungen sind unterschiedlich.
Sofern die Taten überhaupt begründet werden.

Lara1
Lara1
Mitglied

RE: ZDF 24. Januar 2022 - 20.15 Uhr "Die Wannsee-Konferenz"
geschrieben von Lara1
als Antwort auf Mareike vom 25.01.2022, 17:27:56

Guten Abend Mareike,
würdest du mir bitte erklären warum dir der Beitrag von Olgas Beitrag beim Lesen so schwer fiel, ich hatte genau diese Empfindungen, konnte aber genau diese Gefühle nicht mit Worten ausdrücken.

RE: ZDF 24. Januar 2022 - 20.15 Uhr "Die Wannsee-Konferenz"
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 25.01.2022, 17:51:02
Ohne etwas relativieren zu wollen... das Grauen empfunden aufgrund abscheulichster (Kriegs)verbrechen ist leider allgegenwärtig und nicht nur auf die Gewaltherrschaft der Nazis beschränkt.

Ob es uns nun gefällt oder nicht:
Menschen sind zu so etwas fähig, das kann man quer Beet durch die Geschichte nachvollziehen.
Die Gewalt wird ausgeübt, nur die Begründungen sind unterschiedlich.
Sofern die Taten überhaupt begründet werden.
geschrieben von Enya
... oder/und im Namen des HErrn geschehen.
Mitglied_162e28b
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RE: ZDF 24. Januar 2022 - 20.15 Uhr "Die Wannsee-Konferenz"
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 25.01.2022, 18:12:41
Ohne etwas relativieren zu wollen... das Grauen empfunden aufgrund abscheulichster (Kriegs)verbrechen ist leider allgegenwärtig und nicht nur auf die Gewaltherrschaft der Nazis beschränkt.

Ob es uns nun gefällt oder nicht:
Menschen sind zu so etwas fähig, das kann man quer Beet durch die Geschichte nachvollziehen.
Die Gewalt wird ausgeübt, nur die Begründungen sind unterschiedlich.
Sofern die Taten überhaupt begründet werden.
geschrieben von Enya
... oder/und im Namen des HErrn geschehen.
geschrieben von digi
Ja, einer Perversität mehr. Töten im Namen des Herrn. Wie dieser auch immer heissen mag....

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